Archiv der Kategorie: Kunst & Museen

Das Revier soll leuchten – Pläne der Kultur Ruhr GmbH für die nächsten Jahre

Von Bernd Berke

Dortmund. Sage niemand. daß man bei der Kultur Ruhr GmbH keine Visionen hat: „Weltmusik vor der Haustür“, „inszenierte Landmarken“, allerlei Gesamtkunstwerke und zahllose kulturelle „Vernetzungen“ – ja, das alles und mehr hatte die Gesellschaft mit beschränkter Haftung im Gepäck, als sie jetzt im Dortmunder Harenberg City-Center mitteilte, wohin – bis übers Jahr 2000 hinaus – in Sachen Revierkultur „die Reise geht“. Nach rund eineinhalb Jahren Vorarbeit hat sich ein Kern von 18 größeren Projekten herausgeschält. Doch längst nicht alle sind wirklich schon spruchreif.

Prof. Karl Ganser, Aufsichtsratsvorsitzender der Kultur Ruhr GmbH, legt Wert darauf, daß man keine teuren Stars ins Ruhrgebiet einfliege. Vielmehr sollen alle Vorhaben aus der kulturellen Substanz der Region selbst hervorgehen. Subventionierte Häuser und … Weiterlesen

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„Götter Helden + Idole“: Eröffnungsschau in der völlig umgebauten Ludwig Galerie Schloß Oberhausen

Von Bernd Berke

Oberhausen. Welch ein verwirrender Empfang im Museum. Wer jetzt den Hauptflügel des Schlosses Oberhausen betritt, steht gleich vor einer Buddha-Figur. Das wird wohl eine Ostasien-Ausstellung sein, könnte man denken. Doch gleich hinter der ehrwürdigen Skulptur lächelt, achtfach vervielfältigt, Andy Warhols knallbunte Marilyn Monroe. Daneben wiederum zieht Warhols doppelter Elvis Presley zwei Colts. Buddhismus, weiblicher Eros und Rock’n’Roll. Ja, worum geht es denn hier eigentlich?

Auflösung folgt sogleich: Die Premieren-Schau der für 10,7 Mio. DM gänzlich umgebauten Ludwig Galerie im Schloß heißt „Götter Helden + Idole“. Solche Gestalten, die die Sehnsucht nach übermenschlichen Vor-Bildern stillen sollen, hat es eben zu allen Zeiten gegeben. Als religiöse Bildnisse diese Bedürfnisse nicht mehr befriedigten, haben die Stars aus Film und Pop-Musik … Weiterlesen

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Das beruhigende Gefühl in der Dunkelheit – Die asketischen Arbeiten des Rolf-Gunter Dienst in Wuppertal

Von Bernd Berke

Wuppertal. Lauter schwarze Bilder. Gut, daß wenigstens die Wände weiß sind. Denn ansonsten werden Besucher im Bürgersaal des Von der Heydt-Museums ringsum von Finsternis umfangen.

Doch Rolf-Gunter Dienst (55), der diese großformatigen düsteren Tafeln schuf, meint es nicht als Ausdruck der Bedrohung. Im Gegenteil: Er jedenfalls fühle sich im Dunkeln wohl, er fühle sich aufgehoben. Auch habe das Dunkel etwas „Egalitäres“ an sich, es mache alle und alles gleich.

Gedichte des irischen Nobelpreisträgers Seamus Heaney dienten als Inspiration zur dreizehnteiligen „Schwarzen Serie“, die erstmals das Atelier des Künstlers verläßt. In Heaneys Lyrik, so findet Rolf-Gunter Dienst, könne man die Dunkelheit oft mit Händen greifen. Zitat-Probe: „Aus schwarzem Rachen / Des Torfes zieht sich die scharfe Weide / … Weiterlesen

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Blut und Feuer malen – Werkschau in Wuppertal zeigt die Obsessionen des Rudolf Schlichter

Von Bernd Berke

Wuppertal. Ginge es nur nach dem Themenspektrum, dann hätte der Mann sofort bei einem knallharten Privatsender anfangen können: Allerlei Totschlag und Lustmorde hat er gemalt oder gezeichnet, erhängte Frauen, Transvestiten, Lesben und immer wieder Huren.

