Schlagwort-Archive: Hellmuth Karasek

Raddatz-Tagebücher: Im Haifischbecken der Literatur

Diese Lektüre hat sich hingezogen. 907 Seiten (plus Register) umfassen die Tagebücher der Jahre 1982-2001, die der Großkritiker, Autor und Publizist Fritz J. Raddatz jetzt vorgelegt hat. Es ist ein Wechselbad aus spannenden und ärgerlichen Passagen.

Frank Schirrmacher, FAZ-Mitherausgeber und früher FAZ-Kulturchef, wird auf der Rückseite des Buchs in goldenen Großbuchstaben zitiert: „Dies ist er endlich, der große Gesellschaftsroman der Bundesrepublik!“ Wie zum Dank für die jubelnde Empfehlung erscheint Schirrmacher in Raddatz‘ Tagebüchern nahezu als Lichtgestalt, als gebildet, höchst intelligent und allzeit gedankenschnell, überdies habe er zeitweise das beste Feuilleton der Republik geleitet. Beinahe so etwas wie eine jüngere Ausgabe seines Vorbildes Raddatz also.

Man kennt sich, man hilft sich? Nun ja. Meist ist das Gegenteil der Fall: Im grässlich … Weiterlesen

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Gehäuftes Dichterlob aus Dortmund – Das „Literarische Quartett“ gastierte in der neuen Botta-Bibliothek

Von Bernd Berke

Dortmund. Marcel Reich-Ranicki und die Seinen gastieren mit ihrem „Literarischen Quartett“ (ZDF) für gewöhnlich an Orten, die den schönen Künsten sehr zugeneigt sind. Gern plaudern sie beispielsweise in altehrwürdigen Universitäts-Städten wie Tübingen, in der Festspielstadt Salzburg oder zur Buchmesse in Goethes Geburtsstadt Frankfurt am Main. Nun aber ließen sie sich in Dortmund herbei.

Tagelang hatte sich das ZDF-Team in der Stadt- und Landesbibliothek umgetan, hatte Beleuchtungs-Feinheiten und dergleichen geprobt. In einigen Bereichen mußte dafür gar die Ausleihe eingeschränkt werden. Aber was tut man nicht alles für die Leute vom Fernsehen. Rund 150 Besucher durften die Live-Sendung am Ort des Geschehens genießen. Schön zu sehen, wie Sigrid Löfflers Teint (Minuten vor der Sendung) noch etwas nachgepudert wurde; nett … Weiterlesen

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Keiner weiß, wo das Handy gerade klingelt – Hellmuth Karaseks listiges Buch über Mobiltelefone

Von Bernd Berke

Das Buch war fällig. Denn keine technische Errungenschaft hat den Alltag zuletzt so erobert wie das Mobiltelefon, sprich: das Handy. Also sollten wir die menschlichen und kulturellen Folgen des Gebrauchs bedenken. Genau das hat Hellmuth Karasek („Das Literarische Quartett“) getan.

„Hand in Handy“ heißt sein neues Buch. Der Titel klingt mit fortschreitender Lektüre gar nicht mehr rätselhaft. Karasek schildert besonders die Konsequenzen, die das mobile, ja tendenziell ortlose Gequatsche für unser Liebesleben hat. Statt wie früher Hand in Hand miteinander zu gehen, treffen viele Leute jetzt lieber – Hand in Handy – fernmündliche, möglichst unverbindliche Verabredungen (neudeutsch: Dates).

Das Fremdgehen wird leicht gemacht

Die Kunst des Fremdgehens hat laut Karasek mit dem Aufkommen des Handys (in Deutschland … Weiterlesen

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„Es gibt auch frommes und notwendiges Verschweigen“ – Gespräch mit Hellmuth Karasek

Von Bernd Berke

Frankfurt. Der Kritiker Hellmuth Karasek, Mitstreiter von Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler beim „Literarischen Quartett“, zählt durch seine TV-Auftritte zur kulturellen Hoch-Prominenz. Sein neues Buch „Go West!“ (Hoffmann & Campe Verlag) zeichnet ein Bild der 50er Jahre, anhand der eigenen Lebensgeschichte. Die WR sprach mit Karasek auf der Frankfurter Buchmesse.

