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Archiv der Kategorie: Krieg & Frieden
Vom fernen Freigeist fasziniert – Werner Streletz‘ Versuch über den französischen Dichter Robert Desnos
Man tritt dem Bochumer Autor Werner Streletz wohl nicht zu nahe, wenn man ihn einen fleißigen, produktiven Schreiber nennt.
2011 erschien „Volkers Lied der Nibelungen. Eine Annäherung“, 2013 der Roman „Rohbau“, 2014 „Gewaltig endet so das Jahr. Meine Tage mit Georg Trakl“. 2016 folgte wiederum ein autobiographisch getönter Roman: „Rückkehr eines Lokalreporters“.
Im Umkreis des Surrealismus
Und nun liegt, noch 2017 erschienen, ein freilich nur 66 Seiten schmaler Band mit dem Titel „Der freieste aller Dichter vor“, der als Novelle firmiert und in dem Streletz Annäherungsversuche an den französischen Dichter Robert Desnos (1900-1945) unternimmt.
Streletz ist geradezu getrieben vom Impuls, zumal in der Literatur-, Theater-, Film- und Rockmusik-Geschichte Geistesverwandtschaften aufzuspüren oder – wer weiß – vielleicht auch erst zu … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Lebenswege, Literatur
Verschlagwortet mit Der freieste aller Dichter, Robert Desnos, Werner Streletz
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Abscheu vor dem Krieg – Heinrich Bölls Front-Tagebücher
Wenn man den Titel liest „Kriegstagebücher von 1943 bis 1945“ und der Autor den Namen Heinrich Böll trägt, dann mag man als Leser ein Werk erwarten, in dem der Literaturnobelpreisträger, der am heutigen 21. Dezember 100 Jahre geworden wäre, den Widersinn und das Grauen des Krieges wortmächtig zur Sprache bringt.
Doch wer den Band, den jetzt sein Sohn René Böll herausgegeben hat, zur Hand nimmt, wird schon nach wenigen Seiten feststellen, dass es sich fast ausnahmslos um kurze Notizen und Bemerkungen handelt, mitunter ist es nur eine Zeile oder ein einziges Wort, das Heinrich Böll an einem Tag niedergeschrieben hat. Gleichwohl erlauben die Eintragungen einen Einblick in das Seelenleben eines Soldaten, der bei Kriegsbeginn 21 Jahre alt war.
Die drei … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Bekenntnisse, Buchmarkt & Lesen, Krieg & Frieden
Verschlagwortet mit Böll, Front, Krieg, Kriegstagebücher, Man möchte manchmal wimmern wie ein Kind
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Gedenktag von großem Gewicht: Im nächsten Jahr werden wir an die 1918 ausgerufene Weimarer Republik erinnert
Gedenktage gibt es ja mittlerweile in Unmengen, und dank Wikipedia kann man sich für jeden Tag des Jahres ein Gedenken aussuchen. Allerdings sind diese Anlässe nicht alle in ihrer Bedeutung gleichwertig, und deshalb ist ihre historische und faktische Einordnung auch die Aufgabe guten Journalismus‘.
In diesem Jahr sind besonders drei historische Ereignisse hervorzuheben, weil sie nachhaltige Auswirkungen hatten. Das ist zum einen Martin Luthers Anti-Papst-Handlung vor 500 Jahren, die inzwischen fast bis zum Überdruss erörtert wurde.
Das Zweite Ereignis von Bedeutung war vor hundert Jahren, im Sommer 1917, der Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika in den Ersten Weltkrieg und damit die Wende zur endgültigen Niederlage der deutschen … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Region Ruhr
Verschlagwortet mit DDR, Ennepetal, Erster Weltkrieg, Kapp, Luther, Milspe, Ruhrgebiet, Russische Revolution, Stalin, Weimar, Weimarer Republik
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Einsatz für die Menschenwürde: Vor 100 Jahren wurde Erzbischof Oscar Romero geboren
Der Mann war ein Profi, sein Schuss saß perfekt: Oscar Romero hatte sich gerade am Altar umgewandt, um mit der Bereitung von Brot und Wein für die Heilige Messe zu beginnen, da traf ihn das Geschoss in die Brust. Nur kurze Zeit später erlag Romero am Montag, 24. März 1980, seinen inneren Blutungen. Der Killer entkam unerkannt; bis heute ist niemand in El Salvador wegen dieses Mordes vor Gericht gestellt worden.
Als sicher gilt, dass der Mord von dem Geheimdienstler und Politiker Roberto d’Aubuisson in Auftrag gegeben wurde, der jedoch bis zu seinem Tod 1992 nie angeklagt wurde. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Allgemein, Bekenntnisse, Glaubensfragen, Krieg & Frieden, Lebenswege
Verschlagwortet mit Adveniat, El Salvador, Oscar Romero
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Düsseldorf: Surrealistische Freiheitskunst aus Ägypten
Der Titel weckt erhabene Gefühle: „Art et Liberté“, Kunst und Freiheit! Man erwartet das große Ganze, Wunderbare. Doch im K20, dem schwarz glänzenden Tempel der Kunstsammlung NRW, geht es in diesem Sommer nur um ein sehr spezielles Thema: das vergessene Wirken einer Gruppe ägyptischer Surrealisten um 1940. Mit der vom Pariser Centre Pompidou übernommenen und von einem Scheich gesponserten Schau überbrückt man die Wartezeit bis zum Antritt der neuen Direktorin Susanne Gaensheimer.
