Monatsarchive: April 2013

Todeskuss im Treibhaus: Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Oper Bonn

Dass Vera Nemirova eine faszinierende Erzählerin ist, wissen wir spätestens, seit sie mit dem Frankfurter „Ring des Nibelungen“ einen der bedeutenden Beiträge zum Wagner-Jahr 2013 leistete.

Robert Gambill (Tristan), Dara Hobbs (Isolde). Foto: Thilo Beu

Robert Gambill (Tristan), Dara Hobbs (Isolde). Foto: Thilo Beu

Die Regisseurin braucht keinen dekonstruktiven Überbau, keine umständliche Symbolik, keine privatmythologische Verrätselung, um einem Stück Belang zu geben. Sie erzählt intensiv und klug eine Geschichte. So hat sie es auch in ihrem – 2007 sehr umstrittenen – Frankfurter „Tannhäuser“ gehalten: Das virtuos herausgearbeitete Ergebnis ihrer ersten Regiearbeit mit Wagner wird ab 19. Oktober 2013 wieder zu erleben sein.

Jetzt hat sich Vera Nemirova dem Schlüsselwerk des Wagner’schen Theaterkosmos zugewandt: Mit Spannung erwartet, ging jetzt „Tristan und Isolde“ über die Bühne der Oper Bonn. Und wieder … Weiterlesen

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Ein Monat mit den Ruhrnachrichten

Vor einigen Wochen habe ich mich an dieser Stelle von meinem langjährigen Abo der „Westfälischen Rundschau“ verabschiedet, weil diese Geisterzeitung keine eigene Redaktion mehr hat. Im April, der sich nun dem Ende zuneigt, habe ich ein Monats-Probeabo der Ruhrnachrichten (RN) bezogen. Ich werde es nicht in einen regulären Bezug übergehen lassen. Und warum nicht? Ohne ins Detail einzelner Beiträge gehen zu können, sei eine Begründung gewagt. Vorab noch dies: Es geht hier nicht um Kollegenschelte, sondern um (Auswirkungen von) Strukturen.

P1060109Der Dortmunder Lokalteil (der seit Anfang Februar auch in der „Rundschau“ zu finden ist) mag angehen. Sie versuchen, „nah am Leser“ zu sein, wie es so schön heißt. Freilich bekommt man jetzt über Wochen hinweg den Eindruck, dass dort die … Weiterlesen

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Noch ein neuer „Tatort“-Kommissar in Hamburg: Thorsten Falke ist ein Rock’n’Roller

Das gibt’s doch gar nicht. Schon wieder ein neuer „Tatort“-Kommissar. Und schon wieder einer in Hamburg. Doch, das gibt’s! Nach Tschiller (Til Schweiger) ist jetzt auch Falke (Wotan Wilke Möhring) in die quotenstarke Krimireihe eingestiegen. Besser noch: In der Vielzahl der „Tatort“-Ermittler ist das einer, den man sich merken sollte, ja muss.

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring, rechts) und Kollegin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) bei einer Vernehmung. (Bild: ©NDR/Christine Schröder)

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring, rechts) und Kollegin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) bei einer Vernehmung. (Bild: ©NDR/Christine Schröder)

Sein erster Fall hieß „Feuerteufel“ und begann mit einem „abgefackelten“ Auto, in dem offensichtlich eine Frau erstickt war. Ein Jugendlicher hatte, wie man gleich erfuhr, Bruchstücke des schrecklichen Geschehens mit dem Handy gefilmt. Über weite Strecken musste man ihn für den Schuldigen halten, der sich auch noch durch Erpressung und Kopfgeld … Weiterlesen

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„Unaufgeregteste Großstadt“ der Republik oder etwa doch ein Provinznest?

Abseits des Fußballs gibt es immer wieder Anlässe, sich über Verhältnisse in Dortmund aufzuregen.

Stichwort neonazistische Umtriebe. Stichwort Verwahrlosung und Laden-Leerstände bis in die Innenstadt hinein. Stichwort desolate Zustände in Teilen der Nordstadt. Ach, ich werde des Aufzählens müde.

Da können Lokalpolitiker und harmoniegeneigte Lokalpresse (also praktisch nur noch die Ruhr Nachrichten) noch so jubeln oder beschwichtigen: Diese finanziell gebeutelte Kommune droht in vielen Bereichen dauerhaft auf den absteigenden Ast zu geraten.

Abriss des ehemaligen Gymnasiums an der Dortmunder Lindemannstraße (Foto: Bernd Berke)

Abriss des ehemaligen Gymnasiums an der Dortmunder Lindemannstraße (Foto: Bernd Berke)

Nicht nur Lokalpatrioten widerstrebt überdies jedes Ranking, bei dem Dortmund schlecht abschneidet – und das kommt oft genug vor, sei’s bei Statistiken aus dem Bildungsbereich, bei Einkommenstabellen oder Arbeitslosenzahlen.

