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Monatsarchive: Mai 1998
Leibesübung für den Krieg – Elfriede Jelineks „Sportstück“ beim Mülheimer Dramatikerwettbewerb
Von Bernd Berke
Mülheim. Freunde militärischer Zucht könnten ihre Freude an dieser Inszenierung haben: Regisseur Einar Schleef muß bei den Proben ein echter Schleifer gewesen sein, so zackig hat er die Hundertschaft der Mitwirkenden in Elfriede Jelineks „Ein Sportstück“ gedrillt.
Die fünfeinhalbstündige „Kurzfassung“ des Stücks, das bei manchen Theaterfreaks mittlerweile Kultstatus genießt, ging am Sonntag ins Rennen um den Mülheimer Dramatikerpreis. Ein Ereignis war’s allemal.
Gellende Trillerpfeife, markiger Schrei: „Achtung – fertig – los!“ So werden die ausgiebigen Haßtiraden auf jedwede Ertüchtigung gestartet, denn: Im Sport, so findet Frau Jelinek, wird der Körper als Hochleistungsmaschine gepanzert und zugerichtet für jederlei brutale Konkurrenz, er wird letzten Endes kriegstauglich gemacht. Sport ist Mord, das Trikot eine Uniform. Ob dies in Zeiten von … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Burgtheater, Ein Sportstück, Einar Schleef, Elfriede Jelinek, Mülheim, stücke 98
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Chaos in Küche und Kneipe – Stücke von Volker Ludwig und Kerstin Specht beim Mülheimer Dramatikerwettbewerb
Von Bernd Berke
Mülheim. Oft ist das Theater seiner Epoche voraus, doch manchmal hat es Mühe, mit dem Lauf der (technischen) Welt Schritt zu halten. Da keimt die Versuchung, Zeitnähe durch Äußerlichkeiten zu bekunden. Nimmt man die Auftakt-Ereignisse des Mülheimer Dramatikerwettbewerbs „stücke 98″ zum Maßstab, so geschieht dies vorzugsweise durch den Bühnen-Einsatz von Mobiltelefonen.
Sowohl in Volker Ludwigs klotzigem Berliner Szene-Musical „Café Mitte“ (Grips-Theater, Regie Rüdiger Wandel) als auch in Kerstin Spechts unaufdringlich frauenbewegtem Küchenmärchen „Die Froschkönigin“ (Staatstheater Stuttgart, Regie Markus Trabusch) zirpen die Handys. Ludwig gewinnt dem Auftritt telefonierender Wichtigtuer die wohl beste Gesangs- und Tanznummer des Abends ab, bei Specht vibriert der schnurlose Quälgeist so unvermittelt, daß manch ein Zuschauer schuldbewußt in die Jackentasche greift.
Trostlosigkeit mit Staubsauger… Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Café Mitte, Die Froschkönigin, Grips Theater, Kerstin Specht, Mülheim, stücke 98, Volker Ludwig
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Gemälde wie heftige Eruptionen – Künstlergruppe „Cobra“ in Dortmund
Von Bernd Berke
Dortmund. Als sie die deutsche Kriegs-Okkupation überstanden hatten, dürsteten sie nach Freiheit. Sie wollten sich von keinem mehr etwas vorschreiben lassen, nicht einmal von ihresgleichen. Zum Zeichen ihrer giftigen Abwehrbereitschaft gründeten sie 1948 die Künstlergruppe „Cobra“.
Es waren überwiegend Künstler aus Dänemark, Belgien und den Niederlanden, die den Namen der Gruppe aus den Anfangsbuchstaben ihrer Hauptstädte formten: Co(penhagen), Br(üssel), A(msterdam).
Schon 1951 löste sich die Formation auf. Ohnehin ging jeder seinen eigenen Weg. Ein wunderbarer Wildwuchs. Absolute Freiheit war eben wichtiger als etwaige Geborgenheit. Jetzt zeigt das Dortmunder Ostwall-Museum 143 Werke von 23 Cobra-Mitstreitern. Auch Vorfreuden und Nachwehen der Gruppenbildung gehören dazu.