Salim al-Habschi, Hassan el-Telmisani, Ibrahim Massouda: Nie gehört? Die Namen der Künstler, die sich Ende der 1930er-Jahre in Kairo unter der Parole „Art et Liberté“ … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Krieg & Frieden, Kunst & Museen, Politik und so
Verschlagwortet mit 30er Jahre, 40er Jahre, Ägypten, Art et Liberté, Kairo, Paris, Surrealismus
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„reboot : jetzt erst recht“ – nach neun Jahren wieder zurück auf den Kunstmarkt
Als Künstler mit Ende 40 nach einer fast 9jährigen Auszeit mit Burnout-Qualität doch wieder zurück auf den »Markt«.
Die alten Freundschaften zerbrochen wie die Netzwerke von damals. Ne Ausstellung organisieren? Wie geht das nochmal? WTF Pressearbeit? Texte schreiben? Flyer machen? Plakate? Hä? Der Autopilot funktioniert noch, stottert aber ’n bißchen.
Und überall tummeln sich eh schon die Jungen, Glücklichen, Erfolgreichen, die Generation, die von den Eltern überall hingefahren wurde oder die Alten, die alles richtig gemacht haben und von Ausstellung zu Ausstellung zu Sammler zu Katalog zu Buch zu Besprechung in der FAZ zu Ankäufen rumgereicht werden. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Arbeitswelt & Beruf, Bekenntnisse, Fotografie, Krieg & Frieden, Kunst & Museen, Lebenswege, Psychologie
Verschlagwortet mit Burnout, Jetzt erst recht, Kunst, Künstler, Kunstmarkt
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Erschütternde Anthologie: „Zuflucht in Deutschland“ versammelt Texte verfolgter Autoren aus aller Welt
Unser Gastautor, der Schriftsteller Heinrich Peuckmann (Dortmund/Kamen), über ein Buch mit Texten verfolgter Autorinnen und Autoren aus vielen Ländern:
Das PEN-Zentrum Deutschland ist das einzige von etwa 140 PEN-Zentren weltweit, das ein „Writers-in-Exile“-Programm hat. Acht verfolgte, mit dem Tode bedrohte Schriftsteller, die nicht selten Gefängnisstrafen mit Einzeln- oder Dunkelhaft hinter sich haben, bekommen für ein oder zwei Jahre ein Stipendium, das heißt eine Wohnung und Geld zum Leben. Das sind die Fakten. Doch Anschaulichkeit stellt sich erst ein, wenn man Texte dieser Autoren liest.
Der ehemalige PEN-Präsident Josef Haslinger und die „Writers-in-Exile“-Beauftragte Franziska Sperr haben nun das verdienstvolle Unternehmen gestartet und eine Anthologie mit Texten von zwanzig dieser verfolgten Autoren herausgegeben. Autoren aus vielen Ländern vereinigt dieser Band, aus Tschetschenien, … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Gesellschaft, Krieg & Frieden, Literatur, Politik und so, Weite Welt
Verschlagwortet mit Bui Thanh Hieu, Enoh Meyomesse, Fischer Verlag, Franziska Sperr, Josef Haslinger, Maynat Kurbanova, Najet Adouani, PEN, PEN-Zentrum, Verfolgung, Writers in exile, Zuflucht in Deutschland
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Bei den Duisburger Akzenten inszeniert Michael Thalheimer Kleists „Penthesilea“ so puristisch wie blutig
Langsam schiebt sich der Vorhang nach oben, langsam gibt er den Blick frei auf die große Schwärze, die sich matt erhellt und einen Bühnenboden offenbart, der schräg und steil in Dreiecksform nach oben ragt. Dort droben, in der Weite des Raumes, hockt ein Paar, verschlungen in blutiger Pietà-Pose. Es ist ein schaurig-schönes, schreckliches Bild, umfangen von Stille – weiter nichts. Es erzählt vom Ende des Achill in den Armen Penthesileas. Es demonstriert zudem die Wirkmacht des Purismus auf dem Theater. Dafür steht, wie wohl kaum ein anderer, der Regisseur Michael Thalheimer. Das karge Bühnenkonstrukt baute Olaf Altmann.
Sprachlicher Ausdruck, Gestik und Mimik beherrschen die … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Festivals, Krieg & Frieden, Theater
Verschlagwortet mit Akzente, Constanze Becker, Duisburg, Felix Rech, Heinrich von Kleist, Josefin Platt, Michael Thalheimer, Olaf Altmann, Penthesilea
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Das Leben ohne Verdünnung: Otto Dix in Düsseldorf
Er hatte was, dieser junge Mann aus dem Osten. Eine Frechheit, einen Charme, ein markantes Gesicht. Er trug schicke Anzüge, aber er sah darin nicht aus wie ein Bürger, eher wie ein Gangster aus dem Kintopp. Und malen konnte der Kerl, zum Fürchten!
