Archiv der Kategorie: Psychologie

Träumen ohne Sigmund Freud

Psychoanalytiker und Patienten, die hofften, auf der Couch verquasten Träumen und verdrängten Wünschen auf die Spur zu kommen, müssen dieser Tage ganz tapfer sein. Nicht genug, dass der französische Philosoph Michel Onfray meint, Sigmund Freuds Lehre sei bloß ein auf Hirngespinsten und Obsessionen basierendes Konstrukt und der Ödipus-Komplex eine Legende. Jetzt haben auch noch Neurologen und Psychologen der Universität Zürich Freuds Traumdeutung entzaubert.

Freuds These, wir würden in unseren Träumen einen Weg zum Unbewussten finden und, symbolisch verschlüsselt, unsere geheimsten Wünsche und Aggressionen bearbeiten, ist für die Zürcher Wissenschaftler reiner Humbug. Nach Verkabelung und Untersuchung hunderter Schlafpatienten fanden sie heraus, dass Träume sehr wenig mit der Verarbeitung von Realität zu tun haben: Der Traum ist eine Form kreativen Denkens, der … Weiterlesen

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Facebook: Das Leben der Anderen

Da lungert man schon seit geraumer Zeit bei Facebook herum und hat noch nichts darüber geschrieben. Das geht nicht an!

Zumal Facebook ansonsten das meistbekakelte Ding in der Medienlandschaft sein dürfte. Wir haben hier also das unoriginellste aller Themen. Das mutmaßliche Interesse ist in etwa so breit gestreut wie früher bei TV-„Straßenfegern“. Millionen können mitreden oder glauben dies jedenfalls. Wo gibt es das sonst noch – außer vielleicht beim Fußball.

Nein, hier wird keine schneidige oder geschmeidige Analyse geliefert, sondern nur die schlichte Beschreibung von ein paar Phänomenen und Phantomen.

In der Regel treffen hier alle auf Ihresgleichen: So ergeben sich lauter geschlossene Gesellschaften, die sich da in ungezählten Zirkeln oder Behaglichkeits-Blasen zusammenfinden. Wer treibt sich denn da so herum? … Weiterlesen

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Soziale Miniaturen (9): Pornosammler

Sein Spitzname klingt so ähnlich wie „platsch!“ Als würde da jemand steinschwer ins Wasser plumpsen. Unrettbar und doch irgendwie brunzlustig.

Einem wie ihm gibt man früher oder später einen solchen Spitznamen. Er gehört zu jenen, die wohl nie mit einer Frau leben werden. Schwul ist er wahrscheinlich nicht, sondern ein manischer Onanist. Ein bekennender. Nein, ein herausprustender.

Mag sein, dass man ihn früher einen „Hagestolz“ genannt hätte. Obwohl man sich einen solchen eher mager und ausgedörrt vorstellt. Er hingegen ist füllig, früh aus jeder Form geraten. Wie wird er altern? Wie ist er als Kind gewesen?

Es ist schon einige Jahre her. Lange bevor das Internet in alle Öffnungen eingedrungen ist, hat er eine Sammlung von Pornoheften und Filmchen aufgehäuft … Weiterlesen

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Das wandernde Tagebuch

Wie man dazu kam, wer weiß das schon?

Im Nachhinein kann man viel behaupten,

tut es dann vielleicht auch,

weil es mit der Erinnerung nicht soweit her ist.

Kurze Erinnerung.

Kleine Festplatte, auch genannt Hirn.

Aber immer behaupten, man wüsste es.

Ach, Frau Koch-Mehrin, damals bei Plasberg.

Und was kam noch alles danach,

vom Davor ganz zu schweigen.

Koch-Mehrin, was für ein Name !

Plötzlich tauchte die auf.

Blond und langbeinig, kein Mutter-Typ wie U.v.d.L. –

hier gemeint der Mutter-Typ des neuen Jahrtausends,

also nicht: Mütter aller Länder vereingt euch! –

das ist längst Vergangenheit.

 

In der Vergangenheit sitzt auch Camus und ruht.

Der gute Albert.

