Essen. Auf dem Fußboden liegen Carl Andres „64 Scheiben aus Blei“, grau in grau, unscheinbar. Schräg gegenüber entfalten sich desto auffälliger die Farborgien des „Neuen Wilden“ Peter Bömmels. Bewußt grell hat das FolkwangMuseum in seiner Neuen Galerie solche Gegensätze hervortreten lassen.
Die „Werke aus der Sammlung FER“ – die Abkürzung steht für die Initialen des Tablettenfabrikanten und Kunstsammlers Friedrich Erwin Rentschler – werden hier zum ersten (und für lange Zeit zum letzten) Mal öffentlich gezeigt. Eine ganz seltene Möglichkeit also, etwa 70 beispielhafte Werke der allerjüngsten Kunst aus Europa und den USA zu sehen, die schon bald wieder in der privaten „Versenkung“ verschwinden werden.
Wenn es auch nicht nach jedermanns Geschmack sein dürfte, auf einen Streich mit völlig verschiedenen Kunstrichtungen konfrontiert zu werden, so lassen sich doch exemplarisch einige Grundlinien der Entwicklung vom Beginn der 60er Jahre bis zur Gegenwart verfolgen. 35 Künstler sind vertreten. Vieles ist „vom Feinsten“, was der Kunstmarkt zu bieten hat.
Es beginnt mit Zeichnungen von Joseph Beuys aus den frühen 60er Jahren, geht weiter mit Beispielen der Minimal Art (z.B. vier je einen Kubikmeter große Messingwürfel von Donald Judd) und wird fortgesetzt mit Werken der sogenannten „Arte Povera“, bei der „ärmlich“ anmutende Alltagsmaterialien zu neuen, überraschenden und symbolischen Zusammenhängen verwoben werden – so etwa ein Bettgestell von Jannis Kounellis, aus dem mittels Gaskocher eine Flamme schlägt. Bemerkenswert auch eine Arbeit von Giovanni Anselmo, deren zwei Granitblöcke so locker mit Draht zusammengehalten werden, daß als notdürftige Polsterung ein Kopfsalat dienen muß, weleher nach ein paar Tagen fault und das ganze Objekt auseinanderfallen läßt.