Monatsarchive: August 1987

Die Erregung beim Malen – Hagener Künstler Emil Schumacher wird 75

Von Bernd Berke

Der Hagener Maler Emil Schumacher, eine der bahnbrechenden Gestalten der deutschen Nachkriegskunst, wird heute 75 Jahre alt. Aus diesem Anlaß verleiht ihm seine Geburtsstadt die Ehrenbürgerschaft, und im Osthaus-Museum wird eine Schumacher-Ausstellung eröffnet.

Schumacher genießt weltweiten Ruf; er bekam zahllose internationale Auszeichnungen; er war auf den größten Ausstellungen (documenta, Biennale in Venedig) vertreten. Doch stets „war und ist für seine Malerei die südwestfälische Herkunft bestimmend“, befindet Kindlers Malerei-Lexikon. Die Kunstzeitschrift „Art“ zitiert sein Bekenntnis zu Hagen: „Die Leute hier sind mir vertraut. Die Arbeitergegend inspiriert mich. Der gute Geist, der von diesem Flecken ausgeht, gibt mir Bilder, die ich nur hier malen kann.“ In der Tat: Die Landschaft Südwestfalens regte nicht nur die Gestaltung schrundig-erdhafter Bilder an, … Weiterlesen

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Wenn Bildhauer zum Zeichenstift greifen – Ausstellung „Das andere Medium“ im Ostwall-Museum

Von Bernd Berke

Dortmund. Wenn Bildhauer zeichnen, so muß das nicht heißen, daß sie lediglich Vorskizzen für ihre dreidimensionalen Arbeiten entwerfen; auch nicht, daß sie ihre fertigen Skulpturen nachträglich auf Papier darstellen. Manche Bildhauer und Objektmacher entfernen sich vielmehr ganz bewußt von ihrem gewohnten Medium. Die Zeichnung wird dann eigenständiges Ausdrucksmittel, sie wird autonom.

Andere wiederum zeichnen vollkommen funktionale Vorlagen für Werkstätten, die die Ideen dann ins Material umsetzen. Und wieder andere zeichnen zwar Skulpturen, aber gleichsam als Utopien, an deren Verwirklichung (schon aus Kostengründen) oft gar nicht zu denken ist. So verzwickt und vielfältig ist die Sache. Daß solche Vielfalt auch sinnliches Vergnügen bereiten kann, zeigt jetzt im Dortmunder Ostwall-Museum die Ausstellung „Das andere Medium – Zeichnungen von Bildhauern“ … Weiterlesen

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„Das weite Land“ der Menschenseele – Luc Bondy hat Schnitzlers Drama verfilmt

Von Bernd Berke

Köln. In der Menschenseele regiert das Chaos: „So vieles und so verschiedenes hat zugleich Raum in uns. Liebe und Trug, Treue und Treulosigkeit; Anbetung für die eine und dennoch wildes Verlangen nach der anderen. (…) Die Seele (…) ist weites Land.“

Dieses wildzerklüftete Laiidschaftsbild, das man für banal, aber auch für unterschwellig ironisch halten kann, entwarf der österreichische Dramatiker Arthur Schnitzler 1910 in seiner Tragikomödie „Das weite Land“. Luc Bondy, noch Mitdirektor der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, hat daraus einen Film gemacht, der heute in ausgewählten Kinos anläuft.

Bondy, der das Stück 1984 in Paris fürs Theater inszenierte, leuchtet nicht etwa gesellschaftliche Hintergründe (Stichwort: „Bürgerdämmerung“ am Vorabend des Ersten Weltkriegs) aus. Er konzentriert sich ganz auf … Weiterlesen

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Spezialarchiv: Was Dichter über Dichter schrieben – Zitatsammler begann vor 20 Jahren in Lüdenscheid

