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- „Gaffer“ gibt es doch schon lange – ein Beispiel von 1967
Monatsarchive: März 2017
„Essen außer Haus“ damals und heute – drei Dortmunder Museen tischen ein populäres Thema auf
Essen außer Haus – na und? Das machen wir doch alle ziemlich oft. Eben! Und früher war das noch ganz anders. Also haben wir hier ein populäres Alltagsthema im historischen Wandel. Folglich ist es museumsreif. Drei Dortmunder Häuser haben sich zusammengetan, um je eigene Aspekte darzustellen: das Hoesch-Museum, das Brauereimuseum und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK). Das zeitliche Spektrum der lokalen und regionalen Schlaglichter reicht ungefähr von 1880 bis in die Gegenwart.
Den Anfang macht jetzt das Hoesch-Museum. Der spätere Dortmunder Stahlriese Hoesch hatte 1871 mit gerade einmal 300 Arbeitern begonnen, zu Spitzenzeiten um 1966 beschäftigte man an drei Standorten in der Stadt fast 50.000 Arbeitskräfte. Heute sind es unter … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Arbeitswelt & Beruf, Geschichte, Gesellschaft, Kulinarisches, Region Ruhr, Wirtschaft & Geld
Verschlagwortet mit Brauereimuseum, Dortmund, Essen außer Haus, Gaststätten, Hoesch, Hoesch-Museum, Kantinen, MKK, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Restaurants
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Haben Print-Medien Zukunft? Jubiläumsschrift des Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung wägt Chancen und Risiken
„Die weitere technische Entwicklung zur drahtlos übermittelten Zeitung läßt vermuten, dass im Druckgewerbe in den nächsten Jahrzehnten mit revolutionären Entwicklungen zu rechnen ist.“ Der Satz stammt aus Zeiten, in denen wohl niemand an so etwas wie Internet und dessen Folgen für die Medienwelt dachte. Es war Kurt Koszyk, der bereits 1969 den Weitblick besaß und offensichtlich ahnte, dass den Print-Medien grundlegende Veränderungen bevorstehen.
Nachzulesen sind die Worte des Pressehistorikers nicht nur in seinem fast 50 Jahre alten Wörterbuch zur Publizistik, sondern auch in der kürzlich erschienenen Schrift „90 Jahre Institut für Zeitungsforschung“. Er selbst hat dieses Institut von 1957 bis 1977 geleitet.
Herausgegeben hat den Band die jetzige neue Leiterin Dr. Astrid Blome. Ihr Vorwort lässt durchaus erkennen, dass sie … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Medien, Region Ruhr, Sprache
Verschlagwortet mit Astrid Blome, Dortmund, Gabriele Toepser-Ziegert, Hans Bohrmann, Institut für Zeitungsforschung, Internet, Kurz Koszyk, Presse, Ruhr-Nachrichten, WAZ, Westfälische Rundschau, Zeitungsgeschichte
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TV-Nostalgie (35): Konversation mit Kitzel – „Je später der Abend“ war 1973 die erste deutsche Talkshow
Es war ein prägender Moment der deutschen Fernseh-Historie: Am 18. März 1973 wurde im WDR-Fernsehen (damals: 3. Programm) die erste Sendung ausgestrahlt, die hierzulande ausdrücklich als „Talkshow“ firmierte.
Zur Premiere wurde der unverfängliche Schriftzug „Unterhaltung mit Gästen“ eingeblendet. Gastgeber Dietmar Schönherr versuchte eingangs, dem geneigten Publikum (die Männer im Studio waren noch weitaus mehrheitlich Anzugträger) behutsam zu erklären, woran man mit dem aus den USA herrührenden Format überhaupt sei. Und er musste eingestehen, dass er selbst noch nicht so recht wusste, was eine Talkshow auf Deutsch bedeuten und wozu sie sich entwickeln könnte.