Oh Tipasa.

„Hochzeit des Lichts“

Und dabei ist es so finster…

Eine erschreckende … Weiterlesen

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Im Kino: Udo ist eben doch nicht Kurt Krömer

Mal wieder ins Kino gegangen, weil im WDR ein Interview mit Kurt Krömer über seine Rolle als „Udo“ zu sehen und zu hören war. Hat es sich gelohnt?

Natürlich ist Kurt Krömer im Detail immer ein Hinsehen wert. Im Film „Eine Insel namens Udo“ spielt Krömer aber gar nicht seine Rolle als Kurt Krömer, sondern einen eher schüchternen, etwas zerbechlichen Mann, ohne Krömers markante Brille. Er ist der Kaufhausdetektiv Udo, der von allen übersehen wird – „schwersichtbar“ eben – bis die Managerin Jasmin kommt und ihn wahrnimmt, samt Flecken im Hemd und seiner schrulligen Art. Sie ist auf ihre Weise eben selbst ein wenig kauzig, und so endet diese Komödie dann auch etwas naiv romantisch.

Gelohnt hat sich der Kinobesuch … Weiterlesen

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Soziale Miniaturen (8): Geschlossene Abteilung

Sie haben J. in die „Geschlossene“ eingewiesen, denn er ist mehrmals aus dem Altenheim geflüchtet. Die Polizei musste ihn jeweils einfangen. Wie schnell dann solch eine Einweisung geht.

Er gehört hier ganz offenkundig nicht hin. Ringsherum die schweren „Fälle“, stundenlang in endlos wiederholten Bewegungen kreisend. Ob ihnen noch zu helfen wäre? Das übersteigt nicht nur den Laienverstand.

Mit J. ist man schlichtweg „nicht fertig geworden“, wie es schon bei widerspenstigen Kindern heißt. Er beharrt auf seinen Rechten. Er will hier raus. Er schreibt Briefe an Behörden, „Eingaben“, mit sorgfältig ausgeschnittenen Pressezitaten gespickt. Er droht, dem „Focus“ das brisante Material zuzuspielen. Manchmal redet er krauses Zeug, das sich nicht erschließt, doch dann ist er wieder ganz und gar zugänglich und zugewandt. … Weiterlesen

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Morgen-Notiz aus der Provinz

Nein, ich zweifel nicht daran,

dass heute Freitag ist.

Man sagt, es ist Freitag und wer reibt sich heute

nicht alles die Hände…

Manchmal werden sie auch gefaltet.

Oh, gesegneter Freitag !

Oh, heiliges Wochenende!

Ach, ändert sich denn wirklich etwas?

Wer ändert sich denn schon?

Immer wird verlangt, die anderen sollten sich ändern.

Von sich selbst nimmt man in dieser Sache lieber Abstand.

Da betreibt man gerne Denkmalpflege…

Mit den letzten Ruinen gehen sie hausieren…

und merken es nicht einmal…

Verschanzt hinter ihrem eigenen Gedankengut,

welches alles andere als gut ist.

Es sind Brocken und mit diesen Brocken –

brocken sie einem was ein,

wenn man sie lässt…

Manchmal sollte man besser Abstand halten,

sonst werfen sie einem einfach … Weiterlesen

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Hungerast?

PyrenäenDer Hungerast ist wie eine Wand, die steht vor dir, erbarmungslos. Man friert. Die Beine werden schwach. Man schimpft.

Dort oben hört einen niemand.

Da kann man schimpfen, man kann bitten, man kann flehen.

Irgendwo um 2000 Meter, da oben am Tourmalet, am Großglockner, am Furka oder Grimselpass, wo kein Baum mehr steht, da fängt es an zu schneien. Man hat keine Winterreifen und auch keine 50 000 Euro von Milchschnitte. Man hat eigentlich keine Schnitte.

Das Zelt ist vom Discounter, die Handschuhe hat Omma gestrickt. So ist man also im Berg. Kein GPS. Kein Begleitfahrzeug. Nicht mal einen Besenwagen, der einen einsammelt.

