Archiv des Autors: Frank Dietschreit

„Bis zur Neige“: Polit-Krimi zwischen Wirt und Winzer, Wien und Berlin

Was haben ein Edelwinzer aus dem österreichischen Weinviertel und der Betreiber eines angesagten Berliner Szenelokals gemeinsam? Auf dem ersten Blick nicht viel, außer dass der joviale, mit Politik und Kultur gut vernetzte deutsche Wirt seinen Gästen die hochpreisigen Tropfen des Österreichers kredenzt.

Aber irgendeine tiefere Verbindung muss es zwischen Wirt und Winzer geben. Denn innerhalb kurzer Zeit werden beide Männer ermordet. Spielt sich da jemand als Racheengel auf und sühnt auf mörderische Weise eine fast vergessene Schuld?

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Wahrscheinlich wäre es kaum jemanden bei den ermittelten Behörden aufgefallen, dass die grenzüberschreitenden Morde zusammenhängen. Aber zum Glück gibt es da seit kurzem das Autorenduo Bielefeld & Hartlieb, das sich darauf spezialisiert hat, mit Berliner Schnauze und Wiener Schmäh eine Brücke zwischen den … Weiterlesen

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Ein russischer Alptraum: Vladimir Sorokins Roman „Der Schneesturm“

Landarzt Garin kommt einfach nicht vom Fleck. Seine eigenen Pferde sind total erschöpft und machen schlapp. Und der einfältige Brotkutscher Kosma, dessen Gefährt von unzähligen winzigen Pferchen gezogen wird, scheint weder die Gegend noch die einzuschlagende Richtung wirklich zu kennen. Dabei müsste Garin so dringend nach Dolgoje. Denn in dem kleinen Dorf, das irgendwo in der weiten Steppe Sibiriens liegt, ist eine seltsame Krankheit ausgebrochen, die die Menschen in fleischfressende Zombies verwandelt. Der Landarzt hat das Serum in der Tasche, das man den Infizierten einimpfen muss, um sie vom Werwolfsyndrom zu heilen. Doch Garin und sein Begleiter stecken immer wieder im Schnee fest. Und wenn sie mal vorankommen, dann verlieren sie im unaufhörlichen Schneegestöber die Orientierung. Manchmal kommt es ihnen … Weiterlesen

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Enzensberger rät: „Nur keine Panik!“

Er ist der Tausendsassa unter den deutschen Schriftstellern. Er ist Lyriker und Herausgeber, Erzähler und Zeitschriftengründer: Wenn man Hans Magnus Enzensberger auf eine Position festnageln will, hat er sie garantiert schon wieder verlassen und ist aufgebrochen zu neuen intellektuellen Ufern.

Den Marxismus benutzt er als Baukasten, die Mathematik als Denkmodell. Jetzt beruft sich der inzwischen 82-jährige Autor, der immer schon ein Faible für Diderot und die französischen Aufklärer hatte, auf Michel de Montaigne. Schon der Ahnherr des Essays wusste, dass man große Themen auch auf wenigen Zeilen abhandeln kann.

„Gründlichkeit ist nicht meine Stärke“, witzelt Enzensberger und entwirft ein Panoptikum kultureller Kuriositäten und politischer Abnormitäten. In seinen „Zwanzig Zehn-Minuten-Essays“ geht es mal um die „Tücken der Transparenz“, mal um das … Weiterlesen

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Abstieg in die Hölle – Richard Fords Roman „Kanada“

Wenn die ersten Sätze eines Romans wirklich gut sind, fangen sie den Leser sofort ein, geben sie den Takt vor, deuten an, wohin die Reise gehen wird und wie der Autor seine Expedition in unbekanntes Gelände anpacken will. Richard Ford, der mit seinen Romanen über den Sportreporter und Immobilienhändler Frank Bascombe Literaturgeschichte schrieb und seit Jahren als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt wird, weiß um die Kraft und die Faszination des Anfangs. Aber so frontal wie in seinem neuen Roman „Kanada“ ist auch Ford noch nie in einen Roman eingestiegen: „Zuerst will ich von dem Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben. Dann von den Morden, die sich später ereigneten. Der Raubüberfall ist wichtiger, denn er war die entscheidende Weichenstellung … Weiterlesen

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John Irvings Roman „In einer Person“: Ein junger Mann sucht seine sexuelle Identität

Schauspieler leben gefährlich. Vor allem wenn sie jung sind, fast noch ein Kind, und nicht nur früh den Verlockungen des Theaters, sondern sich auch der Vielfalt der Rollen erliegen.

