Polizist debütiert als Romanautor – Reinhard Bottländer erzählt die Geschichte einer Flucht

Von Bernd Berke

Im Revier. Als „Kind des Ruhrgebiets“ bezeichnet er sich, als einen, der „aus ganz einfachen Verhältnissen kommt“. Sein Vater war Bergmann in Bochum, Reinhard Bottländer selbst ist Polizist geworden – und Schriftsteller.

In diesen Tagen erscheint im Recklinghäuser Georg Bitter Verlag sein erster Roman: „Konrad oder die lange Flucht“. Für die Geschichte eines 15jährigen, der aus dem Erziehungsheim flieht und der auch „draußen“ nur mit den Randgruppen der Gesellschaft Kontakt bekommt, konnte der 34jährige Autor manche der Erfahrungen verwenden, die er in der Fahndungsabteilung der Bochumer Kripo machte.

Bottländer, der seit kurzem in Dortmund wohnt und hier für den höheren Polizeidienst büffelt, debütierte 1979 mit einer Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Polizeialltag. Hans Sigismund von Buch, Lektor des Bitter-Verlags, griff damals sofort zu, obwohl der Autor noch völlig unbekannt war. Von Buch: „Über die Polizei wird sonst fast nur Kritisches veröffentlicht. Hier schilderte endlich mal einer die Sache von der anderen Seite aus.“ Bottländer über die Reaktion seiner Kollegen: „Manche waren neidisch, aber die meisten fanden es gut, daß einer von uns die Wirklichkeit darstellt. Sonst kennt man ja nur superkluge und erbarmungslose Fahnder vom Schlage eines Jerry Cotton.“

Dennoch: Reinhard Bottländer möchte auf Dauer weg vom Image des „schreibenden Polizisten“. Deshalb habe er sich bei seinem neuen Buch auch sehr mit einschlägigen Szenen zurückgehalten: „Da fährt praktisch nur einmal ein Streifenwagen vorbei.“ Stattdessen habe er versucht, die menschlich-psychologische Seite eines gescheiterten Lebens zu schildern. Bottländer: „Ich will keinen Täter entschuldigen, aber hinter jedem Verbrechen steht eine Geschichte, die nicht einfach mit einer Festnahme erledigt ist.“

Kann sich der Vater zweier Kinder vorstellen, einmal die Uniform an den Nagel zu hängen und nur noch zu schreiben? Bottländer: „Das Risiko will ich meiner Familie noch nicht zumuten. Vielleicht, wenn ich 52 Jahre alt bin und Anspruch auf eine höhere Pension habe.“

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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