Freunde der Tour de France kennen den Besenwagen.

Das letzte Gefährt, welches gescheiterte Profis oder solche, die … Weiterlesen

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Was soll das?

Man fragt sich das im Straßenverkehr, im Garten,

am Herd, an der Theke, vorm Fernseher,

im Bett, an der Tastatur, bei H&M,

in der Badewanne, im Café, an der Ampel…

Immer fragt man sich: was soll das?

Man liest die Zeitung: was soll das?

Man bohrt in der Nase: was soll das?

Zweifellos suchen wir nach Erklärung, manchmal nach Sinn.

Das kann man auch Bestandschutz nennen.

In einer dynamisierten Welt sehnen wir uns nach Schutz.

Wir zweifeln, ob wir das Tempo mithalten können…

Alles geht so rasant.

Das Diktat der Rasanz.

Wir hecheln hinterher, bitten um Zeit, bitten um Gnade.

Aber es gibt keine Gnade, sagt man uns.

Wir seien auf dem freien Markt und hätten den Richtlinien zu folgen.… Weiterlesen

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Spieglein

Spieglein, Spieglein an der Wand, oh Schreck, man hat sich selbst erkannt

 

 

 

 

 

 

Foto: by Stefan Dernbach… Weiterlesen

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Schubladen

Schublade auf, Schublade zu.

Nochmal auf, gucken, und wieder zu.

Kompaktes Format.

Sehr überschaubar.

Das gibt Sicherheit.

Noch ein paar Nägel in die Rahmung.

Man weiß ja nie was kommt.

Aber man weiß, was sich in der Schublade befindet.

Das weiß man.

In der Schublade liegt das Vermächtnis.

Man hat uns etwas vermacht,

oftmals völlig ungefragt.

Eine Gabe.

Milde Gabe, lustige Gabe, langweilige Gabe, ärgerliche Gabe, liebevolle Gabe …

Alles in die Schublade …

Dort gibt es Fächer wie in Besteckkästen.

Für das Süße, gibt es Kuchengabeln. Kleine Gäbelchen.

Die Messer liegen rechts, damit kann geschnitten, wenn nötig getötet werden.

Aber meistens schaut man auf die Löffel.

Schublade auf, Schublade zu.

Die Teller sind nicht besonders groß,

aber dennoch fällt … Weiterlesen

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FAZ: Kopf-Gevögel?

FAZ-Sonntagszeitung: Sexueller MissbrauchDas gewichtige Blatt liegt vor einem, ein paar Seiten umdrehen, anhalten, schauen.

„Von Tätern und Opfern“…29. Mai 2011 – FAZ – Sonntagszeitung

Die Protagonisten: Christoph Röhl & Tilman Jens.

Der Röhl hat einen Film gemacht & der Jens ein Buch geschrieben. Das klingt dann zunächst mal alltäglich, ja wäre da nicht die Odenwaldschule. Wer sich etwas mit der Gesellschaft befasst, bei dem klingelt es sofort. Aber warum ist dieser Artikel in der Rubrik – Politik – gelandet?

Eine Debatte, na ja, eher ein Streit zweier Kulturschaffender.

Man hat sich in den Haaren, zieht und zerrt.

Wer hat denn nun geschlampt? – der Röhl oder der Jens – oder beide? Auf jeden Fall haben sich beide Protagonisten an das Thema – … Weiterlesen

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Hirnforschung – mit den Mitteln der Kunst

Liebes Revier. Genaugenommen braucht es euch nicht zu bekümmern, welche Ausstellung heute in anderen Bundesländern eröffnet. In der vorliegenden aber geht es um ein Hirn. Und ich dachte, weil bei euch der eine oder andere vielleicht auch sowas hat, könnte es interessant sein. Hier also nähere Infos zu

Max Brand: „Meine Gedanken“

Galerie Jacky Strenz, Frankfurt am Main, 7.5. – 1.7.11

Schlechte Sicht. Der Blick von der Straße wird von einem Vorhang getrübt. Die mangelnde Transparenz ist Absicht, ist doch der Ausstellungsraum nichts weniger als die Veranschaulichung eines Gehirns, und als solches bekanntlich von außen nur bedingt einsehbar.

