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Monatsarchive: Februar 1994
Die Welt ist luftig und leicht – Lyonel Feiningers „Natur-Notizen“ im Kölner Museum Ludwig
Von Bernd Berke
In zittrigen Linien, gezeichnet wie in fiebrig-froher ErWartung, ragt die New Yorker Skyline empor. Auf einem anderen Bild sieht man von hoch oben einige Autos. Sie wirken wie kleine bunte Tiere. Selbst die Dampflok stampft wie ein harmloses Spielzeug daher. Lyonel Feininger (1871-1956) schöpft Heiterkeit noch aus dem städtischen Chaos.
Das Museum Ludwig zeigt 163 Zeichnungen und Naturskizzen des Amerikaners, der mit 16 Jahren nach Deutschland kam und 1937 wieder in die USA emigrierte. Diese Arbeiten aus den Jahren 1901 bis 1954 wurden bislang kaum ans Licht geholt, sie blieben die ganze Zeit über wohlverwahrt und befinden sich daher in einem hervorragenden Zustand. 5000 derartige Blätter besitzt das Busch-Reisinger-Museum (Cambridge/Massachusetts).
In seinen Skizzen ist Feininger viel spontaner … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Köln, Lyonel Feininger, Museum Ludwig, Natur-Notizen
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In finsteren Zeiten – Frank-Patrick Steckel inszeniert Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ in Bochum
Von Bernd Berke
Bochum. Unverstellter Blick in die Tiefe des kahlen Bühnenraums. Manchmal glimmt hier nur eine vereinzelte Glühbirne oder eine Taschenlampe. Da kann man füglich mit Bert Brecht sagen: „Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten.“
Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ steht auf dem Spielplan. Die Szenerie ist zumeist in typische Bochumer Dunkelheit getaucht. Hausherr Frank-Patrick Steckel hat, nur elf Tage vor der Premiere, mal wieder eine Inszenierung an sich genommen. Gastregisseur Niels-Peter Rudolph war damit offenbar in eine Sackgasse geraten.
Brechts „Johanna“ speist zwar die Notleidenden, geht aber anfangs mit frommen Sprüchen der Heilsarmee hausieren. Die Idealistin absolviert anno 1929 – im Umkreis der Schlachthöfe von Chicago – die harte Schule des Materialismus. Brecht biegt ihr bei, daß … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Bernadette Vonlanthen, Bert Brecht, Die heilige Johanna der Schlachthöfe, Frank-Patrick Steckel, Niels-Peter Rudolph, Oliver Nägele
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Schlag zu bei Shakespeare… – Jürgen Bosse inszeniert Shakespeares „Was ihr wollt“ als große Gaudi
Von Bernd Berke
Essen. Vergoldete Papp-Säulen mit allerlei altertümlichem Zierat rahmen die Bühne ein. Man fühlt sich in Vorzeiten des Theaters versetzt. Gewiß wird wohl gleich ein stocksteifes Spiel anheben? Doch das Gegenteil ist der Fall. Shakespeares „Was ihr wollt“ wird in Essen als pralles Lachtheater serviert.
Der neue Schauspielchef Jürgen Bosse versteht Shakespeares Komödie offenbar als reinste Gaudi. Die Aufführungspraxis der letzten Jahre, die mit manchmal gequälter Vorliebe den psychologischen Windungen des Stücks nachspürte und es als Spiegelkabinett erotischen Begehrens begriff, wird beherzt beiseite gewischt. Auch den Ehrgeiz einer eigenen Deutung läßt man in Essen fahren. Und so wird die Geschichte der jungen Viola, die – als Junge verkleidet – bei der verstockten Gräfin Olivia den Liebesboten des Herzogs … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Essen, Jürgen Bosse, Katja Hensel, Matthias Kniesbeck, Shakespeare, Soeren Langfeld, Was ihr wollt, Wolf Münzner
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Nur Sprache war ihre Heimat – Vor 125 Jahren wurde die Dichterin Else Lasker-Schüler in Elberfeld geboren
Von Bernd Berke
Die Dichterin Else Lasker-Schüler. heute vor 125 Jahren im späteren Wuppertaler Ortsteil Elberfeld geboren, gehört zu den großen Gestalten in der neueren deutschen Literatur. Sie schuf sich Heimat in der Sprache. Im Leben fand sie keine dauerhafte Bleibe.