Dass Männer in Frauenkleider schlüpfen (und umgekehrt) und dass eine faszinierend schöne Schauspielerin in Wirklichkeit ein hormonbehandelter ehemaliger Mann ist, lernt der pubertierende William Abbott jedenfalls schon sehr früh. Seine Mutter arbeitet als schlecht bezahlte Souffleuse am Theater der (fiktiven) Kleinstadt „First Sister“. Sein Großvater trägt auf der Bühne gern Frauenkostüme und warnt den jungen, ebenfalls zum Theater drängenden William, dass es für einen Schauspieler manchmal schwer ist, bei all den Rollen und Identitätsvariationen den Überblick zu behalten und noch zu wissen, wer und was man eigentlich ist.

Miss Frost, seine … Weiterlesen

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Vorwärts in die Vergangenheit: Verrückte Verlockung in Martin Suters „Die Zeit, die Zeit“

Schon immer hatte der Mensch das Bedürfnis, die Zeit zu besiegen und, wer weiß, vielleicht unsterblich zu sein. Von der Faszination, mal in die Vergangenheit, mal in Zukunft zu reisen, die Fehler von einst zu korrigieren und die Aussichten auf ein besseres Morgen zu verbessern, handelt ein ganzes literarisches Genre. Und wissen wir nicht spätestens seit Albert Einstein, dass Zeit und Raum nicht nur gekrümmt, sondern auch ziemlich relativ sind?

Der Schweizer Autor Martin Suter, dessen Romane seit Jahren auf den Bestenlisten stehen und der zuletzt mit den ersten Bänden der pfiffigen Krimi-Serie über den halbseidenen Dandy „Allmen“ bei den Lesern punkten konnte, nimmt sich jetzt in seinem Roman „Die Zeit, die Zeit“ nicht nur der Relativitätstheorie an. Er nutzt … Weiterlesen

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Sommernachtstraum im Park von San Francisco

Im Buena-Vista-Park von San Francisco spielen tagsüber die Kinder. Vielköpfige Familienclans bevölkern die Grünflächen. Des Nachts treffen sich hier im Schutz der Bäume und Büsche die Verliebten, es streifen einsame Herzen auf der Suche nach ein bisschen Glück durch den im Dunklen liegenden Ort.

Dass die Menschen ihre Lebens- und Liebesspiele direkt unter den Augen von Elfen, Zwergen und Kobolden vollbringen, auf diese Idee kann man kommen, wenn man Shakespeares „Sommernachtstraum“ als zeitlose Geschichte über die Freiheit der Fantasie und das Ineinander von Wunsch und Wirklichkeit liest und als immer wieder frische Parabel auf die Nähe von Lust und Leid und die Allgegenwärtigkeit des Todes versteht.

Chris Adrian gilt als neuer Stern am US-amerikanischen Literaturhimmel. Der 1970 in Washington geborene … Weiterlesen

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„Der Augentäuscher“: Ist die Fotografie eine Erfindung aus der Barockzeit?

Ein arbeitsloser Kunsthistoriker ist auf der Suche nach dem ganz großen Coup. Wäre es nicht eine Sensation, wenn er Bilder von Silvius Schwarz auftreiben und beweisen könnte, dass der Künstler tatsächlich gelebt hat?

Denn hartnäckig hält sich das Gerücht, dieser Silvius Schwarz hätte im Dresden des 17. Jahrhunderts ein ausschweifendes Leben geführt und mit seinen Werken die Kunst revolutioniert. Manche meinen, er habe nicht nur Stillleben gemalt, sondern optische Apparate gebaut und mit fotografischen Visionen experimentiert.

