Eröffnung für März 2018 geplant – Aus dem früheren Ostwallmuseum wird das Baukunstarchiv NRW

Das ehemalige Mueum Ostwall soll zukünftig das Baukunstarchiv NRW beherbergen. (Foto: rp)

So leer war dieses Gebäude nur selten. Das ehemalige Dortmunder Ostwall-Museum wartet auf seine Renovierung. Etwas poetischer spricht die städtische Bauplanung von einer Revitalisierung, und im Englischen hieße dies „Refurbishment“.

Gemeint ist immer dasselbe: Das alte Gemäuer an prominenter Stelle, errichtet 1872 bis 1875 als Landesoberbergamt, soll fit gemacht werden für die Aufnahme des Baukunstarchivs NRW. Die Fertigstellung wird für den März 2018 angekündigt. Und wenn es so läuft wie geplant, sieht nachher alles fast genau so aus wie vorher. Denn schöner kann der Bau mit seinem lichtdurchfluteten Innenhof kaum werden. Nur moderner, sicherer, energieeffizienter.

„Wir wollen so wenig wie möglich machen“, bekräftigt Architekt Michael Schwarz von Spital-Frenking und Schwarz Architekten aus Lüdinghausen. Auch in Zukunft sollen sich die Räume gleichsam wie eine Perlenkette um die imposante Gebäudemitte legen. Eins allerdings wird man doch deutlich sehen: „Das Blau wird eliminiert.“ Also keine blauen Fensterrahmen mehr, kein blaues Maßwerk im gläsernen Vorbau.

Honoratiorenfoto mit (vordere Reihe von links) Prof. Dr. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund, Dortmunds OB Ullrich Sierau, Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW und Vorsitzender der Baukunstarchiv-Gesellschaft, Architekt Michael Schwarz von Spital-Frenking und Schwarz Architekten, die die „Revitalisierung“ des Gebäudes planen und durchführen, und Walter Bruhne vom Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. (Foto: rp)

Sammlung der Universität

Ein offizieller Start mit leeren Räumen hätte im kommenden Jahr gewiß seinen Reiz. Doch es wird ihn nicht geben. Das spartenbezogene Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst, das seit 20 Jahren an der Technischen Universität Dortmund (TU) existiert, wird von Anfang an eine Art Grundstock im Baukunstarchiv bilden. TU-Rektorin Ursula Gather überbrachte die frohe Kunde und rechnete gleich mal nach: Bisher stehen für die Sammlung um die 600 Quadratmeter zur Verfügung, zukünftig werden es 3000 sein.

Viel weiteres Archivmaterial, Pläne, Briefe, Modelle und anderes mehr, wirft sozusagen seine Schatten voraus. Wolfgang Sonne, Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der Dortmunder Uni und zukünftig wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs, spricht von um die 80 Nachlässen von Architekten und Bauingenieuren, die ihren Platz im neuen Archiv finden sollen. Darunter jener des 2008 verstorbenen Harald Deilmann, dem Münster sein Stadttheater verdankt, oder auch der von Josef Franke, der sich 1904 in Gelsenkirchen selbständig machte und mit seinen expressiven Backsteinbauten nach wie vor in der Stadt präsent ist. Auch das renommierte Dortmunder Büro Gerber, das für den Umbau des Dortmunder „U“ zur Kulturstätte verantwortlich zeichnet, hat aus früheren Zeiten wertvolles Archivmaterial abzugeben.

Das Schild kündet von den bevorstehenden Umbaumaßnahmen. (Foto: rp)

Das Schild kündet von den bevorstehenden Umbaumaßnahmen. (Foto: rp)

Nachlaß von Josef Paul Kleihues

Und last not least ist von Josef Paul Kleihues zu reden, der lange an der Dortmunder Uni lehrte und 2004 in Berlin starb. Mit seinem Namen verbindet sich die Internationale Bauausstellung (IBA) in Berlin, 1984, deren Planungsdirektor er war. Im Dortmunder Baukunstarchiv sei sein Nachlaß gut aufgehoben, versichert Ernst Uhing, seines Zeichens Präsident der Architektenkammer NRW.

Gefördert wird das Baukunstarchiv NRW als „Maßnahme im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms ,Aktive Stadtzentren’“. Doch ist, ketzerisch gesprochen, ein Lagerhaus mit alten Plänen nicht zwingend der Hort pulsierenden urbanen Lebens. Oder? Dortmunds OB Ullrich Sierau sieht das naturgemäß anders. Er erwartet lebhafte Vorträge und Diskussionen im großen Lichthof, gerne auch mit elektronisch zugeschalteten Teilnehmern aus anderen Teilen der Welt, holographisch oder in 3D. Auch für Kinder und Jugendliche könne das Archiv ein attraktiver Ort werden, findet er, wenn es geeignete Veranstaltungen für sie gibt, und TU-Rektorin Gather pflichtet ihm bei.

Die „Ertüchtigung“ des Gebäudes für seine neue Aufgabe soll 3,5 Millionen Euro kosten, von denen das Land im Zuge der Städtebauförderung 80 Prozent trägt. 10 Prozent kommen von der Stadt, die Eigentümerin des Baus bleibt, 10 Prozent vom Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. Wird das Geld reichen? Die Renovierung von Altbauten hat stets ihre Tücken. Aber man soll nicht unken.

Kleine Randbemerkung: Wäre es umgekehrt nicht viel besser? Wäre es vom Raumangebot her nicht sinnvoller, die Kunstwerke des Museums Ostwall wieder im großzügig geschnittenen „alten“ Sitz am Ostwall zu zeigen und das Baukunstarchiv im architektonisch kleinteiliger gehaltenen „U“? Klar, daraus wird nichts werden. Der Status quo hat viel Geld gekostet, und ob sich ein politischer Wille für andere Lösungen überhaupt bilden würde, ist zumindest ungewiß. Trotzdem macht das Gedankenspiel Spaß. Und Schluß.

 

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