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Archiv der Kategorie: Schule, Uni, Bildung
Die Schulzeit als Geisterbahn – ein paar skizzenhafte Erinnerungen
Vor wenigen Tagen hat unser Gastautor Heinrich Peuckmann an dieser Stelle einige prägende Begegnungen aus seiner Schulzeit skizziert. Lauter kultivierte Lehrer haben sich demnach in Kamen und Unna die Klinke in die Hand gegeben. Das klang – wenigstens im Rückblick – alles sehr zielgerichtet und schicksalhaft vorherbestimmt; ganz so, als hätte es gar nicht anders kommen können, als dass Peuckmann selbst zum Lehrer und Schriftsteller wurde.
Heinrich Peuckmann hat offenbar großes Glück gehabt. Ich glaube, dass nicht viele aus unserer Generation so gut und günstig über ihre Schuljahre sprechen können. … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Bekenntnisse, Kinderzeiten, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung, Wahnwitz
Verschlagwortet mit Gymnasium, Lehrer, Schule, Studienräte
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Rückblick auf einen Lebenslauf, der schon in der Schulzeit auf Literatur hindeutete
Unser Gastautor, der Schriftsteller Heinrich Peuckmann, über menschlich und literarisch prägende Begegnungen in seiner Schüler- und Studentenzeit:
Meinen ersten Lehrer habe ich geliebt. Noch bis zu seinem Tode hatte ich brieflich Kontakt mit ihm, denn er war inzwischen nach England verzogen und hatte dort noch einmal geheiratet.
Als es zu seinem 80. Geburtstag einen Empfang in der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei gab, ließ er auch mich einladen und wir hatten unser letztes Gespräch. Er erzählte mir, was er im letzten Jahr von mir gelesen hatte, wir witzelten dabei wie immer. Am Ende wollte er wissen, was unsere gemeinsamen Freunde machten, vor allem mein Autorenkollege Horst Hensel.
Grundschüler beim späteren Kultusminister
Jürgen Girgensohn … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Bekenntnisse, Buchmarkt & Lesen, Kinderzeiten, Lebenswege, Literatur, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Dieter Pfaff, Gerd Puls, Gerhard Mensching, Hanns Dieter Hüsch, Hans Ballhausen, Heinrich Peuckmann, Jürgen Girgensohn, Kamen, Rudolf Schlabach, Uni Bochum, Wolfgang Bär
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Dortmunder Institut für Zeitungsforschung: Neue Leiterin kommt aus Mainz
Was haben Borussia Dortmund und die Dortmunder Kulturbetriebe derzeit gemeinsam? Richtig, sie verpflichten lauter neue Leute, so dass man mit dem Notieren kaum noch nachkommt. Freilich reden wir von anderen finanziellen Dimensionen.
Kürzlich wurde Dr. Jens Stöcker als künftiger Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte präsentiert, auch Bibliotheksdirektor Dr. Johannes Borbach-Jaene ist erst seit relativ kurzer Zeit in diesem Job. Heute nun stellte sich die kommende Leiterin des bundesweit einzigartigen Institus für Zeitungsforschung vor: Die Historikerin und Kunsthistorikerin Dr. Astrid Blome (50) kommt vom Mainzer Gutenberg-Museum, wo sie als Kuratorin für die Themenschwerpunkte Zeitung und Presse zuständig ist.
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Veröffentlicht unter Geschichte, Medien, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Astrid Blome, Dortmund, Gutenberg-Museum, Institut für Zeitungsforschung, Stadt- und Landesbibliothek, Studiengang Journalistik, TU Dortmund
Ein Kommentar
„Opi paddelt nach Panama“ – Komik und Poesie aus dem Grundschul-Übungsheft
Vor mir liegt ein Schreibschrift-Übungsheft für die 1. Klasse der Grundschule. Das heißt, man kann das viel gewichtiger sagen; so, wie es die Ruhrgebietszeitung WAZ gern tut, wenn sie betonen will, wie nah sie an den aufregenden Dingen dran ist: „Das Schreibschrift-Lehrbuch liegt den Revierpassagen vor…“ Klingt immer so, als hätte man sich Dokumente unter größten Recherche-Mühen besorgt. Aber ich schweife ab.
Mir geht’s eigentlich um die Poesie, die unversehens aus dem Umstand erwächst, dass man bestimmte Buchstabenfolgen eng zueinander zwingen muss, um taugliche Beispielsätze zu generieren. Sodann muss man nur alles hübsch aus dem eh nur losen linguistischen Kontext reißen, dann wird’s ziemlich komisch.
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Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Kinderzeiten, Schule, Uni, Bildung, Sprache
Verschlagwortet mit Grundschule, Schreibschrift, Schule, Übungsheft
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Unstillbare Begehrlichkeit der Bessergestellten – eine verbreitete Form der Barbarei
Um niemanden bloßzustellen, will ich nicht so deutlich werden. Sagen wir also, notgedrungen etwas gestelzt: Wir reden von einer Institution, die sich einem Zweig der kulturellen Bildung widmet. Irgendwo im Ruhrgebiet. Bundesweit renommiert.
Um das hohe Niveau zu halten, wählen sie ihre Schülerinnen und Schüler nach strengen Maßstäben aus. Ohne Ansehen des sozialen und finanziellen Hintergrunds. Gut so.
