Schlagwort-Archive: Diktatur

Bedeutsam wie eh und je: George Orwells „Farm der Tiere“ gleich in zwei neuen Übersetzungen

„Kein Tier soll seinesgleichen je tyrannisieren. Schwach oder stark, schlau oder schlicht, wir sind alle Brüder. Kein Tier soll je ein anderes töten. Alle Tiere sind gleich.“ Mit diesem Schlachtruf beginnt der Aufstand der Tiere gegen die Unterdrückung der Menschen. Doch schnell gerät die Revolution aus dem Gleis.

Die Manesse-Ausgabe (Übersetzung: Ulrich Blumenbach). (© Manesse)

Statt Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gibt es Terror, „Säuberung“ und Diktatur auf der „Animal Farm“, auf der die Schweine die Macht ergreifen und alle anderen Tiere versklaven: George Orwells „Farm der Tiere“ ist ein böses Märchen, eine Abrechnung mit der stalinistischen Pervertierung des Sozialismus. Jetzt sind gleich zwei neue deutsche Übersetzungen des 1945 veröffentlichten Romans erschienen.

Weltliteratur von gnadenloser Präzision

Wenn wir die „Farm der Tiere“ … Weiterlesen

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Diktatur und Schnäppchen: „Aufregende Zeiten“ in der Türkei

Unerfindliches (Foto: Bernd Berke)

Unerfindliches (Foto: Bernd Berke)

Wusstet ihr schon Folgendes: „Die Türkei geht durch aufregende Zeiten“. Luft holen. Tief durchatmen.

Doch es nützt nichts. Man muss sich einfach aufregen. Da ich gestern zufällig den Wüterich Gernot Hassknecht („Heute-Show“) in Dortmund auf der Bühne gesehen habe, müsste man sich den nächsten Absatz im Brüllton vorstellen:

Da wird ein Land in die Diktatur getrieben, da werden Abertausende entlassen, drangsaliert oder eingesperrt, da droht die Einführung der Todesstrafe – und da findet jemand das alles „aufregend“? Wie verkommen kann man sein?

Jetzt fragt ihr euch vielleicht noch, in welchem Kontext das vorkommt?

Der unfassbare Satz steht heute in der FAZ-Sonntagszeitung (FAS), und zwar gleich im Vorspann eines Berichts über den türkischen Ferienimmobilien-Markt, auf dem nun … Weiterlesen

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Heute vor 80 Jahren entstand der Ein-Parteien-Staat der Nazis auch offiziell

Jahrestage sind immer wieder ein Grund zum Nachdenken – zum Beispiel auch dieser 1. Dezember. Heute vor acht Jahrzehnten wurde der Ein-Parteien-Staat in Deutschland, also die absolute Herrschaft der NSDAP, durch ein scheinbar legal entstandenes Gesetz auch offiziell besiegelt.

Als die letzten noch einigermaßen freien Reichstagswahlen vom 5. März 1933 ausgezählt waren, da hatten die Nazionalsozialisten – entgegen ihren eigenen Erwartungen – mit ungefähr 44 Prozent der gültigen Stimmen die absolute Mehrheit verfehlt. Hitler und seine Partei ergriffen daraufhin illegale Mittel: Kommunustische Reichstags-Abgeordnete wurden unter Vorwänden (unter anderem der Reichstagsbrand) verhaftet, und als es im Parlament am 24. März 1933 zur Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz kam, da stimmten nur noch die Sozialdemokraten dagegen. Auch die bürgerlichen Abgeordneten, darunter auch der … Weiterlesen

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Gütige Diktatur

Der und jene könnten Anwandlungen haben. Sie könnten sich wünschen, eine „gütige Diktatur“ zu errichten. Dann würde vieles geradezu hingebungs- und liebevoll verboten, ja das Ungefüge würde gleichsam zärtlich von der Erde weggestreichelt.

Wohlig ließe man sich treiben zwischen zeitweiligem Überdruss und bleibendem Widerwillen gegen Dinge und Worte. Wachsende Verbotslust. Anschwellende Verfügungslaunen.

Nun aber frisch begonnen:

Internet? Schluss mit dem infantilen Quatsch. Fernsehen? Ab dafür! Mobiltelefonie? Weg damit. Schleunigst. Keine Leute mehr mit Headsets, die vor sich hin palavern und den Anschein erwecken, als führten sie wirre Selbstgespräche. Ist doch peinlich.

Stracks kommen nun die so genannten SUVs an die Reihe. Diese gewaltförmigen „Spaß“-Tonnagen mit gefühlten tausend PS. Alltagskriegsgeräte, Macht-Maschinen. Ab zum Schrottplatz, wo sie alle sinnvoll zu Granulat zermahlen … Weiterlesen

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Die Vernunft des Herzens – Neu im Kino: „Erklärt Pereira“

Von Bernd Berke

Ja, das waren noch Zeiten, ganz ohne Handy, Fax und Computer: Da saß der Kulturredakteur Pereira – fern von aller Hektik – in seiner gemütlichen Zeitungsstube und hämmerte, wenn die lnspiration ihn überkam, auf einer uralten Schreibmaschine erlesene Feuilletons aufs Papier. Doch ringsherum im Lande herrschten schlimme Zustände.

Die Szene spielt nämlich 1938 in Lissabon. Aus Italien, Spanien und vor allem Deutschland dröhnt faschistisches Getöse herüber. Portugal selbst windet sich im Griff der Salazar-Diktatur. Wenn Pereira (Marcello Mastroiannis vorletzte Rolle) zum Caféhaus flaniert, um literweise süße Limonade zu trinken, flüstert ihm der Kellner neueste Nachrichten aus dem Polizeistaat zu: Hier ist jemand ohne Haftbefehl festgenommen, dort jemand zusammengeschlagen worden.

„Warum steht nichts davon in eurer Zeitung?“ fragt … Weiterlesen

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