Die Gesellschaft im Düsseldorf der locker-leichten 1920er-Jahre war irritiert, amüsiert, fasziniert. Otto Dix (1881-1969), im thüringischen Kaff Untermhaus geborener Sohn eines Eisengießers, machte 1922-25 sein Glück am Rhein, hier startete er seine Karriere. „Der böse Blick“, so der Titel einer grandios sortierten und arrangierten Schau im K20, führte den Meister der sogenannten Neuen Sachlichkeit geradewegs in den … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Krieg & Frieden, Kunst & Museen, Lebenswege
Verschlagwortet mit Düsseldorf, K 20, Kunstsammlung NRW, Otto Dix
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Silvester-Predigt handelte vor 70 Jahren auch vom Kohlenklau: Wie im Winter 1946/47 das Wort „fringsen“ entstand
Winter 1946/47: Die deutschen Städte sind zerstört, die Menschen hausen in Baracken und Ruinen. Ein stabiles russisches Hoch sorgt für eisige Kälte, Tiefdruckgebiete bringen meterhohen Schnee. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Brennmaterial ist schlecht, bricht vor allem in den großen Städten des Ruhrgebiets und des Rheinlands zeitweise zusammen. In dieser Situation spricht der Kölner Kardinal Joseph Frings ein wegweisendes Wort. Es sollte in die Geschichte eingehen. Das „Fringsen“ wurde in der Nachkriegs-Not zum geflügelten Begriff.
Auch Köln lag in Schutt: Vier Fünftel der Gewerbebauten, so eine zeitgenössische Statistik, waren total verwüstet oder stark zerstört. So predigte der Kölner Erzbischof an Silvester 1946 in der modernen, 1930 von dem bekannten … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Gesellschaft, Glaubensfragen, Krieg & Frieden, Politik und so
Verschlagwortet mit fringsen, Joseph Frings, Köln
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Trotz alledem: Wir wünschen friedliche Weihnachten und ein besseres neues Jahr
…
Veröffentlicht unter Glaubensfragen, Krieg & Frieden, Lebenswege
Verschlagwortet mit 2016, 2017, Neujahr, Weihnachten
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„Wir müssen uns wehren“: Autoren weltweit vor Verfolgung schützen – eine Rede über die Schriftstellervereinigung PEN
Vom 27. bis zum 30. April 2017 wird die deutsche Sektion der internationalen Autorenvereinigung PEN ihre Jahrestagung in Dortmund abhalten. Gleichsam zur Vorbereitung und Einstimmung auf das Ereignis hat unser Gastautor, der Schriftsteller Heinrich Peuckmann (Dortmund/Bergkamen), an verschiedenen Orten die folgende Rede gehalten, in der er darlegt, was der PEN eigentlich ist und will. Peuckmann ist selbst Mitglied des PEN. Wir drucken seine Rede mit geringfügigen Kürzungen ab:
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Um die Frage zu beantworten, wer oder was … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Bekenntnisse, Buchmarkt & Lesen, Gesellschaft, Krieg & Frieden, Literatur, Politik und so, Sprache, Weite Welt
Verschlagwortet mit Christoph Hein, Erich Kästner, John Galsworthy, Literatur, Meinungsfreiheit, PEN, Schriftsteller, Verfolgung
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DVD-Doku zeigt, wie die Amerikaner im April 1945 nach Westfalen kamen…
Im Frühjahr 1945 endete der Zweite Weltkrieg, weil sowjetische und amerikanische Truppen mit ihren Verbündeten von mehreren Seiten das „Reich“ in die Zange nahmen. Auch in Westfalen durchkämmten US-Soldaten Dorf für Dorf, Stadt für Stadt, um Deutschland von der Naziherrschaft zu befreien. Dabei nahmen sie auch Kamerateams mit, die den Einsatz aus amerikanischer Sicht filmten. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat aus diesen Aufnahmen eine eindrucksvolle DVD über Westfalen zusammengestellt.
Als zum Beispiel der Kulturverein der Stadt Sprockhövel vor einigen Tagen diese neue DVD öffentlich aufführte, war der Saal proppevoll. Die überwiegend älteren Besucher waren bei Kriegsende Kinder oder Jugendliche gewesen und erinnerten sich nur in Details an die Ereignisse rund um Ostern des Jahres 1945. Die Dokumentation auf der Leinwand zeigte … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Region Ruhr, Stadt Land Fluss
Verschlagwortet mit 1945, DVD, Film, LWL, USA, Westfalen, Zweiter Weltkrieg
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Vor 70 Jahren: Als das Ruhrgebiet im Frühjahr 1945 befreit wurde
In den vergangenen Wochen wurden wir zwei Mal deutlich darauf hingewiesen, was vor sieben Jahrzehnten in Deutschland geschah: Die Bombardierung Dresdens, ein Symbol für den Untergang des „Dritten Reiches“, jährte sich am 13. Februar, und nach dem Tod des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker kamen alle Würdigungen auf seine berühmte Rede vor dem Bundestag zu sprechen, in der er den Tag der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 einen „Tag der Befreiung“ nannte. Was zum Kriegsende in der Rhein-Ruhr-Region geschah, soll hier kurz skizziert werden.
Mit der Landung alliierter Truppen in der Normandie ab dem 6. Juni 1944 begann das Ende des NS-Regimes im Westen. Am 21. Oktober 1944 wurde Aachen als erste deutsche Stadt befreit – während … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Politik und so, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Befreiung, Düsseldorf, Kriegsende, Ruhrkessel
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„Nachkriegskinder“: Das fortwährende Leiden unter den Soldatenvätern
Die Kölner Journalistin Sabine Bode (WDR, NDR) hat ganz offenkundig seit langem das Themenfeld ihres Lebens gefunden – und intensiv durchpflügt. Ihr liegen die deutschen Kriegs- und Nachkriegskindheiten am Herzen, mithin die mehr oder minder verborgenen Verheerungen, die der Zweite Weltkrieg auch noch im Seelenleben von Nachkommen der Täter angerichtet hat.