„Tier, Nacht, Schrei, Mensch“
Einen Schlüsseltext zum vagen Gruppengeist schrieb der Niederländer Constant: Kunst sei … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Asger Jorn, Cobra, Constant, Dortmund, Karel Appel, Künstlergruppe Cobra, Lucebert, Museum am Ostwall
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Sehnsucht nach Tralala – Zwei neue Schlager-Bücher zur Einstimmung auf den „Grand Prix“ mit Guildo Horn
Von Bernd Berke
Am nächsten Samstag gilt’s. Dann muß der „Meister“ Guildo Horn beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ zeigen, ob er in der Champions League des Schlagers bestehen kann. Bevor wir uns aber mit Nußecken zur Fernseh-Party rüsten, ist Besinnung ratsam. Zwei neue Bücher sagen uns, was die Schlagerwelt im Innersten zusammenhält.
Eine ganze Phalanx von Autoren hat die an kultverdächtigen Abstrusitäten so reiche Geschichte des „Grand Prix“ nachgezeichnet – von 1956 bis 1997, also bis ins „Jahr eins vor Guildo“. Unfeine Täuschung: Obwohl der Trierer, der uns alle so schrecklich lieb hat, in den Texten überhaupt nicht vorkommt, prangt sein Konterfei auf dem Titel. Man muß das Eisenzeitig schmieden…
Inhaltlich aber ist s ein gelungener Band mit … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Fernsehen und Hörfunk, Rock & Pop
Verschlagwortet mit Eurovision, Grand Prix, Guildo Horn, L'Allemagne deux points, Schlager, Schlager lügen nicht
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Dreißigjähriger Krieg als bitteres Lehrstück – Hansgünther Heyme inszeniert Strindbergs „Gustav Adolf“
Von Bernd Berke
Marl. „Der französische Gesandte ist wieder da.“ – „Die Schotten rasen.“ – „Tilly ist in der Schlacht gefallen.“ So aufgeregt schallt’s von der Bühne herab. Wahrhaftig: August Strindbergs „Gustav Adolf“ ist in Marl ein wahres Boten-Stück. Immer wieder eilt in Hansgünther Heymes Ruhrfestspiel-lnszenierung einer herbei, um neueste Nachrichten aus dem Dreißigjährigen Kriege zu verkünden.
Worum geht’s bei diesem oft etwas atemlosen Schlagwort-Theater der historischen Raffung? Anno 1630 griff jener Schwedenkönig Gustav Adolf ins europäische Kriegsgeschehen ein. Seine Truppen landeten auf Usedom und zogen sodann (gegen kaiserliche bzw. katholische Verbände Wallensteins und Tillys) durch zerrissene „deutsche“ Gebiete zu Felde. Stettin, Magdeburg, Nürnberg, Lützen. So viele Städte, so viele Tote.
Ein sperriges Ungetüm
Strindbergs 1903 in Berlin uraufgeführtes Drama … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit August Strindberg, Dreißigjähriger Krieg, Eisenlagerhalle, Gustav Adolf, Hansgünther Heyme, Marl, Peter Kaghanovitch, Ruhrfestspiele, Zeche Auguste Victoria
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Krachlederne Verwirrung – Rauminszenierungen des Belgiers Guillaume Bijl in Recklinghausen
Von Bernd Berke
Recklinghausen. Der Raum ist rundum mit roter Tapete ausgeschlagen, darauf prangen hier und da goldene Schriftzüge in altehrwürdiger Fraktur. Über der ganzen Szenerie liegt dezent gedämpftes Licht. Welch eine feierliche Einstimmung. Hier wird man bestimmt edle Dinge zu sehen bekommen. Und dann? Dann erkennt man an den Wänden acht alte und abgewetzte Lederhosen hinter Glas. Nanu?
Es will fast so scheinen, als trieben die Ruhrfestspiele mit ihrer Kunstausstellung diesmal argen Schabernack. Denn tritt man näher an die Schaustücke heran, so sieht man auch noch Messing-Schildchen, mit denen besagte Lederhosen bekannten Menschen zugeordnet werden: Eine soll angeblich der Verhaltensforscher Konrad Lorenz getragen haben, eine zweite habe der Dichter Stefan Zweig angezogen, weitere hätten dem Bergfex Luis Trenker oder … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Guillaume Bijl, Kunsthalle, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
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