Ein neueres Beispiel einer solchen Liste kommt von … Weiterlesen

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Ewige Kindheit, zähflüssige Fantasie: Robert Wilson inszeniert „Peter Pan“ in Berlin

Peter Pan und Robert Wilson verbindet einiges: die Liebe zur Traumwelt einer grenzenlosen Fantasie, und, noch wichtiger, der niemals endende Versuch, nicht alt zu werden, ewig Kind zu bleiben.

Szene aus "Peter Pan" mit (in der Luft schwebend, von links) Christopher Nell, Sabin Tambrea, Stefan Kurt und Ensemble. (Foto: © Lucie Jansch/Berliner Ensemble)

Szene aus „Peter Pan“ mit (in der Luft schwebend, von links) Christopher Nell, Sabin Tambrea, Stefan Kurt und Ensemble. (Foto: © Lucie Jansch/Berliner Ensemble)

Endlich, mit 71 Jahren und nach unzähligen Inszenierungen, hat der Bühnenmagier und Theaterzauberer aus Waco/Texas in dem von James Matthew Barrie erfundenen Peter Pan jenen störrischen Helden gefunden, der so ist wie er selbst: ein greises Kind, das mit stoischer Gelassenheit seinen eigenen Weg geht und für die Welt der Erwachsenen nur ein müdes Lächeln übrig hat.

An Claus Peymanns Berliner Ensemble fliegt Bob Wilson jetzt mit … Weiterlesen

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In der Oper ist alles Schicksal – die neue Spielzeit am Aalto-Theater

Tomás Netopil, der neue Chefdirigent der Essener Philharmoniker. Foto: TUP

Tomás Netopil, der neue Chefdirigent der Essener Philharmoniker. Foto: TUP

Hein Mulders, der neue „Superintendant“ der Essener Philharmonie und der Aalto-Oper, ist von der Neugier des Publikums überzeugt. „Die Leute wollen mehr wissen“, betont er stets. Nun denn: Diesem als dringlich konstatiertem Streben nach Erkenntnis dürfte in der kommenden Musiktheater-Saison üppigst Rechnung getragen werden. Mit einer ganzen Veranstaltungsreihe zum „Phänomen Oper“ etwa, zudem mit Einlassungen zur „Wahrheit bei Verdi“ oder zu „Goethe als Global Player“.

Musikwissenschaft für alle: Mulders und sein eloquenter neuer Chefdramaturg, Alexander Meier-Dörzenbach, setzen auf ein Educationprogramm für Erwachsene, das es so im Aalto wohl noch nicht gegeben hat. Zum Teil ist dieser Schwerpunkt der Tatsache geschuldet, dass zum 25. Geburtstag der Bühne eben ein paar besondere … Weiterlesen

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Rätsel der Pyramide – Umstrittene Abi-Klausur in Mathe wird nicht wiederholt

Soeben kam es über den Ticker. Die umstrittene Klausur für den Grundkurs Mathematik der diesjährigen Abiturientia wird nicht wiederholt.

NRW-Bildungsministerin Löhrmann sieht keinen Grund für eine Wiederholung oder ein Noten-Upgrade. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber wir hatten es nicht anders erwartet. Warum auch? Schon die gestrige Abwesenheit der Ministerin, als wütende Schüler vor ihrem Ministerium demonstrierten und ihre später nachgeschobene schmallippige Erklärung, man werde die Argumente der Schüler prüfen lassen, ließen nichts anderes erahnen. Passt ja. Es ging ja nur um ein paar Chancen für so manchen, einen Numerus Clausus zu schaffen, es ging ja – zugespitzt formuliert – nur um die Zukunft unserer Kinder.

Keine Erleichterung für den Jahrgang 2013 – im Gegenteil

Von vorne. Die schriftlichen … Weiterlesen

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Hauptbahnhof in Hagen: Vom Dom der Mobilität zur „Endstation Denkmal“

Imposant: Hauptbahnhof Hagen.

Imposant: Hauptbahnhof Hagen.

Friedrich Harkort, dessen Namen der 1931 fertiggestellte Ruhrstausee im Dreistädteeck Hagen/Wetter/Herdecke trägt, sorgte im 19. Jahrhundert dafür, dass das Bergische mit dem industriellen Dortmund im wachsenden Schienennetz verbunden wurde.

Im Revolutionsjahr 1848 war Hagen daran angeschlossen, entwickelte sich fortan zum ausgewachsenen Logistikstandort, blieb es bis heute. Als 1861 in Ruhr-Sieg-Strecke hinzu kam, war Hagen ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, hatte erste Höhepunkte im industriellen Aufbau und alles rief danach, dass dieses immer wohlhabender werdende Hagen einen repräsentativen Bahnhof im Stadtkern brauche.

