Archiv des Autors: Bernd Berke

Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.

TV-Nostalgie (15): Robert Lembkes „Was bin ich?“ – die wunderbare Ruhe beim Beruferaten

Der Mensch braucht seine Rituale. Drum gab es auch Fernsehsendungen wie das heitere Beruferaten „Was bin ich?“ mit Robert Lembke (1913-1989).

Da lief alles immer nach gewohntem Muster ab, da gab’s keine sonderlichen Überraschungen; erst recht keine unliebsamen.

Robert Lembke mit "Schweinderln" (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=CherRLsSI6w)

Robert Lembke mit „Schweinderln“ (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=CherRLsSI6w)

„Welches Schweinderl hätten S‘ denn gern?“

Zwischen eingeschliffenen Formeln wie „Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?“ und „Gehe ich recht in der Annahme, dass…?“ bewegte sich das Ratespiel in ausgesprochen ruhigen Fahrwassern. Die Teilnehmer blieben die ganze Zeit über fast reglos auf ihren Stühlen sitzen. Rein äußerlich betrachtet, war’s eine wunderbar windstille Ereignislosigkeit, die heute wohl kein TV-Sender mehr riskieren würde.

Ein bisschen Schadenfreude

Die wohldosierte, bestens erträgliche Spannung von „Was bin ich?“ entstand schlicht … Weiterlesen

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Die ARD-„Tagesschau“ im neuen Design: Sündhaft teures Breitformat

Das war sie also: die allererste ARD-„Tagesschau“ aus dem neuen Hamburger Studio, das rund 23,8 Millionen Euro Gebührengeld gekostet hat. Und wie war’s jetzt? Hat sich der Aufwand gelohnt?

Nun, die journalistische Qualität ist mit dem neuen Design erwartungsgemäß nicht explodiert. Wie denn auch? Wir sehen jetzt aber Teile der Nachrichten gleichsam im Breitformat, in Cinemascope, um einen altmodischen Kinobegriff zu verwenden.

18 Meter lange Bildwand

Zu diesem Zweck gibt’s nun eine fast 18 Meter breite (!) Bildwand an der Rückseite des Studios, die so manches sinnvolle oder auch unsinnige Panorama ermöglichen soll. Mir kommt es so vor, als protze da jemand mit seinem neuen, extrabreiten Flachbildschirm. In der Debütsendung, die von Chefsprecher Jan Hofer präsentiert wurde, kam diese Errungenschaft … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (14): „Kojak“ – ein Markenzeichen mit Charakter

Nicht zu glauben: Jetzt ist es schon fast 40 Jahre her, dass der wohl berühmteste Glatzkopf der Fernsehgeschichte auch auf deutschen Bildschirmen erschienen ist. Am 3. Oktober 1974 hatte der New Yorker Polizist „Kojak“ seine ARD-Premiere.

Immerhin 118 Folgen lang jagte der gebürtige Grieche (bekanntlich gespielt von Telly Savalas – ursprünglich sollte Marlon Brando die Rolle übernehmen) beim Einsatz in Manhattan jede Menge Schwerverbrecher. Nicht nur der kahle Schädel steigerte Kojaks Wiedererkennungswert. Auch sein Konsum von Dauerlutschern (Lollis) wurde legendär, sie dienten zunehmend als Ersatz für die Zigarillos, die er anfangs noch rauchte.

Telly Savalas als "Kojak" (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=xIzHr8Wuz5Y)

Telly Savalas als „Kojak“ (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=xIzHr8Wuz5Y)

Kahler Schädel, Dauerlutscher und anderes…

Der meist gediegen gekleidete Herr (gerne Anzug mit Weste) trug außerdem Hut, dazu ein Goldkettchen … Weiterlesen

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Zum Tod des Feuilletonisten Hans Jansen

Er war ein Feuilletonist vom alten Schlage, ein Kritiker, der die Gegenstände seines Schreibens spürbar liebte, auch wenn er mit den konkreten Ergebnissen des Kulturschaffens beileibe nicht immer einverstanden war. Der brachiale Verriss aber war seine Sache nie: Hans Jansen, langjähriger Kulturchef der Essener WAZ, ist jetzt mit 79 Jahren gestorben.

Die mit ihm gearbeitet haben (ob als Redakteure, Volontäre, Praktikanten), sprechen mit größter Achtung und Bewunderung von ihm. Der Mann mit der sonoren Stimme hatte gleichsam auch etwas Väterliches. Er besaß ein untrügliches Gespür für junge journalistische Talente, die er anzuregen und zu fördern wusste. Von einem wie ihm hätte auch ich gerne mehr gelernt, doch ich war nun mal bei einer anderen Zeitung. So blieb es bei gelegentlichen … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (13): „Stahlnetz“ – der Krimi-Straßenfeger von damals

Ganz tiefer Griff in die Nostalgie-Kiste: Wer erinnert sich noch an Jürgen Rolands Krimiserie „Stahlnetz“, die von 1958 bis 1968 lief?

Und wer weiß noch, wer die Drehbücher dazu geschrieben hat? Richtig, es war Wolfgang Menge, der uns später historische TV-Stücke wie „Das Millionenspiel“ oder „Ein Herz und eine Seele“ („Ekel Alfred“) beschert hat.

„Dieser Fall ist wahr“

Die „Stahlnetz“-Macher betrieben geradezu einen Kult der Wirklichkeitsnähe. Hier wurden wahre Kriminalfälle nachgespielt und es sollte die echte Polizeiarbeit im Vordergrund stehen. Um die Präzision zu unterstreichen, nannte eine Erzählerstimme zwischendurch immer wieder die minutengenaue Uhrzeit. Im Vorspann der allerersten Folge stand „Dieser Fall ist wahr!… Er hat sich so zugetragen, wie wir es zeigen.“ Nun ja.

