Archiv des Autors: Hans Hermann Pöpsel

Über Hans Hermann Pöpsel

Historiker und Germanist. Pensionierter Redakteur

Beispiel Ennepe-Ruhr-Kreis: Wie vor acht Jahrzehnten die erste deutsche Demokratie unterging

Nun sind schon fast achtzig Jahre vergangen, seit in Deutschland die erste Demokratie gescheitert oder besser verraten worden ist. Was damals, im Winter 1932/33 los war, kann heute fast niemand mehr erzählen. Die damals jungen Menschen sind inzwischen fast alle tot. Aber es gibt ja andere Quellen der Warnung.

Die Gevelsberger Einkaufstraße hieß schon bald Adolf-Hitler-Straße.

Die NSDAP und ihre SA fanden nicht nur in den Großstädten immer mehr Anhänger, sondern auch in Kleinstädten wie Gevelsberg im Ennepe-Ruhr-Kreis. Dort war traditionell die linke Arbeiterbewegung stark, der Metallarbeiterverband und die Kommunistische Partei bestimmten zunächst die Politik auf der Straße und in den Gaststätten, bevor die SA auftrat. Im Mai 1931 gab es im Saal Buschmann die erste „Saalschlacht“ zwischen NSDAP- und … Weiterlesen

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Wer heiratet, darf gratis ins Theater

Schauspielhäuser, Opern und Tageszeitungen haben oft ein ähnliches Problem: Junge Menschen wenden sich ab, das Publikum oder die Abonnenten werden immer älter und sterben dann natürlicherweise aus. Im Theater Hagen will man ein Verjüngungsmittel gefunden haben.

Schön ist es ja, das Hagener Haus. (Foto: Stadt Hagen)

Die architektonisch so schöne Spielstätte leidet besonders unter der Annähernd-Pleite ihrer Mutter, der Stadt Hagen. Aber es gibt einen rührigen Theater-Förderverein, und der geht nun mit einer neuen Idee ans Werk: Ab Januar des nächsten Jahres erhalten alle Paare, die sich vor einer Hagener Standesbeamtin oder einem -beamten das Ja-Wort geben, einen Gutschein für den Besuch einer Aufführung ihrer Wahl im Theater Hagen. „Sie trauen sich – wir laden sie ein“ heißt der eher … Weiterlesen

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Johnny Cash und seine Freunde rocken das Theater in Bochum

So bekommen die Bochumer ihr Schauspielhaus garantiert voll, und das ist auch gut so: Johnny Cash und seine Freunde musizieren fast so, wie es in Cashs legendären Fernseh-Shows Ende der 60-er Jahre in den USA zu erleben war.

Das Theater als Konzerthaus. (Foto: Stadt Bochum)

„Well, you’re my Friend“ heißt die Nachfolge-Inszenierung der erfolgreichen Musikschau „A Tribute to Johnny Cash“, die seit längerem in Bochum die Menschen begeistert. Diesmal wird auf zwei Ebenen nachgespielt, was damals in den Studos des Fernsehsenders entstand und jeden Samstag ausgestrahlt wurde. Zum einen singen und tanzen die Darsteller und das Orchester ungefähr so, wie man es seinerzeit sehen und hören konnte, zum anderen werden in den gespielten Aufnahmepausen „Backstage“ die Konflikte deutlich gemacht, die … Weiterlesen

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Vom Spülwasser zum Nachdenken über den Umweltschutz

„Grünes“ Denken hat auch eine Geschichte – dazu hier eine kleine Erinnerung: Es ist schon gut 45 Jahre her, dass ich mir zum ersten Male ernsthaft um so etwas Gedanken machte, was man heute „Umweltschutz“ nennt. Und das hatte etwas mit Spülwasser zu tun.

Seife gab es sicher schon im Altertum. (Foto: BASF)

 

Wir besuchten damals das Abendgymnasium, und ein Klassenkamerad – heute ein Kardiologe – verdiente sich etwas Zusatzgeld als „Kindermädchen“ im Haushalt unserer jungen Mathe-Lehrerin.

Zu seinen Aufgaben gehörte auch der Haushalt, zum Beispiel das Abwaschen des Geschirrs. Dazu nahm er stets eine gehörige Portion Spülmittel, damit er auch genügend Schaum zu sehen bekam. Zu sehen bekam das aber auch einmal der Ehemann der Lehrerin, ein Doktor … Weiterlesen

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Wissenschaftliche Tagung zur Geschichte des Ruhrbergbaus

Am vergangenen Samstag gab es in der Wittener Zeche Nachtigall eine interessante Tagung zur Bergbaugeschichte. Die Beiträge der einzelnen Wissenschaftler gibt es bereits als Buch, zu bestellen für 14 Euro inklusive Versand unter http://www.bgvr.org/tagung/tagungsband

Zeche Nachtigall in Witten (Foto: lwl)

Hier eine Übersicht über die Themen:

Dr. Volker Wrede – Überblick über die Geologie und die Rohstoffpotenziale des Ruhrgebietes

Dr. Jennifer Garner / Dr. Manuel Zeiler – Eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland

Dr. Olaf Schmidt-Rutsch – Die digitale Rekonstruktion der Zeche Nachtigall

Dr. Alexander Gorelik / Dipl.-Ing. Gero Steffens – Der mittelalterliche bis frühneuzeitliche Bergbau am Eisenberg von Olsberg

Dipl.-Min. Norbert Knauf – Einblicke in die Montangeschichte der Grube „Grube Wohlfahrt“ in Hellenthal-Rescheid

Oliver Glasmacher – Schlebuscher Erbstollen (Wetter/Ruhr). Montanhistorische Einordnung und … Weiterlesen

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Der 11. September – 1944 war es ein Tag der Befreiung

Das Datum 11. September – auch amerikanisch als 9/11 abgekürzt – hat sich seit 2001 in das Weltgedächtnis eingebrannt. Die einstürzenden Türme des World-Trade-Centers in New York sind zu einem Zeichen geworden für die Verletzlichkeit der modernen Zivilisation.