Doch gerade das bringt Höhergestellte auf die Palme. Wie man hört, gibt es immer wieder Fälle, in denen sich prägende Gestalten des „öffentlichen Lebens“, zumal aus Wirtschaft und Politik, mit ihren maßlosen Ansprüchen an besagte Institution wenden: Warum denn ihre (selbstredend allesamt hochbegabten) Kinder die Hürden der Vorprüfungen nicht genommen hätten? Da müsse man … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Kultur an sich, Schule, Uni, Bildung
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Geflüchtete Kinder in der Schule: Essener Gymnasium am Stoppenberg gibt ein Beispiel
Wenn Frau Haddad unterrichtet, ist das keine einsilbige Angelegenheit. Sondern es erinnert ein wenig an Babel, nur mit dem Unterschied, dass man sich gut versteht. „Was ist Knoblau?“ fragt ein 13-Jähriger, dessen Familie aus Palästina stammt. „Knoblauch“, betont die Lehrerin das „ch“ am Ende. Was heißt das? Leila Haddad nennt das libanesische Wort für die Würzknolle. Wirft es einer 14-jährigen Schülerin zu. Die kennt es auch auf Syrisch. Die anderen in der Gruppe nicken. Der deutsche Begriff wird an die Tafel geschrieben, alle notieren sich „Knoblauch“.
Einer der Schüler unterbricht, weist auf einen stillen Jungen am Ende der Sitzreihe. Hat … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Glaubensfragen, Lebenswege, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung, Sprache
Verschlagwortet mit Flüchtlinge, Geflüchtete, Gymnasium am Stoppenberg Essen, Integration, Leila Haddad, Rüdiger Göbel
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Leidenschaftlicher Lehrer, Autor und Ratsherr in Unna – zum Tod von Rudolf Schlabach
Der Geest-Verlag, „sein“ Verlag, schreibt spürbar betroffen auf seiner Website: “In großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Autor Rudolf Schlabach, der am Montag, den 26. Oktober 2015 nach langer, schwerer Krankheit verstarb. Das Erscheinen seines letzten Bandes, ,Die Freiheit zu schreiben’, durfte er noch miterleben. Wir werden sein Ansehen und seine unendliche Schaffenskraft in würdiger Erinnerung behalten.”
Wenn man das Motto des Geest-Verlages liest, weiß man, warum Rudi Schlabach ihn wählte, um seine Bücher zu verlegen: “Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken.” (Rosa Luxemburg)
Rudolf Schlabach (Jahrgang 1924) war aber nicht nur ein Autor, wenn auch das seine Leidenschaft war und bis zu seinem Tode blieb. Er war ebenso leidenschaftlicher … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Lebenswege, Literatur, Politik und so, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Geest-Verlag, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Rudolf Schlabach, Undine lebt, Unna
Ein Kommentar
Gerhard Mensching: Germanist, Puppenspieler, Romanautor – eine wehmütige Erinnerung
Revierpassagen-Gastautor Heinrich Peuckmann, in Bergkamen lebender Schriftsteller, erinnert an den 1992 verstorbenen Bochumer Autor und Germanisten Gerhard Mensching, der viele seiner Studenten nachhaltig beeinflusst hat:
Romane und Erzählungen von Gerhard Mensching zu lesen, löst bei mir Freude und Wehmut zugleich aus. Freude, weil es ein schönes Leseerlebnis ist, sich mit den phantasievollen Geschichten dieses Autors, die immer auch mit der Realität spielen, zu beschäftigen. Wehmut, weil ich an der Ruhruniversität in Bochum bei Mensching Germanistik studiert habe. Nein, nicht einfach nur studiert, sondern er und seine Seminare haben mich geprägt.
Vieles, was ich später als Schriftsteller an Kenntnissen und Techniken gebraucht habe, habe ich mir bei ihm aneignen können. Nach meinem Examen haben wir uns für einige Jahre aus … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Buchmarkt & Lesen, Kultur an sich, Lebenswege, Literatur, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit E.T.A.Hoffmann, Gerhard Mensching, Germanistik, Puppenspiel, RUB, Ruhr-Universität, Uni Bochum
Ein Kommentar
Kochen vs. Theater 40:2
Jeglichen Tag liest man in der Zeitung von Phänomenen, die sich beispielsweise binnen Jahresfrist um 1,8 Prozent gesteigert haben. Donnerlittchen!
Und dann knüpfen die Redaktionen schwerwiegende Überlegungen an diese Entwicklung, denn sie ziehen stets gern die „Immer mehr“-Nummer durch. Auch wenn’s nur schmale 1,8 Prozentpunkte sind. Andernfalls gäb’s ja manchmal wenig zu schreiben. Irgendwie muss man ja für Panik sorgen, für Exaltation und dampfenden Betrieb. „Welchen Aufreger haben wir denn heute?“
Nun aber die grazile Überleitung zu einem wirklich exorbitanten Zahlenverhältnis. Als es jetzt in einer Dortmunder Grundschule daran ging, sich für bestimmte nachmittägliche Arbeitsgemeinschaften zu entscheiden, haben gleich rund … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Kinderzeiten, Kulinarisches, Kultur an sich, Schule, Uni, Bildung, Theater
Verschlagwortet mit Kochen, Schule, Theater
Ein Kommentar
Eine Lehrerin im Jahre 1852
Gelegentlich hört man Eltern kleiner Jungen klagen, dass nicht nur im Kindergarten, sondern auch in der folgenden Grundschule ihr Sprössling fast ausschließlich dem Wirken von Erzieherinnen ausgesetzt sei. Dabei gibt es Lehrerinnen an Schulen noch gar nicht so lange.