Ganz entspannt beim Aktenstudium:  der Düsseldorfer Kommissar (Heinz Engelmann, links) und sein Assistent (Wolfgang Völz) in der "Stahlnetz"-Folge "In der Nacht zum Dienstag" von 1961. (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=W4pGO99lwB8)

Ganz entspannt beim Aktenstudium: der

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Als Prügel für Kinder zum Alltag gehörten

Über evangelische Pfarrhaushalte ist schon so manches geschrieben worden. Der Schriftsteller Tilman Röhrig (Jahrgang 1945) kann seine besondere Geschichte aus solch einer Familie erzählen, die doch in den Grundzügen zugleich furchtbar zeittypisch anmutet: Er ist als Kind von seinem Vater windelweich geprügelt worden. Immer und immer wieder. Oft aus nichtigen Anlässen. Willkürlich. Manchmal nur, weil die Stiefmutter es eben so wollte. Eine Realität wie aus dem bösen Märchen.

Röhrigs erschütternder Bericht vom höllisch gottgleich strafenden Vater stand im Zentrum eines bewegenden Dokumentarfilms von Erika Fehse, den die ARD aus unerfindlichen Gründen am Montag erst um 23.30 Uhr ausgestrahlt hat. Warum nur?

Angstfrei oder gar glücklich wirken diese Schulkinder von 1952 nicht. Aber vermutlich ist keine Gewalt angewendet worden, weil ja eine Kamera zugegen war. So etwas nennt man dann "Symbolfoto". (© WDR/akg-images)

Angstfrei oder gar glücklich wirken diese Schulkinder von 1952 nicht. Aber vermutlich ist keine Gewalt angewendet worden, weil ja

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Auf den Spuren der Tiermafia – Heinrich Peuckmanns Krimi „Angonoka“

Den Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann (65) kannte ich bisher nur vom Telefon. Der immens fleißige Mann rührt stets selbst die Trommel für seine Bücher, denn die kleineren Verlage können sich nicht allzu wirksam in die Bresche werfen.

Also ruft Peuckmann an oder mailt, wenn es etwas Neues aus seiner Werkstatt gibt. Jetzt kam mal wieder Post, denn er hat einen Krimi rund um die Tiermafia geschrieben, die weltweit illegal mit raren, bedrohten Tierarten handelt. Das Thema hatte sich aufgedrängt, als Peuckmanns Leipziger Verleger eine seltene Agame (Schuppenkriechtier) angedient wurde. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu…

Der Autor Heinrich Peuckmann (rechts) und Dortmunds Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter mit Schildkröten und Krimi im Amazonashaus. (Foto: Bernd Berke)

Der Autor Heinrich Peuckmann (rechts) und Dortmunds Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter mit Schildkröten und Krimi im Amazonashaus. (Foto: Bernd Berke)

Peuckmann stellte sein … Weiterlesen

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„Menschenschlachthaus“: Wie die Kunst den Ersten Weltkrieg nicht fassen konnte

Gert Heinrich Wollheim: "Der Verwundete" (1919), Öl auf Holz (Privatbesitz Berlin / © Nachlass Gert Wollheim)

Gert Heinrich Wollheim: „Der Verwundete“ (1919), Öl auf Holz (Privatbesitz Berlin / © Nachlass Gert Wollheim)

Als auch die Künstler in den Ersten Weltkrieg geraten, ist ihre anfängliche Kampfes-Euphorie sehr bald vorüber. Die Bilder vom Kriege, zwischen 1914 und 1918 entstanden, enthalten hin und wieder patriotische Appelle, doch kaum noch triumphale Gesten.

Ja, die Kunst macht sich geradezu klein vor der schrecklich übermächtigen Wirklichkeit, wie man jetzt in einer bemerkenswerten Wuppertaler Ausstellung sehen kann. So manche Skizze ist im Schützengraben oder an der Frontlinie entstanden. Dorthin konnte man keine Staffeleien und Leinwände mitnehmen. Doch auch die im Atelier gemalten Ölbilder haben meist bescheidene Ausmaße.

„Menschenschlachthaus“ heißt die Ausstellung mit drastischer Deutlichkeit, der Untertitel lautet „Der Erste Weltkrieg in der französischen … Weiterlesen

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In einer Welt ohne Halt und Gewissheit: Joseph Conrads „Lord Jim“ neu übersetzt

Welch ein machtvoller Roman! Man spürt schon beim Einstieg den schweren Ernst, die Größe und Tiefe. Wahrlich kein Wunder, dass es „Lord Jim“ von Joseph Conrad zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Jetzt liegt der monumentale Titel in neuer Übersetzung vor. Eine lohnende Anstrengung, die uns den Klassiker wieder näher bringen kann.

Jener Jim heuert auf dem Pilgerschiff „Patna“ an, das Hunderte von armseligen Passagieren an Bord hat. Das Schiff, auf dem ein wahrhaft hässlicher Deutscher das Kommando führt, ist ein durch und durch maroder Seelenverkäufer.

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Durch eine fluchwürdige Reihe von Zufällen gerät Jim (Häufig wiederholter Ausruf oder auch Seufzer: „Er ist einer von uns“) in eine furchtbar schuldbehaftete Lage: Es sieht ganz danach aus, als hätte er mit dem üblen … Weiterlesen

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Brigitte Bardot und die erotische Nostalgie

Heute Abend war Henri-George Clouzots Filmklassiker „Die Wahrheit“ (1960) im arte-Programm zu sehen. Da dachte ich spontan: Den schaust du dir noch einmal an. Wer spielt die Hauptrolle? Richtig: Brigitte Bardot! Mit diesem Film wurde sie erstmals auch als ernsthafte Charakterdarstellerin wahrgenommen.