Bloß nicht zu … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Fernsehen und Hörfunk, Gesellschaft, Stilfragen
Verschlagwortet mit Dietmar Schönherr, Elfriede Jelinek, Hansjürgen Rosenbauer, Inge Meysel, Je später der Abend, Klaus Kinski, Reinhard Münchenhagen, Romy Schneider, Talkshow
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„Gaffer“ gibt es doch schon lange – ein Beispiel von 1967
Über sogenannte Gaffer an Unfallstellen wird immer wieder empört berichtet, aber ist das ein neues Phänomen? An einem Beispiel aus dem Jahre 1967 soll das an dieser Stelle einmal genauer beleuchtet werden: Eine Lokomotive stürzte damals in Ennepetal aus den Gleisen und rollte den Bahndamm hinunter.
Gegen 3 Uhr in der Nacht zum 21. Juni 1967 war eine E-Lok der Baureihe E 41 auf einem Nebengleis der Bergisch-Märkischen Strecke zwischen Schwelm und Hagen beim Rangieren gegen einen Prellbock geprallt. Die Lok sprang aus den Schienen und stürzte den Abhang hinunter. Der 41-jährige Lokführer versuchte sich durch einen Sprung aus dem Führerhaus zu retten, wurde jedoch durch die … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Arbeitswelt & Beruf, Gesellschaft, Region Ruhr, Technik
Verschlagwortet mit 1967, Ennepetal, Gaffer, Lokomotive, Unfälle, Zugunglück
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Verdorrter Wald, zutiefst gespaltene Welt: Carl Maria von Webers „Freischütz“ am Theater Münster
Rotgraue narb‘ge Wurzeln strecken nach uns die Riesenfaust: Ein gewaltiger Baum beherrscht die Bühne des Theaters Münster. Er ist entwurzelt, hat im Fallen eine Bresche in einer Mauer geschlagen und zerteilt die Einheit des Raumes. Neblige Dunkelheit, der Schatten eines stattlichen Sechzehnenders taucht auf. Lautlos röhrt der Hirsch zur Ouvertüre.
Die Bühne von Christophe Ouvrard für Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ nimmt von Anfang an für sich ein. Die unheimlich ragenden Wurzeln des Baumriesen, das harte Licht von oben und hinten, das die Konturen gespenstisch belebt, der unfassbar tiefe, in Nichts mündende Raum. Ouvrard arbeitet … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Oper & Ballett
Verschlagwortet mit Carl Maria von Weber, Carlos Wagner, Christophe Ouvrard, Freischütz, Gregor Dalal, Mirko Roschkowski, Münster, Sara Rossi Daldoss, Stefan Veselka
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Kathedrale, historische Fabriken, Jules Verne – zu Besuch in Dortmunds französischer Partnerstadt Amiens
Unser Gastautor, der Schriftsteller Heinrich Peuckmann, über einen Besuch in Dortmunds nordfranzösischer Partnerstadt Amiens:
Es ist ein kleines Schildchen unter Ortsschildern der Stadt Dortmund. Zusammen mit anderen kleinen Schildern zeigt es an, mit welchen Städten in der Welt Dortmund eine Partnerschaft betreibt. Wann immer ich in Dortmund einfahre, lese ich, was auf dem Schildchen steht: Amiens. Das ist ein kleines Schildchen, aber noch immer kein Bild in meinem Kopf.
„Du musst es mal gesehen haben“, sagt mein Freund Kurt Eichler, bis vor Kurzem Leiter des Dortmunder „U“. „Und wenn du da bist, geh unbedingt in das Jules-Verne-Haus! Das ist ein tolles Literaturhaus, … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Arbeitswelt & Beruf, Architektur & Städtebau, Gesellschaft, Literatur, Unterwegs
Verschlagwortet mit Amiens, Dortmund, Jean Paul Dekiss, Jean-Baptiste Godin, Jules-Verne-Haus, Kathedrale, Saint Frères, Städtepartnerschaft
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Vergnügliche Kunst im musikalischen Zirkus: Artistische Rhythmus-Experimente in Gelsenkirchen
Das Artistische in der klassischen Musik ist erst in den überaus ernsten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in Verruf geraten – und das auch vornehmlich in den Revieren kompositorischer Grübler und Grantler. Weder ein „Teufelsgeiger“ wie Niccolò Paganini noch eine Koloraturnachtigall wie Erna Sack scherten sich um „Material“. Sie führten einfach lustvoll vor, wie perfekt sie ihre mühelos scheinende Technik beherrschten.