Beispielhaft berichtet zu diesem Thema Gerhard Solbach im Märkischen Jahrbuch über die erste Lehrerin in Hattingen, und die kam erst vor gut 160 Jahren in den Schuldienst. Im „Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg“ vom 9. Oktober 1852 wird in der Abteilung Personal-Chronik erwähnt: „Die Schulamts-Candidatin Caroline Weyland aus Iserlohn ist zur Lehrerin an der evangelischen Elementar-Schulanstalt zu Hattingen, Kreis Bochum, provisorisch ernannt worden.“
220 Kinder in einer Klasse
Diese … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Arbeitswelt & Beruf, Geschichte, Region Ruhr, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Caroline Weyland, Gerhard Solbach, Hattingen, Lehrerin, Volksschule
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Jekami, Jeki, JeKits – Yeah, Yeah, Yeah!
Um es vorweg zu sagen: Die Sache an sich ist gut und richtig. Dass Kinder sich zunächst spielerisch und später ausgiebig mit Musikinstrumenten befassen, kann man eigentlich nur begrüßen.
Doch schon die bürokratische Abkürzung für das entsprechende Maßnahmenbündel („Jeki“ = Jedem Kind ein Instrument) ist von gelinder Komik der unfreiwilligen Sorte. Da war selbst das gute alte „Jekami“ (Jede(r) kann mitmachen) noch etwas stimmiger.
Freilich lassen sich solche Schöpfungen immer noch unterbieten. Und so wird das schulische Angebot ab 2015/16 schwungvoll umbenannt. Man möchte nicht wissen, wie viele rotgrüne Köpfe da geraucht und wie viele wichtige Gremiensitzungen dieserhalb stattgefunden haben. Ob vielleicht gar selbsternannte Sprachdesigner für derlei lachhafte Ideen Geld kassiert haben? … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Design, Politik und so, Schule, Uni, Bildung, Sprache
Verschlagwortet mit Instrumente, Jeki, Jekits, Musik & Konzert, NRW, Schule
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Langjähriger Dortmunder Journalistik-Professor Ulrich Pätzold legt Berlin-Buch vor
30 Jahre war Ulrich Pätzold ordentlicher Professor für Journalistik in Dortmund. Als er 1978 in die Westfalenmetropole berufen wurde, um den seinerzeit neuen Studiengang mit aufzubauen, kam er aus Berlin, damals noch eine geteilte Stadt. Nach seiner Emeritierung kehrte er zurück an die Spree und legt jetzt ein Buch vor, mit dem er den Leser einlädt, ihn auf seinen Spaziergängen durch die Hauptstadt zu begleiten.
Gern abseits der Touristenpfade macht er sich auf den Weg durch die Stadtbezirke und erzählt Episoden und Geschichten aus der wechselvollen Vergangenheit „seiner“ Stadt. 15 Jahre hat er hier gelebt, zunächst studiert (Publizistik, Philosophie, Theaterwissenschaften, Musik- und Literaturwissenschaften), noch während des Studiums mit journalistischer Tätigkeit für RIAS Berlin und viele andere Medien begonnen.
Der Autor … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Geschichte, Gesellschaft, Kultur an sich, Literatur, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit BER, Berlin, Comedian Harmonists, Flughafen, Juden, Karl Kautsky, Karl Liebknecht, Kiez, Lehrter Bahnhof, Rosa Luxemburg, Rudolf Höss, Thilo Sarrazin, Ulrich Pätzold
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Sie hat es wirklich nötig – heute ist der Tag der deutschen Sprache
Heute haben wir mal wieder einen wichtigen Tag. Der 13. September ist nicht nur der spezielle Tag der Ersten Hilfe (ja, wirklich), es ist auch der Tag der Deutschen Sprache. Die hat es aber auch wirklich extrem nötig.
Nein, ich bejammere jetzt an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit nicht, dass immer mehr undeutschlich sprechende Menschen was vom Whatsappen brabbeln, oder (statt miteinander zu sprechen) sich was simsen. Nein, ich will ich keineswegs bekritteln, dass der deutschsprachige Zeitgenosse gern mit einem Handy telefoniert oder biked statt Fahrrad oder Motorrad zu fahren. Das ist nun mal so und der Jööte hätte sich auch nicht vorstellen können, dass manches heute völlig anders und dennoch korrekt geschrieben würde, als die Vorschriften seiner Zeit … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Schule, Uni, Bildung, Sprache
Verschlagwortet mit Deutsch, Sprache, Tag der deutschen Sprache
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Zum Tod des Englischlehrers
Natürlich kündet es vom Nahen des eigenen Todes, wenn immer mehr Menschen sterben, die man gekannt hat. Und wieder ist einer dahin…
Es ist schon fast ein halbes Jahr her. Durch einen Schulfreund habe ich es erst jetzt erfahren.