Zuvor hatte die Bardot vor allem als blonde Lolita Männern – wie man früher zu sagen pflegte – „den Kopf verdreht“, vorwiegend in nicht allzu ambitionierten Filmen. Charakteristisch schon die (deutschen) Titel wie „Gier nach Liebe“, „Das Gänseblümchen wird entblättert“, „Und immer lockt das Weib“ oder „Mit den Waffen einer Frau“. Da wurde ganz anders fabuliert als im französischen Original.

Schwärmerei und Raserei

Mehr Markenzeichen ging damals nicht. In den 50ern und den frühen 60ern galt die Bardot … Weiterlesen

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Wie neue Lebensmittel kreiert werden

Produktentwicklerin Karin Tischler mit einer neuen Muffin-Kreation. (© ZDF/SWR/Lothar Zimmermann)

Produktentwicklerin Karin Tischler mit einer neuen Muffin-Kreation. (© ZDF/SWR/Lothar Zimmermann)

Gibt es nicht schon mehr als genug verschiedene Lebensmittel? Dieser Überfluss allüberall! Doch die Industrie muss mit immer neuen Sorten und Einfällen aufwarten. Eine Systemfrage. Wer rastet, der rostet. Sonst springt der Verbraucher womöglich ab. Um das zu verhindern, gibt es „Die Lebensmittel-Erfinder“ (3Sat).

TV-Reporter Lothar Zimmermann brachte sich leider selbst über Gebühr in seinen Bericht ein. Er spielte gleichsam den Fragesteller und Vorkoster der Nation. Auch gab er sich gern den Anschein, exklusiv Geheimnisse zu enthüllen. Oft genug war er im Bild. Oft genug klangen seine Sätze ebenso auswendig gelernt wie banal.

Das perfekte Knack-Geräusch für Kekse

Allzu viele Hintergründe konnte er freilich nicht beleuchten. Der durchweg abgesprochen und … Weiterlesen

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Ausstellungen im Kreis Unna: Schwierige Verhandlungen über das Schloss Cappenberg

Über zwei wichtige Ausstellungsstätten verfügt der Kreis Unna am Ostrand des Ruhrgebiets: Schloss Cappenberg in Selm und Haus Opherdicke in Holzwickede. Doch vor allem in Cappenberg dräuen nun Schwierigkeiten, die eine Kulturpolitik der kleinen Schritte erfordern. Das Schloss gehört Sebastian Graf von Canitz. 1985, also vor fast 30 Jahren, hat sein Vater mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausgehandelt, dass größere Teile des Gebäudes als Ausstellungsfläche genutzt werden dürfen – gegen entsprechende Miete, versteht sich. An diese Verträge hat sich der Kreis Unna angeschlossen und seither viele sehenswerte Kunstschauen auf dem Schloss präsentiert. Die Miete teilt man sich mit dem LWL, der im Schloss historische Zeugnisse über den Freiherrn vom Stein zeigt.

Bei Ausstieg drohen hohe Kosten

So weit, so gut. … Weiterlesen

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Rätsel des Alltags (1): Stöpsel-Spuk

IMG_9451Es ist von einem rätselhaften Phänomen zu berichten, das vielleicht in Grenzbereiche der Naturwissenschaften führt. Oder so.

Die Sache ist die: Um meine Kontaktlinsen einsetzen und abspülen zu können, bin ich darauf angewiesen, dass der Verschluss des Waschbeckens dicht bleibt. Sonst könnten die Linsen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Gleichsam mit einem höhnischen Gurgeln.

Nun habe ich folgende Beobachtung gemacht, man kann inzwischen durchaus von einer langwierigen Versuchsreihe sprechen: Tagsüber fuktioniert der Mechanismus – auf bloßen Fingerdruck hin oder indem man am Hebel zieht. Abends aber ploppt der Stöpsel immer wieder hoch und lässt sich auch durch gutes Zureden nicht bändigen. Dann muss ich den Ausguss auf andere, recht umständliche Weise abdichten.

Wenn das keine Tragik ist!

Wie aber lässt sich der … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (11): Loriot – Humor mit Stil

Berühmte Szene mit Loriot: Liebeserklärung mit Nudel im Gesicht...  (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=zArEBFsviHs)

Berühmte Szene mit Loriot: Liebeserklärung mit Nudel im Gesicht… (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=zArEBFsviHs)

Der Mann ist wirklich eine Fernseh-Legende: Was Loriot (1923-2011) geschaffen hat, gehört fraglos zu dem, was man – etwas altfränkisch – den „Hausschatz deutschen Humors“ nennen könnte. Auf dieser ehrenvollen Liste stehen auch Namen wie Wilhelm Busch, Heinz Erhardt oder Robert Gernhardt…

Man muss ja nur ein paar Stichworte oder Halbsätze aus Loriots Werken nennen, die längst Allgemeingut sind – und schon wissen alle Bescheid: Jodeldiplom. Kosakenzipfel. Steinlaus. „Früher war mehr Lametta!“ – „Ein Klavier, ein Klavier!“ – „Die Ente bleibt draußen!“ – „Es saugt und bläst der Heinzelmann…“ Oder einfach das unnachahmlich lakonische „Ach was!“

Derlei Zitate, die allseits bekannt sind, kennzeichnen Klassiker.

„Bitte sagen Sie jetzt … Weiterlesen

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Wie Werte entstehen und schwinden – „Kunst und Kapital“ im Lehmbruck-Museum

Afrikanischer Schrottsammler in Griechenland - Filmstill aus Stefanos Tsivopoulos: "History Zero" (2013), Film in drei Episoden (© Künstler, Kalfayan Galeries und Prometeogallery di Ida Pisani)

Afrikanischer Schrottsammler in Griechenland – Filmstill aus Stefanos Tsivopoulos: „History Zero“ (2013), Film in drei Episoden (© Künstler, Kalfayan Galeries und Prometeogallery di Ida Pisani)

Künstler haben manchmal so ihre Schliche, um die gängigen Praktiken des Kunstmarkts zu unterlaufen.