Es dauerte indes noch bis zum 14. September 1910, dann wurde das Empfangsgebäude seiner Bestimmung übergeben. Repräsentativ war es und eine Zierde für die einstige Prachtstraße (heute B7), die vom Reichtum stolzer Bürger kündete und sich durch die … Weiterlesen

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Familienfreuden X: Es blüht so rot

Die mütterliche Schnelldiagnose. (Bild: Nadine Albach)

Die mütterliche Schnelldiagnose. (Bild: Nadine Albach)

„Röteln!“

Ich ließ mich auf den Stuhl fallen. Fiona hatte es wieder einmal erwischt. Kein Wunder: Der Besuch von Babygruppen à la Pekip & Co gleicht in Bezug auf Krankheiten einer Bombe mit Zeitzünder – erst nach drei Tagen weiß man, ob sie detoniert oder nicht. Diesmal aber schien der Einschlag heftig zu sein. Das Fieber kletterte in luftige Höhen. Und rote Flecken blühten auf Fi’s Wangen wie auf der schönsten Klatschmohnwiese.

„Sie ist ja total rot!“ waren denn auch die Worte, mit denen meine Mutter eine fieberhafte Internetrecherche auslöste, mit der verglichen Odysseus‘ Irrfahrt ein Witz war. Bilder von übelsten roten Malen zogen an mir vorbei: Großflächig wie Kontinente auf dem Globus, winzig … Weiterlesen

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Hoeneß, Götze und der ganze Mist

Die Nachricht kam überfallartig: Wie zuerst die „Bild“-Zeitung berichtete, wechselt Mario Götze am 1. Juli 2013 für 37 Mio. Euro von Borussia Dortmund zum FC Bayern München. Inzwischen hat der BVB den Bayern-Coup bestätigt. Bereits als Neunjähriger hat der gebürtige Allgäuer und womöglich begabteste deutsche Fußballer beim BVB gespielt, vorher hat er in Dortmund-Hombruch gekickt. Er galt also längst (ebenso wie die in Dortmund geborenen Marco Reus und Kevin Großkreutz) als einer der „Dortmunder Jungs“, als familienverbunden und „bodenständig“; als einer, der wegen ein paar Millionen nicht gleich abhebt. Auch hat Götze in Interviews immer gern das Hohelied auf Dortmund gesungen.

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Nun müssen wir dieses idyllische, sicherlich sehr naive Bild schleunigst revidieren. Es ist natürlich wieder nichts mit den hehren … Weiterlesen

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Verspielte Chancen, kein Mitleid: Der Roman „Rechnung offen“ von Inger Maria Mahlke

RechnungoffenBerlin, Neukölln. Ein gewachsener Stadtteil, der teils noch als schwierig gilt, sich aber bereits anschickt, das nächste Szeneviertel für junge, erfolgreiche Menschen mit „urbanem Lifestyle“ und „hippen Kinderwagen“ zu werden.  

Ein Mietshaus in Neukölln. Ein Haus mit schönen, aber leicht heruntergekommenen Wohnungen. Begehrtes Sanierungsobjekt in einer Stadt, die offiziell arm und sexy ist, inoffiziell aber längst nicht mehr genug Platz und Raum für ihre Bewohner bietet. Die Mieter dort sind die Protagonisten in „Rechnung offen“, dem neuen Roman der Autorin Inger Maria Mahlke. Oder treffender ausgedrückt: Sie sind ihre Forschungsobjekte, denn wie unter dem Mikroskop beobachtet und seziert Mahlke die verschiedensten Lebensentwürfe. Jeder in sich gescheitert, jede Existenz bedroht. Wahlweise von der Krise, der Entmietung, der Globalisierung, zum allermeisten aber … Weiterlesen

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Jauchs Talkshow: Mutmaßungen über Hoeneß

Übers Wochenende ist ein Thema hochgekocht, für das Günther Jauch seine ARD-Talkrunde in Windeseile hat umplanen lassen. Die Rede ist natürlich vom Präsidenten und Patriarchen des FC Bayern München, Uli Hoeneß, der Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben soll.

Fernsehleute (und viele Zuschauer) gieren nach Themen, die sich so kraftvoll personalisieren lassen. Welch eine tragische Fallhöhe! Da steht der FC Bayern gerade kurz vor dem sportlichen und wirtschaftlichen Zenit. Da schickt man sich an, am nächsten Dienstag und in der Folgewoche den FC Barcelona zu besiegen und ins Finale der Champions League vorzudringen.