Von Bernd Berke

Kleve. Erschrocken über den mehr als gesegneten Appetit des „Dichterfürsten“ Goethe, schrieb Schriftsteller-„Kollege“ Jean Paul: „Auch frisset er entsetzlich.“ Bert Brecht brachte zornig zu Papier, daß Thomas Mann ein „Reptil“ sei. Stefan Zweig, der Joseph Roth finanziell unter die Arme gegriffen hatte, floß es, nachdem Roth alles vertrunken hatte, aus der „Feder“: „Und das von meinem Geld!“

Solche, nicht immer sehr feinen Äußerungen (wenn man so will: der „Tratsch“ der Literaturwelt) sind das Spezialgebiet eines Archivs im niederrheinischen Kleve. Seele des privaten Einmann-Unternehmens ist Winfried Hönes (53), den der literarische Sammeltrieb vor nun fast 20 Jahren packte, als er noch in der Stadtbücherei Lüdenscheid arbeitete.

Pro Jahr gibt Hönes, der seit 1972 in Kleve wohnt und die … Weiterlesen

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Künstler werben für Europa – auf Einladung der Straßburger SPD-Abgeordneten

Von Bernd Berke

Bonn/Dortmund. Mit der bundesweiten Aktion „Künstler malen ihr Bild von Europa“, will die SPD im Herbst für den europäischen Gedanken werben. In zwölf Großstädten, darunter Dortmund, werden Künstler Plakatwände mit europäischen Themen gestalten.

Start des Kunstspektakels, zu dem die SPD-Europa-Abgeordneten aufgerufen haben, ist am 18. September in Kassel (zwei Tage vor Schluß der „documenta“). In Dortmund werden am 21. September die Künstler Hanno Otten (Köln) und Henning Eichinger (Dortmund) auf dem „Alten Markt“ zwei eigens aufgestellte Wände zu Euro-Plakaten umfunktionieren.

Organisator der Malaktion, die in Städten aller Bundesländer und in Berlin stattfinden wird, ist Paul Pauly, ehedem Bonner Fraktionsmitarbeiter der „Grünen“ (speziell Joschka Fischers) und 1983 für deren vielbeachtete Kultur- und Wahlkampfaktion „Grüne Raupe“ sowie für Anti-Atom-Konzerte … Weiterlesen

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Bon Dylan – der Mythos kommt wieder auf Touren

Von Bernd Berke

Bob Dylan in Dortmund – am 15. September wird’s endlich mal wieder wahr! 1978 ließ sich die lebende Legende zum letzten Mal in der Westfalenhalle blicken. Eine halbe Ewigkeit! Und damals, nun ja. Da war’s nicht durchweg das Gelbe vom Ei.

Seitdem hat Dylan die Musikstile gewechselt wie andere Leute ihre Schuhe, ist aber – behaupten wenigstens einige Fans hartnackig – sich selbst irnmer treu geblieben. Es soil ja Leute geben, die immer wieder zu seiner Musik zuruckkehren, wie in eine ..Heimat“. Neben solchen Alt-Freaks werden aber sicher auch ..Kids“ nach Dortmund kommen, die Dylan nur aus dem Plattenschrank ihrer Eltern kennen.

..The Times They Are A-Changin'“ – Die Zeiten ändern sich; ein früher Dylan-Song. Und wie … Weiterlesen

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Bizarre Episoden aus der Provinz – „Garp (und wie er die Welt sah“) kommt ins Kino

Von Bernd Berke

Köln. Ein US-Pilot des Zweiten Weltkriegs kommt schwerverwundet ins Lazarett. Medizinische Sensation: Er kann sich kaum noch bewegen, hat aber bis zum Tod eine Dauer-Erektion.

Nach Verstreichen einer kurzen Schamfrist zieht Krankenschwester Jenny Fields Nutzen aus dieser stehenden Tatsache und schenkt bald darauf einem Knaben das Leben. Sie wollte ein Kind, aber keinen Vater. Sie brauchte Samen, aber keine „Wollust“, wie sie das verächtlich nennt. Diesem verwegenen Einfall des Bestsellerautors John Irving verdankt „Garp“ sein Dasein. Die Verfilmung „Garp (und wie er die Welt sah)“, ein schon 1982 verfertigtes Werk von George Roy Hill („Der Clou“), kommt ab morgen in unsere Kinos.