Einmal eingetreten, bietet sich die unverstellte Sicht auf zwei- und dreidimensionale Äquivalente für „Meine Gedanken“. „Seine“ genaugenommen, doch Besitzverhältnisse sind hier … Weiterlesen

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„Die Stadt der Blinden“: Wie das Böse anschwillt

Diese heillose Bestürzung ist eigentlich unvorstellbar: dass man urplötzlich erblindet und einem die sichtbare Welt gefährlich fremd wird. In „Die Stadt der Blinden” erfasst die rätselhafte Epidemie nach und nach fast die gesamte Bevölkerung.

Fernando Meirelles (bekannt durch seine knallharte brasilianische Favela-Sozialstudie „City of God”) hat das Wagnis auf sich genommen, den 1995 erschienenen Roman des Literaturnobelpreisträgers José Saramago in Bilder zu fassen.

Wie aber kann man im Kino eine Geschichte vermitteln, die unter Blinden spielt? Der Regisseur hat sich nicht für partielle Finsternis, sondern für ein grellweißes Gleißen entschieden, das viele Passagen des Films durchzieht und ins Surreale hebt. Die Wirklichkeit bleicht aus.

Anfangs ist es ein einziger Mann, der sein Augenlicht verliert. Dass ihm gleich darauf das Auto … Weiterlesen

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Was Musiker krank macht

Davon weiß man als Hörer und Konzertbesucher nichts: Viele, sehr viele Musiker spielen sich krank. Und: Häufig kommt im Klassik-Bereich der Missbrauch von Tabletten oder Alkohol vor. Solche dringlichen Probleme behandelt die Musikmedizin, die als eigenständige Disziplin noch recht jung ist. Nachgefragt beim Berliner Professor Helmut Möller, einem führenden Vertreter dieser Fachrichtung.

Musikalische Talente und Routiniers so etwa zwischen 12 und 60 kommen in Möllers Sprechstunde. Erst kürzlich saß ein junger Freund und Kollege des chinesischen „Wunderpianisten” Lang Lang dort; völlig verzweifelt, weil er den eigenen Ansprüchen nicht mehr zu genügen glaubte. Die psychosomatischen (leiblich-seelischen) Symptome dürften auch daher rühren, dass dieser Mann sich ständig am weltweiten Erfolg seines Freundes misst.

Damit sind wir schon bei einem Kernpunkt. In kaum … Weiterlesen

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Okkulte Kunst: Vision und Wahn

Mit spiritistischen Séancen und Tischerücken fing es oft an. Bald folgte das manische Malen: Es entstanden dann Hunderte, ja Tausende von „medialen” Bildern – angeblich aus dem Jenseits diktiert oder von höheren Wesen „befohlen”. Das Museum Bochum zeigt jetzt solch okkulte Kunst, deren Urheber nicht selten in der Psychiatrie endeten.

Es ist keine Grusel-Schau. Aber es sind Grenzgänge zwischen Vision und Wahn, die einen nicht kalt lassen. Beklemmend ist vielfach die Zwanghaftigkeit, immer und immer wieder dieselben Formen und Figuren auf Leinwand oder Papier zu bannen. Mal sind es Ornamente, mal schier endlose Schriftzüge oder entseelt starrende Augen, die den Betrachter durchbohren. Solche Botschaften rühren an die Ängste jedes Menschen.

Manchmal nah an der Avantgarde

Es waren oft einfache Bäuerinnen … Weiterlesen

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Silvester und der Alkohol

„In Sachen Alkohol ist Silvester eindeutig der gefährlichste Tag des Jahres.” Das sagt einer, der es wissen muss. Der Bottroper Peter Kruck hat sich tief ins Thema versenkt. Er ist Autor des Standardwerks mit dem glasklaren Titel „Alcohol”.

Am letzten Tag des Jahres sind Sekt, Wein, Bier und Konsorten so selbstverständlich wie sonst nie. „Da feiert man den ersten Tag vom Rest seines Lebens intensiver als sonst”, weiß Kruck (42). Auch werden womöglich negative persönliche Jahresbilanzen „ertränkt”. Andentags folgt unweigerlich der Neujahrskater.