Tiefer Fall einer moralischen Instanz

Und ausgerechnet jetzt wird – durch Recherchen des „Focus“ – bekannt, dass der Übervater des Vereins, der Mann, der vielen als Vorbild oder … Weiterlesen

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Schönes Gefühl: Sämtliche Gedichte unseres Herrn von Goethe in zeitlicher Abfolge

Manchmal überkommt es mich, dann will mein Bildungsbürgerdasein ans Licht, und so habe ich mir in der Buchhandlung meines Vertrauens das Insel-Taschenbuch mit sämtlichen Gedichten des Herrn Goethe „in zeitlicher Folge“ zugelegt. Das ist natürlich ein interessantes Sammelsurium von wechselnder Qualität, aber immer Goethe.

Goethe

Was ist es doch für  ein schönes Gefühl, einen Dünndruckband mit dem feinen Papier in den Händen zu halten, vorsichtig zu blättern und bei bekannten und unbekannten Textstellen hängen zu bleiben, gar nicht zu vergleichen mit dem Wisch-Computer in der Hand. Neulich habe ich im Fernsehen gesehen, wie ein Kita-Bursche versuchte, mit der typischen Smartphone-Bewegung im gedruckten Bilderbuch die Zeichnung von Rotkäppchen zu vergrößern.

Also Goethe. In zeitlicher Folge heißt natürlich, dass nicht nur Meisterwerke, sondern … Weiterlesen

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Eine Betrachtung des Neuen: Heiner Goebbels‘ 2. Ruhrtriennale-Programm

Heiner Goebbels, Intendant der Ruhrtriennale. Foto:

Heiner Goebbels, Intendant der Ruhrtriennale, setzt erneut aufs Experiment. Foto: Wonge Bergmann

Teufel: Da hat doch die Kinderjury der Triennale im vergangenen Jahr ihren Preis „Die größte Qual für die Ohren“ ausgerechnet der Lieblingsband des Intendanten Heiner Goebbels zugedacht. Und dann musste er sich von Teilen des Publikums anhören, ein Theaterabend ohne Pause sei arg gewöhnungsbedürftig. So kann es gehen, wenn der Rezipient aus den eigenen (Hör)-Ritualen heraus einem kunstsinnigen Macher begegnet, der das Experiment liebt, das Neue, eben Unerhörte. Das Triennale-Programm dieses Jahres spricht darüber, wieder einmal, Bände.

Goebbels verfasst im Editorial ein Plädoyer für die herrliche Unbefangenheit der Kinderjury, sieht die Vorstellungspause als Störung eines komplexen Wahrnehmungsprozesses. Umgekehrt heißt dies wohl, dass sich der Intendant ein ebenso offenes, … Weiterlesen

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Bravour ohne Risiko: Die Philharmonia Prag mit Jan Lisiecki in der Essener Philharmonie

Wächst da ein neuer Horowitz heran, wie es ein einflussreiches deutsches Magazin prophezeit hat? Wer Jan Lisiecki, den schlaksigen, ein wenig steif, aber selbstbewusst wirkenden jungen Kanadier polnischer Herkunft mit Chopins e-Moll Konzert in der Essener Philharmonie gehört hat, wird da seine Zweifel hegen.

Der blonde Klavier-Boy hat einen kräftigen Zugriff für die Eröffnung, gefällt mit einem lyrisch-perlenden Passagenspiel, stellt sich leichtfingrig und mit schwerelosen Linien den heiklen Stellen. Aber ein neuer Horowitz? Dafür fehlen dem erst Achtzehnjährigen die Passion, die persönliche Farbe, das Aushören von Innenspannung und harmonischer Reibung, die dramatische Flamme in der Steigerung, der – wie es Joachim Kaiser so unnachahmlich ausdrückt – raubtierhafte und brillant durchdachte Zugriff.

Jan Lisiecki (18) (© DG/Mathias Bothor)

Jan Lisiecki (18) (© DG/Mathias Bothor)

Wozu auch solche … Weiterlesen

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Werden und Vergehen der Insekten: Das Frühwerk von Jan Fabre in Recklinghausen

Als Zwanzigjähriger schlug der spätere Künstler, Tanzschöpfer und Theatermann Jan Fabre ein „Forscherzelt“ im elterlichen Garten auf und richtete darin ein Minilabor ein, um Insekten zu untersuchen.

Die ärmliche, eigen- und urtümliche, nahezu schamanisch wirkende Behelfs-Behausung ist jetzt als Installation in Fabres sorgsam inszenierter Recklinghäuser Ausstellung aus dem Frühwerk zu sehen. Die Zusammenstellung kreist mit etwa 120 Zeichnungen und 30 Kleinskulpturen um ein einziges, freilich vielgestaltig entfaltetes Thema, nämlich just Insekten.