Er war unser Englischlehrer im Gymnasium, genauer: ab der Mittelstufe. Vorher hatten wir einen, der hauptsächlich Sport gab und Englisch nur nebenher betrieb. Eigentlich ein Witz.
Dieser aber war vergleichsweise ein Geistesriese. Trug einen Doktortitel. Hat nach und nach ein paar Bücher zur Textinterpretation verfasst. Man munkelte gar, dass er von mehreren Universitäten umworben werde. Er aber blieb bis zur Pensionierung an dieser Schule. Ein Heros der Selbstbescheidung?
… Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Englisch, Lehrer, Schule, Unterricht
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Alte Schlachten – junge Sprache: Raoul Schrotts grandiose Übertragung der „Ilias“ des Homer
Deutsche litten unter Geständniszwang, heißt es, da mag man nicht nachstehen.
Ja, ich bekenne, ich habe als Abiturient eines neusprachlichen Duisburger Gymnasiums die „Ilias“ des Homer nie kennengelernt, habe als Schüler des Huckinger Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasiums in solchen Dingen in die Röhre schauen müssen, obgleich der Lateinlehrer vorrömische Ausblicke sicher hätte eröffnen können. Auch später im Studium lockte uns kein Professor in ureuropäisch-asiatische Gefilde (dazu unten mehr). Und noch viel später bin ich zwar als wilder Leser in die Literatur der Länder und Zeiten aufgebrochen, aber auch dabei habe ich die „Ilias“ weiträumig umgangen.
Und mich immer ein bisschen geschämt dafür, meine Unkenntnis völlig zu Recht als Mangel empfunden. Also kam mir die Gelegenheit gerade recht, vor einiger … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Homer, Ilias, Raoul Schrott
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Eine Chance für junge Musiker: Orchesterakademie Essen vergibt Stipendien
Links, erste Geigen. Drittes Pult, vorne. Das ist er: Schlank, schwarze Haare, schwarze Augen. Nestor Luciano Casalino, einer der jungen Musiker aus der Orchesterakademie der Essener Philharmoniker. Einer aus 400 Bewerbern, der für ein Jahr eines der heißbegehrten Stipendien ergattert hat.
Geige zu spielen hat der Argentinier schon mit vier Jahren begonnen: „Mein Onkel ist Pianist und arbeitet als Korrepetitor. Er hat mit die Geige gekauft und den ersten Unterricht bezahlt.“ Casalinos Geigenlehrer in Argentinien hatte in Köln studiert – und dem jungen Mann die Musikhochschule in Deutschland empfohlen.
2010 war er zum ersten Mal hier, ein Jahr später hat er in Köln die Aufnahmeprüfung bestanden, … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Essener Philharmoniker, Herbert Lütkestratkötter, Natalie Arnold, Nestor Luciano Casalino, Orchesterakademie
Ein Kommentar
Der Lehrerausflug – ein kleines Drama in mehreren Akten
Es gibt Tage im Leben einer Lehrkraft, da wünscht sie (die auch ein Er sein kann) sich nichts sehnlicher, als einmal einer ganz normalen Berufsgruppe anzugehören, findet unsere Gastautorin Matta Schimanski:
Ach, wäre ich doch Bäckerin geworden – oder meinetwegen Vermessungsingenieurin. Nein, es sind nicht die Schüler, sondern die Lehrkräfte selbst, die hie und da diesen Wunsch entstehen lassen. Zur Erhellung dieser Behauptung möchte ich unseren letzten Kollegiumsausflug schildern; ich finde, geneigte Leserschaft, da müssen Sie jetzt einfach mal durch. Ich musste es auch.
Erst mal eine Prügelei schlichten
Es war an einem Donnerstagmorgen. Für einen Lehrerausflug gibt es selbstverständlich nicht frei; erst die Arbeit, dann das Vergnügen, wie schon weiland mein Opa selig gerne verkündete. Also begann der Schultag … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Köln, Lehrer, Lehrerausflug, Schule, Schüler
Ein Kommentar
Schuljahre mit Schweinepünktchen
Es ist schon ein paar Tage her, wir müssen etwa elf Jahre alt gewesen sein. Sextaner oder Quintaner, wie das damals hieß. Unser ziemlich langer Schulweg führte am altehrwürdigen Dortmunder Stadion Rote Erde („Kampfbahn“) vorbei – zum Max-Planck-Gymnasium an der Ardeystraße.
Auf den Rückwegen ins Kreuzviertel gab es ein Ritual, das Klaus (mein alter Freund seit Grundschultagen, der Himmel hab’ ihn selig) und ich sehr ernst genommen haben, als wären wir beim Statistischen Bundesamt. Ich rede von dem, was wir liebevoll „Schweinepünktchen“ nannten!
Ihr fragt, was das denn gewesen sei? Ich will es euch sagen.
