Veronica Ferres als Seelsorgerin: Barmherzige Bibelsprüche und viel Psycho-Jargon parat

Weiß der Himmel, woran das liegt: Jedenfalls ist Veronica Ferres eine Schauspielerin, an der sich die Geschmäcker scheiden. Gern gebe ich zu, dass ich nicht zu ihren Anhängern zähle und daher auch ihren neuesten Fernsehfilm „Lena Fauch – Gefährliches Schweigen“ (ZDF) mit gehöriger Skepsis eingeschaltet habe.

Lena Fauch (Veronica Ferres, li.) spendet Muriel (Xenia Assenza) Trost. (© ZDF/Bernd Schuller)

Lena Fauch (Veronica Ferres, li.) spendet Muriel (Xenia Assenza) Trost. (© ZDF/Bernd Schuller)

Nun muss man aber zugestehen, dass die Geschichte alles in allem ordentlich erzählt wurde. Kameraarbeit und Musikeinsatz konnten sich sehen bzw. hören lassen, wenn auch die Stilmittel der Zeitlupe, der leeren weißen Flächen und der tröpfelnden Klavierklänge eine Spur zu oft verwendet wurden. Aber egal. Seien wir nachsichtig.

Wüste Kreuz- und Querbezüge

Polizeiseelsorgerin Lena Fauch (Ferres) siedelt aus dörflicher Idylle nach München um und lernt dort gleich so manche Härten des Berufsalltags kennen. Vor allem der höchst aggressive Polizist Gregor Hoffmann (Normann Hacker) macht ihr zu schaffen. Er ist zutiefst verfeindet mit dem selbstgerechten Kollegen und bibelfest-bigotten Christenmenschen Christian Fenn (Alexander Held).

Obwohl Fenns Tochter Muriel in den anschließenden Kriminalfall um Drogenhandel, Sex und Erpressung verwickelt wird, ermittelt der Vater in der Sache weiter. Überhaupt sind die Kreuz- und Querbezüge der Handlung zuweilen etwas wüst und wildwüchsig. Sehr bald weiß man auch, wo das Böse sitzt, nämlich im Zweifelsfalle bei den Männern. Dennoch entbehrt der insgesamt passable Film (Regie: Johannes Fabrick) nicht einer gewissen Spannung – in einzelnen Szenenfolgen.

Hinderliche Schweigepflicht

Die ach so einfühlsame „Frau Pastorin“ Lena Fauch weiß alsbald mehr über die Tathergänge als die Kommissare, weil zumal die Frauen sich ihr anvertrauen. Sie reitet geradezu darauf herum, dass sie allerdings der seelsorgerischen Schweigepflicht unterliege und also nicht direkt zur Klärung beitragen könne. Freilich lenkt sie das Geschehen doch noch bestimmt, aber sanftmütig im Sinne der höheren Gerechtigkeit.

Zum Ausgleich fürs Schweigegebot hat Lena Fauch alias Veronica Ferres nicht nur stets den besseren, weil barmherzigeren Bibelspruch parat (notfalls tun es auch Gandhi-Zitate), sondern darf auch allerlei gestanzte Merksätze aus dem Psycho-Jargon vom Stapel lassen: „Im Herzen, ist es da wahr?“ – „Was hat Sie so zynisch gemacht?“ – „Hören Sie auf zu hassen!“ – „Liebe, die Bedingungen stellt, ist keine.“ Und so weiter, und so fort.

Mit dem Fahrrad unterwegs

Sie müsste aber im Grunde nicht einmal den Mund auftun, sondern nur verständnisvoll und betroffen dreinschauen. Dass sie ein guter, naturnaher und nachhaltiger Mensch ist, kann man schon ahnen, wenn sie in der Polizeikantine ein vegetarisches Gericht wählt und hernach immerzu mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Die Titelfigur ist also ein wenig arg konstruiert und redet manchmal daher, dass das Drehbuchpapier vernehmlich raschelt. Damit hat es Frau Ferres in dem beachtlichen Ensemble nicht gerade leicht. Ich sage beileibe nicht, dass sie die schwächste Darstellerin war, jedoch wurde sie hie und da übertroffen und war bei weitem nicht so überragend, wie einige Vorab-Kritiken sie haben sehen wollen.

Dass die Kirche als Zuflucht immer mal wieder vorkommt, gehört ebenfalls zum Rollenprofil und gleichsam zur Geschäftsgrundlage. Man wüsste ja gerne, ob das Filmteam kirchliche Beratung oder Unterstützung in Anspruch genommen hat. Nur mal so.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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