Mal wird nur ein wenig origineller Stempel als Signatur verwendet, so dass der Wert des zugehörigen Werkes auf einmal zweifelhaft ist. Mitunter wird gleich gezielt dafür gesorgt, dass keinerlei oder wenigstens kein einmaliges oder bleibendes Objekt vorhanden ist, an das sich zählbare Wertschöpfung knüpfen könnte.

Um solche (teilweise vertrackten) Strategien dreht sich im Duisburger Lehmbruck-Museum die Ausstellung des Akzente-Festivals. „Hans im Glück – Kunst und Kapital“ handelt davon, wie wir den Dingen Wert beimessen – auch über den Kunstmarkt hinaus, auf … Weiterlesen

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Ja, das Schreiben und das Lesen…

Seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten – ach, eigentlich immer schon, seit es Schriftzeichen gibt – wird um den Bestand der Lese- und Schreibkultur gebangt. Zugegeben: Man bangt ja auch gerne mit.

Aber: Es ist auch schon eine Binsenweisheit, dass – allen Bilderfluten zum Trotz – das Internet eine neue Verschriftlichtung mit sich bringt. Früher war die Schwelle zum Schreiben und vor allem zum freimütigen Herzeigen des Geschriebenen bedeutend höher. Doch nun darf jede(r) ‚ran, auch wenn sämtliche Balken der Rechtschreibung und Sinngebung sich biegen. Manche feiern das als Zeichen der Demokratisierung und wollen alles, alles gelten lassen. Jeder Mumpitz speichert und versendet sich, ob gesimst, im Netzwerk, im Chat oder sonstwo. Herrje!

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Und die Lesekultur, wenn wir denn großzügig von „Kultur“ … Weiterlesen

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Odilon Redon – Der „Prinz des Traumes“ und seine ätherischen Bildwelten

Wie hat der Mann nur diese jenseitigen, ungemein spirituellen Farben erzeugt, die sich oft zu Apotheosen des innigen Leuchtens steigern? Wie hat er diese so flüchtigen und ätherischen Traumgebilde fassen können – und doch nicht gebannt, sondern schwebend gehalten?

Ans Werk von Odilon Redon (1840-1916) kann man zahllose Fragen herantragen. Es hat seine ganz speziellen Reize und stillen Sensationen. Sogar der dunkel, fast reimhaft nachklingende Name scheint sich dazu zu fügen. Seltsam, was einen manchmal unwiderstehlich zu bestimmten Künstlern zieht.

Die Fondation Beyeler (Riehen/Basel) hat eine bemerkenswerte Auswahl aus seinem Oeuvre zusammentragen können, mit Leihgaben aus aller Welt. Wie gut, dass man all das durch Lektüre des streckenweise schwelgerischen Katalogs nachempfinden kann – so weit das eben ohne Originale geht. … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (10): „Fury“ – eine Zeitreise in die Kindheit

Von links: "Fury", Joey, Jim und Pete (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=mDZ2uXULqy0)

Von links: „Fury“, Joey, Jim und Pete (Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=mDZ2uXULqy0)

Ach, schon der Vorspann führt einen mitten in die Kindheit zurück. Wie der kleine Joey mehrmals „Fuuuuury!“ ins weite Land hinaus ruft. Wie der schwarze Hengst dann endlich angaloppiert kommt und neben dem Jungen mit den Hufen scharrt. Und dann der legendäre Satz: „Na, Fury, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt?“

1959 hatten meine Eltern ihren erstes Fernsehgerät gekauft, natürlich winzig und schwarzweiß. Seit dem 5. Oktober 1958 lief „Fury“ im Deutschen Fernsehen. Es war eine meiner allerersten TV-Erfahrungen. Wenn ich heute einige Episoden wiedersehe, ist das eine sentimentale Zeitreise.

Es geht um Moral und Anstand

Joey (Bobby Diamond) war als angeblich schwer erziehbarer Waisenjunge auf die „Broken Wheel“-Ranch von … Weiterlesen

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„Die Anstalt“: Harte Arbeit an der ZDF-Satire

Es sieht ganz so aus, als wollten sie nicht mehr in erster Linie komisch sein, sondern vor allem (ge)wichtig und relevant. Sie attackieren frontal die Deutsche Bank, sie zeigen gar deutliche Sympathien für Positionen der Linkspartei, als wollten sie die leitenden Herrschaften beim ZDF mal so richtig ärgern. Doch sie spielen auch schon die Illusion mit, die sich darin verbirgt.

Sie, das sind Max Uthoff und Claus von Wagner, die jetzt von Urban Priol und Frank-Markus Barwasser (Pelzig) die Satiresendung des ZDF übernommen haben. Die heißt nicht mehr „Neues aus der Anstalt“, sondern schlichtweg „Die Anstalt“ und hatte heute ihre Premiere.

Neue Chefs in der "Anstalt": Max Uthoff (li.) und Claus von Wagner (© ZDF/Jürgen Nobel)

Neue Chefs in der „Anstalt“: Max Uthoff (li.) und Claus von Wagner (© ZDF/Jürgen Nobel)

Was der Sendung leider … Weiterlesen

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Das Volk bei Laune halten – Filme mit Rühmann

Die Kinofilme mit Heinz Rühmann (1902-1994) zählen auch zum eisernen Bestand des Fernsehens. Immer mal wieder werden die Klassiker wiederholt – vor allem mit Blick auf ein gereiftes Publikum.

Wie ich darauf komme? Nun, heute war beim Kulturkanal arte mal wieder Helmut Käutners „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956) zu sehen. Bei solchen Anlässen schwelgen viele in nostalgischen Gefühlen.