Einer anderen Legende zufolge ist Silvius Schwarz ein Magier und Gotteslästerer gewesen, der in blutige Ritualmorde verwickelt war. Doch leider existiert kein einziges Dokument, das diese Legenden mit Leben füllen könnte. Bis zum großen Elbhochwasser im Jahr 2002. Da fischt der brotlose Mythenjäger aus … Weiterlesen

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„Krawomm, Tatatat, Zischzasch“ – der deutsche Afghanistan-Einsatz als Comic

Seit 10 Jahren verteidigen deutsche Truppen unsere Freiheit am Hindukusch. Doch der Einsatz der Bundeswehr ist hierzulande umstritten und wird mit jedem toten Soldaten in Frage gestellt. Ob das Buch, das jetzt unter dem Titel „Wave and Smile“ erschienen ist, eine Argumentationshilfe in der Debatte um das Für und Wider des Bundeswehr-Einsatzes sein kann, scheint auf den ersten Blick zweifelhaft. Denn der Autor und Zeichner Arne Jysch thematisiert den Afghanistan-Krieg mit den Mitteln der Graphic Novel und der Ästhetik von Comics.

„Wave and Smile“ („Winken und Lächeln“), das war lange Zeit die Strategie der ISAF-Truppen in Afghanistan, wenn sie ihre militärischen Camps verließen und sich unters afghanische Volk mischten: Das hat sich als ziemlich naiv und tödlich erwiesen, denn die … Weiterlesen

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„Nullzeit“ von Juli Zeh: Thriller mit Tauchgang

Gleich nach dem Examen schwant dem angehenden Juristen Sven, dass er keine Lust hat, Menschen zu beurteilen, zu bewerten, zu bestrafen. Zusammen mit Antje, seiner Freundin, packt er seine Siebensachen, sagt Deutschland Adieu und eröffnet auf Lanzarote eine Tauchschule. Sven begleitet seine Kunden nicht nur bei ihren Tauchgängen unter Wasser, er vermietet ihnen auch Appartements und ist rund um die Uhr für sie da. Wer bereit ist, eine ziemliche Stange Geld zu zahlen, kommt bei Sven auf seine Kosten. Oberstes Gebot des Aussteigers ist es, sich keinesfalls in das Leben seiner Gäste hineinziehen zu lassen. Doch bei Theo, dem versoffenen Schriftsteller, der seine besten Tage hinter sich hat, und Jola, der attraktiven TV-Serien-Schauspielerin, will ihm das nicht gelingen. Das deutsche … Weiterlesen

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Potsdamer Provinzposse: SAP-Gründer Hasso Plattner als Mäzen einer DDR-Kunstsammlung

Am Neuen Markt in Potsdam ist preußische Geschichte allgegenwärtig. In Rufweite liegt Schinkels Nikolaikirche und der Marstall, der heute ein Filmmuseum beherbergt. Der Blick schweift von hier aus zum Wiederaufbau des im Krieg arg mitgenommenen und von den Baubrigaden der DDR abgerissenen Hohenzollernschlosses. In zwei Jahren soll im rekonstruierten Preußenschloss der brandenburgische Landtag einziehen.

Ob bis dahin für die sich derzeit in Potsdam abspielende kultur- und kunstpolitische Provinzposse, die viel über die nach wie vor offenen Wunden der deutschen Vereinigung und die antikapitalistischen Vorurteile in den Neuen Bundesländern erzählt, eine vernünftige Lösung gefunden wird, bleibt abzuwarten. Eine kleine Ausstellung mit gerade einmal 28 Bildern, die jetzt im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt präsentiert wird, könnte behilflich sein, die … Weiterlesen

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Eine Schiffsreise als Schule fürs Leben – Michael Ondaatjes Roman „Katzentisch“

Schreiben heißt, sich erinnern. Daran, wie wir wurden, was wir sind. Warum unsere Wünsche verloren gingen und was wir lange verdrängt haben, bis es aus den Tiefen des Vergessens wieder empor steigt und zeigt, dass manches, was wir als Kinder erlebt haben, unser ganzes Leben geprägt hat. Solche privaten Erinnerungen sind noch keine Literatur. Wenn sie sich aber verbinden mit der Fantasie eines Autors, der seine Biografie zur Grundlage eines frei fabulierten Romans machen kann, dann liegt Großes in der Luft.