Heute ist der Ingrimm der Kategorien zum Vergnügen des Publikums verblasst – und davon profitieren Musiker wie der 28-jährige Flötist Nerses Ohanyan. Im Musiktheater im Revier versetzte er die – leider viel zu wenigen – Zuhörer im Kleinen Haus in Staunen: Beatboxing heißt die Kunst, mit der er sein Flötenspiel aufpeppt. Eine eigentlich … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Musik & Konzert
Verschlagwortet mit Elena Kats-Czernin, Enrico Calesso, Gelsenkirchen, Joseph Haydn, Musiktheater im Revier, Nerses Ohanyan, Neue Philharmonie Westfalen, Randall Woolfe
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Bei den Duisburger Akzenten inszeniert Michael Thalheimer Kleists „Penthesilea“ so puristisch wie blutig
Langsam schiebt sich der Vorhang nach oben, langsam gibt er den Blick frei auf die große Schwärze, die sich matt erhellt und einen Bühnenboden offenbart, der schräg und steil in Dreiecksform nach oben ragt. Dort droben, in der Weite des Raumes, hockt ein Paar, verschlungen in blutiger Pietà-Pose. Es ist ein schaurig-schönes, schreckliches Bild, umfangen von Stille – weiter nichts. Es erzählt vom Ende des Achill in den Armen Penthesileas. Es demonstriert zudem die Wirkmacht des Purismus auf dem Theater. Dafür steht, wie wohl kaum ein anderer, der Regisseur Michael Thalheimer. Das karge Bühnenkonstrukt baute Olaf Altmann.
Sprachlicher Ausdruck, Gestik und Mimik beherrschen die … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Festivals, Krieg & Frieden, Theater
Verschlagwortet mit Akzente, Constanze Becker, Duisburg, Felix Rech, Heinrich von Kleist, Josefin Platt, Michael Thalheimer, Olaf Altmann, Penthesilea
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Als Amazonen bestrickend kickten: Doku zur Frühgeschichte des „Damenfußballs“ beim Dortmunder Frauenfilmfestival
Ach, du Schreck: Die jungen Frauen waren auf einmal keine daheim im Kämmerlein schmachtenden „Fußballbräute“ mehr. Sondern? „Amazonen“! Sie wagten es doch tatsächlich, selbst zu spielen, und zwar hin und wieder geradezu „bestrickend“. Sie servierten Flanken „wie aus der Luft gehäkelt“ und vollzogen rasant den Übergang „von der Haushalts- zur Ballführung“. Diese „Fußball-Suffragetten“ trugen allerdings „keine Blaustrümpfe, sondern Ringelstrümpfe“...
Genug, genug! Das kann man ja nicht mehr mit anhören. Wer hat denn so einen Quatsch über … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Festivals, Frauen & Männer, Gesellschaft, Kino
Verschlagwortet mit Damenfußball, Fortuna Dortmund, Frauen, Frauenfilmfestival Dortmund, Frauenfußball, Fußball, Turbine Potsdam
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„Lass mich nicht allein mit ihr“ – das auf Dauer schwer erträgliche Ego-Theater des Tex Rubinowitz
Tex Rubinowitz ist ein großer Bewunderer „kapriziösen Ego-Theaters“. Davon leben zu können, das wäre es doch. Den Rest der Zeit könnte er dann sicher auf der Couch verbringen, wo „alles den Serienfiguren passiert und nicht ihm“.