Eines ihrer Sachbücher heißt „Nachkriegskinder“. Der bereits 2011 erschienene Band ist ein mehr als heimlicher Verkaufserfolg, er hat kürzlich bereits die sechste Auflage erreicht. Bevor man es nun weiterhin versäumt, ihn zu entdecken und zu empfehlen, bespricht man ihn lieber doch noch. Besser spät, als nie.
Tatsächlich leben ja auch noch enorm viele Menschen, die hier zumindest Bruchstücke aus ihren Biographien wiederfinden können, geht es doch laut Untertitel um … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Geschichte, Gesellschaft, Kinderzeiten, Krieg & Frieden, Lebenswege, Psychologie
Verschlagwortet mit 50er Jahre, Nachkriegskinder, Sabine Bode, Soldatenväter, Trauma, Zweiter Weltkrieg
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Das Elend eines Kampfpiloten – James Salters Roman „Jäger“ (1957) endlich auf Deutsch
Cleve Connell ist der Anführer eines Schwarms von Kampfpiloten. Seine Aufgabe besteht darin, feindliche Maschinen abzuschießen und den eigenen Bodentruppen Schutz zu gewähren. Das hat jahrelang funktioniert.
Connell wurde in mehreren Kriegen für seinen Mut ausgezeichnet. Doch jetzt ist er in Korea stationiert. Und das Glück oder das Gespür für den Sieg kommt ihm abhanden. Immer wieder steigt er mit seiner Maschine in den Himmel auf. Doch nie bekommt er den Feind zu fassen, nie kann er nachweisen, dass er immer noch ein Ass ist, ein Held, dem Krieg Ruhm bedeutet und dem das Töten als eine Art Sport gilt. Allmählich wird er zum Gespött der Einheit und droht an seiner vermeintlichen Unfähigkeit zu zerbrechen.
Bevor James Salter zum Schriftsteller … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Literatur, Technik, Wahnwitz
Verschlagwortet mit Jäger, James Salter, Kampfjet, Kampfpilot, Koreakrieg
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Heute vor 75 Jahren: Hitler kündigte den Angriff auf Frankreich und England an
„Mein Entschluss ist unabänderlich. Ich werde Frankreich und England angreifen zum günstigsten und schnellsten Zeitpunkt.“ Mit diesen Worten kündigte Adolf Hitler heute vor 75 Jahren, am 23. November 1939, in einer Ansprache vor den Oberbefehlshabern der Deutschen Wehrmacht den bevorstehenden sogenannten „Westfeldzug“ an. Der später so bezeichnete „Zweite Weltkrieg“ bekam damit eine ganz neue Dimension.
Hitler begründete den geplanten Überfall mit dem schon im Osten benutzten Argument: „Die steigende Volkszahl erforderte größeren Lebensraum…Hier muss der Kampf einsetzen.“ Bereíts am 1. September 1939 hatte die Wehrmacht Polen überfallen, und deshalb erklärten dessen Schutzmächte Groß-Britannien und Frankreich zwei Tage später dem Deutschen Reich den Krieg. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Geschichte, Krieg & Frieden, Politik und so
Verschlagwortet mit Frankreich, Hitler, Weltkrieg
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Die Kriegsbegeisterung war schnell dahin
In den letzten Tagen wurden wir mit Bildern überschüttet, die der alliierten Landung in der Normandie vor 70 Jahren und damit unserer Befreiung von der NS-Diktatur galten. Darüber ist wieder ein wenig das Gedenken an den 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs in den Hintergrund getreten.
Mit Begeisterung waren auch in Deutschland die jungen Männer nach der Mobilmachung Anfang August 1914 in ihre Kasernen eingerückt. Weihnachten wollte man siegreich wieder zu Hause sein.
„Auf zur Visite beim Väterchen Franz in Paris“ malten in Ennepetal junge Soldaten auf ein Schild und stellten sich lächelnd dahinter für den Fotografen auf, doch schon nach wenigen Wochen kamen die ersten Todesnachrichten in der Heimat an, und es wurden immer mehr. Millionen starben schließlich … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Allgemein, Geschichte, Krieg & Frieden, Lebenswege
Verschlagwortet mit Milspe, Mobilmachung, Weltkrieg
Ein Kommentar
Klavier-Festival Ruhr beginnt mit Werken für die linke Hand – Gedenken an den 1. Weltkrieg
In der Geschichte des Klavier-Festivals Ruhr, wurzelnd im Klaviersommer, den Jan Thürmer 1984 in Bochum ins Leben rief, ist die Nutzung großer Industriehallen als Spielstätte zunächst kein Thema gewesen. Erst 2002 gab es die Premiere auf Zollverein in Essen, mit einer sensationellen Doppelvorstellung von George Antheils skurriler Maschinenmusik namens „Ballet mécanique“. Ein Jahr später folgte die Bochumer Jahrhunderthalle, das Festival wurde hier Teil der „Extraschicht“.