Doch die simple Freudenhaus-Szene genügte ihm nicht immer, manchmal mußte es schon ein spektakulärer „Überfall auf ein Bordell“ sein. Auch ein Bildtitel wie „Zusammenkunft von Fetischisten und manischen Flagellanten“ deutet auf grellen Effekt.

Der im württembergischen Calw geborene Maler Rudolf Schlichter (1890-1955), der jetzt mit einer umfassenden Werkschau in Wuppertal präsentiert wird, hat er eine ziemlich rigorose katholische Erziehung „genossen“. Besonderen Ausgleich suchte er schon als Kind in drastisch illustrierten Karl-May-Bänden und – auf Heiligenbildchen.

Begegnung auf dem sexuellen Markt

Indianergemetzel und … Weiterlesen

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Die Kunst braucht eine Seele – Ausstellung über Auguste Rodin und seine Wirkung im Marler „Glaskasten“

Von Bernd Berke

Marl. Das ist Gruppen-Dynamik im ganz elementaren Sinn: Umrundet man Auguste Rodins berühmte Skulptur „Die Bürger von Calais“ (1895), so ergeben sich immer wieder völlig neue, stets aber ausdrucksstarke Ansichten dieser sechs verzweifelten Menschen, die anno 1347 die Schlüssel der Stadt Calais an die englischen Belagerer abgeben mußten.

Von der einen Seite aus sieht man zum Beispiel ein veritables Gebirge von Körperteilen, von einer anderen – höchst filigran – das Spiel einzelner Muskeln.

Das grandiose Jahrhundert-Denkmal hat zahllose Bildhauer beeinflußt und ist jetzt erstmals in Deutschland zu sehen. Im Marler Skulpturenmuseum „Glaskasten“ wird einer von vier tonnenschweren Abgüssen gezeigt, die zu Rodins Lebzeiten entstanden sind. Auch weitere Schlüsselwerke des Franzosen gehören zur teuren Schau, die sich erst … Weiterlesen

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Von Weltwundern und zerbrochenen Eiern – Jan Hoet bringt Spitzenstücke aus Gent in den Kunstverein Schwerte

Von Bernd Berke

Schwerte. Dieser Kontakt erweist sich als wahrer Segen: Der Belgier Jan Hoet, 1992 Chef der Kasseler documenta, ist seit Jahren gern gesehener Freund und Gast beim Kunstverein in Schwerte. Nun arbeitet Hoet als Direktor des Genter „Museum van Hedendaagse Kunst“. Und er hat für Schwerte in die Genter Schatzkiste gegriffen.

Mit rund 20 Kunstwerken ergibt sich ein Querschnitt durch die famose Genfer Sammlung. Und wann hat man in Schwerte oder auch nur in der näheren Nachbarschaft schon mal einen echten Francis Bacon oder einen Magritte bewundern dürfen?

Wer jetzt freilich euphorisch in die Ausstellung stürmen will, wird erst einmal optisch gebremst: Eine Art Senkblei baumelt von der Decke herab und versperrt den direkten Weg. Die Vorrichtung markiert … Weiterlesen

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Rainer Fetting sieht in Willy Brandt den aufrechten Charaktermenschen

Von Bernd Berke

Dortmund. Ideale Ergänzung zur mit Spannung erwarteten Uraufführung der Willy-Brandt-Oper „Kniefall in Warschau“: Die WR präsentiert im Foyer des Dortmunder Opernhauses eine Ausstellung von Rainer Fetting.

Der Künstler hat sich bildnerisch intensiv mit dem 1992 verstorbenen Altbundeskanzler befaßt. Vor der ausverkauften Opern-Premiere (20 Uhr am kommenden Samstag) wird um 18 Uhr die Schau mit rund 80 Arbeiten eröffnet. Zu sehen ist auch eine kleinere Vorstudie zu jener Brandt-Skulptur, die den Eingangsbereich der SPD-Parteizentrale in Berlin beherrscht. Im Kleinformat wirkt Brandt beinahe ein wenig introvertiert oder zumindest sehr nachdenklich, während die größere Statue eher den Visionär zeigt.