An alte Erfolge angeknüpft

Damals hatte der Film rund 10 Millionen Kinozuschauer und war somit der meistgesehene Streifen der Saison. Spätestens damit knüpfte Rühmann an seine Erfolge aus Vorkriegs- und Kriegszeiten („Die drei von der Tankstelle“, „Die Feuerzangenbowle“ und viele, viele andere) an.

Alle stehen stramm vor ihm: Heinz Rühmann als "Hauptmann von Köpenick". (© ARD/Degeto)

Alle stehen stramm vor ihm: Heinz Rühmann als „Hauptmann von Köpenick“. (© ARD/Degeto)

Man kann es nicht verschweigen: Bis … Weiterlesen

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„Tatort“: Dringliches aus Dortmund

Halten wir uns nicht lange mit inhaltlichen Details und bis ins Letzte gefädelten Plausibilitäten auf. Was den Psychodramen-Faktor angeht, so dürfte der Dortmunder „Tatort“ mit Kommissar Faber (Jörg Hartmann) wohl spätestens jetzt bundesweit die Führung übernommen haben. Nun wissen wir es: Ein Mann namens Markus Graf, Sohn eines Mädchenmörders und Vergewaltigers, den Faber vormals in Lübeck „zur Strecke gebracht“ hatte, war jenes Phantom, das Faber bis nach Dortmund verfolgte und bestürzende Botschaften in seinem Schreibtisch hinterließ. Immer wieder war Faber schon in den letzten Folgen aufwühlend an den gewaltsamen Tod seiner Frau und seiner Tochter erinnert worden. Eigentlich kein Wunder, wenn einer dabei durchdreht. Jetzt kam es zum Psycho-Duell zwischen den beiden zutiefst Traumatisierten, zwischen Graf und Faber. Abgründig. Mit … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (9): „Bonanza“ – eine Western-Serie für alle Zeiten

Es war höchstwahrscheinlich der berühmteste Serienvorspann aller TV-Zeiten: die brennende Landkarte, die Reiter vor den blauen Bergen, dazu diese unverwechselbare, gleichsam galoppierende Melodie. Wir reden natürlich von „Bonanza“!

Lorne Greene als Ben Cartwright (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Lorne Greene als Ben Cartwright (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Man muss eigentlich nur in Stichworten reden, damit alle Älteren (und auch noch viele Jüngere) hinreichend Bescheid wissen: Ponderosa. Die Cartwrights. Ben, Adam, Hoss, Little Joe… Oder auch Hop Sing. Das war der chinesische Koch auf der berühmten Ranch.

Anfangs wegen „Brutalität“ abgesetzt

Die im Herbst 1959 in den USA gestartete Western-Reihe lief ab 13. Oktober 1962 im Deutschen Fernsehen, selbstredend im ersten Programm, denn damals gab es ja noch kein ZDF. Doch bereits nach 13 Folgen wurde die Ausstrahlung wieder eingestellt – wegen … Weiterlesen

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„Porno“ in der Tiefkühltruhe

Vor einigen Tagen war im geschätzten Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein länglicher Essay zu lesen, der die pornographische Sichtweise als die prägende Perspektive unserer Tage dingfest zu machen suchte. Die Herangehensweise der harten Pornographie, so war zu lesen, bestimme längst auch weite Teile der Hochkultur. Und das nicht nur insgeheim.

"Nackt" in der Tiefkühltruhe (Foto: Bernd Berke)

„Nackt“ in der Tiefkühltruhe (Foto: Bernd Berke)

Es mag etwas Wahres daran sein: Besonders Kino und Theater, doch auch die bildenden Künste müssen sich offenbar notgedrungen irgendwie zur globalen pornographischen Dominanz verhalten, sei’s harsch ablehnend, krampfhaft ignorierend, hintersinnig konterkarierend oder gleich hingebungsvoll affirmativ.

Bevor die Debatte ausufert, werde ich lieber konkret: Heute stand ich vor einer Kühltruhe im Supermarkt und wurde abermals gewahr, dass natürlich auch die Warenwelt sich … Weiterlesen

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Schuljahre mit Schweinepünktchen

Es ist schon ein paar Tage her, wir müssen etwa elf Jahre alt gewesen sein. Sextaner oder Quintaner, wie das damals hieß. Unser ziemlich langer Schulweg führte am altehrwürdigen Dortmunder Stadion Rote Erde („Kampfbahn“) vorbei – zum Max-Planck-Gymnasium an der Ardeystraße.

Auf den Rückwegen ins Kreuzviertel gab es ein Ritual, das Klaus (mein alter Freund seit Grundschultagen, der Himmel hab’ ihn selig) und ich sehr ernst genommen haben, als wären wir beim Statistischen Bundesamt. Ich rede von dem, was wir liebevoll „Schweinepünktchen“ nannten!

(Foto: Bernd Berke)

(Foto: Bernd Berke)

Ihr fragt, was das denn gewesen sei? Ich will es euch sagen.

Durchaus gewissenhaft

Nicht völlig unparteiisch, jedoch durchaus gewissenhaft führten wir eine Liste der Lehrer, die sich tagsüber bei uns besonders unbeliebt gemacht … Weiterlesen

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Aufrüttelnde TV-Doku: Organhandel zwischen Kriminalität und Lebensrettung

Manila, Philippinen. Ein Mann in den Slums ist bereit, sich für 2500 Dollar eine seiner beiden Nieren entfernen zu lassen, um sie für eine Transplantation zu spenden. Für das Geld müsste er zwei Jahre lang als Hilfsarbeiter schuften. Kann man bei all dem von „Freiwilligkeit“ reden? Haben diese Menschen wirklich eine Wahl? Oder erleiden sie die schamlose Ausbeutung einer Zwangslage, an der skrupellose Händler und Ärzte noch viel mehr verdienen?