Dabei ist es kein Zufall, dass die neuen Podien erst so spät ins pianistische Rampenlicht rückten. 2002 ist das Gründungsjahr der Triennale, die ihre Theaterbretter vornehmlich in eben jenen … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Festivals, Krieg & Frieden, Kultur an sich, Musik & Konzert
Verschlagwortet mit Bochum, Dennis Russell Davies, Franz Xaver Ohnesorg, Jahrhunderthalle, Klavier-Festival Ruhr, Leon Fleisher, Maurice Ravel, Neue Philharmonie Westfalen, Nicholas Angelich, Paul Wittgenstein, Sergej Prokofjew
Ein Kommentar
„Menschenschlachthaus“: Wie die Kunst den Ersten Weltkrieg nicht fassen konnte
Als auch die Künstler in den Ersten Weltkrieg geraten, ist ihre anfängliche Kampfes-Euphorie sehr bald vorüber. Die Bilder vom Kriege, zwischen 1914 und 1918 entstanden, enthalten hin und wieder patriotische Appelle, doch kaum noch triumphale Gesten.
Ja, die Kunst macht sich geradezu klein vor der schrecklich übermächtigen Wirklichkeit, wie man jetzt in einer bemerkenswerten Wuppertaler Ausstellung sehen kann. So manche Skizze ist im Schützengraben oder an der Frontlinie entstanden. Dorthin konnte man keine Staffeleien und Leinwände mitnehmen. Doch auch die im Atelier gemalten Ölbilder haben meist bescheidene Ausmaße.
„Menschenschlachthaus“ heißt die Ausstellung mit drastischer Deutlichkeit, der Untertitel lautet „Der Erste Weltkrieg in der französischen … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Fotografie, Geschichte, Krieg & Frieden, Kultur an sich, Kunst & Museen, Politik und so
Verschlagwortet mit Deutschland, Erster Weltkrieg, Frankreich, Max Beckmann, Menschenschlachthaus, Otto Dix, Reims, Vallotton, Von der Heydt-Museum, Wuppertal
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Nichts blieb, wie es war: Herfried Münklers umfassendes Werk über den Ersten Weltkrieg
Es hätte ein deutsches Jahrhundert werden können – im positiven Sinn. Ob Wissenschaft, Technik, Medizin oder Industrie: Deutschland nahm 1914 in Europa durchaus eine Vorreiterrolle ein und erfuhr vielfältige Anerkennung.
Verheißungsvoll waren auch die Signale des südlichen Nachbarn, der k.u.k. Monarchie. Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wollte den einzelnen Nationalitäten mehr Eigenständigkeit gewähren, um auf diese Weise den Vielvölkerstaat in eine sichere Zukunft zu führen. „Wo ist da also das Problem?“, drängt sich als Frage am Vorabend des 1. Weltkrieges auf. Wieso es dann doch zur „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ kam, um den amerikanischen Historiker George F. Kennan zu zitieren, analysiert der deutsche Politikwissenschaftler Herfried Münkler in seinem eindrucksvollen Werk „Der große Krieg“ und geht noch einige Schritte weiter.
Welche Folgen … Weiterlesen
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Still und stoisch durch den Krieg gehen: „Neue Zeit“ von Hermann Lenz – wiedergelesen
Wie ist das im Zweiten Weltkrieg gewesen, Tag für Tag, bis zum bitteren Ende? Es gibt wahrlich zahllose Bücher über „Ereignisse“ jener Jahre, hin und wieder auch übers Alltägliche. Doch Hermann Lenz’ Roman „Neue Zeit“ ist und bleibt etwas Besonderes. Erstmals 1975 erschienen, ist das Werk jetzt in einer neuen Ausgabe greifbar. Man kann es wieder und wieder lesen. Als Zeugnis des Nebenher, des Unscheinbaren, das wohl auch damals die meisten Geschehnisse grundiert hat. Als Dokument einer großen Hilflosigkeit angesichts der Zeitläufte. Als Studie darüber, wie man mitten im allergrößten Dreck ein Mindestmaß an Anstand wahren kann. Und dergleichen mehr.
Weder Helden noch Antihelden
Fernab von jeder Versuchung zum Spektakulären oder Heroischen, aber auch nicht mit vollmundiger Antikriegs-Rhetorik, ja überhaupt … Weiterlesen
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Der Zweite Weltkrieg in Nahansicht: Zum ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“
Es wurde mal wieder hohe Zeit für ein solches Großereignis im Fernsehen: Der Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ (ZDF) scheint die Schrecken des Zweiten Weltkriegs noch einmal ganz nah heranzurücken. Wir wissen, dass damals Millionen elendiglich gestorben sind. Und doch werden uns immer Einzelschicksale am meisten berühren.
Der entsprechenden Dramaturgie, die uns gleichsam mitten ins Geschehen führt (Bewunderung gilt nicht zuletzt den Kulissenbauern und Kostümbildnern), folgt auch die Spielhandlung, die Regisseur Philipp Kadelbach mit einem großartigen Schauspieler-Ensemble in Szene gesetzt hat: Fünf Freunde treffen sich im Sommer 1941 noch einmal in Berlin. … Weiterlesen
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Alltag in der Diktatur: „Ich wünsche Klärung der Kellerfrage“
Oktober 1942, also vor 70 Jahren, in einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebietes. Der Krieg ist noch nicht in der Heimat angekommen, aber man bereitet sich darauf vor. Eine kleine, fast absurde Begebenheit aus dem Alltag einer Diktatur soll hier erzählt werden.