Und noch eine Besonderheit zu Silvester: „Es wird zunächst oft nicht einfach drauflos getrunken, sondern eher mit Maß und Ziel – schließlich will man gegen Mitternacht noch die Uhr im Blick behalten.” Aber dann…

Gut möglich, dass Relikte … Weiterlesen

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Die Kultur des Rauchens schwindet

Tja, Leute, bald ist es so weit. Dann darf man an vielen, vielen Orten nicht mehr ungestraft rauchen. NRW-Gaststätten werden ab 1. Januar 2008 vermutlich fast durchweg zur qualmfreien Zone, bei der Bahn ist ab 1. September auch in Fernzügen Sense. Das bedeutet auch, dass eine Kulturepoche verrinnt. Pflichtschuldiger Hinweis: Dieser Zeitungsartikel wird Ihrer Gesundheit nicht schaden!

Die europäische Ära des gekräuselten blauen Dunstes hat im Prinzip mit Kolumbus begonnen, in dessen Gefolge das von Anfang an umstrittene Tabakszeug aus der „Neuen Welt” zu uns kam. Es gab Zeiten, in denen manche Ärzte das Laster sogar als gesund einstuften. Doch früh wurde es auch als „Saufen des Nebels” geschmäht. Goethe war strikt dagegen, Hitler auch. Aber was besagt das schon?… Weiterlesen

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Balthus: Zwischen Unschuld und Verführung

Halb sitzt sie noch, halb liegt sie schon. Pose und Mimik des Mädchens sind gleichermaßen traumverhangen wie lasziv. Der Ausdruck flimmert zwischen Unschuld und Verführung.

Der Blick des Malers und somit das Augenmerk Betrachters richten sich auf den weiß aufblitzenden Schlüpfer unter ihrem hochgerutschten roten Rock. The´rèse, die dem Künstler Balthus 1938 hierfür Modell saß, war damals erst zehn oder elf Jahre alt . . .

Der Franzose Balthus ist berüchtigt wegen solcher begehrlichen Lolita-Bildnisse. Mit welcher malerischen Inbrunst er sich allein schon den entblößten Knien dieser Pubertierenden gewidmet hat, die nicht mehr kindlich spielen und niemals lächeln! So fing er die halb unbewusst erwachende Erotik sinnend in sich gekehrter Nymphen ein. Das erscheint heikel, ja mitunter skandalös. Und ist … Weiterlesen

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Jetzt mehr Geld in den Westen lenken – In die neuen Länder sind viele Renovierungsmittel geflossen / Bei uns wurde manches vernachlässigt

Von Bernd Berke

Seit der „Wende“ sind im Osten viele bedeutende Baudenkmäler, ja komplette historische Ensembles renoviert worden. Jetzt aber müsse man den Blick wieder verstärkt nach Westen richten, wo unterdessen so manches vernachlässigt worden sei. Das sagt Prof. Gottfried Kiesow, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, im Gespräch mit der WR.

Kiesow, der unter anderem als „Retter“ von Görlitz gilt, hat in den neuen Bundesländern selbst vieles bewirkt. Doch jetzt sieht er erhöhten Handlungsbedarf – beispielsweise in Nordrhein-Westfalen. Ein konkreter Schritt: In NRW erzielte Stiftungseinnahmen aus Lotterien sollen ab sofort überwiegend für den hiesigen Denkmalschutz verwendet werden. Sprich: Es fließen nicht mehr so hohe Beträge in die neuen Länder ab.

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Blickpunkt Denkmalschutz

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Der prominente Denkmalschützer Kiesow findet es … Weiterlesen

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Ganz tief im Herzen der Angst – Grandiose Werkschau der 94-jährigen Louise Bourgeois in Bielefeld

Von Bernd Berke

Bielefeld. Hier brüllt die Angst, hier nagen Schuldgefühle, und es erhitzen sich die Aggressionen. Wie wohl keine Ändere, lässt die mittlerweile 94-jährige Louise Bourgeois den ganzen Seelenschmerz in ihr Werk einfließen. Ihre neue Bielefelder Werkschau ist erschütternd und aufwühlend. Das Repertoire reicht bis in kannibalische Phantasien hinein.