Zur erlesenen Dortmunder Auswahl gehören auch malerische Arbeiten zum Themenkreis Brandt, außerdem einige Berlin- und Mauer-Bilder sowie originelle Variationen zu einem … Weiterlesen

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Ist die Haut der Dinge schon die Botschaft? Ahlen präsentiert Italiens Top-Designer Alessandro Mendini als Maler

Von Bernd Berke

Ahlen. Sie ist vielleicht typisch deutsch – die strikte Trennlinie zwischen E- und U-Kultur, zwischen hochheiligem Ernst und Gebrauchswert. Die meisten Aussteller scheiden hierzulande streng die freie von der angewandten Kunst. In Ahlen will man jetzt diese Grenze überspringen, indem man das (bislang meist verborgen gebliebene) malerische Werk des italienischen Top-Designers Alessandro Mendini vorstellt.

Doch was heißt hier eigentlich Malerei? Ausstellungsmacher Peter Weiß hat den Begriff, ganz in Mendinis Sinn, sehr weitherzig ausgelegt. Für den 1931 geborenen Mailänder sind nämlich bereits in kreativer Absicht kolorierte Kannen oder Vasen keine Gebrauchsgegenstände, sondern just „Gemälde“. Auch die Farbe auf einem Haus, so findet er, sei nicht mehr Element der Architektur, sondern Malerei.

Man könnte den Verdacht hegen, daß hier … Weiterlesen

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Den schönen (oder schrecklichen) Kern der Dinge zeigen – heftig gemalte Landschafts-Großformate von Bernd Zimmer in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Der Maler Bernd Zimmer reist durch die ganze Welt. Mal ist er – abseits touristischer Pfade – in der Südsee zu finden, dann wieder zieht es ihn in die Wüste Sahara oder nach Indien. Kann sich ein Mensch, der so unstet unterwegs ist, künstlerisch über Jahre hinweg treu bleiben? Oder sucht er immer wieder rastlos den völligen Neuanfang?

Beides ist der Fall. Zimmer (48), der jetzt im Dortmunder Harenberg City-Center ausstellt, ist seit seiner Frühzeit im Zeichen der „Neuen Wilden“ (Anfang der 80er Jahre in Berlin) kaum je von seinem Hauptwege abgewichen. Immer noch bevorzugt er die heftige Malweise, die stark leuchtenden Farben, die großen Bildformate. Und doch, so sagt er, beginne er mit jedem Bilde … Weiterlesen

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Der Blick aufs Meer und auf die Moderne – Portugiesische Malerei in der Frankfurter Schirn

Von Bernd Berke

Frankfurt. Wie finden künstlerischen Strömungen ihren Weg bis zum Rande des Kontinents? Dieser Frage widmet sich in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle die Ausstellung „Portugals Moderne – Kunst in der Zeit Fernando Pessoas“.

In Portugal, soeben als Länderschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, haben sich Literaten wie Künstler wohl immer ein wenig vom übrigen Europa isoliert gefühlt. Der Blick des Landes ging stets vor allem aufs und übers Meer hinaus, nach Südamerika und Afrika.

Derweil entfaltete sich zu Beginn unseres Jahrhunderts in den Zentren Paris und Berlin die vielgestaltige Moderne, Und so bildeten just jene portugiesischen Künstler die Avantgarde, die sich in diesen beiden Metropolen umgetan hatten. Der Weltdichter Fernando Pessoa stand nicht nur literarisch … Weiterlesen

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Lebensmuster im Pullover – Rosemarie Trockel stellt in ihrer Geburtsstadt Schwerte aus

Von Bernd Berke

Schwerte. Das schlichte Foto, aufgenommen bei einer Klassenfahrt im Jahre 1966, zeigt zwei Mitschülerinnen. Meist verschwinden solche Erinnerungen in alten Kartons oder Alben und werden selten hervorgekramt. Ganz anders bei einer Künstlerin wie Rosemarie Trockel. Da lagern sich im Laufe der Zeit immer mehr Gedanken und Assoziationen an –und aus einem solchen Foto wird eine ganze Bilderserie.

Mit der Ausstellung ,„Gudrun“ (so heißt eine der Schulfreundinnen auf besagtem Foto) kehrt die hoch gehandelte Rosemarie Trockel abermals an ihren Geburtsort Schwerte zurück. Es ist die dritte Ausstellung, die ihr der rührige Kunstverein ausrichtet. Bei der jüngsten documenta in Kassel erregten Frau Trockel und Carsten Höller Aufsehen mit einem „Haus für Schweine und Menschen“, in Schwerte präsentiert sie nun … Weiterlesen

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Endlich mehr Leben ins Museum holen – Pläne des neuen Bochumer Direktors Hans Günter Golinski

Von Bernd Berke

Bochum. Mit der Entscheidung für Hans Günter Golinski (43), der am 1. November neuer Direktor des Museums Bochum wird, hat die Stadt auf personelle Kontinuität gesetzt. Der Mann arbeitet seit immerhin acht Jahren im Hause. Doch er will einiges anders machen als sein bisheriger Chef Peter Spielmann.