Das Zelt des jungen Jan Fabre (Bild: Katalog)

Das Zelt des jungen Jan Fabre (Bild: Katalog)

Die Arbeiten aus den Jahren 1975 bis 1979 firmieren als Schau zu den Ruhrfestspielen, die traditionsgemäß am 1. Mai beginnen werden. Was da auf Wänden und in Vitrinen imaginär krabbelt und kreucht, könnte ausgesprochene Phobiker diesmal von einem Besuch der Kunsthalle … Weiterlesen

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Zeitgeist auf der Bühne: „Kinder der Revolution“ in Bochum

logoSie hätten ganz einfach Büchner wählen können. Dantons Tod – auch ein Revolutionsdrama. Aber die Studierenden der Folkwang Universität der Künste wollten für ihren Abend an den Bochumer Kammerspielen selbst ein Stück Revolution schreiben.

Gemeinsam mit dem vielfach ausgezeichneten Regisseur Nuran David Calis suchten sie einen eigenen Zugang dazu, was in der Welt passiert, fanden Kontakt zu jungen Menschen aus neun Ländern und versuchten, ihnen via E-Mail, Skype oder persönliche Treffen nahe genug zu kommen, um sie auf der Bühne zu verkörpern.

Die „Geschichten der Menschen ohne die Medien“ wollten sie, rufen sie im Chor, und kündigen an: „Was jetzt kommt, sind keine Nachrichten, keine Ideologien, keine Theorien.“ Sondern? Ja, was ist „Kinder der Revolution“ geworden? Ein aufwändiges, spannendes Theater-Experiment, … Weiterlesen

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Nur noch zwei Wochen Spielraum für Raucher

In zwei Wochen ist es so weit. Dann wird in Nordrhein-Westfalen eines der härtesten Nichtraucherschutzgesetze Deutschlands gelten.

Nur unter freiem Himmel und in (streng definierten, zudem anmeldepflichtigen) geschlossenen Gesellschaften darf dann noch geraucht werden. Falls nicht doch noch ein Gerichtsentscheid Einhalt gebietet (wofür die Chancen freilich sehr schlecht stehen), wird es dann weder Ausnahmen für E-Zigaretten noch für Wasserpfeifen oder so genannte Brauchtums- und Zeltveranstaltungen geben. Auch sind Raucherclubs als Ausweichmöglichkeit künftig nicht mehr gestattet. Im Sommer mag das Rauchen an der frischen Luft ja noch halbwegs angehen, doch wehe, wenn die kälteren Zeiten nahen. Dann wird das Nichtraucherschutzgesetz auch zum Raucherquälgesetz.

Schockfoto aus grauer Vorzeit: Der kleine B. B. darf schon mal proberauchen...

Schockfoto aus grauer Vorzeit: Der kleine B. B. darf schon mal proberauchen…

Das hätte früher mal jemand … Weiterlesen

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Meilensteine der Popmusik (30): The Beatles

Progressiv entwickelte sich die Popmusik des Jahres 1967 sowieso – einen besonderen Kick hätte sie eigentlich gar nicht nötig gehabt. Und dennoch kam er. Die beiden Genies, die einst eng befreundet waren und sich jetzt langsam auseinanderlebten, taten sich für ihr Meisterwerk doch noch einmal zusammen.

beatles

John Lennon und Paul Mc Cartney stießen die immer näher herankommende Konkurrenz zurück in ein tiefes, dunkles Loch. Die Beatles und ihre Plattenfirma hatten sich den genialen Coup einiges kosten lassen. Für damalige Verhältnisse waren die Dimensionen unvorstellbar: Jeder Song ihrer neuen LP sollte eine ganze Woche Aufnahmezeit beanspruchen, die Produktionskosten betrugen umgerechnet gigantische 115.000 Euro.

Und dann noch der (inszenierte?) Skandal, dass die BBC vorab in den Besitz von Bändern gekommen war und … Weiterlesen

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Mehr Wahnsinn – die Show „Plüfolie“ im Essener Varieté-Theater GOP

GOPLange waren wir nicht da – im Essener Varieté-Theater GOP. Nach dem Ende der Show fragten wir uns: warum eigentlich nicht? Seit 1996 gibt es den Essener Ableger des Hannoveraner Traditions-Varietés. Noch nie sind wir enttäuscht worden. So auch diesmal nicht. Das aktuelle Programm in Essen trägt den Titel „plüfolie“ und der Name ist Programm. Denn in der Tat machte der „Wahnsinn“ auf der Bühne Lust auf mehr.