Weil die Nazi-Führung Bombenangriffe erwartete, wurde die Bevölkerung schon vor Kriegsbeginn auf Luftschutzmaßnahmen, Bunkerbau, Verdunkelung usw. eingestimmt. Später gab es dazu konkrete Vorschriften, unter anderem zur Einrichtung von Luftschutzräumen in privaten Kellern. Diese Keller waren für die Menschen aber als Vorratsräume viel wichtiger als heute, und entsprechend entstanden an vielen Orten Konflikte.
In unserem Fall geht es um eine „Frau Witwe Adolf Wagner“ in der Adolf-Hitler-Straße 56. Sie schreibt an die Gemeindeverwaltung, dass … Weiterlesen
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Kriegsende an der Ruhr: Bei Hattingen gab es „Friendly Fire“
Immer im Mai wird in Deutschland an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Im Ruhrgebiet erlebten die Menschen diese Befreiung, die es ja objektiv war, in den Wochen von Anfang bis zum 18. April, als die im sogenannten Ruhrkessel eingeschlossenen Soldaten der Wehrmacht kapitulierten. An einige Details dieser Militäraktionen soll hier erinnert werden.
Für die alliierten Truppen bedeutete die Stadtlandschaft Ruhrgebiet eine gefährliche Herausforderung. Deshalb näherten sie sich mit ihren Panzerverbänden von mehreren Seiten. Bereits am 3. März 1945 hatten deutsche Soldaten die Rheinbrücken in Düsseldorf gesprengt, andere Übergänge folgten. Bei Wesel gelang es britischen und amerikanischen Pioniereinheiten am 23. und 24. März, den Rhein zu überqueren. Nacheinander werden die Städte Dorsten, Dülmen und Hamm befreit. Gleichzeitig näherten sich von … Weiterlesen
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Transportmittel, Kampfmaschine und Statussymbol – Ausstellung „Pferdeopfer – Reiterkrieger“ in Hamm
Von Bernd Berke
Hamm. Pferde haben den Menschen europäischer Breiten schon seit der Altsteinzeit begleitet. Doch gezähmt wurden diese Tiere wohl erst um 2000 vor Christus. Episoden aus der langen Zwischenzeit erzählt jetzt eine archäologische Ausstellung in Hamm.
Die ältesten Funde der recht sparsam bestückten Schau sind rund 400 000 Jahre alt. Relikte von einem Rastplatz steinzeitlicher Jäger belegen, dass Pferde anfangs vor allem als Nahrung gedient haben. Lanzen, die man in Hamm zu sehen bekommt, gelten als weltweit älteste Waffen überhaupt. Damit also hat das ganze Elend begonnen.
Im Laufe der Prähistorie erging es den Pferden etwas besser: Sie wurden sogar vielfach als magische Wesen verehrt. Freilich: In solchen Zusammenhängen wurden sie oft auf Altären geopfert – und nunmehr … Weiterlesen
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Günter Grass: „Ich lasse mich nicht mundtot machen“ – Der Schriftsteller beim Leseabend der RuhrTriennale
Von Bernd Berke
Duisburg. Von der heftigen Debatte um sein spätes Waffen-SS-Geständnis mag Günter Grass am liebsten nichts mehr hören: „Ich lasse mich nicht mundtot machen“, sagte er jetzt als Gast der RuhrTriennale in Duisburg.
Dem Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Frank Schirrmacher, warf der Literaturnobelpreisträger vor, ihn mit verdrehten Tatsachen als Schriftsteller und öffentliche Person demontieren zu wollen. Überhaupt sei ihm in den letzten Wochen aus manchen Medien „Hass und Vernichtungswillen“ entgegengeschlagen. Grass fügte hinzu, er habe sich gefühlt, als wäre er nun „frei zum Abschuss.“
Doch er .werde als Künstler alle Angriffe überleben und er werde nicht weichen, sondern sich weiterhin in gesellschaftliche Diskussionen einmischen. Grass: „Daran ist ja die Weimarer Republik zerbrochen – dass zu wenige … Weiterlesen
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Auf dem Markt der Meinungen – die Debatte um Grass und die Waffen-SS
Von Bernd Berke
Bitte, bitte, lasst die Debatte um Günter Grass und seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS nun langsam ausklingen! Lesen und Nachdenken wären jetzt erst einmal eine prima Alternative.
Seit einer Woche wogen Rede und Widerrede hin und her, drunter und drüber. Jede halbwegs prominente Gestalt hat sich mittlerweile geäußert, nur der Philosoph Jürgen Habermas nicht. Oder haben wir da im Getümmel etwas überhört? Der Meinungsmarkt ist übersättigt. Derlei aufgeregte Diskussionen bekommen wir wohl nur am Standort Deutschland hin. Vor allem erzkonservative Gemüter haben die Gelegenheit, ihrem langjährigen Widersacher Grass etwas heimzuzahlen, weidlich genutzt.
Besonders markig war der Aufschrei des Flensburger CDU-Hinterbänklers Wolfgang Börnsen, der in der „Bild“-Zeitung forderte, Grass solle seinen Nobelpreis zurückgeben. Börnsen wurde daraufhin von einer … Weiterlesen
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Ein flexibler Sozialist mit Lebensstil – Zum 50. Todestag: 25 Gründe, sich mit Bert Brecht zu beschäftigen
Von Bernd Berke
Am kommenden Montag jährt sich der Todestag des „Stückeschreibers“ Bert Brecht zum 50. Mal. Wir machen es halblang: Hier sind 25 und nicht 50 Gründe, sich mit Brecht zu beschäftigen. Nicht alle lassen ihn sympathisch erscheinen. Doch man sollte sich seinen Werken zuwenden, weil…
l) …er sich angeblich die proletarisch wirkenden Klamotten zuweilen vom Maßschneider anfertigen ließ. Der Mann hatte schon Stil, bevor der Begriff Lifestyle aufkam.