So ist es bei Michael Ondaatje. Der Autor, der 1943 in Ceylon (heute Sri Lanka) geboren wurde, seine Jugend in England verbrachte und heute im kanadischen Toronto lebt, konnte mit „Der englische Patient“ einen Welterfolg feiern. Mit den folgenden … Weiterlesen

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Labyrinth aus Liebe und Lügen – William Boyds Roman „Eine große Zeit“

Wien ist nicht nur die Hauptstadt des galanten Selbstmordes und der morbiden Friedhofskultur. Die österreichische Metropole ist auch der Geburtsort der Psychoanalyse. Wenn Anfang des vorigen Jahrhunderts ein an traumatischen Kindheitserlebnissen und erotischen Unpässlichkeiten leidender junger Engländer dorthin flüchtet, wo Sigmund Freud gerade über Traumdeutung, Totem und Tabu nachdenkt und die auf seiner Couch liegenden Patienten auf ihrer Reise ins verdrängte Innerste ihrer Seele begleitet, so ist das eine einleuchtende Idee.

Für William Boyd, den 60jährigen britischen Autor, der seine Leser mit einem fein ausgetüftelten psychoanalytischen Spionagethriller begeistern will, liegt die Idee jedenfalls auf der Hand. Sein Held wider Willen, der englische Jungschauspieler Lysander Rief, hält sich im Jahr 1913, also am Vorabend des Ersten Weltkrieges und des katastrophalen Zivilisationsbruchs, … Weiterlesen

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Der Familie entgeht man nicht – Zeruya Shalevs Roman „Für den Rest des Lebens“

Auch wenn man selbst schon Kinder hat und in der Mitte des Lebens steht: Solange die eigenen Eltern leben, bleibt man ein Kind. Ein Kind, das von der Erziehung und den Erwartungen und Enttäuschungen der Eltern geprägt ist, ein Kind, das den Tod der Eltern verkraften muss, während man selbst Kinder erzieht und sie vor dem Tod beschützen will.

Vor allem davon, dass Eltern uns „Für den Rest des Lebens“ prägen und die Familienbande stärker sind als alle Versuche, diese emotionalen Abhängigkeiten aufzulösen, handelt der neue Roman von Zeruya Shalev. Es ist ein meisterlicher und oft versponnener, von Rückblenden und Erinnerungen durchwirkter Roman, ein feinfühliges, psychologisch aufgeladenes Erzählkonstrukt, das niemanden kalt lassen kann. Und ein Buch, mit dem die israelische … Weiterlesen

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Wie geht es weiter mit „Occupy“?

Vielleicht wird das Jahr 2011 in die Geschichte eingehen als Beginn einer neuen politischen Zeitrechnung. Denn nicht nur in den von Armut und Willkür beherrschten arabischen Diktaturen, auch in den Zentren des westlichen Turbokapitalismus, in denen Banken und Börsen schrankenlos walten können, haben Massenproteste die Straßen und Plätze erobert. Nach revolutionären Umwälzungen in Tunis, Tripolis und Kairo, nach jugendlichen Aufständen und Zusammenrottungen in Madrid und London, hat sich eine globale Welle der Empörung breitgemacht. Seit die „Occupy“-Wall-Street-Bewegung den Zuccotti Park im New Yorker Finanzzentrum besetzt hat, zelten überall in der Welt Aktivisten gegen den Kapitalismus. Unter dem Motto „We are the 99 percent“ kämpfen sie für soziale Gerechtigkeit und die strikte Trennung von Wirtschaft und Politik, entwerfen sie Modelle für … Weiterlesen

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Der „Alte Fritz“ in ungeahnter Vielfalt

Friedrich in Öl und mit dem Dreispitz in der Hand. Friedrich als Schlachtenlenker und als volksnaher Staatsdiener im Gespräch mit den Bauern. Friedrich in Porzellan und in stolzer Herrscherpose. Friedrich in Holz und als Tabaklade. Friedrich auf Papier und als politisches Plakat. Friedrich als reitender Bote für Berliner Bier. Friedrich als Erinnerungsplakette an den „Tag von Potsdam“, flankiert von Bismarck und Hitler. Friedrich im Heimatfilm und Friedrich als Teddybär. Friedrich als Kinderspielzeug und als Karikatur. Soviel Friedrich in so vielen Varianten und Ausformungen, Deutungen und Zurichtungen wie jetzt im Deutschen Historischen Museum war nie.