„Plüfolie“ ist die Fortführung von „la folie“, einer der erfolgreichsten Produktionen, die GOP an seinen Spielorten in den letzten Jahren hatte. Verantwortlich dafür zeichnet der französische Créateur Anthony Venisse, gemeinsam mit seiner Schwester Amelie. Die Geschwister tragen mit Pantomime und Clownerie die Rahmenhandlung der Show und stimmen die Zuschauer so ohne viele … Weiterlesen

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Musikalische Welt nach Wagner: „Ritter Blaubart“ als Psycho-Stück in Augsburg

Von der musikalischen Welt nach Wagner wissen wir noch immer viel zu wenig: Wer in alten Musikgeschichten oder Opernführern liest, mag auf das eine und andere Werk stoßen, das von der zeitgenössischen Kritik als „wagnerisch“ gelobt oder gegeißelt wird. Wir kennen Strauss, wir kennen von Humperdinck eine einzige Oper, hin und wieder ein wenig Schreker oder d’Albert – das war’s. Leider bringt auch das Wagner-Jubiläumsjahr 2013 wenig Licht in die lebendige, gärende, explodierende Zeit zwischen 1880 und 1933. Aus den Opernhäusern in Nordrhein-Westfalen kommt – so weit jetzt schon bekannt – zu diesem Thema kein Ton.

So muss man reisen, will man die paar Versuche mitbekommen: Dessau befragt mit Massenets „Esclaramonde“ den romanischen „Wagnerisme“ (ab 26. Mai), Coburg … Weiterlesen

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Herkules oder Sisyphos – Hein Mulders stellt sein erstes Philharmonieprogramm vor

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Hein Mulders, neuer Intendant der Essener Philharmonie und der Aalto-Oper. Foto: Philharmonie Essen

Der Held ist noch etwas müde. Langsam nur schwingt er sich auf, um mehr und mehr im Glanz zu erstrahlen. Es ist ein satt orchestrales Leuchten, das uns über Lautsprecher geboten wird, Richard Strauss’ sinfonische Dichtung „Ein Heldenleben“, als Introduktion zur Präsentation des neuen Philharmonie-Programms in Essen. Und wer mag, darf sich die Frage stellen, inwieweit der neue „Superintendant“ der Stadt, der Niederländer Hein Mulders, ein Held ist angesichts der gewaltigen Aufgabe, die es zu bewältigen gilt.

Jedenfalls ist es in NRW einmalig, dass der Chef der Philharmonie zugleich die Oper, hier das Essener Aalto-Theater, führt. Vergleichbares würden Dortmund, Düsseldorf oder Köln wohl weit von sich weisen. … Weiterlesen

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Hohepriesterin des Gesangs: Montserrat Caballé wird 80 Jahre alt

Auf YouTube findet sich eine Aufnahme aus dem Teatro de la Zarzuela in Madrid aus dem Jahr 1978: Montserrat Caballé singt in einer staubigen, altbackenen Inszenierung „Norma“. Schepperndes Orchester, mäßige Tonqualität, die Sängerin mit einem plumpen Mistelzweig in der Hand und übertriebenen, auf Fernwirkung ausgelegten Augenbrauen. Und doch: Dieser Ausschnitt aus der großen Szene der Norma, „Casta Diva“, zeigt Caballé auf der Höhe ihres Könnens: Ihr Blick ist unverwandt in die Ferne gerichtet, ihre balsamischen Töne erzeugen eine melancholische Aura um die Priesterin.

Herzlich und humorvoll ist die Caballé im Umgang auf und hinter der Bühne. Foto Agentur Schmerbeck

Herzlich und humorvoll ist die Caballé im Umgang auf und hinter der Bühne. Foto Agentur Schmerbeck

Vor allem aber: Ihr Gesicht, ihr Hals ist frei von jeder Anspannung. Die Lippen sind locker, öffnen sich mit natürlichem Ausdruck, … Weiterlesen

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„Zügig ins Jenseits“: Kurzkrimis rund ums Bahnfahren

Zügig.CoverDer Dortmunder hat es bekanntermaßen gerne spannend – nicht nur beim Fußball. Der Spannung verschrieben hat sich folgerichtig der in der Stadt des Champions-League-Halbfinalisten ansässige Grafit Verlag, der jetzt mal wieder eine neue Sammlung von Krimi-Kurzgeschichten herausgegeben hat.

„Zügig ins Jenseits“ nimmt sich all jener an, die während des Schienenverkehrs auf die schiefe Bahn geraten sind. Ort der Geschehnisse ist im vorliegenden Band die Deutsche Bahn. Klar, denn das Unternehmen Zukunft Deutsche Bahn ist ja mehr als fahren. Und vom Wetter reden sie auch nicht. Manch einem mögen beim Anblick der bekannten Werbeslogans gelegentlich die Gesichtszüge entgleisen und mörderische Gedanken kommen.