Kriegsgefangene in der zerstörten Stadt Aachen. (Quelle: Bundesarchiv)

Zurzeit lese ich mit großem Gewinn „Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45“ des britischen Historikers Ian Kershaw. Da geht es ebenfalls um Terrorismus, wenn auch um weit schlimmeren als 2001, und auch in dem Zusammenhang taucht das Datum 11. September auf. Das war nämlich der Tag im Jahre 1944, an dem „ausländische“ Soldaten, in dem Fall amerikanische, im Kampf gegen Nazi-Deutschland erstmals den Boden des Deutschen Reiches betraten. Dieses Ereignis fand … Weiterlesen

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„Dortmundische vermischte Zeitungen“ vor 243 Jahren und andere Neuigkeiten für die Stadt

Zeitung – so nennen wir heute die bedruckten Papiere mit mehr oder weniger neuen Nachrichten. Manche bezeichnen auch die entsprechenden Apps auf ihrem Smartphone noch als Zeitung und kommen damit dem ursprünglichen Sinn des Wortes sehr nahe. Zeitung – das war ein anderes Wort für Nachricht, für Neuigkeit. So hieß denn auch die erste Tageszeitung der Welt, in Leipzig seit 1650 gedruckt, „Einkommende Zeitungen“. Hier solle es heute um einen Blick auf die Dortmunder Zeitungsgeschichte gehen.

Nach dem Niedergang der Hanse verlor auch Dortmund seine Bedeutung, und entsprechend provinziell ging es in der Freien Reichstadt bis zum Beginn der Industrialisierung zu. Zwar gab es nachgewiesen schon ab 1545 eine Druckerpresse in der Stadt, doch das erste Periodikum, die „Dortmundischen vermischten … Weiterlesen

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Alltag in der Diktatur: „Ich wünsche Klärung der Kellerfrage“

Oktober 1942, also vor 70 Jahren, in einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebietes. Der Krieg ist noch nicht in der Heimat angekommen, aber man bereitet sich darauf vor. Eine kleine, fast absurde Begebenheit aus dem Alltag einer Diktatur soll hier erzählt werden.

Einrichtung eines Luftschutzkellers. (Foto: Anti-Kriegs-Museum)

Weil die Nazi-Führung Bombenangriffe erwartete, wurde die Bevölkerung schon vor Kriegsbeginn auf Luftschutzmaßnahmen, Bunkerbau, Verdunkelung usw. eingestimmt. Später gab es dazu konkrete Vorschriften, unter anderem zur Einrichtung von Luftschutzräumen in privaten Kellern. Diese Keller waren für die Menschen aber als Vorratsräume viel wichtiger als heute, und entsprechend entstanden an vielen Orten Konflikte.

In unserem Fall geht es um eine „Frau Witwe Adolf Wagner“ in der Adolf-Hitler-Straße 56. Sie schreibt an die Gemeindeverwaltung, dass … Weiterlesen

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Als das Ruhrgebiet noch Bauernland war

Das Revier bestand ja nicht immer aus Industrie und Handwerk, sondern war, wie überall sonst in Deutschland, zunächst ein Bauernland. Daran soll dieser kleine Exkurs ins späte Mittelalter erinnern, genauer gesagt, an das Jahr 1315.

Ruine der Burg Volmarstein über der Ruhr.

Godefried von Seyne hieß damals der „Herr von Volmensteyne“, heute in der Schreibweise Volmarstein ein Stadtteil von Wetter an der Ruhr und vielen als eine entsprechende Autobahnabfahrt an der Hansalinie A 1 bekannt. Dieser Godefried und seine Gattin Sophia verpfändeten in einer Urkunde aus dem genannten Jahr 1315 eine ganze Reihe von Bauernhöfen an Adolf Graf von Berg, seinerzeit der mächtigste Herr in der Region, die später als Herzogtum Cleve-Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf in Preußen aufging.

Die … Weiterlesen

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Was hat Thomas Manns „Zauberberg“ mit Castrop-Rauxel zu tun?

Nach einem Tippfehler, einem einfachen Buchstabendreher, setzte sich neulich bei mir eine seltsame Gedankenkette in Gang. Statt Castrop stand da plötzlich Castorp auf dem Papier, und schon wanderte das Gehirn in Richtung Thomas Mann. Sein Hans Castorp kam mir in den Sinn, der Kaufmannssohn aus Hamburg, der in Manns „Zauberberg“ die Hauptrolle spielt.

Marktplatz in Castrop-Rauxel. (Foto lwl)

Aber hatte Thomas Mann etwas mit Castrop-Rauxel zu tun? Kam mir zwar unwahrscheinlich vor, aber um mehrere Ecken gibt es diese Verbindung tatsächlich.