2) Weil er 1916 – im Schüleraufsatz – den Satz des Horaz in der Luft zerfetzte, es sei süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben. Es war mitten im Ersten Weltkrieg.
3) Weil der flexible Sozialist souverän genug war, auf die Frage nach seinem Lieblingsbuch zu antworten: „Sie werden … Weiterlesen
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Der Krebs und der Krieg – Robert Gernhardts erschütternde „K-Gedichte“
Von Bernd Berke
Robert Gernhardts „K-Gedichte“ sind ein erschütterndes Buch. Vor allem dann, wenn man weiß, wie der Autor bisher geschrieben hat. Denn Gernhardt hatte bislang eigentlich noch jedem Thema tröstende Komik abgewonnen oder notfalls abgerungen. Nun aber geht es an die Reserven des Lebens.
Gewiss: Schon 1996 hatte Gernhardt, Kopf der „Neuen Frankfurter Schule“ des parodistischen Humors, Moll-Töne anstimmen müssen. Seinerzeit war er ernstlich herzkrank und musste sich einem Eingriff unterziehen. Schon die daraus geronnenen „Herzgedichte“ führten Klage gegen körperliche Unbill.
Jetzt kommt es noch schmerzlicher. Gernhardt ist an Krebs erkrankt und durch die Vorhölle langwieriger Chemotherapien gegangen. Töricht wäre es zu sagen, man konnte sein Leiden in ganzer Tragweite mitempfinden. Wer solches nicht am eigenen Leibe erlitten hat, … Weiterlesen
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Eine Legende hebt ab – Sönke Wortmanns verklärender Film „Das Wunder von Bern“
Von Bernd Berke
Allzu viele bleibende Legenden hat die Bundesrepublik nicht hervorgebracht. Schon deshalb gehört der deutsche Sieg bei der Fußball-WM 1954 („Wir sind wieder wer“) unbedingt ins Kino. In seinem Film „Das Wunder von Bern“ trägt Regisseur Sönke Wortmann das Zeitkolorit mit breitem Spachtel auf.
Der in Marl geborene Wortmann, früher selbst ein begabter Kicker, hat sich viel vorgenommen: In etlichen Spielszenen sucht er den berühmten „Geist von Spiez“ zu beschwören, der die deutschen Balltreter um Fritz Walter und den kürzlich verstorbenen Helmut Rahn zum Titel getragen haben soll.
Zudem schildert er das in kohlenschwarzer Dürftigkeit geradezu pittoreske Ruhrgebiet jener Zeit – zwischen Zechensiedlung, Taubenschlag und Eckkneipe. Noch dazu erzählt Wortmann die (Familien)-Geschichte eines Kriegsheimkehrers – und die WM-Erlebnisse … Weiterlesen
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Vater war dagegen – und dabei: Ulla Hahns „Unscharfe Bilder“
Von Bernd Berke
Eine Frau um die 50 will endlich die Wahrheit wissen: Was hat ihr Vater damals während des Weltkrieges in Russland getan? Hat er mörderische Schuld auf sich geladen?
Zwei Begebenheiten wecken in Ulla Hahns Roman „Unscharfe Bilder“ die etwas verspätet anmutende Wissbegier: Zum einen hat diese gereifte Studienrätin namens Katja Wild im doppelten Boden des Werkzeugkastens versteckte Liebesbriefe ihres Gatten entdeckt und sich getrennt. Damit ist ihr Sinn für verborgene, plötzlich ans Licht gerissene Geschehnisse geschärft. Vor allem aber hat sie eine Ausstellung mit dem Titel „Verbrechen im Osten“ gesehen und kommt vom Gedanken nicht mehr los, ihr Vater könne verstrickt gewesen sein. Hat sie ihn nicht gar auf einem der dokumentarischen Fotos entdeckt?
Der Roman greift … Weiterlesen
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Überbleibsel der erlebten Geschichte – Essener Ausstellung „Maikäfer flieg…“ über Kindheitserfahrungen 1940 bis 1960
Von Bernd Berke
Essen. Dinge, die uns umgeben, können Gefühle oder Erinnerungen speichern und beim Anblick freisetzen. Erst recht gilt diese Magie für Sachen aus der Kindheit. Auf dieser psychologischen Tatsache fußt jetzt eine alltagsgeschichtliche Ausstellung im Essener Ruhrlandmuseum.
„Maikäfer flieg… / Kindheitserfahrungen 1940 bis 1960″ versammelt, thematisch gut sortiert, schier tausend Gegenstände des damaligen Kinderlebens. Beispielsweise sieht man jede Menge charakteristisches Spielzeug vom abgewetzten Teddybär bis zum Stabilbaukasten; von der aus Lumpen notdürftig, doch erkennbar liebevoll gefertigten Puppe bis zur ersten elektrischen Eisenbahn. Welch ein Weg vom Elend bis zum bescheidenen Wohlstand – auch in der Kinderstube. Hier wird geschichtlicher Wandel so greifbar wie selten.