Keine einfachen Antworten

Ric Esther Bienstocks kanadische Doku über den „Schwarzmarkt Organhandel“ (arte) gab sich mit einfachen Antworten nicht zufrieden. Auf allen Seiten wurde gewissenhaft recherchiert, so gut es eben ging. Die geduldige Langzeitbeobachtung ließ manch eine Schattierung des Themas erkennen und ließ Fragen offen: Ist es nicht allemal besser, … Weiterlesen

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Der Wahnsinn mit dem Fleisch

In den Grundzügen weiß man es ja – und muss doch wohl immer mal wieder daran erinnert werden: Der Beitrag „Schweine für den Müllcontainer“ (3Sat, übernommen vom SWR) führte noch einmal das eklige Elend der heute weithin gängigen Fleischproduktion vor. Da sah man abermals schockierende Bilder aus der Massentierhaltung; kranke und verletzte Schweine, die unter unerträglichen, widernatürlichen, alles andere als artgerechten Bedingungen in gigantischen Ställen vegetieren. Was ist das nur für ein System, das seine Profite aus solch rücksichtslosem Umgang mit der Kreatur zieht und überdies die Umwelt belastet?

Subventionen für Massenhaltung

Doch nicht nur mit Tierschutz und Ökologie liegt es im Argen. Ein weiterer Strang der aufrüttelnden Reportage zeichnete zudem den ökonomischen Irrsinn nach. Nahezu uferlos fließen Subventionen der … Weiterlesen

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Ein Jahr nach Schließung der Rundschau-Redaktion: Die Folgen schmerzen noch!

Heute ist es genau ein Jahr her: Am 15. Januar 2013 verkündete die Geschäftsführung der WAZ-Mediengruppe (heute Funke-Gruppe) das „Aus“ für die gesamte Redaktion der Westfälischen Rundschau (WR) in Dortmund. Und natürlich sind die Folgen dieser brachialen Entscheidung noch längst nicht ausgestanden; weder die persönlichen noch die (medien)politischen.

Manche Kolleginnen und Kollegen, die damals Knall auf Fall ihren Job verloren haben, sind anderweitig untergekommen, vor allem in Pressestellen; meistenteils unter finanziellen Einbußen, aber immerhin.

Andere versuchen, sich mit Umschulungen oder mit Gründerprojekten aller Art durchzuschlagen – vom Blog über die Spezialzeitschrift bis hin zur eigenen Kneipe. Von glücklichen Einzelfällen abgesehen, dürfte hier die bisherige Gewinn- und Verlustbilanz im Schnitt noch betrüblicher aussehen.

Wieder andere stehen gänzlich vor dem Nichts.

Das schienen noch Zeiten zu sein: Titelblatt-Ausriss einer umfangreichen Sonderbeilage zum 60jährigen Bestehen der Westfälischen Rundschau.

Das

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TV-Nostalgie (8): „Mit Schirm, Charme und Melone“ – ein Fall von Pop-Kunst

Was lief am 18. Oktober 1966, einem Dienstag, erstmals abends im ZDF-Programm? Nun, es war der Auftakt zu einer Serie, die schnell zum Überraschungserfolg geriet und bald legendären Status erlangte.

„Mit Schirm, Charme und Melone“ (Original „The Avengers = „Die Rächer“) hieß die britische Reihe, eine rasante Mixtur aus Agentenfilm, Krimi und Science Fiction; mit blühender Phantasie erdacht und anfangs in kräftigem Schwarzweiß ausgemalt, elegant und humorvoll gespielt, mit (ironisch abgefederter) Action gepfeffert. Übrigens brachte der deutsche Titel – viel besser als der englische – einige Essenzen der Reihe auf den Begriff.

Der Gentleman und die starke Frau

Die beiden Hauptpersonen, die da in schöner Regelmäßigkeit Großbritannien und die (westliche) Welt vor den apokalyptisch gefährlichen Hirn-Ausgeburten teuflisch böser Genies retteten, … Weiterlesen

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Kindheitsmuster der Nachkriegszeit – Volker Reiches Graphic Novel „Kiesgrubennacht“

Irgendwann muss sich jedes Genre auch mal nobilitieren. Und so reden wir nicht mehr durchweg vom Comic, sondern raunen seit einigen Jahren gern von „Graphic Novel“, als quasi von bildnerisch gestalteten Romanen. Auf dem Felde mischt auch der ehrwürdige Suhrkamp-Verlag mit. „Kiesgrubennacht“ heißt die umfängliche Schöpfung des Zeichners und Texters Volker Reiche. Tatsächlich gehört Reiche (der 2002 bis 2010 für die FAZ den Comicstrip „Strizz“ schuf) zu jenen, die diesen hehren Begriff adäquat füllen können. Mit diesem sehens- und lesenswerten Band beweist er es.

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Reiche schildert Szenen seiner eigenen Kindheit, die Geschichte setzt im Nachkriegssommer 1948 ein, als der kleine Volker vier Jahre alt ist und in einem knallgelben „Luftanzug“ herumtollt, der zum Fanal für die verheißungsvollen Seiten des Kindseins … Weiterlesen

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Gnadenlos harter „Tatort“ aus Köln

Was war das für ein Krimi-Abend im ARD-Programm! Zunächst ein Fall aus Frankfurt mit Joachim Król, den wir hier ausblenden wollen – und dann die volle Härte aus Köln: der erste „Tatort“, der aus Jugendschutzgründen nicht um 20.15 Uhr gezeigt wurde, sondern erst um 22 Uhr. Was hatte es damit auf sich?

