Alvar Aalto: Imposantes und Intimes – eine Ausstellung in Düsseldorf

Von Bernd Berke

Finnland gehört nicht gerade zu den größten Kulturexport-Nationen. Doch in der Architektur hatten sie zumindest einen, der Weltgeltung erlangte: Alvar Aalto (1898-1976). Das bekannteste Aalto-Bauwerk in unseren Breiten ist die nach ihm benannte Essener Oper, die freilich erst Jahre nach seinem Tod – in Anlehnung an seine Pläne –verwirklicht wurde. Einen kleinen, aber konzentrierten und anregenden Überblick zu Aaltos Lebenswerk gibt jetzt das Düsseldorfer Stadtmuseum.

„Haus der Eltern — Renovierung“, steht unter der Jahreszahl 1918 als erste von rund 200 Nummern im Werkverzeichnis. Im bescheiden-privaten Rahmen begann also die Weltkarriere. Hernach widmete sich Aalto fast allen nur denkbaren Bauaufgaben, profanen wie sakralen, intimen wie imposanten.

Die Skala reicht vom Redaktionsgebäude über ein Tuberkulose-Sanatorium und eine Zellstoffabrik bis hin zu Privatvillen, Studentenheimen, Kirchen, Bibliotheken, Theatern und Sporthallen. Hinzu kommen, wie die Ausstellung anhand exzellenter Original-Beispiele zeigt, Sitzmöbel, die bis heute kaum etwas von ihrer strengen ästhetischen Kraft eingebüßt haben.

Fotos, Videofilme, Planskizzen und dreidimensionale Modelle machen die Entwicklung des Aalto-Stils transparent. Charakteristisch sind vor allem jene verhaltenen und doch großen Gesten ïn Gestalt weit ausgreifender, geschwungener Linienführungen, die auch massiven Baukörpern noch etwas Verspieltes, in unbestimmte Ferne Weisendes verleihen.

Zur weiteren Auflockerung bedient sich Aalto aus einem reichhaltigen Formen-Repertoire, das er aber stets einer entschieden modernen Bauauffassung anzuverwandeln weiß. Holzteile und Lichtdurchlässe sorgen für vielfältige Untergliederung des Bauvolumens. Man merkt jedenfalls den gravierenden Unterschied zwischen lieblos „umbautem Raum“ zweitrangiger Architekten und den erlesen definierten Räumen eines Alvar Aalto.

Bei all dem gestattet sich der Finne keine überflüssige Expressivität. Seine Einfälle fußen auf solider Basis, sie erzeugen gleichsam Vertrauen auch in die bautechnischen Details. Aalto setzt seine Ideen eben sparsam, aber wirksam ein.

„In Berührung mit Alvar Aalto“. Stadtmuseum Düsseldorf, Ecke Bäckerstraße/Berger Allee (Altstadt). Bis 31. Mai (anschl. u. a. Karlsruhe, Potsdam, Barcelona, St. Etienne), Katalog 30 DM.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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