Mutter Jenny und Sohn Garp sind zwar ein wenig „anders als die Anderen“, sprich anders … Weiterlesen

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Von der Grün fürchtet: Bei Luchterhand stirbt die Literatur – Dortmunder Autor zum bevorstehenden Verlagsverkauf

Von Bernd Berke

Dortmund. Der Dortmunder Schriftsteller Max von der Grün kam gestern kaum vom Telefonhörer weg. Die Ereignisse vom vergangenen Wochenende haben viel Staub aufgewirbelt: Der Luchterhand-Verlag, „in dem mein gesamtes Lebenswerk erschienen ist“(von der Grün), soll an den holländischen Kluwer-Konzern verkauft werden.

Von der Grün und weitere prominente Autoren haben gedroht, sich andere Verlage zu suchen (WR berichtete). Von der Grün gestern zur WR: „Es haben schon zwei Verlage angerufen. Namen nenn‘ ich natürlich nicht. Das ist fast so wie in der Bundesliga; da wirbt man auch bekannte Spieler ab.“ Im Falle eines Verlagswechsels könnte er sämtliche Rechte an seinen Erfolgsbüchern mitnehmen.

Doch noch hat sich Max von der Grün nicht zu einem solchen Schritt durchgerungen, denn die … Weiterlesen

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„Die Kunst steckt in einer ganz tiefen Krise“ – Gespräch mit dem „documenta-Schreiber“ Peter Rühmkorf

Kassel/Hamburg. Mit dem Hamburger Peter Rühmkorf (57) wurde erstmals ein Schriftsteller zum „documenta-Schreiber“ bestellt, der die Kasseler Weltkunstschau literarisch begleiten soll. Jetzt ist „Halbzeit“ beim sogenannten „Museum der 100 Tage“. Im Gespräch mit WR-Redakteur Bernd Berke zieht Rühmkorf (übrigens ein gebürtiger Dortmunder) Zwischenbilanz.

Rühmkorf glaubt, daß es in der Kunst „keine Bewegung mehr gibt, sondern einen allgemeinen Lähmungszustand“. Die Kunst-Richtungen hätten längst nichts mehr mit „Strömung“, also Entwicklung zu tun, sie bildeten „nur noch Ablagerungen“. Eben diese Stagnation spiegelt, so Rühmkorf, auch die documenta 8 wider. Das mache sie so problematisch, zugleich aber interessant, denn: „Die Krise in dieser tollen Breite vorgeführt zu bekommen, ist sehr wichtig.“ Die „documenta“ sei also weder schlechter noch besser als die Realität.

Bei keiner … Weiterlesen

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Dortmund: Kochen wird museumsreif

Von Bernd Berke

Mit dem „Deutschen Kochbuchmuseum“, das im Frühjahr 1988 im Westfalenpark eröffnet werden soll, will Dortmund einen bundesweit einzigartigen Leckerbissen bieten.

Auf einer vorerst bescheidenen Fläche von 8 mal 40 Metern entsteht, nach einem 3-Millionen-Umbau, im Obergeschoß des ehemaligen Ausflugsrestaurants „Buschmühle“ das neue Museum. Für die Einrichtung stehen 250.000 DM bereit, der Ankaufsetat soll – je nach Marktlage – „flexibel“ gehandhabt werden.

Das Konzept wird von Mitarbeitern des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte entwickelt und stellt das 19. Jahrhundert sowie die kulturgeschichtlichen statt der kulinarischen Aspekte in den Vordergrund. In den Umkreis gehört z. B. auch das Themen Tischsitten. Und es lassen sich an Koch- und Eßgewohnheiten auch ganz generell „Klassenverhältnisse“ ablesen.

Im Mittelpunkt der ersten Ausstellung … Weiterlesen

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