„Wir werden in der ganzen Fachwelt als Ghetto für Ostkunst wahrgenommen“, klagte Golinski gestern. Das Museum brauche endlich ein zeitgemäßes Profil. Die Zeiten des „Kalten Krieges“, in denen es verdienstvoll war, vorwiegend Künstlern aus Osteuropa ein hiesiges Forum zu schaffen, seien vorbei. Das könne man heute in den Ursprungsländern besser.

Golinski will eine strenge Inventur der Bestände vornehmen und Lücken schließen. Damit sich die Bochumer mit der Sammlung identifizieren, sollen … Weiterlesen

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Aus kleinen Punkten entsteht die Welt – Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt Werke der Pointillisten

Von Bernd Berke

Köln. Augenflimmern garantiert: Um unendlich viele kleine Punkte dreht sich jetzt alles im Wallraf-Richartz-Museum. Denn die Künstler des Pointillismus (von französisch „Le Point“ – der Punkt) haben ihre Bilderwelten just aus lauter Farb-Fleckchen erzeugt. Anreger dieses Stils war Georges Seurat. Er hatte sich im langweiligen Militärdienst Anfang der 1880er Jahre mit Physik-Büchern eingedeckt und aus der Lektüre weitreichende Schlüsse für die Malerei gezogen.

Die Farben, so befand Seurat, dürften nicht flächig und vermischt aufs Bild gelangen, sondern müßten – ewigen optischen Gesetzen folgend – in ihre Bestandteile zerlegt werden, in Punkte aus „reinen“ Farbwerten. Der sinnliche Gesamteindruck werde sich dann in der Wahrnehmung des Betrachters ergeben.

„Auf den Spuren von Georges Seurat“ heißt die Kölner Schau. Mal … Weiterlesen

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Die Kunst strebt nach Unendlichkeit – Rolf Nolden und Norbert Kricke im Ahlener Museum

Von Bernd Berke

Ahlen. Viele Künstler hüllen sich in melancholisches Schweigen, wenn sie etwas über ihre Arbeit sagen sollen. Weil die Kunst für sich selbst sprechen soll. Vielleicht meinen sie auch, daß wir sie sowieso nicht verstehen. Es gibt aber auch solche, deren Rede in eigener Sache überfließt. Zu ihnen zählt Rolf Nolden, der jetzt vom Kunstmuseum Ahlen präsentiert wird.

Man muß sich die Situation vorstellen: Nolden hat die Ausstellung eigenhändig aufgebaut, rund 14 Tage lang. In dieser Phase war er nahezu allein mit den leeren Räumlichkeiten. Bis alles so war, wie er es wollte, hat er immer und immer wieder Feinabstimmungen von Form, Farbe und Material vorgenommen, hat Fluchtlinien, Perspektiven, Horizonte und Blickachsen neu ausgerichtet. Denn dasselbe Kunstwerk wirkt … Weiterlesen

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Wer die Träume der Kindheit festhält… – Einzigartiges Museum der Jugendwerke in Halle/Westfalen

Von Bernd Berke

Halle/Westfalen. Als Hannah zarte drei Jahre alt war, kritzelte sie die zerbrechliche Gestalt eines kleinen Mädchens aufs Blatt. Es hat ein gesundes und ein ganz verschattetes, offenbar verletztes Auge. Viele Jahre später kannte man Hannah Höch als dadaistische Künstlerin. Nun zeichnete sie beispielsweise eine „Maschinenfrau“ mit metallischer Brust und – einem genau so verletzten Auge. Träume oder Besessenheiten aus der Kindheit festzuhalten – ein Kennzeichen des Genies?