Die Kommissare Ballauf und Schenk waren ebenso machtlos wie das hochgerüstete Sondereinsatzkommando (SEK) und erst recht der Staatsanwalt (der jüngst verstorbene Schauspieler Christian Tasche). Niemand, wirklich niemand konnte den Häftling Daniel Kehl (tatsächlich beängstigend: Hinnerk Schönemann) hindern, die Kripo-Kollegin Franziska (Tessa Mittelstaedt) als Geisel zu nehmen und schließlich bestialisch zu ermorden.

Das Gefühl der Hilflosigkeit Auch als Zuschauer fühlte man sich bei diesem Knast-Drama völlig hilflos. Weil man … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (7): „Beat Club“ – Endlich gab’s die heiß ersehnten Klänge…

Haben wir je eine TV-Sendung heißer herbeigesehnt? Bestimmt nicht! Wir waren ja gerade im richtigen Alter dafür. Und der „Beat Club“ kam (ab 25. September 1965, samstags zunächst von 16.45 bis 17.15 Uhr) zwar reichlich verspätet ins verschnarchte deutsche Fernsehen, aber irgendwie doch gerade noch rechtzeitig. Yeah!

Seither gehört Uschi Nerke, die im Monatsrhythmus all die Auftritte und Filmeinspielungen immerzu munter präsentierte, zu den unvergänglichen Ikonen des Mediums. Mit den Jahren trugen sie und die zeitweise unvermeidlichen Go-Go-Girls dann etwas knappere Röcke.

Schon ein paar Tage her: Uschi Nerke präsentiert den "Beat Club" - © Radio Bremen/ARD - Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=VMzoVYcJHyQ

Schon ein paar Tage her: Uschi Nerke präsentiert den „Beat Club“ – © Radio Bremen/ARD – Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=VMzoVYcJHyQ

Am Anfang war es brav und bieder

Die Jugendlichen, die da anfangs zur „Beatmusik“ tanzten, wirkten äußerlich noch ziemlich … Weiterlesen

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Frohe Weihnachten!

Schöne, besinnliche, friedvolle, anregende, ersprießliche Festtage wünscht das Team der Revierpassagen allen Leserinnen und Lesern.

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Dachdecker-Humor

Zufälle gibt’s! Gestern bekam ich gleich zwei Kostproben des deutschen Dachdecker-Humors. In derselben Straße. Von zwei verschiedenen Betrieben.

Und das kam so:

An einer Straßenecke hatten die Dachdecker der Firma A ihre Lastkraftwagen beidseitig so postiert, dass man mühsam manövrieren musste, um in der Mitte durchzukommen. Wer aber beschreibt mein Entsetzen… Nein, anders. Als ich mich behutsam durchmogle, sehe ich plötzlich im linken Rückspiegel das schmerzverzerrte Gesicht eines Mannes, der laut jaulend auf einem Bein hüpft. Verdammt! Bin ich dem tatsächlich über den Fuß gefahren? Mit welch unabsehbaren Folgen?

Fast ist nicht ganz, Gans ist keine Ente... (Foto: Bernd Berke)

Fast ist nicht ganz, Gans ist keine Ente… (Foto: Bernd Berke)

Für eineinhalb bis drei Sekunden habe ich tatsächlich so etwas befürchtet. Es war ja so eng an der Stelle. Was, … Weiterlesen

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Tränen am liebsten in Superzeitlupe: Die verfälschten Emotionen bei RTL

Der grobe Unfug beginnt schon beim Titel der von Sonja Zietlow präsentierten Show: „Die 25 emotionalsten TV-Momente des Jahres“. In Wahrheit kann man das natürlich gar nicht so steigern: emotional, emotionaler, am emotionalsten. Doch bei RTL geht das.

Die marktschreierische Rückblickssendung, in der praktisch unentwegt „Sensation, Sensation!“ gerufen wurde, erwies sich als hemmungsloses Ausschlachten von Gefühlen. Ob Trauer oder Jubel, Scham oder Schadenfreude – hier wurde nahezu alles über einen Leisten geschlagen.

Sonja Zietlow präsentierte "Die 25 emotionalsten TV-Momente des Jahres". (© RTL/Stephan Pick)

Sonja Zietlow präsentierte „Die 25 emotionalsten TV-Momente des Jahres“. (© RTL/Stephan Pick)

Auch Sonja Zietlow zeigte sich der Materie nicht annähernd gewachsen. Sie moderierte den im Grunde zutiefst gefühllosen Hitparaden-Countdown („Platz 25 bis Platz 1“) allenfalls an der äußersten Oberfläche.

Schwachsinnige Vergleiche

Ob nun der angebliche „Pop-Titan“ Dieter … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (6): Erik Ode als „Der Kommissar“ – Mal gütiger, mal strenger Vater

Du meine Güte, wie lang ist das her! Am 3. Januar 1969 ging im ZDF „Der Kommissar“ auf Sendung, die legendäre Krimireihe von Herbert Reinecker und Helmut Ringelmann. Erik Ode bestritt als Kommissar Keller auf seine altväterliche Art 97 Folgen.

Kaum zu fassen, in welch unvordenkliche Zeiten „gemütlicher“ Möblierung und vor allem des bundesdeutschen Patriarchats uns gleich die allererste Episode (Titel: „Toter Herr im Regen“) führt.

„Du bist dumm, aber lieb!“

Zum Anbeginn der Serie sehen wir Erik Ode beim wohlverdienten Gläschen Rotwein, daheim seine Briefmarkensammlung ordnend. Natürlich kommt dann ein Anruf vom Tatort. Keller muss bei strömendem Regen noch einmal ’raus. Die fürsorgliche Gattin (Rosemarie Fendel) zieht ihm eigenhändig Stiefel und Galoschen an, was er nur widerwillig über sich … Weiterlesen

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Willy Brandt: Größer als ein übliches Porträt

Willy Brandts legendärer Kniefall in Warschau am 7. Dezember 1970. (© WDR/Interfoto)

Willy Brandts legendärer Kniefall in Warschau am 7. Dezember 1970. (© WDR/Interfoto)

Eigentlich waren auch 95 Minuten Sendezeit viel zu kurz, um einen Stoff wie „Willy Brandt: Erinnerungen an ein Politikerleben“ (arte) auch nur annähernd zu fassen. Einer wie er sprengt den Rahmen der üblichen Porträts.