Durchaus gewissenhaft
Nicht völlig unparteiisch, jedoch durchaus gewissenhaft führten wir eine Liste der Lehrer, die sich tagsüber bei uns besonders unbeliebt gemacht … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Alltag, Bekenntnisse, Kinderzeiten, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Dortmund, Gymnasium, Lehrer, Max-Planck-Gymnasium, Schule, Schüler
Ein Kommentar
Zwischen Wehmut und Wäschekörben – Glückauf für die Erstsemester
Wenn ich bisher dachte, das amtlich anerkannte Synonym für „Zimmer aufräumen“ bei Jugendlichen wäre „alles-in-den-Wäschekorb-stopfen“, kenne ich nun auch die zweite Variante: „Alles-in-Kisten-stopfen“. Die justament angemietete Studentenbude will gefüllt sein. Das neue Semester beginnt, erstmalig auch für meinen Sohn.
Meine Güte, hatte er schon immer so ein großes Zimmer und wieso ist das in den letzten 10 Jahren niemandem aufgefallen? Da stand er also, das große Kind, inmitten seiner Kisten, seiner neuen Matratze, die des studentischen Hochbettes harrte und freute sich. Auf das, was kommen wird. Und ich versteckte meine Wehmut hinter platten Wäschekorb-Synonymen. Doch bei aller Wehmut freue ich mich auch. Für ihn und mit ihm.
Die Bedenken waren ja groß gewesen. Ich hatte mehrfach berichtet und gewettert. Der … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kinderzeiten, Schule, Uni, Bildung
Verschlagwortet mit Immobilienmarkt, Studium, Universität
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Hohe Belastung mit Umweltgift PCB: Uni Bochum reißt zwei Großgebäude ab
Und zwar nicht etwa aus ästhetischen Gründen, um vielleicht den architektonischen Brutalismus rückgängig zu machen. Im Gegenteil: Die beiden Bauten der Ingenieurwissenschaften (Kürzel IA und IB) sollen bis 2017 in gleicher Form und Höhe an selber Stelle wieder erstehen, um die „denkmalwürdige Silhouette“ der Ruhr-Uni zu erhalten.
Doch das ist zwar ein Aspekt, aber beileibe nicht der aktuelle Kern der Sache. Der Abrissgrund klingt nämlich durchaus beunruhigend. Es ist die offenbar viel zu hohe PCB-Belastung in den Gebäuden. Nicht nur als jemand, der einige Jahre in anderen Uni-Gebäuden (vornehmlich GA und GB) zugebracht … Weiterlesen
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TV-Nostalgie (3): „Einer wird gewinnen“ mit Kulenkampff – Bildung auf charmante Art
Die 1960er Jahre waren in der Bundesrepublik zweifellos die ganz große Fernsehzeit. Da saß oft noch die ganze Familie gemeinsam vor dem Gerät; ganz besonders dann, wenn große Samstagabendshows wie Hans-Joachim Kulenkampffs „Einer wird gewinnen“ (EWG) auf dem Programm standen.
EWG lautete auch die Abkürzung für Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, den frühen Vorläufer der EU. In jenen Jahren herrschte noch europäische Zuversicht, obwohl die Schlagbäume noch unten und die Währungen verschieden waren.
Für die ganze Familie
„Kulis“ Show war jedenfalls rundum so nett, elegant, lehrreich und jugendfrei, dass man nach dem samstäglichen Bad auch als Kind zuschauen durfte. Die erste, heute längst legendäre Staffel lief von 1964 (Start am 25. Januar) bis 1969. Im Internet ist eine Sendung in voller Länge greifbar, … Weiterlesen
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Auschwitz auf der Opernbühne: „Die Passagierin“ als DVD-Edition
Dies ist eine nachdrückliche Empfehlung: Die DVD der Bregenzer Aufführung von Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ überzeugt durch präzise Inszenierung, durchdachtes Bühnenbild, spannungsvollen Handlungsablauf, die Figurenzeichnung und -verkörperung, die Rezitative sowie den Einzel- und Chorgesang und durch die orchestrale Musik.
Nie hätte ich vorher gedacht, dass es möglich wäre, noch dazu überzeugend möglich wäre, ein derartiges Thema ins Zentrum einer Oper zu stellen. Zwar, dass man sich auch an diesem Thema mal vergreifen können würde, habe ich schon vor 30 Jahren geargwöhnt, als ich mal gesprächsweise prognostizierte, dass der Tag nicht fern sei, dass man auch aus Auschwitz noch ein Musical machen werde.
Was ich damals noch nicht wusste, was fast jeder nicht wissen konnte, war dies, dass eine Oper … Weiterlesen
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Abi 2013: Nach der Feier ist vor der Studienplatzsuche – und manches ist ungewiss
Neulich war ich mit meiner Patentochter in der Stadt. Die Liste für die Einschulung abarbeiten. Bleistift HB, besonders weicher Radiergummi, Deckfarbkasten. 13 Jahre ist es her, dass ich dies zum allerersten Mal tat. Damals, anno 2000 mit meinem ältesten Sohn. Gestern war es soweit, die Bleistifte aller Härtegrade hatten ihre Schuldigkeit getan – die Zeugnisse der Reife wurden verliehen. Welch ein langer kurzer Weg dies war.