Sinnliche Studien zu dieser Frage lassen sich im ostwestfälischen Idyll betreiben: Am schmucken Kirchplatz zu Halle (bei Bielefeld) erhebt sich ein 750 Jahre altes Haus mit wunderschön winkligen Räumen und knarrenden Stiegen, das ehedem Kloster und Gefängnis war. Heute beherbergt es das weltweit einzigartige, kürzlich zehn Jahre alt gewordene „Museum … Weiterlesen

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Zutritt in ein Zauberland – Werkschau des 95-jährigen Woldemar Winkler in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. Es fällt „Diamantregen über Aschenputtels Goldschuh“, oder man begeht die „Muschelzeremonie unterm Baldachin“. Doch wenn man „Erinnerung in Schweigen vergräbt“, erschrickt man vielleicht vor den „Zerpeitschten Ausgeburten des Fieberreichs“. Die Bilder-Titel des Woldemar Winkler (95) hören sich an wie poetische Parolen für den Einlaß in ein Traum- und Zauberland. Solche Sphären lernt man jetzt im Hammer Gustav-Lübcke-Museum kennen.

Winkler, der aus der Nähe von Dresden stammt und seit 1949 bei Gütersloh lebt, war bereits in den frühen 1920er Jahren künstlerisch tätig – im gedanklichen Sog eines André Breton, der im Surrealistischen Manifest (1924) zum Aufspüren geheimer Entsprechungen zwischen entferntesten Dingen aufrief. Winkler orientierte sich zudem an Paul Klee und Wassilv Kandinsky. Sie forderten, daß die Kunst … Weiterlesen

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Kunst aus dem Geiste der Unordnung – „Gefährdetes Gleichgewicht“ in der Bochumer „Galerie m“

Von Bernd Berke

Bochum. Häuser und Straßen zerfließen, vom Himmel regnen Bäume herab. Natur und Zivilisation werden in einen Strudel hineingerissen. 1919 malte Chaim Soutine diese in völliger Auflösung begriffene „Landschaft bei Gagnes“. Das Bild ist wie ein erster Grundakkord zur Ausstellung in der renommierten Bochumer „Galerie m“: „Gefährdetes Gleichgewicht“.

Galerist Alexander von Berswordt-Wallrabe (54) spürt in hochkarätigen Werken aus eigenen Beständen und einigen Leihgaben einem allgemeinen Muster in der Kunst dieses Jahrhunderts nach: Der Ausstellungstitel meint verlorene Balance und Verunsicherung auf allen Ebenen, in vielfältigen Formen und vor allem: Verformungen.

Erlesen schon der Auftakt: Chaim Soutine und Lovis Corinth leiten gegenständlich zum Thema hin. Auch Edvard Munch („Zwei Menschen“) gehört noch in diese Abteilung. Er malte eine Szene abgrundtiefer … Weiterlesen

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„Verunglückte Spaziergänge“ und mehr von der Video-Künstlerin Katharina Wibmer im Marler „Glaskasten“

Von Bernd Berke

Marl. Betritt man die Ausstellungsräume im Untergeschoß des Marler Skulpturenmuseums „Glaskasten“, so findet man nahezu völlig leere Flächen vor. Auf der Fensterbank steht ein im Baumarkt gekaufter Gartenzwerg in bunter Reihe mit Hase, Frosch und Huhn – Kitsch aus Keramik. Ansonsten stapeln sich hie und da ein paar Videorecorder und Bildschirme. Öde und langweilig? Abwarten.

Denn wenn die Bildschirme erst einmal zu flimmern beginnen, kommt gespenstisches Leben in die Räume: Katharina Wibmer (31) aus Gräfelfing stellt hier aus. Im Vorjahr hat sie den 7. Marler Video-Kunstpreis bekommen, und es ist gute Tradition, daß der (ansonsten undotierten) Auszeichnung eine Würdigung im ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“ und eine Einzel-Präsentation im „Glaskasten“ folgen.

Im aus Ziegeln gemauerten Halbrund befinden sich fünf TV-Geräte, … Weiterlesen

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Der Abschied vom alten Plunder – „Wien um 1900″ im Wuppertaler Museum

Von Bernd Berke

Wuppertal. Auf kostbare Art wird man in dieser Ausstellung empfangen. Geht man die Treppe hinauf, schaut man schräg von unten auf ein Damenbildnis: In sattem Purpurrot leuchtet Hans Makarts Porträt der Dora Fournier-Gabillon. Ihr Kleid sieht sündhaft teuer aus. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man aber Risse im Gemälde. Der Künstler selbst hat wütend darauf eingedroschen, als ihn die Dargestellte nicht heiraten mochte.