Wenn man einem der gemeinten Jahrgänge angehört, fühlt man sich von etlichen Gegenständen sogleich … Weiterlesen
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Peter Handke, Serbien und das schiere Nichts – über sein Buch „Unter Tränen fragend“
Von Bernd Berke
Es ist schon ein eigenartiger Perspektiven-Wechsel, wenn man den Kosovo-Krieg einmal aus umgekehrter Sicht bilanziert findet: Hie die teuflisch vernichtende NATO, dort die heldenhaften Serben; hie kriegslüsterne „Kettenhunde“ der westlichen Presse, da die jugoslawische Propaganda, angeblich aus Notwehr geboren und daher zu bejahen…
So jedenfalls will es uns Peter Handke in seinem Buch „Unter Tränen fragend“ beibiegen. Es tut weh, derart Monströses von einem Schriftsteiler zu lesen, den man sonst aufs Höchste schätzt.
Zweimal hat sich Handke 1999 – mitten im Kriege – auf Reisen durch Rest-Jugoslawien begeben, aus Mitgefühl mit dem serbischen Volk. Schon die landesübliche Gastfreundschaft schildert er als Labsal. Setzte man ihm ein gutes Frühstück vor, so trübte sich die Wahrnehmung – und schon … Weiterlesen
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Wut auf die westliche Welt – Peter Handkes Serbien-Drama „Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg“ in Düsseldorf
Von Bernd Berke
Düsseldorf. Wenn sie nicht mehr aus noch ein wissen, flüchten sich viele gern in die Medienschelte – so leider auch Peter Handke, der uns doch schon so überaus feinfühlige Texte beschert hat. Ihm missfiel es zutiefst, wie Presse und Fernsehen des Westens den Kosovo-Krieg geschildert haben. Vehement forderte er „Gerechtigkeit für Serbien“. Seinen bebenden Zorn hat er sich im Drama von der Seele geredet: „Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg“ führt jetzt im Düsseldorfer Schauspiel flussab.
Irgendwo in Rest-Jugoslawien. Regisseur Klaus Emmerich (auch Bühnenbild) führt uns in eine schäbige Hotelhalle; eine Randzone, hinter der die mysteriöse, von allen politischen Tagesfragen ferne „Zwischenzeit“ beginnen soll, in dje Handke immerzu strebt.
Aufbruch in die … Weiterlesen
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Mann aus kaltem Marmor – Ernst Jünger starb mit 102 Jahren in seiner schwäbischen Zuflucht Wilflingen
Von Bernd Berke
Als der Zweite Weltkrieg endete. war der Schriftsteller Ernst Jünger bereits 50 Jahre alt. Selbst 1914, als der Erste Weltkrieg begann, war er kein Kind mehr, sondern ein 19-Jähriger. Jünger, der gestern mit 102 Jahren starb, hat eine ungeheure Lebensspanne, hat nahezu unser gesamtes Jahrhundert durchmessen. Manche haben ihn allein deswegen in mythische Höhen entrücken wollen.
In jüngster Zeit etwa näherten sich Autoren wie Botho Strauß und Rolf Hochhuth dem Phänomen Ernst Jünger „auf den Knien ihres Herzens“, wie jenes herrlich windschiefe Kleistsche Sprachbild lautet.
Falls man auch nur ein wenig liberalen Geist bewahrt hat, darf man dies nicht vergessen: Der am 29. März 1895 in Heidelberg als Sohn eines Apothekers geborene Ernst Jünger hat den Zerfall … Weiterlesen
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Wie sehr uns Heinrich Böll fehlt – Zum zehnten Todestag des Literaturnobelpreisträgers
Von Bernd Berke
So lang ist es schon her: Am 16. Juli 1985 (Sonntag vor zehn Jahren) ist der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll gestoben. Wirkt der „gute Mensch von Köln“ noch nach?
Seine Erben lassen gelegentlich bisher unbekannte Schriften ans Licht kommen, demnächst soll etwa ein 1936 verfaßter Text erscheinen. Man ediert immer schön stückchenweise, damit das Geschäft nicht abreißt. Ebenso regelmäßig geraten die Bölls in Hader mit der Böll-Forschungsstelle an der Uni Wuppertal. Aber kann man das Nachwirkung nennen?
Es gibt heute keinen Autor von Rang, der an den Nahtstellen zwischen Literatur und Politik auch nur annähernd so viel Aufsehen erregt oder gar zum Repräsentanten taugt wie einst Böll. Günter Grass hat sich durch seine vorschnelle und gar zu harsche … Weiterlesen
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Käthe Kollwitz – fern und doch so nah
Von Bernd Berke
Was dringt noch zu uns, wenn wir heute die Bilder der Käthe Kollwitz sehen? Treffen sie uns noch, diese Darstellungen der bitteren Armut und der Leiden am Kriege? Oder sind die Werke der Frau, die heute vor 50 Jahren gestorben ist, „ganz weit weg“?
Man darf sich vom heutigen Wohlstand nicht täuschen und einlullen lassen, auch nicht von der (doch sehr relativen) Distanz kriegerischer Greuel. Vieles von dem, was die gebürtige Königsbergerin in Graphik und Zeichnung ausgedrückt hat, ist wohl brisanter, als man hoffen mag. Manches rumort – wenn auch in anderen Gestalten – unter der Oberfläche. Und die Kollwitz hat die künstlerischen Mittel besessen, mit denen sie uns auch Jahrzehnte danach „anspricht“.
Oppositions-Bewegungen haben die eingängigen … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit 50. Todestag, Käthe Kollwitz
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