Um nichts anderes geht es in „Lass mich nicht allein mit ihr“, dem neuen Buch des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers: um Thesen von und über Tex Rubinowitz. Wer jetzt stutzt und sich fragt: Wer will das denn lesen? Ist das nicht arg langweilig? Dem sei gesagt: Ja, es ist langweilig, jedenfalls über die Länge eines Romans. Wobei das Buch auch wohl nur in Ermangelung einer treffenderen Klassifizierung Roman genannt wurde.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um die Befindlichkeiten des nicht mehr ganz so jungen Rubinowitz. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Literatur
Verschlagwortet mit Lass mich nicht allein mit ihr, Tex Rubinowitz
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Mozart in der Manege: Patricia Kopatchinskaja und Teodor Currentzis loten die Freiheit des Interpreten aus
Im Schauspiel gehört das längst zum Alltag: Regisseure setzen Faust „nach Goethe“ in Szene oder Hamlet „nach Shakespeare“. Stücke werden zu ungefähren Handlungsanweisungen, zu Steinbrüchen, aus denen man hie und da größere Brocken heraus schlägt, um dann wieder Fremdes in sie hinein zu montieren: Nietzsche, Freud, Dostojewski, egal.
Im Konzerthaus Dortmund war jetzt freilich eine Seltenheit zu erleben: ein Violinkonzert in D-Dur nach Wolfgang Amadeus Mozart. Vom Köchelverzeichnis möchten wir erst gar nicht anfangen. Die Freiheit des Interpreten bis an die Grenzen und darüber hinaus zu treiben, haben sich die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und der Dirigent Teodor Currentzis zusammen getan, der mit seinem 2004 gegründeten Originalklang-Ensemble … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Musik & Konzert
Verschlagwortet mit Konzerthaus Dortmund, MusicAeterna, Patricia Kopatchinskaja, Teodor Currentzis
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Innere Katastrophe, nach außen gekehrt: Duisburger „Madama Butterfly“ in den Ruinen von Nagasaki
Da mag die Melodie Puccinis noch so schwärmen, da mögen die Harmonien noch so schmeicheln: Das Duett im ersten Akt von Puccinis „Madama Butterfly“ ist falsch, von Anfang an. Es stimmt höchstens für einen der Wirklichkeit enthobenen Augenblick.
Denn die verfließende Zeit sagt etwas anderes: Sie lässt offenbar werden, wie fundamental unterschiedlich die beiden Menschen denken und fühlen: Für Benjamin Franklin Pinkerton ist diese Liebesnacht mit der japanischen Bimba und ihren melancholischen Augen ein vorübergehendes, exotisch-erotisches Abenteuer mit einer geheimnisvoll fremden Kindfrau. Für Cio-Cio San dagegen ist die Nacht die Folge einer … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Oper & Ballett
Verschlagwortet mit Alfons Flores, Aziz Shokhakimov, Bruce Rankin, Deutsche Oper am Rhein, Duisburg, Eduardo Aladren, Florian Simson, Giacomo Puccini, Juan Anton Rechi, Liana Aleksanyan, Madama Butterfly, Maria Boiko, Maria Kataeva, Merce Paloma, Stefan Heidemann
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Voodoo aus der Dose – Wo soll das alles enden?
Mit Voodoo ist das so eine Sache. Obwohl wir bestimmt nicht abergläubisch sind, haben wir uns doch alle schon gefragt, was dran sein könnte am magischen Puppenstechen, das weit über Gebühr mit Voodoo assoziiert wird.
Piekst man eine derartige, sorgsam präparierte Puppe mit der Nadel, jault angeblich der Feind und Widersacher vor Schmerzen auf, zuckt der böse Chef zusammen oder es krümmt sich die untreue Gespielin. Üble Sache, das. Man mag es gar nicht ausprobieren. Oder etwa doch? Aber wenn es nun funktionierte und man hätte es übertrieben?