Filmzeitschrift zum Ufa-Spielfilm "Das Flötenkonzert in Sanssouci" (August Scherl GmbH/Film-Kurier GmbH, Berlin 1930). Berlin, DHM, Foto Angelika Anweiler-Sommer

Filmzeitschrift zum Ufa-Spielfilm "Das Flötenkonzert in Sanssouci" (August Scherl GmbH/Film-Kurier GmbH, Berlin 1930). Berlin, DHM, Foto Angelika Anweiler-Sommer

Und das will etwas heißen. Denn zum 300. … Weiterlesen

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Peymann inszeniert „Dantons Tod“: Posen mit Standbein und Spielbein

Rebellion – so weit das Auge reicht. In den arabischen Ländern werden Diktaturen hinweg gefegt. In den kapitalistischen Metropolen besetzen Aktivisten Banken und Börsen. Das Gespenst der Revolution geht um, und während sich Marx im Grab die Hände reibt, meckert der olle Brecht, dass ein Gespräch über Bäume derzeit schon fast ein Verbrechen ist. Wer in dieser Situation Georg Büchners Revolutionsdrama „Dantons Tod“ aus dem Theaterfundus holt, hat Großes, auf jeden Fall Politisches im Sinn. Sollte man meinen. Vor allem wenn der Regisseur Claus Peymann heißt. Schließlich will er doch mit seinem Berliner Ensemble zeitgenössisch brisantes Theater liefern, das zum „Reißzahn im Hinterteil der Herrschenden“ werden soll.

So die Theorie. In der Praxis unternimmt Peymann zusammen mit seinem langjährigen Bühnenbildner … Weiterlesen

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Von der Schönheit zum Schrecken: Die Deutschen und ihr Wald

Walter Leistikow "Abendstimmung am Schlachtensee" (Öl auf Leinwand, um 1900). Copyright: Stiftung Stadtmuseum Berlin. Foto: Hans-Joachim Bartsch, Berlin

Walter Leistikow "Abendstimmung am Schlachtensee" (Öl auf Leinwand, um 1900). Copyright: Stiftung Stadtmuseum Berlin. Foto: Hans-Joachim Bartsch, Berlin

Der deutsche Wald ist mehr als die bloße Summe seiner Bäume. Mit 800.000 Beschäftigten und 108 Milliarden Euro Umsatz ist er ein riesiger Wirtschaftszweig und ein Wunderwerk der Ökologie. Vor allem aber ist er ein Ort der Mythen und Märchen, der Freizeitgestaltung und Kunstbetrachtung, der nationalen Selbstvergewisserung und Verblendung.

Seit Heinrich von Kleist die „Hermannsschlacht“ im Teutoburger Wald zur Geburtsstunde deutscher Größe und Widerstandskraft stilisierte, seit die feingeistigen Romantiker mit des „Knaben Wunderhorn“ sehnsuchtsvoll seufzten und unter grünen Bäumen Geborgenheit suchten, hat der deutsche Wald symbolische und spirituelle Kraft. Dass er auch politisch und ideologisch aufgeladen ist, wissen wir nicht erst seit … Weiterlesen

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Siegfried Lenz: Gaukelspiel der Masken

Nachdem das Unwetter sich gelegt hat, liegt ein metallgrauer Container am Strand der kleinen Nordsee-Insel. Der Container, im Sturm über Bord gegangen, muss auf einem Schiff nach Hamburg unterwegs gewesen sein: Adressat ist das Museum für Völkerkunde der Hansestadt. Einige Neugierige brechen die Fracht auf, finden darin Masken verschiedener Tiere. Hier die Maske eines Frosches, dort die eines Bären, einer Ente, eines Schweins, eines Tigers oder eines Drachen.

Als die Menschen, wie eigentlich an jedem Abend, in der Inselkneipe „Blinkfeuer“ gemütlich beisammen hocken, fangen einige der angetrunkenen Gäste an, sich die erbeuteten Masken aufzusetzen. Aus einer spontanen Laune heraus nimmt so ein seltsames Experiment seinen Lauf. Denn die Menschen haben ihre Gesichter zwar hinter den Papier-Masken verborgen, sie lassen aber … Weiterlesen

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Allen Krisen zum Trotz: Jürgen Habermas will das Projekt Europa retten

Die Euro-Krise scheint kein Ende zu nehmen. Die zögerlichen und halbherzigen, oft populistischen Reaktionen der Politik lassen ein Scheitern des europäischen Projekts als reale Möglichkeit erscheinen. Da kommt ein Buch von Jürgen Habermas gerade recht. Der bekannteste lebende Philosoph Deutschlands – wenn nicht sogar der ganzen Welt – hat einen Essay („Zur Verfassung Europas“) geschrieben, mit dem er in die Debatte um die Zukunft des Kontinents eingreifen und der sich ausbreitenden Europa-Skepsis einen philosophischen Antikrisenplan entgegensetzen will.