Allüberall werden im Lande dieser Tage die Abizeugnisse überreicht. In NRW, dem Bundesland der mit heißer Nadel gestrickten G8-Reform ist es vielerorts anders als sonst. Der Doppeljahrgang hebelt die Tradtionen aus. Manche Schulen feiern zweimal, nach Jahrgangsstufen getrennt. Manche suchen Alternativen. So auch bei uns. Viele haben es bedauert. Keine Messe in der schnuckeligen … Weiterlesen
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Rätsel der Pyramide – Umstrittene Abi-Klausur in Mathe wird nicht wiederholt
Soeben kam es über den Ticker. Die umstrittene Klausur für den Grundkurs Mathematik der diesjährigen Abiturientia wird nicht wiederholt.
NRW-Bildungsministerin Löhrmann sieht keinen Grund für eine Wiederholung oder ein Noten-Upgrade. Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber wir hatten es nicht anders erwartet. Warum auch? Schon die gestrige Abwesenheit der Ministerin, als wütende Schüler vor ihrem Ministerium demonstrierten und ihre später nachgeschobene schmallippige Erklärung, man werde die Argumente der Schüler prüfen lassen, ließen nichts anderes erahnen. Passt ja. Es ging ja nur um ein paar Chancen für so manchen, einen Numerus Clausus zu schaffen, es ging ja – zugespitzt formuliert – nur um die Zukunft unserer Kinder.
Keine Erleichterung für den Jahrgang 2013 – im Gegenteil
Von vorne. Die schriftlichen … Weiterlesen
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Nach der Mottowoche ist vor dem „Konklave“: Abi 2013 auf der Zielgeraden
Wenn einem am frühen Morgen in der Küche Bonnie und Clyde begegnen und Sherlock Holmes seine Liebe zu Meerjungfrauen entdeckt, dann ist Mottowoche der Abiturientia.
Die Woche vor den Osterferien ist für die Abiturienten die letzte reguläre Schulwoche vor den Prüfungen. Grund genug zum Feiern. Das Ende der „richtigen“ Schulzeit, das Zulassungszeugnis und überhaupt – man hat es überlebt. Das Gemurkse und Gemauschel rund um G8 und G9. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto, allseits beliebt sind die Helden der Kindheit und die Zeitreise. Durch die Stadt flattern Elfen, latschen Cowboys, dazu Micky Mäuse, Ernies und Berts, dazu erstaunlich viele Heidis.
In manchen Städten, so war zu lesen und hören, ist die Sache aus dem Ruder gelaufen. Von … Weiterlesen
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25 Jahre Klavier-Festival Ruhr: „Man muss die Dinge zu Ende denken“
Alle wollen bei der Geburtstagsparty dabei sein: Das Medieninteresse war groß bei der Programmvorstellung des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr, das in diesem Sommer seinen 25 Geburtstag feiert. Vom 4. Mai bis 19. Juli ist die internationale Pianisten-Elite wieder im Ruhrgebiet und angrenzenden Landesteilen zu Gast.… Weiterlesen
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Damals in Bochum – eine Erinnerung zum Tod des Germanisten Jochen Schulte-Sasse
Ich habe das bisweilen etwas lächerlich oder schlimmstenfalls gar aufgeblasen gefunden, wenn – vorzugsweise im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen“ – dahingegangene Professoren gewürdigt wurden. Meist übernahmen hochkarätige Fachkollegen die Aufgabe, hin und wieder auch ehemalige Studenten, die es inzwischen (z. B. als FAZ-Mitarbeiter) zu etwas gebracht hatten und das auch in jeder Zeile gern durchblicken ließen. Schauplätze der vielfach variierten Saga vom hergebrachten akademischen Glanz, der seither aber leider verblasse, waren besonders altehrwürdige Edel-Universitäten wie etwa Heidelberg, Tübingen, Göttingen oder München.
Wie ich darauf komme? Weil jetzt ein Lehrender gestorben ist, den ich selbst als Student an der Bochumer Ruhr-Uni habe erleben dürfen. Die Nachricht von seinem Tod hat mich in Zeitweh versetzt. … Weiterlesen
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Vom Spülwasser zum Nachdenken über den Umweltschutz
„Grünes“ Denken hat auch eine Geschichte – dazu hier eine kleine Erinnerung: Es ist schon gut 45 Jahre her, dass ich mir zum ersten Male ernsthaft um so etwas Gedanken machte, was man heute „Umweltschutz“ nennt. Und das hatte etwas mit Spülwasser zu tun.
Wir besuchten damals das Abendgymnasium, und ein Klassenkamerad – heute ein Kardiologe – verdiente sich etwas Zusatzgeld als „Kindermädchen“ im Haushalt unserer jungen Mathe-Lehrerin.
Zu seinen Aufgaben gehörte auch der Haushalt, zum Beispiel das Abwaschen des Geschirrs. Dazu nahm er stets eine gehörige Portion Spülmittel, damit er auch genügend Schaum zu sehen bekam. Zu sehen bekam das aber auch einmal der Ehemann der Lehrerin, ein Doktor … Weiterlesen
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Verschärfte Startbedingungen – für den Abitur-Jahrgang 2013 wird es eng
Ich wusste es. Ich wusste es. Ich wusste es. Hab ich es nicht immer gesagt? Hab ich. 2013 wird der Numerus clausus verschärft. Der doppelte Abitur-Jahrgang lässt grüßen. 1,2 für Germanistik in Bochum. Das ist der Richtwert, Stand der Gerüchte, die durch ruhrische Schulen wabern. Da schon von einigen Medien offiziell aufgegriffen, darf ich mich wohl auch offiziell empören. Ich wiederhole: 1,2 für Germanistik in Bochum. Ja, nee iss klar.