Herr Karasek, warum hören Sie beim „Spiegel“ auf?

Hellmuth Karasek: Dazu nur soviel. Der „Spiegel“ hat es einerseits ganz gern gesehen, daß ich auf vielen Hochzeiten tanze, weil das auch Werbung für ihn war, andererseits höchst ungern, weil das ein schlechtes Beispiel für eine strikte Kompanie von Journalisten gewesen ist.

Sie planen eine neue Fernseh-Talkshow?

Karasek: Ja, es ist ein Projekt für die ARD. Eine Versuchs-Folge soll … Weiterlesen

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Neuer Grass-Roman erhitzt die Gemüter – Heftiger Streit nach Reich-Ranickis Verriß im „Spiegel“

Von Bernd Berke

Schon lange hat es keine solch heftige Debatte mehr über Literatur gegeben wie jetzt, anläßlich des neuen Grass-Romans „Ein weites Feld“. Anlaß zur Freude? Nicht bei näherer Betrachtung. Denn es geht ja kaum noch um Literatur.

Für Aufruhr sorgt der gestrige „Spiegel“. Marcel Reich-Ranickis mehr als barsche Kritik an dem Buch („ganz und gar mißraten“) lieferte die Titelgeschichte, und eine Fotomontage auf dem Cover zeigt den gefürchteten Rezensenten-Papst, wie er Günter Grass‘ 784-Seiten-Opus buchstäblich in der Luft zerreißt – ritsch, ratsch! Reichlich geschmacklos, fürwahr.

Offenbar geht das Kalkül auf: Das Hamburger Magazin provozierte genau die Reaktionen, die es wohl beabsichtigt hatte. Grass selbst hat dem „Spiegel“ gestern den Abdruck eines fertigen Interviews untersagt. Der Göttinger Grass-Verleger Gerhard … Weiterlesen

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Rituale wie in einer Familienserie – Seit fünf Jahren gibt es das „Literarische Quartett“

Vieles, vieles wandelt sich auf dieser Welt, doch es gibt sie noch: die letzten Rituale. Zum Exempel „Das literarische Quartett“ (ZDF. 22.15 Uhr).

Zugegeben: Als die Sendung vor fünf Jahren – am 25. März 1988 – erstmals ins Programm kam, konnte man sich schon über die Unverfrorenheit ärgern, mit der MarcelReich-Ranicki etwa gleich seine Lieblingsautorin Ulla Hahn auf den Schild hob. Doch im Lauf der Zeit zeigte sich, daß es gerade jene krähende Chuzpe und unverwüstliche Selbstgewißheit des Literatur-„Papstes“ ist, von der diese Sendereihe lebt.

Manchen Versatzstücken, die todsicher in jeder Folge auftauchen, fiebert man direkt entgegen: Wann wird Marcel heute wieder ausrufen, daß ihn das Leben ganzer Kontinente – egal, ob Amerika, Asien oder Afrika – „nicht interessiert“, sondern … Weiterlesen

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Vier Kritiker im eigenen Saft – Premiere fürs „Literarische Quartett“

Von Bernd Berke

„Literaturpapst“ Marcel Reich-Ranicki fackelte nicht lang: Gleich zu Beginn seiner neuen TV-Kulturrunde „Das literarische Quartett“ (ZDF), verwies der Großkritiker mit sanftem Nachdruck all jene Zuschauer des zweiten Kanals, die sich nicht als Leseliebhaber bezeichnen könnten. Wie sehr man aufs Publikum pfiff, zeigte dann auch die simple Tatsache, daß Angaben zu den beredeten Büchern nicht einmal eingeblendet wurden.

Der illustre Zirkel wollte offenbar gar nichts anderes, als im Saft der eigenen Kritiker-Subjektivität kochen, zumal auch – entgegen den Ankündigungen – kein Schriftsteller als Überraschungsgast erschien: Sogar der listenreiche Hans-Magnus Enzensberger hatte es vorgezogen, sich nicht der übermächtigen „Literatur-Polizei“ zu stellen. Schließlich weiß jeder Autor, wie rüde es zuging, wenn Reich-Ranicki literarische Arbeiten beim Klagenfurter Tribunal des Ingeborg-Bachmann-Preises abkanzelte.… Weiterlesen

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