Wenn allerdings „Die Zeit“ meint, es sei „das Buch der Stunde“, werden falsche Erwartungen geweckt: Denn Habermas gibt keine Handlungsanweisung zur Rettung des angeschlagenen Euro. Es geht ihm nicht um Rettungsschirme oder Eurobonds, sondern, im doppelten Sinne, um die Verfassung Europas: Wie haltbar … Weiterlesen

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Als Joseph Beuys nach Japan kam

29. Mai 1984: Joseph Beuys lächelt gequält und sieht ein bisschen verloren aus. Ein Suchender und Staunender, einer, der noch nicht recht weiß, was ihn dort, wo er gerade mit dem Flugzeug gelandet ist, erwartet. Von Kameras begleitet und beäugt, bahnt sich der erstmals von Düsseldorf nach Tokio gereiste Künstler seinen Weg durch die mit Koffern und Menschen verstopfte Ankunftshalle.

Beuys trägt, was ihm zur zweiten Haut geworden ist: den grauen Filzhut, die multifunktionale Weste, weißes Hemd, dunkle Hose, grobe Schuhe mit dicken Gummisohlen. Der Kunstprofessor, der schon mit Studenten Räume der Düsseldorfer Kunstakademie besetzt hielt und mit seinem Konzept ökologisch-ganzheitlicher Kunst für Aufsehen sorgte, ist freundlich, freut sich über die roten Rosen, die ihm seine Gastgeber überreichen. Ein harmloser, … Weiterlesen

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Raffaels Madonnen in Dresden vereint

Raffael: Madonna di Foligno, 1511/1512 (Copyright: Vatican Museums)

Raffael: Madonna di Foligno, 1511/1512 (Copyright: Vatican Museums)

Der deutsche Papst hat es möglich gemacht. Fast fünfhundert Jahre lang haben sich die von Raffael fast zeitgleich gemalten Altarbilder nicht mehr getroffen, jetzt kann man sie nebeneinander betrachten.

Zuletzt standen die „Madonna von Foligno“ und die „Sixtinische Madonna“ im Jahre 1512 zusammen im Atelier des italienischen Renaissance-Malers. Dann trennten sich die Wege der Bilder, die auf eindringliche Weise die himmlische Erscheinung der Maria mit dem Jesuskind thematisieren.

Auf verschlungenen Pfaden und verschiedenen Zwischenstationen kam die „Sixtinische Madonna“ 1754 nach Dresden, um die ohnehin prächtige Sammlung von August III., dem sächsischen Kurfürst und König von Polen, mit einem ebenso unzweifelhaften wie bedeutenden Raffael-Gemälde nochmals aufzuwerten und zu schmücken.

Die „Madonna von Foligno“ … Weiterlesen

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Schokoladensüße Liebeskomödie

Angélique und Jean-René haben einiges gemeinsam: Sie sind beide sensibel und schüchtern, sie sind romantische Träumer und nicht ganz von dieser Welt, sie haben eine große Leidenschaft für Schokolade – und sie sind Singles. Eigentlich die besten Voraussetzungen, um sich ineinander zu verlieben und endlich den Partner fürs Leben zu finden.

Doch was beide miteinander verbindet, trennt sie zugleich. Angélique und Jean-René können zwar über neue Pralinen-Kreationen und gaumenfreundliche Raffinessen reden, sich auch insgeheim anschmachten. Aber ihre Gefühle können sie einfach nicht offen legen. Da helfen keine Psychologen, und auch die Leidensgenossen, die sich allwöchentlich bei den „Anonymen Romantikern“ treffen, wissen keinen Rat. Es sind also noch einige emotionale Klippen zu meistern und manche Widerstände zu überwinden, bis die schokoladensüße … Weiterlesen

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Eine Liebe im Schatten der Ideologie

Das erste, was der Leser des neuen Buches von Barbara Honigmann wahrnimmt, ist das Bild eines schlanken und großen Radfahrers. Im Hintergrund scheint sich, der Wolkenbildung nach zu urteilen, ein Gewitter anzukündigen. Die rechte Hand hält der direkt auf den Betrachter zuradelnde Mann an die Stirn. Wahrscheinlich hat er, wie die Autorin später im Buch mutmaßen wird, wieder einmal Kopfschmerzen.