Kaum zu fassen: Die große (nein: größte!) alte Dame der Kunst hat die ungeheure Intensität ihrer Skulpturen und Installationen in den letzten Jahren noch einmal steigern können. „La famille“ (Die Familie) heißt die Bielefelder Ausstellung, die neben Objekten auch Zeichnungen und rare Gemälde umfasst. Die Schau dringt sozusagen zum heißen Kern des Lebenswerks vor. Denn immer wieder hat Louise Bourgeois ihr Leiden an unentrinnbaren familiären Bindungen dargestellt. Stets fürchtete sie … Weiterlesen

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Philosophische Suche nach dem Sinn

Bochum. Der Bochumer Gregor Nottebom hat eine ganz besondere „Ich-AG“ gegründet. Der studierte Philosoph versucht Menschen bei der Sinnsuche zu helfen – im direkten Gespräch, telefonisch oder auch via e-Mail und Internet. Gegen Gebühr, versteht sich. Ein Gespräch mit ihm über sein wahrhaft weitläufiges Arbeitsfeld.

Frage: Suchen die Leute das ganze Jahr über bei Ihnen Rat?

Gregor Nottebom: Hochsaison ist jetzt, um Weihnachten herum. Es ist tatsächlich so, wie man es sich vorstellt. Wenn zu Weihnachten viele mal etwas mehr Zeit haben, kommen auch manche Konflikte ans Licht. Und die Sinnfrage stellt sich stets in Konflikt-Situationen.

Wie grenzen Sie sich mit Ihren Ratschlägen vom Psychologen ab?

Nottebom: Meine Klienten sind in der Regel nicht krank oder ernsthaft gestört. Falls doch, … Weiterlesen

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Das verlorene Gesicht – Düsseldorfer Ausstellung „Ich ist etwas Anderes“ entwirft Visionen vom Ende der Identität

Von Bernd Berke

Düsseldorf. Mit der menschlichen Identität, den fest gefügten Selbstbildern ist es mehr allzu weit her. Jedenfalls lautet so die Diagnose in der avancierten Kunst, die ja als Seismograph des Künftigen gilt. Unter Zersplitterungen, Verletzungen und Verformungen winden sich da die Restbestände des „Ich“.

Die Schau „Ich ist etwas Anderes“ erstreckt sich über die gesamte Fläche der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW. Mit Werken seit etwa 1970 und vielen klingenden Namen (Beuys, Warhol, Bruce Nauman usw.) rührt sie ans bedrohte Menschenbild, an den Realitäts-Schwund in Zeiten virtueller Netze und gentechnischer Manipulationen. Es ist eine Ausstellung, über deren Befunde man erschrickt und die überdies in die Wahrnehmung des Betrachters eingreift, so dass man von Selbst-Erfahrung im Museum sprechen kann.

Die Furien … Weiterlesen

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Verzerrte Wesen aus einer Welt der Ängste – Museum Bochum würdigt den Holländer Lucebert

Von Bernd Berke

Bochum. Die „Trolle“ mit den zerfließenden Gesichtern blecken gräßlich ihre Zähne. „Der letzte Romantiker“ hockt wie ein armseliges Insekt da – vielleicht ein schmutziger kleiner Bruder von Gregor Samsa, der in Franz Kafkas berühmter Erzählung „Die Verwandlung“ zum Käfer mutierte. Es sind Zerrspiegelwesen aus einer Welt der Ängste.

