Großer Überblick: Westfälische Kunst aller Richtungen – „Exponata ’83“ in Münster

Von Bernd Berke

Münster. „Exponata ’83“ hinter diesem Titel verbirgt sich – laut Veranstalter – die seit Jahren größte Präsentation westfälischer Kunst.

Die vom „Berufsverband Bildender Künstler Westfalen Süd/Nord“ ausgerichtete Kunstschau in Münster verdankt sich nach Ansicht der Organisatoren einem Mißstand. Hubert Teschlade, Sprecher der maßgeblich beteiligten Bildhauergruppe Münster: „Im offiziellen Ausstellungsbetrieb kommen viele von uns überhaupt nicht zum Zuge.“ In den wichtigen Museen präsentiere man jeweils nur die am Kunstmarkt gängigen Stilrichtungen. Teschlade: „Die Künstler können sich kaum noch selbst wirksam darstellen, sie werden von anderen dargestellt. 95 Prozent von uns werden dabei sozusagen ,abgehängt‘.“

Also schritten die westfälischen Kunstproduzenten zur Selbsthilfe und bauten eine Ausstellung in eigener Verantwortung auf, wenn auch mit Zuschüssen des NRW-Kultusministeriums. Das Ergebnis – über 500 Skulpturen und Gemälde von 110 Künstlern aus dem Kernbereich Westfalens – ist nach halbjähriger Vorbereitungszeit ab Sonntag an verschiedenen Münsteraner Stätten zu besichtigen. Und tatsächlich: Ein umfassenderer Überblick zum regionalen Kunstschaffen läßt sich kaum denken.

„Pluralistisches“ Konzept mit Schwächen

An der Schau können wegen des „pluralistischen“ Konzepts, das sich nicht an trendnaher Avantgarde orientiert, auch einige Künstler teilnehmen, die seit Jahren auf keiner Ausstellung mehr vertreten waren. Kehrseite der Medaille: Es finden sich in kunterbunter Reihe Beispiele fast aller möglichen Stilrichtungen – und manche darunter haben sich nun wirklich überlebt. Daß zum Beispiel im Stadthaussaal (am Prinzipalmarkt) zahlreiche Werke einander „beißen“, weil sie einfach zu unterschiedlichen Kunstauffassungen entspringen und zu dicht beieinanderhängen, ist ein nicht zu übersehendes Manko.

Das Spektrum reicht vom abstrakt gemusterten Wandteppich (Elisabeth Altenrichter-Dicke, Ennepetal) über eher plakative Industriemotive (Otto Bahrenburg, Dortmund), klassisch-schlichte Skulpturen (Siegfried Erdmann, Dortmund) und kubistische Kompositionen (Herbert Lange, Münster) bis hin zu Anklängen an die Pop-art (Uwe Pfannschmidt, Halver).

Geringere Schwellenangst

Wo Vorbilder oder Orientierungspunkte zu suchen sind, spürt der Betrachter manchmal leider allzu deutlich. Annähernd plagiatorische „Zitate“ von Versatzstücken ‚a la Dalí oder Feininger bleiben zwar die Ausnahme, aber längst nicht jeder im Münster vorgestellte Künstler hat einen wirklich eigenen oder gar seinen unverwechselbaren Stil gefunden.

Da man nicht an typisch musealen Orten ausstellt und also die „Schwellenangst“ der Besucher sehr viel geringer sein dürfte als sonst, hofft Berufsverbandsvorsitzende Elisabeth Altenrichter-Dicke, daß hier auch Leute mit der Kunst in Kontakt kommen, die sich nicht ins Museum trauen würden.

Ziel der Veranstalter ist es, die „Exponata“ zu einer fester Einrichtung zu machen. Man spricht von einem olympischen Vierjahres-Rhytmus, in dem der imposante Aufgalopp westfälischer Kunst sich wiederholen soll.

„exponata ’83 – Kunst aus Westfalen in Münster“: 12. Juni bis 31. Juli: Bürgerhalle/Rathaus, Mo-Fr. 9-17 Uhr. Sa. 9-16 Uhr, So. 10-13 Uhr. – Stadtsparkasse mit Galerie und Druffelschem Hof. Mo.-Fr. 8.30-16.30 Uhr. -12. Juni bis 2. Oktober: Schloßgarten(Skulpturen), durchgehend geöffnet; Botanischer Garten, tagl. 8-17 Uhr. Katalog: 5 DM.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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