Vor allem politische Freunde und journalistische Weggefährten äußerten sich über den großen Sozialdemokraten, der am 18. Dezember 100 Jahre alt werden würde. Es war eine Würdigung ohne Misstöne. Das fiel kein böses Wort über den Porträtierten. Und tatsächlich: Was hat dieser Mann nicht alles erreicht! Und wie sehr fehlen uns heute Politiker von solchem Charisma, von solchem Schrot und Korn. Vor allem die klugen Einschätzungen des langjährigen Brandt-Mitarbeiters Egon Bahr brachten einem die menschliche … Weiterlesen

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Auslosung zur Fußball-WM – Löw vs. Klinsmann oder: Überstehen ist alles…

Jetzt ist es also heraus: Deutschland spielt bei der WM 2014 in einer Gruppe mit Portugal, Ghana und den USA. Ausgerechnet die USA mit Trainer Jürgen Klinsmann! Wird das ein Duell mit seinem früheren Assistenten Jogi Löw. Und überhaupt ist es keine leichte Gruppe.

In einer ersten ARD-„Analyse“ befand Experte Mehmet Scholl dennoch, dies sei eine lösbare Aufgabe. Ungleich härter haben es wohl Spanien und die Niederlande getroffen, die schon in der Vorrunde gegeneinander spielen. Und England bekommt es gleich mit Italien zu tun.

(© lukas555 - www.fotolia.com)

(© lukas555 – www.fotolia.com)

Löws erste Reaktion: „Das ist ’ne schwere Gruppe. Aber ich akzeptiere es so, wie es ist.“ Tja, was bleibt ihm auch sonst übrig? Deutlich wurde ebenfalls: Ab sofort gilt auch gegenüber dem … Weiterlesen

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Serena Frome statt James Bond – Ian McEwans Geheimdienstroman „Honig“

Ian McEwan ist jemand, der noch die wildesten oder auch trockensten Vorgänge im süffig fließenden Plauderton darzustellen vermag, ein Erzähler von hohen Graden der Unterhaltsamkeit. Die gehörige Substanz wird dabei quasi nebenher und subkutan verabreicht.

Diesmal heißt seine Hauptfigur Serena Frome. Die junge Frau stammt aus einem stocknüchternen, stocksteifen anglikanischen Bischfoshaus in der englischen Provinz. Selbst die gesellschaftlichen Bewegungen der 60er Jahre kommen dort nur äußerst gedämpft an. Aus eher unerfindlichen Beweggründen studiert Serena Mathematik, liest aber nebenher wahllos alle möglichen und unmöglichen Romane.

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Durch eine ziemlich bizarre Abfolge diverser Liebschaften rutscht sie unversehens in den britischen Geheimdienst MI 5 hinein, als bessere Hilfskraft und „Tippse“. Frauen können dort schon mal gar nichts werden, es herrscht eine undurchdringliche, noch kolonialistisch … Weiterlesen

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TV-Nostalgie (5): „Liebling Kreuzberg“ – Das Glück des Müßiggangs im Kiez

Vielleicht waren die 1980er Jahre die letzte wirklich fruchtbare Fernsehzeit. Damals liefen beispielsweise grandiose, ja unsterbliche Serien wie „Monaco Franze“, „Kir Royal“ – und „Liebling Kreuzberg“.

Manfred Krug als Anwalt Liebling war sozusagen die Berliner Antwort auf die genannten Münchner Edelserien. Die Autoren galten etwas in der literarischen Welt, sie erwiesen sich hier zudem als Schriftsteller, die ein Millionenpublikum auf hochbeachtlichem Niveau zu unterhalten vermögen: Die ersten drei Staffeln schrieb Jurek Becker, dann übernahm Ulrich Plenzdorf. Ach, das waren noch Zeiten, als solche Leute TV-Serien verfassten.

Ganz entspannt in der Kanzlei: Anwalt Robert Liebling (Manfred Krug). © ARD/Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=3kHio8EwgBc

Ganz entspannt in der Kanzlei: Anwalt Robert Liebling (Manfred Krug). © ARD/Screenshot aus http://www.youtube.com/watch?v=3kHio8EwgBc

Dreitagebart und Schlapphut

Ich habe mir jetzt die allererste Folge vom 17. Februar 1986 noch einmal angesehen und mich dabei … Weiterlesen

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Banny, Bicky und die Banker

Allmählich beginnt es zu nerven: Jedweder Hansel, der mit Überweisungen zu tun hat, will seit einiger Zeit deine IBAN und deine BIC haben. Ob’s nötig ist? Wer fragt schon danach? Im Vergleich zur vorherigen Kontonummer nebst Bankleitzahl lesen sich die neuen Zahlenreihen auf den ersten Blick reichlich kompliziert. Aber bitte: Die da oben in den Bankpalästen machen ja doch, was sie wollen.

Man möchte allerdings lieber nicht wissen, wie viele hochbezahlte Ideengeber sich hierfür haben rühmen lassen; wie viele Konferenzstunden darüber in allen beteiligten Ländern verflossen sind; wie viele WHS (Wichtige-Herren-Stunden) in dieses immense Projekt investiert worden sind…

Brüllend komisch: Banny und Bicky (erste Entwurfsskizze: © Bernd Berke)

Brüllend komisch: Banny und Bicky (erste Entwurfsskizze: © Bernd Berke)

Was allerdings verwundert, ist dies: wie staubtrocken und nüchtern das alles abgelaufen … Weiterlesen

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