Eine der einflussreichsten Familien, darunter mehrere Ratsherren und Bürgermeister, in Manns Heimatstadt Lübeck waren im späten Mittelalter die Castorps. Ratsherr Hinrich Castorp zum Beispiel handelte 1474 den ersten „Frieden von Utrecht“ aus, der den Seekrieg der Hanse mit England … Weiterlesen

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Steinzeit in Hattingen: Die Blut-Ablaufrinne im Opferstein – wohl nur ein Mythos

So ein kleines Museum findet man selten, so ein schönes aber auch nicht. Das „Bügeleisenhaus“ in der Hattinger Altstadt gehört dem Heimatverein, und dort wird die Ausstellung „Steinzeit in Hattingen“ gezeigt.

Das Bügeleisenhaus in Hattingen. (Foto: Stadt)

Zugegeben, die Zahl der Objekte ist begrenzt. Einen schönen Mammutzahn, Werkzeuge und kleine Waffen kann man sich ansehen, und in einem Sonderraum wird die Geschichte eines Steins vorgestellt, der in einem Hattinger Park liegt und schon Gegenstand eines Romans und zahlreicher Ortslegenden wurde. Er hat einen länglichen Einschnitt, der von den Hattingern lange Zeit als „Blut-Ablaufrinne“ in diesem „Opferstein“ gedeutet wurde. Geologen erklären die Besonderheit jedoch ganz anders, nämlich als Spur einer misslungenen Stein-Teilung.

„Zwischen Fund und Dichtung“ heißt deshalb auch die kleine … Weiterlesen

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Auch eine Glaubensfrage: Dortmund-Süd oder Lüdenscheid-Nord?

Immer ist von „Lüdenscheid-Nord“ die Rede, wenn Fußballanhänger aus Gelsenkirchen die verhasste Ballspielvereinigung Borussia vom Borsigplatz nicht beim echten Namen nennen wollen. Das, so meine ich, tut der Sauerland-Zentralstadt „Dortmund-Süd“ aber unrecht.

Lüdenscheid hat nämlich einiges zu bieten, wie ich kürzlich bei einem Besuch wieder bestätigt bekam. Sicher, die Architektur der Innenstadt wirkt zusammen gewürfelt, vor allem das klobige Rathaus kann man durchaus hässlich nennen, aber das Leben pulsiert, die Menschen scheinen ihre City zu mögen, und bei „Hulda am Markt“ fühlt man sich in alte Zeiten versetzt.

Lüdenscheids Rathaus. (Foto: hhp)

Und erst der Museumskomplex: Mit der Ida Gerhardi-Ausstellung gelang in den letzten Monaten ein großer Wurf, und sehr gern erinnere ich mich an den Besuch der historischen Schau … Weiterlesen

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Im Oktober gibt es wieder Mozarts „Don Giovanni“ in Hagen

Bald ist die Sommerpause nicht nur in der 1. Fußball-Bundesliga, sondern auch in den Stadt- und sonstigen Theatern vorbei. Aus Hagen liegt bereits das Programm für September vor. Mit „Cabaret“ geht es gleich am 1.9. los. Hier soll es nun einen kurzen Vorgeschmack über die weiteren Aufführungen geben.

Mit "Cabaret" geht es im Theater Hagen wieder los . (Foto Stadt Hagen)

Eigentlich beginnt die Hagener Saison ja schon am 25. August, aber nicht im Haus selbst, sondern davor: Bei Beginn der Dämmerung zeigt das Haus bei freiem Eintritt auf dem „FilmSchauPlatz“  den Streifen „Moulin Rouge“ mit Nicole Kidman und Ewan McGregor.

„Cabaret“ wird dann ab 1. September an vier Tagen aufeinander gegeben, es folgt am 8. September die Premiere des … Weiterlesen

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Goethe und Novalis – rückwärts übersetzt und dadurch verhunzt

Es gab einmal ein wunderliches Experiment: Da wurden Goethes berühmtestes Gedicht von der Ruhe über allen Wipfeln und andere seiner Poeme zunächst ins Japanische übersetzt, und dann bat man einen japanischen Übersetzer, die Gedichte zurück ins Deutsche zu übersetzen. Heraus kam eine ziemlich unverständliche, holperige Fassung jener Werke, die wir wegen ihrer Sprachkraft so lieben.

Der Dichter Novalis

Eher unfreiwillig komisch wirkt da ein Vorgang, den in der vergangenen Woche die Frankfurter Allgemeine Zeitung aufgespießt hat: Die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“ widmete ihr neues Heft (60. Jahrgang, 2012) dem 1998 verstorbenen griechischen Denker Panajotis Kondylis, und der hatte sich unter anderem mit dem deutschen Dichter Novalis beschäftigt. In einem nun nachgedruckten Aufsatz zitierte Kondylis einen Textausschnitt von Novalis, aber anstatt … Weiterlesen

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„Die Deutschen und die Zwangsarbeiter“ in der Zeche Zollern

„Schloss der Arbeit“ wurde die Dortmunder Zeche Zollern genannt. Nun ist sie ein „Landesmuseum für Industriekultur“, allerdings nicht überall zugänglich, denn der Hauptteil, die Maschinenhalle mit dem wunderschönen Jugendstil-Portal, wird gerade aufwändig renoviert. Stattdessen gibt es in einem anderen Gebäude noch bis zum 30. September die Ausstellung „Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ zu sehen.