Wie sich die Kunst. in „Wien um 1900″ (Ausstellungstitel) von solch opulenten Salonbildern zum ornamentalen Jugendstil und schließlich zum Expressionismus entwickelte, das kann man nun im Wuppertaler Von der Heydt-Museum studieren, in einer klug konzentrierten Schau mit Porträts und Interieurs, ergänzt durch kunstvoll gestaltete Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände jener Epoche.

Einmal mehr kann Wuppertal (in … Weiterlesen

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Wie der Mensch entschwindet – Die Leidens-Bilder des Tom Wood in Schloß Cappenberg

Von Bernd Berke

Selm-Cappenberg. Man fühlt sich seltsam verunsichert, wenn man die Bilder des Briten Tom Wood betrachtet. Genau das ist beabsichtigt.

Wood (Jahrgang 1955) spürt dem universellen Schmerz nach, der aus der fragilen Identität des Menschen herrührt. So jedenfalls beschreibt er selbst seinen künstlerischen Antrieb.

Eine der großformatigen Arbeiten, die jetzt als Deutschland-Premiere im Cappenberger Schloß gezeigt werden, ist in Los Angeles entstanden, und zwar kurz vor dem letzten größeren kalifornischen Erdbeben. Als Wood wieder daheim in Halifax (West Yorkshire / England) war und die schlimmen Nachrichten aus den USA vernahm, überarbeitete er das Bild. Ein einsamer Mensch wird jetzt geradezu von blauen Farbwogen überflutet; Sinnbild einer allzeit brüchigen, jederzeit bedrohten Existenz. „Corpus“ heißt die Ausstellung, und man denkt … Weiterlesen

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Den Fallensteller kann man niemals fangen – Das irrlichternde Werk von Sigmar Polke in der Bonner Bundeskunsthalle

Von Bernd Berke

Bonn. Der Mann ist verknallt in Bilder mit Raster-Pünktchen: „Ich liebe alle Punkte, mit vielen Punkten bin ich verheiratet. Ich möchte, daß alle Punkte glücklich sind. Ich bin auch ein Punkt.“ Hier setzen wir wirklich mal einen Punkt und fragen: Redet da einer, der nicht ganz bei Verstand ist? Oh, nein. Da spricht ein irrlichternder Ironiker. Und einer der wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler. Name: Sigmar Polke. Geboren 1941.

Bonns Bundeskunsthalle richtet ihm die bisher größte Retrospektive aus – mit rund 220 Arbeiten aus allen Schaffensphasen seit 1962, noch dazu fast lauter Großformate. Da darf man seine Augen schätzungsweise über etliche tausend Quadratmeter Kunst schweifen lassen.

Auf Polke, der sein Faible für flimmernde Raster listig mit Kurzsichtigkeit „erklärt“, könnte … Weiterlesen

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Kunst soll wirken wie ein Nackenschlag – Werkschau über Bruce Nauman in Wolfsburg

Von Bernd Berke

Wolfsburg. Mal ehrlich: Was hat Wolfsburg schon zu bieten? Das gigantische VW-Werk, gewiß. Aber in dessen Schatten ducken sich ein barackenartiger Bahnhof und eine beklagenswert öde Innenstadt. Ausgerechnet hier soll ein Juwel der deutschen Kulturlandschaft zu finden sein? Aber ja!

Das imposante Kunstmuseum Wolfsburg, im Grundriß etwas größer als ein Fußballfeld, verfügt über finanzielle Mittel, von denen man andernorts höchstens träumt. Jetzt bietet man mit einer Schau über den US-Künstler Bruce Nauman erneut ein Ereignis der Sonderklasse.

Während etliche Häuser in den Metropolen mit jährlichen Ankaufsetats von nicht einmal 100 000 Mark (ein Witz angesichts der Kunstmarkt-Preise) wirtschaften, schöpft man in Wolfsburg aus dem Vollen. Das erst vor drei Jahren eröffnete Museum hat bereits umfangreiche Eigenbestände angehäuft. … Weiterlesen

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Fünf Minuten nach dem Abendmahl ist alles ganz anders – Cappenberg zeigt Kunst aus dem Atelier von Tiepolo

Von Bernd Berke

Selm-Cappenberg. Man muß nur den richtigen Zeitpunkt erwischen. