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Monatsarchive: Januar 2022
Hier gibt es für Künstler nichts zu lachen – Milan Peschels „Das Vaudeville der Verzweiflung“ im Theater Dortmund
Leicht zugänglich ist dieses Stück nicht, trotz seines munteren Aufspiels. Vieles geht hier durcheinander, Zeitebenen und Rollenzueignungen bleiben unscharf, der Text trägt eher zu weiterer Verwirrung bei, als daß er die erklärenden Bezüge schaffte. Das Dortmunder Theater zeigt „The Head in The Door oder Das Vaudeville der Verzweiflung“; Milan Peschel hat das Stück geschrieben und führt nun auch Regie.
Das Theater steht im Dortmunder Fredenbaumpark
Die Bühne: Ein Vorhang hinter dem Vorhang und dort, auf der Drehbühne, ein holzlattiges Gebilde mit einem weiteren Vorhang. Dies soll das Vaudeville-Theater sein, das die Inszenierung, köstlicher Scherz, nach Äußerungen der Darsteller … Weiterlesen
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Eigenwilliges Informel: Neue Galerie Gladbeck würdigt Gerhard Hoehme
Mehr als 100 Jahre nach seiner Geburt rückt die Neue Galerie Gladbeck einen eigenwilligen und prägenden Künstler der Nachkriegszeit ins Blickfeld: „Relationen“ nennt sich die neue Ausstellung mit Werken von Gerhard Hoehme.
1920 in Greppin bei Dessau geboren und 1989 in Neuss gestorben, gehörte Hoehme zu den ersten Malern, die nach 1945 einen Neuanfang suchten. Seine Begegnungen mit den Pariser Informel-Künstlern Jean Fautrier und Jean Dubuffet –aber auch mit Persönlichkeiten wie Paul Celan und Pierre Boulez – führten ab 1952 zu seiner Hinwendung zur informellen Malerei, deren Vokabular er im Lauf der Fünfziger Jahre erweiterte und … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Gerhard Hoehme, Gladbeck, Informel, Malerei, Neue Galerie
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Eine frühere Kirche als Backstube und Sauna? – Das gibt es nur bei „Urbane Künste Ruhr“
Was unter dem Label „Urbane Künste Ruhr“ in manchen Ecken des Reviers passiert, darüber lässt sich ohne Anschauung offenbar nur vage reden. Das hat sich abermals bei der heutigen Jahrespressekonferenz zum vielfältigen Projektbündel gezeigt. Fünf Statements waren angesagt – übrigens ausnahmslos von Frauen. Da hieß es erst einmal: den Überblick gewinnen, den zur Gänze vielleicht gerade mal die Insiderinnen haben.
Es war die einleitende Rede von künstlerischen Positionen, bei denen es letztlich um die zentrale Frage gehe: „Wie wollen wir leben?“ Ach so. – Anschließend rauschte die künstlerische Leiterin Britta Peters rasant durch Bisheriges und Künftiges. Fotografische Impressionen sollten gehabte künstlerische … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Architektur & Städtebau, Gesellschaft, Kunst & Museen, Natur Klima Umwelt, Region Ruhr, Stadt Land Fluss, Utopien
Verschlagwortet mit Britta Peters, Emscherkunstweg, Irena Haiduk, Revier, Ruhr Ding, Ruhrgebiet, Urbane Künste Ruhr
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Warten auf Macbeth – Schauspielhaus Bochum plant eine zweite Saisonhälfte in Omikron-Zeiten
„Das schaffen wir nicht“, hat Johan Simons immer deutlicher gespürt, „das bekommt nicht die Qualität, die es haben muß“. Und deshalb wird die Premiere der Macbeth-Inszenierung des Bochumer Intendanten ein zweites Mal verschoben. Vorgesehen war sie für Freitag, 28. Januar, das neue Datum steht noch nicht fest. „Ich mußte einfach diese Entscheidung treffen“, legt Johan Simons nach, und natürlich hieß und heißt der Grund für die Verschiebungen Omikron. Auch den Chef selbst hatte es erwischt, er hat es gut überstanden, aber viel Zeit ging verloren.
Er macht weiter und weiter und weiter… Weiterlesen
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Wild wucherndes Roman-Gestrüpp – Hanya Yanagiharas „Zum Paradies“
Berühmt wurde Hanya Yanagihara mit dem Roman „Ein wenig Leben“. Jetzt hat die in New York lebende Autorin mit familiären Wurzeln auf Hawaii, die sich in ihren Büchern mit Missbrauch und Ausbeutung auseinandersetzt, einen 900-seitigen Roman veröffentlicht: „Zum Paradies“, ein wild wucherndes Gestrüpp literarischer Fantasien, eine Reise ins Herz der sozialen Abgründe und sexuellen Tabus.
Die Welt: eine Erfindung, die sich über 200 Jahre (mit Grüßen von Henry James) rund um den New Yorker Washington Square abspielt und drei Romanhandlungen zu einem riesigen Literaturberg aufstapelt. Einige Namen tauchen immer wieder auf, David, Charles, Edward, Bingham, Griffith, Bishop. Ob sie miteinander verwandt sind, bleibt ungewiss.
Die große Freiheit in New York
Der erste Teil spielt im Jahr 1893: New York hat … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur
Verschlagwortet mit Hanya Yanagihara, Zum Paradies
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Alles so schön bunt hier – „Das Spiel ist aus“ nach Jean-Paul Sartre in Dortmund
Bunte Neonröhren an Wänden und Decke illuminieren in rhythmisch getaktetem Aufleuchten die Bühne, Wandflächen konturieren sich in pulsierenden Lichtrahmen, harte, schnelle Beats wummern durch den Raum.
Endlich betreten die beiden Hauptpersonen die Bühne. Sie sind, das wird bald klar, durch Farb-, Licht- und Klangwirren hindurch im Totenreich angelangt, wo nun Nummern aufgerufen werden, mit denen die Neuen sich zur Registratur zu begeben haben. Ordnung muß schließlich sein. Man prüft, man sieht: etwas ist hier nicht in Ordnung, ein Fehler der Verwaltung, der korrigiert werden muß. Das ganze nimmt Fahrt auf, und nur am Rande irritiert, daß das Stück „Das Spiel ist aus“ heißt. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Philosophie, Theater
Verschlagwortet mit Azeret Koua, Das Spiel ist aus, Dortmund, Jean-Paul Sartre, Theater, Theater Dortmund
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Kultur mit Kick: Martin Suter legt Roman über „Schweinis“ Leben vor
Der in Zürich beheimatete Diogenes-Verlag zählt zu den renommiertesten in deutschsprachigen Landen. Nun aber diese Diogenes-Pressekonferenz in Berlin. Auch und gerade Journalist*innen von Bild, RTL und Radio Schlagerparadies stellen ihre Fragen. Nicht gerade die kultursinnigsten Medien. Was ist denn da los?
Martin Suter, Schweizer Schriftsteller von einigen Graden und Gnaden, hat ein Buch über den weltmeisterlichen Fußballer Bastian Schweinsteiger geschrieben. Da wittert halt auch der Boulevard womöglich knackige „Geschichten“. Ein „Bild“-Mann – schon spürbar gierig auf die Schlagzeile – will gar Näheres zu einer Roman-Sequenz wissen, in der sein Blatt vorkommt. Derlei Begehrlichkeiten mag Martin Suter denn doch nicht bedienen.
Warum hat sich Suter das überhaupt angetan? Sind … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Gesellschaft, Lebenswege, Leibesübungen, Literatur
Verschlagwortet mit Ana Ivanovic, Bastian Schweinsteiger, Diogenes-Verlag, Einer von euch, Martin Suter, Roman
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Wässeriger Humor-Transfer: Gilbert & Sullivans „Piraten von Penzance“ als biederer Operetten-Jux
In der englischen Architektur gibt es seit dem 18. Jahrhundert die sogenannten follies, exzentrische, aber nutzlose Bauwerke. Sie ziehen den Blick auf sich und werfen Fragen auf, die sie nie beantworten.
Als eine solche „folly“ in musikalischer Form ließe sich auch William Schwenck Gilberts „The Pirates of Penzance“ begreifen: Literarisch perfekt gezirkelter Nonsens, kongenial in Musik gefasst von Arthur Sullivan. Eine der schimmernden Perlen des musikalischen Unterhaltungstheaters, deren Glanz auch nach 140 Jahren noch nicht ermattet ist.
Wer Gilbert & Sullivans „Piraten“ mit gesundem Menschenverstand oder gar Maßstäben dramatischer Logik auslotet, wird sich unausweichlich vermessen. So etwas gibt es im … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Operette & Musical
Verschlagwortet mit Abgesang, Arthur Sullivan, Beate Zoff, Cusch Jung, Die Piraten von Penzance, Johannes Witt, Oleh Lebedyev, Operette, Ralitsa Ralinova, Sangmin Jeon, Sebastian Campione, Simon Stricker, The Pirates, William Schwenck Gilbert, Wuppertal, Yisae Choi
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Die tiefe Wahrheit der Komödie: Vor 400 Jahren wurde der Dramatiker Jean-Baptiste Molière geboren
Es ist sicher nicht übertrieben, Molières „Tartuffe“ als eine der wichtigsten Komödien der Weltliteratur zu bezeichnen. Bei ihrem Erscheinen 1664 erzeugte sie einen gewaltigen Skandal. Ihr Autor wurde als Jean Baptiste Poquelin am 15. Januar vor 400 Jahren getauft*. In seiner Bedeutung als einer der großen dramatischen Autoren der Literaturgeschichte ist er William Shakespeare an die Seite zu stellen.
„Le Tartuffe“ wird bis heute häufig aufgeführt. Die Geschichte eines gerissenen Betrügers, der sich der Religion bedient, um mit vorgetäuschter Frömmigkeit und demonstrativem Glaubenseifer eine ganze Familie unter Kontrolle zu bringen, ist nach wie vor aktuell. Denn Molière beleuchtet in seinen … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Frauen & Männer, Geschichte, Lebenswege, Literatur, Scherz, Satire, Ironie, Theater
Verschlagwortet mit Komödie, Molière, Poquelin, Tartuffe
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Zum Tod von Herbert Achternbusch: Bayerischer Suff – auch im alten Griechenland
Betrübliche Nachricht: Der Dichter, Filmemacher, versierte Biertrinker, Lebenskünstler usw. usw. Herbert Achternbusch ist mit 83 Jahren gestorben. Und was finde ich dazu in meinem Archiv? Ausgerechnet eine Art „Verriss“ – vom 21. Mai 1996. Aber sei’s drum. Schmeicheleien waren seine Sache eh nicht. Passt scho‘. Hier der Text von damals, gesudelt anlässlich der Mülheimer Theatertage. Nehmt’s halt als Nachruf, sanft möge er ruhen:
Nein, der „Nabel der Kultur-Welt“ ist Mülheim gewiß nicht. Dieses (von manchen keck beanspruchte) Prädikat wies auch Hans-Georg Specht, Oberbürgermeister der Stadt, in aller Bescheidenheit zurück, als er jetzt die Mülheimer Theatertage eröffnete. Doch immerhin steht nun gleichsam wieder … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur, Theater
Verschlagwortet mit Herbert Achternbusch, Mülheim, Nachruf, Stücketage
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„…hat es keinen Zweck etwas anzufangen, / nicht einmal einen Satz.“ – „Winterrezepte“ der Nobelpreisträgerin Louise Glück
Die Erinnerung scheint aus einem Traum oder Märchen zu stammen, nicht aus wirklichem Erleben: „Jedes Jahr, wenn der Winter kam, gingen die alten Männer / in den Wald, um Moos zu sammeln, welches / auf der Nordseite mancher Wacholdersträucher wuchs.“
Waren ihre Säcke voll, machten sie sich mühsam auf den Heimweg. Die Frauen fermentierten und präparierten das Moos, bestrichen es „mit wildem Senf und kräftigen Kräutern“, machten daraus ein belebendes Winterbrot. Sie verkauften die „in Wachspapier gewickelten Brote auf dem Marktplatz, / während der Schnee fiel“. Das Buch, in dem sie einst die Zutaten und die Zubereitung der Brote notierten, und das Buch, das die Lyrikerin jetzt mit ihren eigenen Worten nacherzählt, als würde sie einer fernen mythischen Zeit ihre … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur
Verschlagwortet mit Literaturnobelpreis, Louise Glück, Winterrezepte aus dem Kollektiv
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Früher war einfach mehr Kneipe!
Ach, wo sind sie nur geblieben, die vielen Eckkneipen Westfalens, zumal im Ruhrgebiet? Wo sind die knarzigen, urigen Typen, die dort Abend für Abend gehockt und frei von der (wohl arg strapazierten) Leber weg geredet oder stundenlang schweigend gesüffelt haben?
Früher war’s nicht besser, aber anders. Da gehörten mindestens zwei Dinge zwingend zum Kneipenwesen: eine Jukebox und ein Flipper. Aber halt! Das war ja schon eine Weiterentwicklung für die damals jüngeren Jahrgänge. Noch vorher zählten zum unverbrüchlichen Inventar die gemeinschaftlichen Sparkästen mit nummerierten Fächern – und Soleier im Glas, das möglichst auf der Theke zu stehen hatte. Zuallererst natürlich stets das „Grundnahrungsmittel“: frisch gezapftes Bier, zünftiger noch in Form … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Arbeitswelt & Beruf, Bekenntnisse, Gesellschaft, Region Ruhr, Stilfragen
Verschlagwortet mit Dortmund, Hamm, Kneipe, Kneipen, Ruhrgebiet, Treffpunkt Kneipe, Warendorf, Westfalen
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Hier ist sie – die wohl dämlichste Schlagzeile der Woche…
Ihr könnt es kaum noch erwarten, die dusseligste Schlagzeile der Woche zu lesen? Gemach! Hier steht sie.
Die Überschrift scheint mir nicht nur dämlich, sondern auch verantwortungslos zu sein, wenn man mal die ganze aufgeheizte Stimmung dieser Tage mitbedenkt. Denn natürlich sitzt der Mann nicht etwa im Gefängnis, w e i l er keine Maske getragen hat. Das glauben allenfalls Verschwörungs-„Theoretiker“ oder Kreuz- und Querschwurbler. Und just solche Leute bzw. jene, die dafür anfällig sind, werden den zugehörigen Artikel wahrscheinlich gar nicht mehr lesen, weil für sie ohnehin ausgemacht ist, dass Ungeimpfte Opfer einer „Diktatur“ und einer gleichgeschalteten Presse seien.
Die Zeile aus der Werkstatt der Dortmunder Ruhrnachrichten (Stadtteilzeitung West), übernommen in die örtliche WAZ-Ausgabe, suggeriert just einen direkten Zusammenhang. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Medien, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Corona, Maske, Ruhrnachrichten, Stadtteilzeitung, WAZ
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Heilig, heilig, heilig – mitten im Lokal
Kurz vor dem Dreikönigstag ist mir abermals aufgefallen, dass eine weitere Gaststätte sich mit einem dreidimensionalen Heiligenbildnis schmückt. Daran knüpfen sich Fragen:
Erstens würde es mich interessieren, ob es Deko-Lieferanten gibt, die solche Figuren eigens für Lokale herstellen – oder ob es sich um Objekte aus aufgegebenen Kirchen handelt. Der stellenweise beschädigte Zustand der Figur auf dem großen Foto deutet darauf hin, dass man das Stück aus einer Kirche oder einem entsprechenden Depot geholt hat. Nicht ganz auszuschließen wäre freilich, dass solche Skulpturen im Sinne eines „used look“ eigens so hergestellt werden. Vintage rules. Man kennt das aus anderen Bereichen.
Zweitens möchte ich gern wissen, woraus sich dieser Trend herleitet, … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Glaubensfragen, Luxus & Moden, Stilfragen
Verschlagwortet mit Deko, fromm, Gaststätten, heilig, Heiligenfiguren, Kneipen, Lokale, profan
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