Allein in Dortmund schufteten etwa 30.000 Zwangsarbeiter. (Foto: lwl)

Die historische Forschung über das System der NS-Zwangsarbeiter-Rekrutierung und -Ausbeutung ist relativ weit fortgeschritten, doch diese Ausstellung wendet sich eher an Menschen, die wegen der Industrieanlagen kommen und nun mit einem wichtigen Problemkreis der jüngeren Geschichte konfrontiert werden.

Die Bilder und Dokumente in der sehr professionell zusammen gestellten Schau machen frösteln, manchen Besuchern stehen sogar … Weiterlesen

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„Bella Italia“ wird zwar behauptet, aber leider nicht gezeigt

Grandiose Erwartungen weckt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum mit seiner Ausstellung „Bella Italia“: Fotos und Gemälde aus den Jahren 1815 bis 1900 bekommt man in abgedunkelten Räumen zu sehen, aber die versprochenen „Bella Italia“-Gefühle kommen nicht auf.

Ostern auf dem Petersplatz um 1870 (Foto aus der Ausstellung)

Was sieht man? Offensichtlich hat der Sammler Dietmar Siegert seine sicherlich wichtige und wertvolle Kollektion alter Fotografien dem Museum für diese Ausstellung angedient, und dort hat man nun um die Bilder herum diese Ausstellung konzipiert. Entsprechend zufällig wirkt die Zusammenstellung, und wer dem Thema angemessene Gemälde in ausreichender Zahl erwartet hatte, der wird mit einigen kleinformatigen Italien-Motiven aus dem Bestand der Wuppertaler Ständigen Ausstellung (oder aus dem Depot) abgespeist.

Die Bilder sind geographisch … Weiterlesen

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Abenteuer in den Dortmunder U-Bahn-Tiefen

Wer in seinen Bewegungen eingeschränkt ist – vulgo behindert –, der hat in Dortmund oft schlechte Karten, vor allem im Öffentlichen Nahverkehr.

Stadtbahn Dortmund, unterirdisch.

Das fängt schon im Hauptbahnhof an, in dem die Rolltreppen alle Nase lang defekt sind und daher still stehen. Dass man auf die Fahrstühle zu den DB-Bahnsteigen noch jahrelang wird warten müssen, an diesen Gedanken hat man sich ja schon gewöhnt. Auch in anderen U-Bahn-Stationen, zum Beispiel Kampstraße, werden marode Fahrsysteme nur noch selten repariert. Mit großkotziger Geste hat man sich vor Jahrzehnten ein modernes und teures System geleistet, und jetzt kann man nicht einmal die kleinen Folgekosten stemmen. Wenigstens sieht es in Düsseldorf etwas besser aus.

Griechische Verhältnisse in Dortmund? In einigen deutschen Großstädten … Weiterlesen

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Deutsche Gotik in London oder: Was gilt der Prophet denn im Heimatland?

Vor vielen Jahren bin ich mal nach London gefahren und dort ins Nationalmuseum gegangen, weil ich unbedingt die gotischen Malereien aus Deutschland sehen wollte. Nach der Auflösung der Klöster durch den Reichsdeputationshauptschluss zu Beginn des 19. Jahrhundets waren viele ländliche Pfarreien verarmt und hatten ihre wertvollen Schätze an Kunsthändler und Sammler verramschen müssen, zum Beispiel den berühmten Liesborner Altar oder auch die wunderschönen Bilder aus der Kirche meiner Kindheit, der Klosterkirche St. Christina in Herzebrock bei Gütersloh.

Diese Bilder hängen also nun in London, und ich war tief beeindruckt. Auch im New Yorker Metropolitan Museum of Art finden sich solche Werke, zum Beispiel eine Kreuzigungsszene vom „Meister des Berswordt-Altars“, die vom Altar der Neustädter Marienkirche in Bielefeld stammt.

Der Berswordt-Altar

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Wie ein Bochumer Kaufhaus zu dem Namen eines Dichters kam

Bochum war in meiner Kinder- und Jugendzeit unser Sommer-Urlaubsziel, weil meine Großeltern dort lebten, und auch der Kohlenstaub machte uns nichts – schließlich waren Opa und Onkels alle Bergleute gewesen. Eine Cousine arbeitete im Kaufhaus Kortum, und schon damals wunderte es mich sehr, dass man ein Kaufhaus nach der Straße benennt, an der es liegt, nämlich der Kortumstraße.

Carl Arnold Kortum

Erst sehr viel später verdrängten bessere Kenntnisse diese Idee, es war nämlich genau umgekehrt: Der Arzt und Dichter Carl Arnold Kortum (1745 bis 1824) war zwar in Mülheim geboren, gilt aber als einer großen Söhne der Stadt Bochum (neben Grönemeyer natürlich) und gab der heutigen Einkaufsstraße in der Fußgängerzone ihren Namen und später auch dem Kaufhaus.

Es gehörte zunächst … Weiterlesen

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Als Hörde noch groß und wichtig war

Ein Reprint einer Landkarte aus dem Jahre 1791 kam mir vorgestern in die Hände. Da sieht man, welche Maßstäbe damals der Wiener Kartograph Freiherr von Reilly setzte.

Eine noch ältere Karte der Grafschaft Mark.

Der Ort Hörde ist neben Bochum und Wattenscheid als gleichwertige Stadt dargestellt, daneben gibt es noch den Weiler „Lutken Dortmund“, und Blankenstein an der Ruhr sieht genauso groß aus wie „Herdicke“ und „Westhoven“. Radevormwald hieß noch „Radt vor dem Walde“, das heute recht beschauliche Breckerfeld wird als Zentrum dargestellt, ebenso wie Limburg und „Elverfeld“. Natürlich gab es den Namen Wuppertal noch nicht.