Vor allem daran erinnert sich Barbara Honigmann, die das von ihr selbst gemalte Bild ihres früheren Geliebten auf dem Cover ihres Buches zeigt: dass der Mann so dürr und lang war, oft Migräne hatte und sich schnell aus dem Staub machte, wenn es ernst wurde und die Frauen, die ihn umschwirrten wie Motten das Licht, seine intellektuelle Abkapselung durchdringen wollten. … Weiterlesen

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Ins Herz der juristischen Finsternis

Zunächst scheint alles ganz klar: Der seit Jahren in Deutschland lebende und arbeitende Italiener Fabrizio Collini erschießt in einem Berliner Luxushotel den Großindustriellen Hans Meyer. Der Mörder ruft selbst die Polizei und gesteht die Tat.

Danach aber verfällt er in tiefes Schweigen. Vor allem zum Motiv seiner Mordtat will er sich nicht äußern. Wenn Anwalt Caspar Leinen, dem die Pflichtverteidigung des vermeintlichen Mörders zugewiesen wird, gehofft haben könnte, „Der Fall Collini“ sei ein leicht abzuwickelnder juristischer Selbstläufer, sieht er sich schnell getäuscht. Doch nicht nur, dass die Motive der Tat im Dunkeln liegen, macht ihm zu schaffen. Auch dass der Anwalt das Mordopfer kannte und Hans Meyer in seiner Jugend verehrt hat wie einen Vater, wird für Caspar Leinen zu … Weiterlesen

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Träumen ohne Sigmund Freud

Psychoanalytiker und Patienten, die hofften, auf der Couch verquasten Träumen und verdrängten Wünschen auf die Spur zu kommen, müssen dieser Tage ganz tapfer sein. Nicht genug, dass der französische Philosoph Michel Onfray meint, Sigmund Freuds Lehre sei bloß ein auf Hirngespinsten und Obsessionen basierendes Konstrukt und der Ödipus-Komplex eine Legende. Jetzt haben auch noch Neurologen und Psychologen der Universität Zürich Freuds Traumdeutung entzaubert.

Freuds These, wir würden in unseren Träumen einen Weg zum Unbewussten finden und, symbolisch verschlüsselt, unsere geheimsten Wünsche und Aggressionen bearbeiten, ist für die Zürcher Wissenschaftler reiner Humbug. Nach Verkabelung und Untersuchung hunderter Schlafpatienten fanden sie heraus, dass Träume sehr wenig mit der Verarbeitung von Realität zu tun haben: Der Traum ist eine Form kreativen Denkens, der … Weiterlesen

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Erhabene Schönheit der Renaissance

Diese Schönheit und Anmut, dieser Stolz, dieses Selbstbewusstsein, diese Eleganz. Seit Wochen beherrschen die von zeitloser Erhabenheit erzählenden „Gesichter der Renaissance“ das Berliner Stadtbild. Überall hängen Plakate und Transparente.

Jetzt endlich ist die Zeit des neugierigen Wartens vorbei. Und das Ergebnis lässt den Betrachter vor Ehrfurcht in die Knie gehen: Das auf der Berliner Museumsinsel gelegene Bode-Museum öffnet die Pforten zu einer opulenten Bilderschau und zeigt mehr als 170 Hauptwerke der Renaissance, Gemälde, Zeichnungen, Medaillen und Büsten, die erstmals zusammen zu sehen sind. Zu den Leihgebern der fragilen und nur selten auf Reise geschickten Kunstwerke gehören die Florentiner Uffizien und der Pariser Louvre, die National Gallery in London und die Sammlung Czartoryski aus Krakau.