Man hat es ja auch nicht kommen sehen. Ist so wie mit Weihnachten. Kommt immer völlig überraschend. Haben etwa Schulen rechtzeitig informiert und ihre Bedenken im Ministerium angemeldet? Haben Eltern schon frühzeitig gewarnt, Initiativen gegründet, Unterschriften gesammelt? Haben sie? Ja, verdammt. Das haben sie. War da was?
Es wird eine … Weiterlesen
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Einmal Hochkultur und zurück – die Kinderjury der Ruhrtriennale
Eine Kinder-Jury begleitet die Ruhrtriennale und verleiht zum Ende des Festivals jeder Produktion einen Preis – die Awards heißen „Die beste Hose“, „Die beste Pose“ oder „Das verrückteste Stück“. Sie werden Abend für Abend wie Superstars behandelt: Chauffeur, roter Teppich, Blitzlichtgewitter. Über die Künstler, die Stücke, die Hintergründe wissen die Kinder – nichts. Was soll das sein: Kulturvermittlung? Oder tatsächlich die angekündigte „kritische Prüfung zeitgenössischer Kunst“ durch eine „unverbildete Jury“? Und: Kann das gut gehen?
Bochum, 17. August, kurz vor 20 Uhr. Internationales Stimmengewirr im Foyer der Jahrhunderthalle. Aus ganz Deutschland und dem Ausland sind Opernliebhaber angereist, um „Europeras 1 & 2“ zu erleben. Die Gelegenheit ist selten, … Weiterlesen
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Goethe und Novalis – rückwärts übersetzt und dadurch verhunzt
Es gab einmal ein wunderliches Experiment: Da wurden Goethes berühmtestes Gedicht von der Ruhe über allen Wipfeln und andere seiner Poeme zunächst ins Japanische übersetzt, und dann bat man einen japanischen Übersetzer, die Gedichte zurück ins Deutsche zu übersetzen. Heraus kam eine ziemlich unverständliche, holperige Fassung jener Werke, die wir wegen ihrer Sprachkraft so lieben.
Eher unfreiwillig komisch wirkt da ein Vorgang, den in der vergangenen Woche die Frankfurter Allgemeine Zeitung aufgespießt hat: Die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“ widmete ihr neues Heft (60. Jahrgang, 2012) dem 1998 verstorbenen griechischen Denker Panajotis Kondylis, und der hatte sich unter anderem mit dem deutschen Dichter Novalis beschäftigt. In einem nun nachgedruckten Aufsatz zitierte Kondylis einen Textausschnitt von Novalis, aber anstatt … Weiterlesen
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Alltagsnicken (2): Die Showband im Zug
So zwei- bis dreimal die Woche bauen sie sich im Eintrittsbereich des Zugabteils auf, der eine führt eine silberfarbene Trompete zum drucklosen Ansatz vor die Lippen, der andere tippelt mit flinken Fingern wie zum Aufwärmen über die schwarz-weiße Harmonika-Klaviatur – und dann legen sie los. Feuerwerkend, fröhlich lachend, virtuos musizierend tönt das Duo balkanesk anmutende Tonkaskaden in das mehr oder weniger besetzte Nahverkehrsmittel. Meist ist es ein bekannter internationaler Hit älteren Datums, der heimatklingend interpretiert wird. Je länger sein Vortrag andauert, desto wilder sein Rhythmus, um dann zum Ende der Darbietung in ein himmelwärts strebendes Crescendo zu verfallen, das mit einem schmetternden Sforzando seinen Abschluss findet. Meinem aktuellen Hörbuch zu folgen verbietet sich an diesem Punkt, erstens verstehe ich ohnehin … Weiterlesen
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Soziale Miniaturen (14): Klassentreffen
Kürzlich nach Jahrzehnten ein Klassentreffen gehabt. Vorher ein etwas mulmiges Gefühl: Wie würde das werden? Allgemeines Protzen mit Erfolgen, Titeln, Besitztümern? Herumreichen diverser Segelyacht-Fotos (selbstredend via iPhone) oder anderer Trophäen? Das angeblich übliche „Mein Haus, meine Frau, mein Sonstwas“…
Doch nein! Praktisch nichts von alledem. Fast möchte man von Milde und Weisheit reden, hie und da vermischt mit ein wenig Übermut der Sorte, die Demut keineswegs ausschließt. Es scheint, als wären wir in einem Alter angelangt, wo (wieder) andere Werte in den Vordergrund rücken. Wo sich etwaige Anmaßungen abgeschliffen haben. Wo sich das mehr oder weniger verbissene Konkurrieren zum großen Teil erledigt hat. Denn aus allen (jedenfalls aus denen, die zum Treffen erschienen sind) ist … Weiterlesen
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Ein knappe Skizze zur NRW-„Wahlarena“
Das politische Spiel (WDR-Fernsehen, 20.15 bis 21.45 Uhr) in der „Wahlarena“, übertragen aus Mönchengladbach, hat 90 Minuten gedauert. Und was ist da rund gewesen?