Wien war ja weit weg, und so schlichen sich auch wohl einige Hörfehler ein: Stiepel findet sic h in der Karte als „Stieget“, Albringhausen … Weiterlesen

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Mit der Mark kam die Mode

Ab und zu sollte man seinen Blick vom Alltag lösen und versuchen, von ferne auf unsere Probleme zu blicken. Das gilt nicht nur räumlich sondern auch zeitlich. Zum Beispiel aus dem Jahre 1950.

Damals war der Krieg gerade fünf Jahre vorbei, die neue Währung gab es seit zwei Jahren, und doch ging es aufwärts. In Gevelsberg fand sogar 1951 schon eine Modenschau statt: “Entzückende modische Neuheiten auf dem Laufsteg“, schrieb die Westfälische Rundschau am nächsten Tag über das Ereignis im hinteren Saal einer Gaststätte. Große und schlanke Frauen zu kleiden, das sei ja kein Kunststück, schreibt der Reporter, aber „wie steht es mit jenen, denen ein Sahneteilchen und eine Tasse Bohnenkaffee wichtiger ist als die tägliche Sorge um die schlanke … Weiterlesen

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Fachwerk neben moderner Architektur im Hagener Freilichtmuseum

Nach längerer Zeit waren wir mal wieder im Hagener Freilichtmuseum. Offiziell heißt es ja „LWL-Freilichtmuseum Hagen – Westfälisches Landesmuseum für Handwerk und Technik“ und liegt zwischen Wald und Landwirtschaft im idyllischen Mäckingerbach-Tal am Südrand der Stadt.

Ein altes Antriebsrad im Museum Hagen. (Foto: Ruhrtourismus)

Von früheren Besuchen mit den Kindern in deren Anfangsjahren kannten wir vieles, aber noch nicht den neuen Eingangsbereich und die NE-Metallwerkstätten und –gießereien, den schnuckeligen Friseurladen und das gerade eröffnete Restaurant.

Dieser glatte Neubau mit der großen Terrasse spaltet offensichtlich die Geister. Sowohl aus den Gesprächen anderer Besucher als auch aus den Kommentaren in der Familie kann man überwiegend Ablehnendes hören. Ähnlich der Glaspyramide am Louvre beißt sich die moderne Glas-Holzkonstruktion natürlich mit dem großen Fachwerkhaus, … Weiterlesen

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Ein Nachtwächter mit Rübenkraut in der Mütze

Manche Traditionen sehen wir heute nur noch als romantische Folklore, obwohl sie ursprünglich einen sehr praktischen und wichtigen Grund hatten. Dazu gehören auch die Nachtwächter – ein Begriff, der heute gelegentlich nur noch als Schimpfwort benutzt wird.

„Die Aufgabe des Nachtwächters war es, nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben. Er überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore, und häufig gehörte es auch zu den Aufgaben des Nachtwächters, die Stunden anzusagen.“ So beschreibt Wikipedia die historische Aufgabe.

Tourismusexperten haben seit Jahren den Werbeeffekt eines Nachtwächters entdeckt. Führungen mit entsprechend verkleideten Personen sollen Besucher der jeweiligen Stadt amüsieren. In Bad … Weiterlesen

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Der Preis für Eis ist heiß

Neulich in Dortmund-Hörde: Nach der Anfahrt mit der Bahn und einem Gang um den neuen Phoenixsee folgte ein Besuch in der Fußgängerzone, und da lockte ein leckeres Eis. Zwei Bällchen im Hörnchen für zwei Euro vierzig.

Teurer Eisladen am Hafen in St. Tropez. (Foto: Pöpsel)

Für eine solche Gegend eine ganz schön happige Summe, dachten wir uns, aber marktwirtschaftlich verständlich. Immerhin muss man doch auf so ein Touristenziel wie den Phoenixsee entsprechend reagieren und den Eventcharakter einpreisen, und lecker war das Eis auch noch.

Dabei war das noch gar nicht das teuerste Eis in unserer Ausflugswelt: In der Düsseldorfer Altstadt kosten zwei Kugeln drei Euro vierzig, und das kostbarste „Glace“ erstanden wir bei „Barbarac“ im alten Hafen von St. Tropez: … Weiterlesen

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„Politische Verbrecher, Sozialdemokraten und Anarchisten“

Im kommenden Jahr will die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ihr 150-jähriges Bestehen groß feiern. Sie ging aus dem am 23. Mai 1863 gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) hervor und war zunächst großen Anfeindungen ausgesetzt – auch im „Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet“, wie man damals das Ruhrgebiet noch nannte.

Die Erfolge der SPD bei der Wahl 1903 ängstigten die Bürgerlichen

Damals, zu Kaisers und zu Bismarcks Zeiten, rückte der Staat die Sozialdemokraten noch in die Nähe der „politischen Verbrecher“. Allerdings standen bis 1918 alle politischen Parteien unter Beobachtung der Sicherheitspolizei. Im Stadtarchiv Ennepetal zum Beispiel lagern noch heute die Akten, in denen die entsprechenden Anweisungen gesammelt sind: „Sozialdemokratie und unerwünschte Personen“ hieß das Kapitel im damaligen Amt Milspe, aber auch die Akten mit den … Weiterlesen

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Straßennamen erinnern an den Widerstand

Im schönen Münster tobt seit Monaten eine Debatte über politisch korrekte Straßennamen. In diesem Zusammenhang will ich hier einmal an einige „gute Beispiele“ aus der Stadt Ennepetal erinnern.

