Tagesarchive: 12. Oktober 2011

Als Joseph Beuys nach Japan kam

29. Mai 1984: Joseph Beuys lächelt gequält und sieht ein bisschen verloren aus. Ein Suchender und Staunender, einer, der noch nicht recht weiß, was ihn dort, wo er gerade mit dem Flugzeug gelandet ist, erwartet. Von Kameras begleitet und beäugt, bahnt sich der erstmals von Düsseldorf nach Tokio gereiste Künstler seinen Weg durch die mit Koffern und Menschen verstopfte Ankunftshalle.

Beuys trägt, was ihm zur zweiten Haut geworden ist: den grauen Filzhut, die multifunktionale Weste, weißes Hemd, dunkle Hose, grobe Schuhe mit dicken Gummisohlen. Der Kunstprofessor, der schon mit Studenten Räume der Düsseldorfer Kunstakademie besetzt hielt und mit seinem Konzept ökologisch-ganzheitlicher Kunst für Aufsehen sorgte, ist freundlich, freut sich über die roten Rosen, die ihm seine Gastgeber überreichen. Ein harmloser, … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kunst & Museen, Unterwegs, Weite Welt | Verschlagwortet mit , , , , | Kommentare deaktiviert für Als Joseph Beuys nach Japan kam

Bücher, die man nicht vermissen würde

Es schüttet aus Eimern, meine Laune tapst gleichen Schrittes mit dem tristen Oktobertag, ins Ohr schallt mir meine alte Kollegin Sabine Brandi, deren Thema im morgendlichen Hörertalk auf WDR5 Bücher sind, die unbedingt zu empfehlen seien. Die sollten doch Anrufer benennen, beschreiben, bejubeln. Weil das Wetter so mies, meine Laune so gleichschreitend und meine aktuelle Weltsicht so wenig sonnig, fällt mir sofort die Frage ein: Welche Bücher hätten nicht geschrieben werden müssen oder sollten demnächst auf keinen Fall geschrieben werden?

Fix antwortet meine innere Stimme: Allen voran eine Biographie des naseweisen liberalen Leisetreters Philipp Rösler, die hat aber schon mindestens eine Leserin, eine bundesweit bekannte Kanzlerin, die sich für nichts zu schade ist.

Ebenso wenig schreit die Welt danach, demnächst … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen | Verschlagwortet mit , , , | 2 Kommentare

„Merlin“ – Isaac Albéniz‘ wirrer Opernschinken in Gelsenkirchen

König Arthur (Lars-Oliver Rühl) hält das Schwert des Mächtigen. Foto:MiR/Beu

Endlich mal keine „Carmen“, „Traviata“ oder „Zauberflöte“ – allesamt Opernhits, die landauf, landab heruntergenudelt werden. Dafür bekommen wir „Merlin“. Das ist der Zauberer aus der Artus-Sage. Das ist hehrer Stoff, große Oper, ja großes Kino. Da hat sich schon Richard Wagner prächtig bedient, haben sich unzählige Literaten, später Filmemacher inspirieren lassen.

„Merlin“ also. Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MiR) lädt zur Deutschen Erstaufführung einer Oper, die indes schon über 100 Jahre alt ist. Sie stammt von dem Spanier Isaac Albéniz. Geschrieben auf das Libretto eines reichen Briten namens Francis Burdett Money Coutts. Ein exzentrischer Kauz und glühender Wagnerianer, der sich im wahnhaften Wetteifern mit dem Bayreuther Meister an einer Artus-Trilogie … Weiterlesen

Veröffentlicht unter Oper & Ballett, Theater | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für „Merlin“ – Isaac Albéniz‘ wirrer Opernschinken in Gelsenkirchen