Mit den zehn Geboten stimmt es nicht so richtig überein. Außerdem braucht man vielleicht einen erfahrenen Voodoo-Priester … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Glaubensfragen, Psychologie
Verschlagwortet mit Essen, Haiti, Püppchen, Soul of Africa, Voodoo, Voodoo aus der Dose, Voodoo-Puppen, Westafrika
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Pionier des Rock’n’Roll: Zum Tod des Gitarristen Chuck Berry
Charles Edward Anderson, weltbekannnt als „Chuck“ Berry, hat uns alle verlassen. Zurück bleiben nicht zu zählende Fans in Trauer, aber auch dankbarer Freude – über einen 90 Jahre währenden Lebensweg, den „Chuck“ streckenweise mit seiner unvergleichlichen Musik veredelte.
Er war ein wahrer Pionier des Rock’n’Roll, später seine lebende Ikone. „Chuck“ schien so unverwüstlich wie seine Musik – ewig jung. Der Sohn von Henry Berry, dem Diakon einer Baptistenkirche, und Martha Berry, einer Schulleiterin, begann an der Sumner High School in St. Louis mit dem Gesang und dem Gitarrespielen. Doch schon 1944 begann auch sein Lebensweg, … Weiterlesen
Rutger Booß und seine ungebremste Seniorenbeschimpfung
Mit Dr. Rutger Booß, Gründer und damals auch noch amtierender Chef des Dortmunder Grafit-Verlags (führend im Regionalkrimi-Fach), hatte ich für einige Jahre ein kleines Ritual. Kurz vor Abreise von der Frankfurter Buchmesse habe ich jeweils noch auf einen Kaffee beim Grafit-Stand vorbeigeschaut. Es gehörte irgendwie dazu. Dortmunder müssen zusammenhalten, auch auf kulturellem Gebiet. Jetzt steht Rutger Booß, inzwischen 72, auf seine etwas älteren Tage unversehens auf Platz 9 der „Spiegel“-Bestsellerliste (Rubrik Taschenbücher / Sachbuch), und zwar mit einer als Rundumschlag angelegten Seniorenbeschimpfung. Diese Ausgangslage verlockt zum Lesen.
„Immer diese Senioren! 111 Gründe, warum sie uns in den Wahnsinn treiben“ heißt das naturgemäß (selbst)ironisch eingefärbte, aber nicht etwa durchweg unernst gemeinte Werk. Ich gebe freimütig zu: Diese allfälligen 50-, 99-, 100- … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Buchmarkt & Lesen, Gesellschaft, Krankheit & Gesundheit, Medien, Scherz, Satire, Ironie, Wahnwitz
Verschlagwortet mit Dortmund, Grafit, Grafit-Verlag, Herdecke, Immer diese Senioren, Rutger Booß, Schwarzkopf & Schwarzkopf
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Selten satanisch, meistens aufklärerisch: Umberto Ecos kurzweilige Kolumnen zur „flüssigen Zeit“ der Gegenwart
Wenn prägende Gestalten der Geisteswelt verstummen, so mag man dennoch Denkart und Tonfall nicht missen. Es soll noch etwas bleiben, möglichst sogar bislang Unbekanntes aufscheinen. Also wird der Nachlass durchgesehen oder Fragmentarisches posthum herausgebracht. Im Falle von Umberto Eco (1932-2016) liegt nun ein Buch vor, das er – zumindest im italienischen Original – offenbar noch selbst besorgt hat.
Unter dem etwas kryptischen Titel „Pape Satàn“ (geht auf Dantes „Göttliche Komödie“ zurück, reflektiert wohl allerlei Teufeleien, hat aber laut Eco Interpreten scharenweise verzweifeln lassen) gibt es jetzt weitere „Streichholzbriefe“ zu lesen, jene kurzen Kolumnenbeiträge, für die Eco sich Stichworte just auf den leeren Innenseiten von Streichholzheftchen notiert hat.