Immer gut für einen Erregungstumult

Der Ärger über verspätete Züge, ausgefallene Klimaanlagen oder besonders uncharmante Zugbegleiter wächst sich hierzulande … Weiterlesen

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Tageszeitungslandschaft im Revier: Nun mogelt sich die WAZ auch durchs Vest Recklinghausen

Wer die Szene etwas genauer kannte, und derer waren und sind ja nicht so wenige, dem war schon beim zynisch vorgetragenen Ableben der „Westfälischen Rundschau“ klar: Dabei wird es nicht bleiben und niemand möge sich innerhalb der Konzerschaft „Funke“ (einst WAZ-Gruppe genannt) in die Wiege der Sicherheit träumen nach dem Motto: Nun haben die da oben das angeranzte Stück abgehackt, nun geht es wieder bergauf.

Nö: Schritt Nr. 2. erfolgt im Vest Recklinghausen. Wo sich die WAZ seit ihren frühen Eroberungsversuchen mit der „Vestischen“ balgte und nie siegen konnte, setzt sie wieder einmal das „neue Funke-Modell“ um. Sie lässt diesmal allerdings ihren eigenen Titel ohne eigenen Inhalt bestehen, bedient sich aber bei den Nachfahren der legendären Annemie Bauer, dass deren … Weiterlesen

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Das Wunder von Dortmund

So etwas hat es schon ganz lange nicht mehr gegeben. Zu Beginn der Nachspielzeit down and out. Und dann…

Nach einem 0:1- und einem 1:2-Rückstand (Letzterer noch kurz vor Ende der Partie) hat Borussia Dortmund gegen Málaga tatsächlich noch das Halbfinale der Champions League erreicht. Man mag es immer noch kaum glauben. Es kommt einem wie höhere Fügung vor. Wäre es den Bayern passiert, würde man es „Dusel“ nennen. Aber so… ist es eben das Wunder von Dortmund.

Meistervogel

Es dürfte einer der allergrößten Momente in der langen Geschichte des Ruhrgebiets-Fußballs sein. Man kann da an so viele Augenblicke zurückdenken.

Wenn man als kleiner Junge schon im alten Dortmunder Stadion Rote Erde gestanden und mitgezittert hat, wenn man das Heutige mit … Weiterlesen

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ARD-Porträt über Gunter Sachs – ein Sittenbild aus rauschenden Zeiten

Welch ein missliches Zusammentreffen: Da hat die ARD seit langem ein Porträt unter dem Titel „Der Gentleman-Playboy. Gunter Sachs“ geplant – und dann platzt wenige Tage vor der Ausstrahlung die journalistische Affären-„Bombe“ der so genannten „Offshore-Leaks“, bei der auch Gunter Sachs in den Ruch der Steuerhinterziehung gerät.

Auf ihn beziehen sich jedenfalls offenbar einige der Millionen Datensätze, die aus anonymen Quellen an die Weltpresse gelangt und von Journalisten aus vielen Ländern über viele Monate ausgiebig analysiert worden sind. In Deutschland waren die „Süddeutsche Zeitung“ und ausgerechnet der Norddeutsche Rundfunk (NDR) beteiligt, der just auch fürs Sachs-Porträt verantwortlich zeichnet. Doch offenbar haben die Recherche-Kollegen ihre Geheimnisse bis zum Schluss gewahrt und den Filmemachern vom gleichen Sender vorab keinen Tipp gegeben. So … Weiterlesen

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Zweite Chance: „Liliom“ im Bochumer Schauspielhaus

Eine Katze hat sieben Leben, James Bond wird unzählige Male erschossen und steht wieder auf und auch Liliom bekommt eine zweite Chance: Nach 16 Jahren Fegefeuer darf der Titelheld des gleichnamigen Stückes von Franz Molnár nochmal auf die Erde zurück, um sein verpfuschtes Leben gerade zu biegen. Zu den Klängen von „Skyfall“ steigt er auf die Bühne des Bochumer Schauspielhauses herab – und scheitert zum zweiten Mal.

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„Fantasia“ mit Live-Orchester in Köln: Beethovens Visionen und Disneys Arkadien

Nur noch wenige mediale Ereignisse schaffen es, eine reine, unverstellte, gleichsam kindliche Poesie in unser Leben zurückzuholen. Walt Disneys „Fantasia“ gehört dazu.

Der große Wurf des Altmeisters der filmischen Erfindungsgabe lässt sich heute als DVD oder Blu-Ray bequem aus heimischen Surround-Anlagen genießen. Aber eine Aufführung in großem Raum – und noch dazu mit Live-Orchester – wie jetzt in der Kölner Philharmonie vermittelt den Zauber der bewegten Bilder zur Musik doch noch einmal anders als eine heimische Anlage, die trotz aller technischer Perfektion eben doch „Pantoffelkino“ bleibt.