Aus seinen Alpträumen hervorgeholt hat sie der Holländer mit dem Künstlerpseudonym Lucebert. Bürgerlich hieß er Lucebertus Jacobus Swaanswijk. In diesem Frühjahr ist er mit 70 Jahren gestorben. Das Museum Bochum, mit dem Lucebert oft zusammengearbeitet hat, widmet seinem Gedenken nun eine Sonderausstellung. Doch die ist ein wenig betrüblich geraten. Das Bochumer Haus hat kein Geld für umfassende Retrospektiven, bedeutende Leihgaben sind unerreichbar. Die schmale Schau wird also aus Eigenbesitz … Weiterlesen

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Nur den Staatsanwalt will niemand gerne spielen – Therapie-Projekt in Eickelborn: Drogensüchtige stellen ihre Lebensgeschichte auf der Theaterbühne dar

Von Bernd Berke

Lippstadt/Eickelborn. „Rolltreppe abwärts“, „Nullouvert“. Schon solche Stücktitel deuten an, daß Theater sich in die Niederungen begibt; nach ganz unten – dorthin, wo z. B. Drogen-Karrieren enden.

Jetzt hat die Gruppe mit dem Namen „Stoffwechsel“ bereits ihr drittes Stück einstudiert. Es heißt „Popshop“. Besonderheit: Die Schauspieler sind 14 Drogenpatienten der psychiatrischen Landesklinik in Lippstadt-Eickelborn. Sie gehen in diesen Tagen sogar erstmals auf eine kleine Tournee, spielen vor Schülern und Jugendlichen. Damit die nicht eines Tages auch an irgendein schlimmes Zeug geraten.

Der Titel „Popshop“ stammt aus dem Szene-Jargon und bedeutet so viel wie „Endstation“ oder „Nichts mehr zu sagen/machen“. Die jungen Leute haben das Stück (mit Hilfe ihrer Therapeuten Günter Seidenberg und Caroline Happe) selbst verfaßt und auch … Weiterlesen

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Kongreß über Kunst und Psychiatrie erkundet die „Heilkräfte“ der Kultur

Von Bernd Berke

Münster. Die Vergangenheit ist nicht vorbei: Wenn vom 1. bis zum 5. Oktober rund 500 Experten in Münster ihren Kongreß „Kunst und Psychiatrie“ abhalten, wollen die deutsehen Teilnehmer immer noch Schäden aus der NS-Zeit beheben.

Nirgendwo sonst hätten sich seit jenen Jahren Vorurteile gegen psychisch Kranke so hartnäckig festgesetzt wie in Deutschland, ließen die Kongreß-Organisatoren gestern wissen. Da treffe es sich gut, daß man vom Nachbarn mehr Toleranz und Offenheit lernen könne. Denn die Niederlande seien weltweit führend im gezielten therapeutischen Einsatz der Künste. Während in unseren Kliniken bildende Kunst, Tanz oder Theaterspiel oft nur als „Beschäftigungstherapie“ verabreicht würden, gelte kulturelle Betätigung in den Niederlanden als unverzichtbarer Behandlungsfaktor.

Veranstalter des Wissenschaftler-Treffens ist denn auch der 1975 gegründete … Weiterlesen

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Timothy Leary als Star eines Treffens im Hochsauerland – Kritik am westlichen Denksystem

Von Bernd Berke

Dortmund/Willingen. Timothy Leary, in den 60er Jahren durch sein Eintreten für die Droge LSD weltweit bekannt gewordener US-Professor, weilt derzeit im Sauerland! Anlaß ist ein Kongreß in Willingen bei Brilon, der sich damit befaßt, Geist, Seele und Leib durch Körperübungen in Einklang zu bringen.

Seit dem letzten Wochenende vertiefen sich Jm Hotel ..Sauerland-Stern“ etwa 170 Teilnehmer (Gebühr: rund 600 DM, ohne Hotelkosten) ins Thema. Einer von ihnen ist der Dortmunder Schauspieler Ruedi Gerber (25), bekannt durch sein Programm „Spiwit of Spwingtime“. Er hofft, in dem abgeschiedenen Hotel neue Anregungen für Darstellungformen jenseits des Stadttheaterbetriebs zu bekommen.

Timothy Leary regte ihn allerdings eher auf als an. Ruedi Gerber: „Er hat nur unverbindlich gequasselt“. Beeindruckt zeigt sich Gerber hingegen … Weiterlesen

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