Sie war eine leidenschaftliche Namens-Geberin. Ihren zweiten Ehemann Georg Lewin (vorher führte sie eine unglückliche Ehe mit dem Arzt Berthold Lasker) versah sie mit dem Künstlerpseudonym Herwarth Walden. Das behielt er bei, als er die berühmte Expressionisten-Zeitschrift „Der Sturm“ herausgab. Auch dieser Titel stammte von ihr. Ihren späteren Schwarm, den Lyriker Gottfried Benn, nannte sie in glühenden Gedichten „Giselher, den Tiger“ oder den Barbaren, sich selbst „Prinz von Theben“. Und so fort.
Wirkliche Heimat hatte sie nur in den … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur
Verschlagwortet mit 125. Geburtstag, Else Lasker-Schüler
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Die Kunst und ihre hundert Augenblicke – Ausstellung in Bonn: Buñuels Filme und der Surrealismus
ñVon Bernd Berke
Bonn. Diese Ausstellung blickt auf einen zurück, wenn man sie anschaut. Auf zahllosen Bildern sieht man: Augen, Augen und nochmals Augen. So heißt die große Bonner Schau denn auch „Buñuel – Auge des Jahrhunderts“.
Der Regisseur Luis Buñuel (1900-1983) gehört zu den Übergroßen der Filmgeschichte. Er gilt als Surrealist. Es liegt nah, Bilder aus seinen Filmen der Malerei eines Dalí, Max Ernst oder Magritte gegenüberzustellen.
Genau dies tut die Ausstellung in der Bundeskunsthalle. Buñuels Filmschaffen – vom „Andalusischen Hund“ bis zum „Diskreten Charme der Bourgeoisie“ – wird im direkten Vergleich zur bildenden Kunst nochmals mit höchsten Weihen versehen. Vielleicht, so ahnt man, hat Buñuel den Kern des Surrealismus in bewegten Bildern gar eindringlicher zum Ausdruck gebracht, als … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kino, Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Bonn, Bundeskunsthalle, Buñuel – Auge des Jahrhunderts, Der andalusische Hund, Kino, Luis Buñuel, Max Ernst Salvador Dalí, Surrealismus
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Natur-Erkundung mit „Lauschangriff“ – Herne: Vier Kunst-Positionen im Umgang mit Holz
Von Bernd Berke
Herne. Möglichen „Lauschangriffen“ sind jetzt die Besucher einer Ausstellung in Herne ausgesetzt. Wenn sie durch den Ausstellungstrakt der Flottmann-Hallen wandeln und etwas sagen, kann es jederzeit auf Tonband aufgezeichnet werden.
Damit alles seine rechtliche Ordnung hat, findet man gleich am Eingang Handzettel vor, die auf die „Abhöraktion“ aufmerksam machen. Die von der Decke herabhängenden Mini-Mikrophone gehören zu einer künstlerischen Arbeit der Düsseldorferin Anja Wiese. Die hat insgesamt 14 alte Tonbandgeräte installiert. Von einer 96 Meter langen Bandschleife, die nacheinander durch all diese Apparate läuft, erklingen durch den Raum wandernde Säge-Geräusche. Und damit wären wir beim Thema der Herner Schau: Vier Künstler befassen sich. auf sehr unterschiedliche Weise, mit dem Natur- und Werkstoff Holz.
Während Anja Wiese nur … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Anja Wiese, Flottmann-Hallen, Geurt van Dijk, Herne, Holz, Markus Mußinghoff, Minka Hauschild, Unter Holz
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Geisterhafte Schattenspiele und gewässerte Lautsprecher – Arbeiten von Rolf Julius im Marler „Glaskasten“
Von Bernd Berke
Marl. Was man da sieht, könnten geknickte Blumen sein. Auch ein zarter Schriftzug deutet darauf hin: „Diese Zeichnung ist sehr traurig.“ So einfach macht es einem der Künstler Rolf Julius sonst nicht.
Die meisten Zeichnungen von Julius (Jahrgang 1939), jetzt im Marler „Glaskasten“ zu sehen, tendieren zur äußersten Reduktion, es sind beinahe übervorsichtige Tastversuche an den Grenzen des Sichtbaren. Auf einigen Blättern erblickt man kaum einen Hauch.
Ist es Verweigerung, ist es Meditation? Der Künstler selbst jedenfalls muß, wie er sagt, nach solchen Serien zur Erholung unbedingt etwas Kräftigeres herstellen, Zeichnungen mit pechschwarzen Figuren etwa – wie um zu erfahren, daß es auch noch etwas Handfestes gibt auf Erden.
Natur und Künstlichkeit, ineinander verwoben
Doch sein eigentliches … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kunst & Museen
Verschlagwortet mit Glaskasten, Klangarbeiten, Marl, Rolf Julius, Zeichnungen
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