Notizen auf Streichholzheftchen
Das Vorwort zur 2016 in Italien erschienen Zusammenstellung stammt noch … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Internet, Kolumnen, Pape Satàn, Streichholzbriefe, Umberto Eco
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Große Bekenntnismusik – das Quatuor Danel interpretiert Streichquartette von Weinberg und Schostakowitsch
Im vergangenen Jahr feierte das belgische Quatuor Danel sein 25jähriges Bestehen. Längst ist es auf vielen Podien der Welt zu Gast, doch noch immer gilt dieses Streichquartett als Geheimtipp, zumindest in unseren Breiten. Das sollte sich dringend ändern: Marc Danel und Gilles Millet (1./2. Violine), Vlad Bogdanas (Bratsche) und Yovan Markovitch (Cello) sind in ihrem subtilen, expressiven und hoch konzentrierten Spiel ein fabelhaftes Ensemble. Das hat jetzt ihr Auftritt im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier (MiR), mit Werken von Mieczyslaw Weinberg und Dmitrij Schostakowitsch, aufs Eindrucksvollste bewiesen.
Der Abend gehört zum attraktiven, sehr umfangreichen Begleitprogramm, das sich um die Aufführung von Weinbergs Oper „Die Passagierin“ rankt. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Musik & Konzert
Verschlagwortet mit Die Passagierin, Dmitri Schostakowitsch, Gelsenkirchen, Mieczysław Weinberg, MiR, Musiktheater im Revier, Quatuor Danel
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Viele, liebe, beste, schöne, freundliche, herzliche Grüße: Die etwas unklare Rangordnung der Grußformeln
Gibt es eine Art Hierarchie der schriftlichen Grußformeln? Inwiefern liest sich und klingt die eine vielleicht eine Spur freundlicher als die andere? Und was geht wirklich zu Herzen?
Bevor wir zur Sache schreiten: „Moin“ läuft außer Konkurrenz und ist auf seine lakonische Art eh unübertrefflich. Gepriesen seien die Friesen. Allerdings kann man das Wörtchen nicht unter jede Korrespondenz setzen. Schade eigentlich.
Abkürzungen wirken eher achtlos
Eine sehr gängige, zuerst wohl von Frauen und heute allgemein verwendete Formel lautet „Liebe Grüße“. Sie hört sich immer ein wenig harmlos an. Man versichert treuherzig: „Ich bin ganz lieb und tu dir nichts zuleide.“ Die Abkürzung LG wirkt hingegen eher wie eine gar zu rasche Pflichtübung und könnte auch … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Gesellschaft, Sprache, Stilfragen
Verschlagwortet mit Briefe, Grüße, Grußformeln, Korrespondenz, Mails
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Geballte Frauenkultur: Thea Dorn und Maria Schrader präsentieren Geschichten von Lucia Berlin auf der lit.COLOGNE
Frauen sind treue Leserinnen. Das sagt auch die Statistik: Sie kaufen und lesen ca. 15% mehr Bücher als Männer.
Der Trend war jüngst wieder auf der lit.COLOGNE zu beobachten, wobei man fairerweise sagen muss, dass hier die geballte Frauenkultur am Werke war: Thea Dorn vom Literarischen Quartett moderierte eine Lesung mit der Schauspielerin Maria Schrader, die Kurzgeschichten der amerikanischen Autorin Lucia Berlin (1936-2004) vorstellte.
Alibi-Männer in der Minderheit
Über 800 Zuschauer drängten sich im großen Saal der Flora am Kölner Zoo, wobei die mitgebrachten Alibi-Männer eindeutig in der Minderheit waren. So fotografierte der Herr schräg vor mir denn auch lieber die imposanten Kronleuchter und den malerischen Ausblick durch die bodentiefen Fenster zum Park als hingebungsvoll den vorgetragenen Texten zu lauschen. … Weiterlesen
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Ein kleines Museum mit Küchen und mehr als 700 Kochbüchern
Draußen sieht und riecht man den Frühling – Zeit für den Garten oder für einen Ausflug. Schöne Ziele gibt es im Ruhrgebiet, zum Beispiel das kleine Henriette-Davidis-Museum in Wetters Ortsteil Wengern – dort, wo die berühmte Köchin am 1. März 1801 geboren wurde. Gestorben ist sie übrigens am 14. April 1876 in Dortmund, und auf dem dortigen Ostfriedhof findet man auch noch ihr Grab.