Die NS feiert den "Heldengedenktag" auf dem Hindenburgplatz in Münster

Da ist zum einen der „Hindenburgplatz“, den es auch in Münster in besonderer Größe gibt. In Ennepetal wurde nach Hitlers Steigbügelhalter ein Sportlatz an der Städtischen Realschule genannt – inoffiziell. Als der Platz in den 80-er Jahren mit Wohnhäusern überbaut werden sollte, kam aus dem Rathaus der Vorschlag, das Straßensystem in der neuen Siedlung nun auch offiziell Hindenburgplatz zu nennen. Aus der Redaktion der Westfälischen Rundschau heraus haben wir Kollegen damals heftig dagegen polemisiert, und in der Folge gab der Rat … Weiterlesen

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Historisches Stichwort: „Landwehr“

Wer das Wort „Landwehr“ hört, denkt an die Vorläufer der Wehrpflicht, an stehende Heere und an Berufssoldaten. Das Wort Landwehr hat aber auch eine andere, sogar noch ältere Bedeutung, und wer in den ländlicheren Teilen des südlichen Ruhrgebiets, im Bergischen oder im Münsterland spazieren geht, der kann sogar auf die Reste dieser Landwehren stoßen.

Reste der Landwehr im Süden von Ennepetal

Der Begriff bezeichnet lang gestreckte Erdwälle, die im Mittelalter angelegt wurden, um das Territorium gegen Eindringlinge zu schützen oder um Räuberbanden die schnelle Flucht vor allem mit Fuhrwerken zu vereiteln. Die Landwehren waren bis zu 18 Meter breit und folgten im Wesentlichen der Landesgrenze, zum Beispiel zwischen dem Herzogtum Berg und der Grafschaft Mark. Diese Grenze besteht heute noch … Weiterlesen

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„Schmidts Einsicht“ kommt nicht zu spät

Drei Romane mit der Titelfigur Albert Schmidt hat der in Polen geborene amerikanische Autor Louis Begley geschrieben. Den letzten mit dem deutschen Titel „Schmidts Einsicht“ gibt es zunächst sogar nur bei uns – in den USA erscheint die Originalausgabe erst im März als „Schmidts Steps Back“.

Viele erinnern sich bestimmt an Jack Nicholson, der 1997 den alternden Anwalt Schmidt aus New York im Kino verkörperte. Dieser etwas verschrobene Witwer mit dem hohen Einkommen hat ständig Zoff mit seiner Tochter Charlotte und eine ausgelassene Liebesaffäre mit einer jungen Kellnerin seines Lieblingslokals auf Long Island.

Im abschließenden dritten Band, der am Silvestermorgen 2009 beginnt und zwischen verschiedenen Rückblenden pendelt, ist diese Affäre beendet. Stattdessen knüpft die Handlung an den Schluss des zweiten … Weiterlesen

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Die Freude an einer Kleinstadt-Orgel

Dem kolossalen Klang einer Kirchenorgel können sich selbst Agnostiker nur schwer entziehen, und so waren fast 300 Zuhörer aller Konfessionen und Nicht-Konfessionen in die Evangelische Johannes-Kirche im Ennepetaler Ortsteil Voerde geströmt, um einem Konzert mit Professor Roland Maria Stangier zuzuhören. Seit 2003 ist Stangier der Kustos der neuen Kuhn-Orgel der Essener Philharmonie sowie seit 2009 einer der Orgel-Kuratoren der Philharmonie Mercatorhalle Duisburg.

Prof. Roland Maria Stangier

Wie kommt ein so renommierter Musiker an diese Kleinstadt-Orgel? Die Kulturgemeinde Ennepetal hatte vor geraumer Zeit zwei Orgel-Reisen in fachkundiger Begleitung des Künstlers veranstaltet und ihn im Anschluss gebeten, einmal in dem spätbarocken Kirchlein ihrer Heimatstadt am Südrand des Ruhrgebietes auf der erst kürzlich renovierten Orgel zu spielen. Natürlich hat dieses Instrument nicht den … Weiterlesen

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Im „Kapp-Putsch“ ging es nicht nur um Worte

Wenn sich heute Bürger gegen Rechtsradikale wehren, dann geht es wie zum Beispiel in Dortmund eher um verbales Engagement, um Demonstrationen und Zusammenschlüsse. Zu Beginn der Weimarer Republik sah das ganz anders aus, da floss Blut, Menschen kamen um, sie wurden sogar wie im Krieg als „Gefallene“ betrachtet.

Grabstein der gefallenen Demokraten. (Foto Pöpsel)

Eineinhalb Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges und Ausrufung der ersten Deutschen Republik wagten die rechtsnationalen Gegner einen bewaffneten Aufstand. Zitat aus Wikipedia: „Der Kapp-Lüttwitz-Putsch oder Kapp-Putsch vom 13. März 1920 war ein nach fünf Tagen gescheiterter Putschversuch gegen die Weimarer Republik, der von Wolfgang Kapp und Walther von Lüttwitz mit Unterstützung von Erich Ludendorff angeführt wurde. Er brachte das republikanische Deutsche Reich an den Rand … Weiterlesen

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Politskandal aus der Bismarck-Zeit: Als der Kanzler gegen die Liberalen vor Gericht zog

Wenn man die Reinwaschungsversuche unseres Bundespräsidenten sieht, dann fallen sie gegenüber den Sitten in früheren Zeiten ja noch richtig harmlos aus. Hier soll deshalb an einen ähnlich ungewöhnlichen Vorgang vor mehr als 120 Jahren im Berliner Reichstag erinnert werden, den so genannten „Hödur-Skandal“.