Leonardo da Vinci: "Dame mit dem Hermelin" (Portrait der Cecilia Gallerani), 1489/90, Copyright bpk/Scala

Leonardo da Vinci: "Dame mit dem

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„Fliegende Fische müssen ins Meer“: Zauberhafte Kino-Komödie aus der deutschen Provinz

Noch gar nicht lange her, da spielte Meret Becker junge Frauen, die, auf dem Weg zu sich selbst, viele Irrungen und Wirrungen auf sich nehmen und manch emotionalen Umweg gehen mussten. Jetzt, ein paar Jahre später, ist sie zwar zur Leinwandmutter dreier Kinder geworden, aber eigentlich ist sie immer noch so überdreht und verrückt, Probinzunberechenbar und komisch wie ehedem. Irgendwie nicht von dieser Welt. Das ist auch gut so. Denn sonst wäre „Fliegende Fische müssen ins Meer“, der von Güzin Kar (Drehbuch und Regie) in Szene gesetzte Film über Lust und Leid des Lebens einer allein erziehenden Mutter in tiefster deutscher Provinz, wohl kaum zu dem geworden, was er ist: eine wunderbar leichte Komödie darüber, dass das Leben einfach kompliziert … Weiterlesen

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Als Brecht bei Feuchtwanger klingelte – Klaus Modicks Roman „Sunset“

Winter 1918. Der Krieg geht zu Ende, in München wird die Räterepublik ausgerufen. Das lässt auch den Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der sich bisher eher für buddhistische Weisheiten und historische Themen interessierte, nicht kalt.

Gerade arbeitet er an seinem Theaterstück „Thomas Wendt“, einem „dramatischen Roman“ über einen Künstler, der sich zum politischen Engagement bekennt und sich in die Revolution einmischt. Da klingelt es an der Hautür und ein abgerissen wirkender junger Mann mit Stoppelbart, Schiebermütze und abgewetzter Lederjacke begehrt Einlass in die Wohnung des arrivierten Schriftstellers. Er habe ein Stück geschrieben und hoffe, dass der über beste Bühnen-Kontakten verfügende Feuchtwanger in der Lage sei, eine Aufführung zu erwirken, „weil ein Stück“, so der selbstbewusste Jungdichter, „das nicht aufgeführt wird, nichts wert … Weiterlesen

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„Humboldt-Box“: Temporäres Raumschiff mitten in Berlin

Nach der Wende wurde Berlin nicht zur Hauptstadt der Deutschen, sondern auch zur Metropole des Temporären und Unfertigen.

Keine Kunst, kein Neubau ohne Infobox und Eventprogramm. Die Baustelle am Potsdamer Platz konnte man von einem auf Stahlstelzen stehenden riesigen roten Container aus verfolgen. Weil ein Haus für moderne Kunst fehlte, baute man einen „White Cube“ vors Rote Rathaus.

Jetzt ist in der historischen Mitte Berlins, in direkter Nachbarschaft zu Lustgarten, Museumsinsel und Dom, ein außerirdisch anmutender Würfel aus Glas und Beton gelandet. Wo einst das vom Krieg zerstörte und von Walter Ulbrichts Baubrigaden weggeräumte Hohenzollernschloss stand und nach dem Abriss des asbestverseuchten Palastes der Republik ein städtebauliches Loch gähnt, steht nun die „Humboldt-Box“: 28 Meter ist sie hoch, auf fünf … Weiterlesen

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Die Fassade bröckelt

Eigentlich kreisen alle seine Bücher seit vier Jahrzehnten um die Lust auf Sex, Rausch und Drogen, den Hang zu kernigen Typen und rauflustigen Boxern. Wolf Wondratschek (Jahrgang 1943) ist vielleicht der letzte Macho der deutschen Literatur.

Doch jetzt, immerhin sind die besten Jahre vorbei und die Lebensuhr rückt unbeirrbar weiter, bröckelt die selbst gezimmerte Fassade. Der harte Kerl wird nostalgisch, lässt sein Leben Revue passieren und wird, wenigstens ein bisschen, gefühlig. Das liegt vor allem daran, dass Chuck, sein literarisches Alter Ego, in späten Jahren Vater eines Sohnes geworden ist und nun, mit Mitte 60, schwer ins Grübeln kommt. Zwar liebt Chuck seinen pubertierenden Sohn abgöttisch, aber er erreicht ihn nicht. Und verstehen kann er ihn schon gar nicht. Wie … Weiterlesen

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