Davidis war eine Pfarrerstochter, die im Elternhaus in Wengern und in verschiedenen fremden Haushalten das Kochen gelernt hatte und ihr Wissen in Buchform weitergeben wollte. Es gab zwar in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits neben privaten, mit der Hand geschriebenen Koch-Tagebüchern auch gedruckte … Weiterlesen
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Mutmaßlicher Kindesmörder in Herne gefasst: Warum muss man den vollen Namen von Marcel H. kennen?
Zunächst einmal dies, das Allerwichtigste: Man kann nur sehr erleichtert sein, dass Marcel H. (19), der mutmaßliche Kindesmörder von Herne, gestern Abend festgenommen worden ist.
Er selbst hat dem Inhaber einer griechischen Imbissstube in Herne gesagt, er sei der seit drei Tagen Gesuchte und hat von dort aus selbst die Polizei angerufen.
Im Ruhrgebiet war und ist es d a s Thema dieser Tage. Wohin man auch kommt, so gut wie überall wird darüber gesprochen. Als Vater kann ich – natürlich auch nur bis zu einem gewissen Grade – nachfühlen, was Eltern, Verwandte und Freunde des erstochenen neunjährigen Jungen durchmachen.
Trotz … Weiterlesen
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Zwischen Abstraktion und „Was wäre wenn“: Gelsenkirchen stemmt „Tristan und Isolde“ mehr als achtbar
Bei „Tristan und Isolde“ sitzen wir in der ersten Reihe. Das ist mal eine ganz neue Erfahrung. Weil die Dynamik der Musik, sei es in Form des Orchesterklangs oder der sängerischen Gestaltungskraft, sich doch sehr unmittelbar entfaltet. Und weil der Blick für mimische Details, für Facetten der Bühnengestaltung, ein schärferer ist. So entpuppt sich der Platz hier, im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MiR), als keineswegs schlechtes Zugeständnis. Fast wähnen wir uns inmitten des Geschehens – still beobachtend, vor allem aber gepackt von der Sogkraft des oft ungezähmten wagnerschen Sehnsuchtstons.
Im Vorspiel entwickelt sich das langsam; unaufgelöste Dissonanzen, schwebende Harmonien gehen erst nach und nach in melodischen … Weiterlesen
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Der Vater der Luftschiffe: Vor 100 Jahren starb Ferdinand Graf von Zeppelin
Hin und wieder sieht man sie noch, die fliegenden Zigarren: Sie tragen Werbeaufschriften und schweben lautlos über dem Getümmel von Großstädten. Ihr eigentlicher Ruhm als Luftschiffe an der Schwelle des modernen Verkehrszeitalters ist verblasst. Auch ihr Entwickler, Graf Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin, ist 100 Jahre nach seinem Tod am 8. März 1917 in Berlin weitgehend vergessen. Noch in der Kinderzeit unserer Großväter war das anders: Zeppelin war damals ein Star. Das „Zeppelinbuch für die deutsche Jugend“ schwärmte 1909, das Luftschiff sei „ein in der ganzen Weltgeschichte unerhörtes Werk“.
So stimmte das freilich nicht: Vom Ballon der Gebrüder Montgolfier über Lenkballons bis hin zum … Weiterlesen
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Trotz des „Diaspora“-Geredes aus Köln – das Ruhrgebiet hat ein reiches literarisches Leben
Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen, heißt es bei Mark Twain. Und davon hat Rainer Osnowski vom Festival lit.COLOGNE wohl mehr als genug.