Otto von Bismarck

Reichskanzler Bismarck hatte in einer Debatte über die Kolonialpolitik deren Gegner, die „Freisinnigen“ (Liberalen), beschimpft und ihre Wähler mit jenem Hödur aus der germanischen Sagenwelt verglichen, der blind sei und sich nur durch Verführung (durch die liberalen Führer) dem nationalen Fortschritt in den Weg stelle.

Diese Wähler-Beschimpfung führte im ganzen Reich zu Protesten in den liberalen Vereinen. Resolutionen wurden verfasst und verschickt, und eine davon kam aus dem Wahlkreis Hagen. Der liberale Verein Voerde … Weiterlesen

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Das Paradies liegt irgendwo bei Herne

Herne, Bahnhofstraße, in früherer Zeit

Jetzt habe ich also zum Fest die 4er-CD mit dem fast kompletten Liedschatz des gerade verstorbenen Franz-Josef Degenhardt geschenkt bekommen, und da muss ich doch unserem Vorarbeiter Bernd Berke danken. Der hat mich nämlich mit seinem Kommentar erst auf diese Wunsch-Idee gebracht.

Natürlich lagen Heiligabend sofort die „Schmuddelkinder“ auf dem Plattenteller, aber besonders viel Erinnerungs-Spaß brachte uns der „Tonio Schiavo“, weil nämlich ein Teil der Familie aus Herne stammt, und wie heißt beim italienischen Gastarbeiter Tonio der Refrain so schön? „Er kam aus der Ferne ins Paradies, und das liegt irgendwo bei Herne“.

Väterchen Franz und sein beißender Spott, er wirkt fast zeitlos.… Weiterlesen

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Voerde oder Voerde? Das Navi weiß den Weg (nicht)

Hier mal ein kleiner Exkurs über die Tücken der Navi-Geräte in modernen Autos: Voerde ist ein Ortsteil der Stadt Ennepetal und hat einen großen Sportverein, die Turngemeinde Voerde, und darin eine recht erfolgreiche Basketballabteilung.

Ennepetal-Voerde um 1965. (Foto Stadtarchiv)

Als kürzlich eine Mannschaft aus Münster in Voerde antreten sollte, da fehlte zum Anwurfzeitpunkt das halbe Team aus der westfälischen Metropole. Dieser Teil hatte nämlich vor der Abfahrt brav den Ortsnamen Voerde ins Navi eingegeben und war folgerichtig in der Stadt Voerde am Niederrhein gelandet. Für die Weiterfahrt nach Ennepetal war es zu spät, und dementsprechend gingen die Punkte kampflos an die richtigen Voerder.

So ein Irrtum im Freizeitbereich ist ja noch zu verkraften, aber richtig ärgerlich wird es für LKW-Fahrer, … Weiterlesen

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Piccoli als Papst: Man muss wohl etwas katholisch denken

Ein Film, der mit einer Beerdigung beginnt – das ist normalerweise ein „Tatort“. Bei „Habemus Papam“ wird jedoch ein Papst beerdigt, und zwar Johannes Paul II. Die bekannten Dokumentaraufnahmen führen in einen Spielfilm ein, in dem es um einen fiktiven Papst geht, der von den Kardinälen im Konklave gewählt wird, der sich aber vor der Größe der Aufgabe fürchtet und flieht. „Ein Papst büxt aus“ heißt deshalb in Deutschland der (misslungene) Nebentitel.

Michel Piccoli als Papst. (Foto: Prokino)

Michel Piccoli spielt diesen erwählten alten Kardinal Melville, und natürlich spielt er ihn sehr gut. Das jedoch reicht leider nicht, um die etwas eindimensionale Geschichte über mehr als 100 Minuten zu tragen. Liebe und Sex und Kinder und alle daraus möglicherweise resultierenden … Weiterlesen

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Kleine Stadt und große Namen

Dieser Blog heißt ja im Untertitel „Kultur und mehr im Ruhrgebiet“, und deshalb soll hier einmal auf eine erstaunliche Einrichtung am Rande des Reviers hingewiesen werden: In der Kleinstadt Ennepetal im Süden des Ruhrgebiets, fast schon im Sauerland, gibt es eine „Kulturgemeinde“, die mit fast 2.000 Mitgliedern und einer fünfstelligen Besucherzahl im Jahr in einem ungewohnten Verhältnis zur Größe der Stadt steht.

Auch Lew Kopelew war zu Gast. (Foto: Steidl Verlag)

Der inzwischen pensionierte Lehrer Hartmut Köhler hat die einst kleine Gruppe groß gemacht, indem er meist prominente Referenten oder Musiker in seine „Gemeinde“ holte und dort bei freiem Eintritt auftreten ließ. Nur von Mitgliedsbeiträgen und Spenden an den Ausgangstüren wird diese Arbeit finanziert.

