Grenzen in Europa zu Opas Jugendzeiten

Wir werden am kommenden Sonntag das Europa-Parlament wählen. Die Frankfurter Sonntagszeitung hat dazu heute eine Sammlung von Grenzerfahrungen veröffentlicht – aus Zeiten, in denen es noch Schlagbäume und Passkontrollen, Geldwechsel und blaue Postsparbücher gab. Zu dem Thema kann wohl jeder aus der Opa-Generation noch Geschichten beisteuern.

Ein ICE der Deutschen Bahn im Bahnhof Paris Gare du Nord.
(Foto: Hans H. Pöpsel)

Zum Beispiel 1980: Für einen dreitägigen Kurzurlaub in Holland fuhren wir mit unseren Kindern auf der Autobahn Richtung Arnheim, doch an der Grenzstation konnten wir den niederländischen Zöllnern keine Kinderausweise vorlegen – zu Hause vergessen. Also das Auto gewendet und nachgedacht. Mutig steuerten wir einen anderen, ländlichen Klein-Grenzübergang an, in der Hoffnung, dort nicht kontrolliert zu werden, und so war es auch. Doch in der folgenden Zeit am Meer blieb stets die Sorge im Hinterkopf, ob wir denn ungestraft wieder würden ausreisen dürfen oder ob man uns womöglich als Kinderschmuggler festsetzen würde. Zum Glück rutschten wir bei der Heimfahrt bei Emmerich unkontrolliert durch die Grenzanlage, aber eine solche Erfahrung kennen junge Menschen in Westeuropa seit mehr als zwei Jahrzehnten gar nicht mehr.

Ich erinnere mich auch noch an den Tag, als wir zum ersten Male auf dem Weg nach Frankreich zwischen Belgien und La France ohne Schranken und ohne Kontrollen einfach so durchrauschen konnten. Die Kontrollhäuschen standen noch, aber die Autobahn war frei. Inzwischen setzt man sich in Köln gemütlich in den Thalys und steigt nach gut drei Stunden entspannt in Paris-Nord aus dem Zug, hat Belgien und Nordfrankreich durchquert, als wäre es die Lüneburger Heide, man benutzt die selben Gelscheine und freut sich, dass wenigstens die Architektur und die Werbung dort anders aussehen als zu Hause.

Also: Europas Entwicklung hat im Alltag viel Gutes gebracht, ganz abgesehen von der Sicherung des Friedens und dem Schutz unserer Freiheitsrechte, wobei Letztere wohl noch deutlich besser geschützt werden könnten.

Freuen wir uns also, dass wir mal wieder die Wahl haben.

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Über Hans Hermann Pöpsel

Historiker und Germanist. Pensionierter Redakteur
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2 Antworten zu Grenzen in Europa zu Opas Jugendzeiten

  1. Günter Landsberger sagt:

    Ich weiß noch, wie wir in den 90er-Jahren für einige Tage eine Gruppe polnischer Schüler… bei uns zu Gast hatten, die im Rahmen ihres Besuches unbedingt auch mal nach Holland wollten, und wie die sich wunderten, wie selbstverständlich der Bus da über die Grenze fahren durfte.

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