Das Publikum ist von infratest/dimap nach repräsentativen Gesichtspunkten ausgewählt worden. Immer wieder werden Befragungsergebnisse eingeblendet. Volkes Stimme. Pflichtschuldigst zelebriert und rasch abgehakt.
Einstiegsfrage nach dem Umgang mit den Benzinpreisen.
„Wir müssen weg vom Öl“, sagt Sylvia Löhrmann (Grüne). Ein schöner Satz. Sagt sich schnell.
Arena = Gladiatoren? Ach was! Es bleibt so zahm.
Mal wieder ein grausliches Studiodesign. Und eine wahrhaft fahrige Kameraführung. Bloß nirgendwo verweilen.
Norbert Röttgen (CDU): „Unsere Antwort heißt Elektro-Mobilität.“ Folgt eine kleine Fensterrede gegen die Ölkonzerne. Den kleinen Pendler dürfe man nicht – na? na? – „im Regen stehen lassen“. Hannelore … Weiterlesen
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Schulalltag (1): Verlies – kommt das von verlassen?
Eine beliebige Grundschule, eine beliebige Klasse, ein beliebiger Text, den der angestrengte Pädagoge seinen Schützlingen näher zu bringen versucht. Die Sprache ist Deutsch, sie handelt von Burgen und Schlössern, ihren geheimen Winkeln oder auch den prachtvollen Ausstattungen. Die Kinder mögen bitte Adjektive benennen, die zu den jeweiligen Begriffen passen. „Gemälde“ zum Beispiel … verständnisloses Schweigen. Herr Lehrer versucht es abermals … „Ihr wisst das doch … Bilder.“
Ja, das kennen sie, aber ein angemessenes Adjektiv fällt ihnen nicht ein. Noch ein Versuch: „Kellerverlies“. Aus den wachen Kinderaugen werden verbissen nachdenkliche, die allerdings dem Herrn Lehrer unverkennbar die Unkenntnis darüber, was dieses Wort bedeuten könnte, anzeigen. Der hilft: „Na, Keller, den kennt ihr doch, und Verlies, das ist so eine Art … Weiterlesen
Zum Gedenken an den Holocaust
Es war heute vor 67 Jahren, da befreiten Rotarmisten das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Es war heute, da sprach Marcel Reich-Ranicki, ein 91 Jahre alter, gebürtiger Pole jüdischen Glaubens zum Anlass im Deutschen Bundestag – und er sprach das bessere Deutsch. Es war heute – da sprach der Unnaer Bürgermeister, bevor ein Dutzend Schülerinnen und Schüler im Rathaus sich selbst eine Frage stellten: „Warum, warum gedenken wir?“ Sie, ebenso wie der Bürgermeister, gaben selbst eine Antwort auf die Frage: „Wir gedenken, weil nur so wir die Brücke des Unvergessens aus der Vergangenheit in die Zukunft schlagen können.“
Es war vor knapp 30 Jahren, da lernte ich Herrn Unna aus Hamburg kennen, ein Nachfahr des Professors Unna, dem man sehr wesentlichen Anteil … Weiterlesen
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Die Kunden-Universität
Die Hochschulen sind voll? Gut so! Im Jahr 12 nach Bologna darf sich der Studierende als Kunde im akademischen Betrieb fühlen. Der tut alles dafür, der Zielgruppe seine Dienstleistung möglichst schmackhaft zu machen. Studieren im Jahr 2011 – eine Collage.
Montag, 10 Uhr. Ursula Gather, Rektorin der Technischen Universität Dortmund, hat ihr professionelles Lachen aufgesetzt. „Gemeinsam sind wir stark“ steht auf dem schwarz-gelben Schal, den sie für die Kamera in die Höhe hält. Auch wenn sie inmitten von Studierenden sitzt: Die Tribüne des örtlichen Fußball-Bundesligisten ist nicht gerade vertrautes Terrain für die Statistik-Professorin.
Kay Voges’ Lachen ist gequält. Auch der Chef des Dortmunder Schauspiels reckt einen Schal in der Höhe, „Schal-la-la-la“ steht darauf. Klick – der Fotograf der örtlichen Presse … Weiterlesen
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Von Vermittlung und Verblödung
Für sein Buch „Die Leichtigkeitslüge“ hat Holger Noltze, Professor für Musikjournalismus an der TU Dortmund, viel Beifall erhalten – aber auch ein paar Buh-Rufe aus der Branche. In dem Band mit dem Untertitel „Über Musik, Medien und Komplexität“ vertritt er eloquent seine These: Kunst- bzw. Musikgenuss ist nicht so leicht zu haben, wie viele Programme zur Musikvermittlung es behaupten. Wer ästhetische Erfahrungen machen wolle, müsse auch Anstrengung zulassen. Ein Großteil der gut gemeinten Programme laufe nicht nur ins Leere, sondern banalisiere auch noch das Werk, um dessen Vermittlung es eigentlich gehen solle. Ein vermittelndes Gespräch mit dem streitbaren Professor.
Geredet wird zurzeit ja viel davon, aber was ist das eigentlich: Musikvermittlung?
Noltze: Musikvermittlung ist alles, was zwischen einem musikalischen Kunstwerk … Weiterlesen
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