Lew Kopelew und Gerd Ruge, Martin … Weiterlesen

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Zechen gab es auch im Sauerland

Wer das Wort Zeche hört, der denkt natürlich sofort an Kohlebergbau und an die Gruben im Ruhrgebiet. Allerdings war der Begriff in der frühen Neuzeit auch für Eisenerzgruben im Sauerland in Gebrauch. Auf diesen überraschenden Befund stieß der Historiker Wilfried G. Vogt bei seinen Forschungen über die Gewerbe-Entwicklung im Tal der Ennepe.

Hammerbuch des "Behlinghammer" im Ennepe-Tal von 1774. Er gehörte der Familie Harkort.

So gab es unterhalb der heutigen Ennepe-Talsperre auf dem Stadtgebiet von Breckerfeld eine Grube für Kupfererz, die in Urkunden als „Friedrichs Zeche“ auftaucht. Die Bezeichnung hat auch Sinn, wenn man an die ursprüngliche Bedeutung denkt: Eine „Zeche“ war der Beitrag, den die an einer Grube beteiligten Genossen zu leisten hatten. Im Falle von Friedrichs Zeche sind … Weiterlesen

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Väterchen Franz fehlt uns, trotz alledem

Als Bernd Berke auflistete, „worüber wir inzwischen nicht geschrieben haben“, da stieß mir natürlich sofort Väterchen Franz auf. Bei Facebook gab es zu dem Thema und zur politischen Korrektheit ja schon ausführlichste und strengste Debatten, deshalb will ich hier mal etwas Persönliches beitragen.

So sah der Autor 1969 aus.

Im Jahre 1970 diente ich in der Bundeswehr, weil mein Antrag auf Wehrdienstverweigerung zu spät eingegangen war. Aber im Sommer war es dann so weit, und die Zivildienststelle bei der AWO in Dortmund-Brüninghausen wartete. Dort gab es am Randes des Altenheims statt einer Acht-Mann-Bundesbude eine schnuckelige Zwei-Zimmer-Wohnung für die beiden Zivis, einschließlich einer „Musiktruhe“ mit Plattenspieler, und da liefen immer wieder die Scheiben von Wader, Süverkrüp und Degenhardt, aber auch die … Weiterlesen

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Alfred Sisley: „Der wahre Impressionist“ in Wuppertal

Natürlich kennt man seinen Namen, der so englisch klingt, weil seine Eltern Briten waren. Aber immerhin wurde der Maler in Paris geboren, und zeitlebens hat er sich vergeblich bemüht, die französische Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Aflred Sisley: Le Havre.  (Repro: VDH-Museum)

Aflred Sisley: Le Havre. (Repro: VDH-Museum)

 

Die Kunstbürgerschaft hat er auf jeden Fall erreicht. In Wuppertal, wo zurzeit im Von der Heydt-Museum die erste Sisley-Einzelausstellung in Deutschland hängt, wird er als „der wahre Impressionist“ bezeichnet. Ja, Sisley ist sicher einer der wichtigsten Künstler des französischen Impressionismus, in einem Atemzug zu nennen mit Monet und Renoir, Degas und Pissaro.

884 Gemälde von Sisley sind bekannt, nahezu ausschließlich Landschaften, die er zu den verschiedenen Jahreszeiten in der Umgebung von Paris malte. Dazu gehört auch eine Serie „Überschwemmung … Weiterlesen

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Der Kitsch, der auf den Gräbern liegt…

Jetzt geht es allerorten auf die Friedhöfe. Gräber pflegen, Lampions aufstellen, Gestecke ablegen – was im Gemeingebrauch so dazu gehört.

Bei solchen Gelegenheiten wirft man auch schon mal einen Blick auf fremde Grabstellen, und da scheint mir in letzter Zeit eine bedenkliche Entwicklung einzusetzen: Engelchen aus Porzellan, das geht ja vielleicht noch, aber steinerne Bärchen, bunte Puppen, modellierte Alltagsgegenstände, sogar Batterie betriebene Blinklichter, alles mögliche liegt heutzutage auf Gräbern herum. Mein Fall wäre so etwas nicht, aber wenn man erst mal tot ist, dann sieht man ja nichts mehr von derlei Kitsch.

Weitgehend kitschfreie Impression vom Dortmunder Ostfriedhof (Foto: Bernd Berke)

Weitgehend kitschfreie Impression vom Dortmunder Ostfriedhof (Foto: Bernd Berke)

Zu aktiven Berufszeiten bin ich als Journalist in vielen Privatwohnungen gewesen, und daher weiß ich, dass derartige Dekorationen für … Weiterlesen

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Alles muss wohl immer lustig sein

Kürzlich wurde das Modell für das zukünftige Fußballmuseum am Dortmunder Hauptbahnhof veröffentlicht. Mir hat das gläserne Stück gut gefallen – immerhin konnte man sich in der Regionalpresse ein Bild machen oder besser ansehen.

Eine typische Titelseite der FAZ

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand sich dazu ebenfalls etwas: Eine Acht-Zeilen-Meldung im Feuilleton mit der Überschrift „Ein Klotz am Bahnhof“.

Da sollte wohl eine lustige Assoziation an den Volksmund geschaffen werden, von wegen „Klotz am Bein“, aber im Text findet sich keinerlei Bezug in diese Richtung. Das Museum wird ja auch kein Klotz, wie man sah. Auch ist nicht abzusehen, dass das Museum eine Belastung für den Bahnhof darstellen könnte, wie eine Analogie zu dem Idiom nahe legen könnte.

Vielmehr folgt … Weiterlesen

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