Anders lässt sich kaum erklären, warum er angesichts der Vorankündigungsrhetorik zur lit.RUHR (wir berichteten) in der Kölnischen Rundschau verlauten ließ: „Im Ballungsraum Ruhrgebiet mit rund fünfeinhalb Millionen Einwohnern sollen ‚erstmals Autoren auftauchen, die daran bislang vorbeigegangen sind‘. Das interessiere auch jene Verlage, ‚für die das Ruhrgebiet bislang noch Diaspora ist‘.“
Kleine „Gegendarstellung“ Selbst bei bescheiden-grober Schätzung darf man getrost davon ausgehen, dass längs der Ruhr jährlich ca. 800 Literaturveranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene stattfinden, mit Autoren aus … Weiterlesen
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Journalist damals: Möblierter Herr mit mechanischer Schreibmaschine
„Wie war das Leben ehedem / als Journalist doch angenehm.“ Dieser soeben flugs erfundene, allerdings recht wilhelmbuschig oder nach Heinzelmännchen-Ballade klingende Reim stimmt natürlich inhaltlich nicht, aber ein paar Dinge waren damals doch besser. Oder halt anders.
Jetzt erzähl ich euch mal was aus der Bleizeit, jedoch quasi impressionistisch, wie es mir gerade in den Sinn kommt:
Zeitungs-Volontär war ich mit knapp 20 Jahren, bereits vor dem Studium. Damals ging so etwas noch. Ich habe etwa 600 DM (Deutsche Mark) im Monat verdient, es gab jede Menge Abendtermine, lediglich 14 Tage Jahresurlaub und für allfällige Sonntagsarbeit noch keinerlei Freizeitausgleich.
Für die paar Kröten…
Mit anderen Worten: … Weiterlesen
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Was im Revier sonst noch so geschieht… – Es war wieder mal einer dieser Donnerstage mit lauter neuen Ausstellungen
Wir erinnern uns: Das seit jeher von Kirchturmpolitik geplagte Ruhrgebiet hatte sich für 2010 zusammengerauft, um einmal gemeinsam als „Kulturhauptstadt Europas“ zu firmieren. Um das Thema einige Nummern kleiner aufzugreifen: Schon oft hätte man sich gewünscht, dass es eine Koordinationsstelle gäbe, die beispielsweise regionale Pressetermine miteinander abgleicht – und sei’s für den Anfang auch nur (ganz bescheiden) auf musealem Gebiet.
Doch nein! Immer und immer wieder kommt es vor, dass zum allseits beliebtesten Vorbesichtigungs-Tag, dem Donnerstag, vier, fünf, sechs oder noch mehr Termine in mehr oder weniger unmittelbarer Nachbarschaft gleichzeitig anberaumt werden. So beispielsweise auch gestern, am 2. Februar.
Man sollte ab 11 bzw. 11.30 Uhr beileibe nicht nur … Weiterlesen
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Das Haus und die Geborgenheit im Werk von Emil Schumacher – eine Ausstellung, die so nur in Hagen möglich ist
Über das reichhaltige Werk von Emil Schumacher (1912-1999) kann man immer wieder staunen. Stets aufs Neue finden sich ungeahnte Aspekte, Themen und Formen. Längst meint man, diesen Künstler als internationale Größe des Informel und der Abstraktion zu „kennen“. Tatsächlich kam er in seinem Spätwerk – wie verschlüsselt auch immer – aufs gegenständliche Repertoire früherer Zeiten zurück. Beispielsweise auf das Haus und sonstige Orte der Geborgenheit.
Solche Motive haben sein Sohn, der vormalige Bottroper Museumsdirektor Dr. Ulrich Schumacher, und Rouven Lotz, Leiter des Hagener Emil Schumacher Museums, im Werkzusammenhang so auffallend häufig vorgefunden, dass jetzt eine eigene Ausstellung daraus entstanden ist. Man muss diese Bilder gar nicht … Weiterlesen
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