Die beiden Konzerte in Köln, bestritten von der Neuen Philharmonie Westfalen, waren in ihrer Szenenfolge eine Mischung aus „Fantasia“ von 1940 und der 2000 in die Kinos gekommenen Weiterführung, die Disneys ehemaliger Mitarbeiter … Weiterlesen

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Am liebsten schön schräg und schrill: „Fast alles über 50 Jahre Bundesliga“

Wer etwas auf sich hält, bereitet Fußballhistorie längst nicht mehr bierernst mit Ergebnislisten und Tabellen auf. Die bloße Nacherzählung und die kreuzbrave 1:0-Berichterstattung sind mausetot. Erst recht ist der feierliche oder gar pathetische Tonfall passé; selbst dann, wenn bedeutsame Jubiläen anstehen.

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Die (inzwischen etablierte) Avantgarde packt den Fußball ironisch, popkulturell und liebend gern aus schrägen Blickwinkeln an, ohne deshalb die Leidenschaft für diesen Sport aufzugeben. Im Gegenteil: Hier kommt oft erst der wahre Kult zum Vorschein, der eben auch etliche schrille Seiten hat. Den Takt geben in dieser Hinsicht derzeit das Fußballmagazin „11 Freunde“ und eine TV-Sendung wie „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ vor. Sie beweisen, dass man auch intellektuelles Vergnügen am Kicken und all seinen Begleitumständen haben kann.

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Gefährliche Abenteuer am Hindukusch: Linus Reichlins Roman „Das Leuchten in der Ferne“

Es ist eines dieser Bücher, die den Leser schon nach wenigen Zeilen fesseln, weil die Geschichte einfach unglaublich klingt. So mag man Linus Reichlins Buch „Das Leuchten in der Ferne“ nicht eher aus der Hand legen, bis das Schicksal des alternden Kriegsreporters Moritz Martens geklärt ist.

Einmal Hasardeur, immer Hasardeur: Der Auslandsjournalist lässt sich auf eine Reise nach Afghanistan ein, die ihm eine Reportage über eine Geschichte einbringen soll, mit der er seinen Namen wieder aufpolieren könnte. Im Land am Hindukusch hat sich angeblich ein Mädchen in Jungenkleidern einem Trupp von Taliban angeschlossen und es besteht die große Gefahr, dass der Schwindel auffliegt. Da sie wegen ihres Geschlechts Nachteile in der Ursprungsfamilie fürchtet, ist das Mädchen getürmt und sieht in … Weiterlesen

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Die zerstörerische Kraft der Familie: Delphine de Vigans Roman „Das Lächeln meiner Mutter“

viganMutterManchmal kann ein Mensch nicht unbegrenzt viel Leid ertragen. Manchmal steht der Nacht eben nichts entgegen. * Um diese Wahrheit, die auszusprechen oft genug noch mit einem Tabu belegt ist, dreht sich ein außergewöhnlicher Roman der Französin Delphine de Vigan. In ihrem Buch „Das Lächeln meiner Mutter“ erzählt sie retrospektiv das Leben ihrer Mutter Lucile. Nach deren Suizid ist dies ihr Weg, diesen zu verarbeiten. Lucile Poirier wurde 1946 als drittes Kind in eine Familie von neun Geschwistern geboren, von denen drei früh verstarben. Ihre Kindheit ist für de Vigan eine ferne, ungreifbare Zeit. Tonband- und Tagebuchaufzeichnungen der Großeltern sowie Erzählungen der noch lebenden Geschwister helfen ihr, ein Bild jener Zeit zu entwerfen. So entsteht nach und nach das Gemälde … Weiterlesen

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Erleuchtung in der Besenkammer: Enzensbergers lyrischer Ausflug „Blauwärts“

„Hinter der Nebelwand im Gehirn / gibt es noch andere Gegenden, / die blauer sind, als du denkst“, heißt es in einem Gedicht des Autors, über den im biografischen Anhang des Lyrikbandes „Blauwärts“ behauptet wird, er sei „vor langer Zeit im Innern des Landes zur Welt gebracht und polizeilich gemeldet“ worden.

Und weiter im Zitat: „Bald lernte er Gehen, Lesen und Schreiben. Anfangs machte er von sich reden, schimpfte und ließ sich beschimpfen. Heute rühmt er sich seiner gusseisernen Gutmütigkeit“.

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Hans Magnus Enzensberger war schon immer ein ironischer Flaneur, ein sanft lächelnder Beobachter politischer Aufgeregtheit und ein bissiger, unversöhnlicher Kommentator eines modischen Zeitgeistes, der sich stets genauso schnell wieder verflüchtigt, wie er aus dem Nebel der Mittelmäßigkeit aufgetaucht war. Doch … Weiterlesen

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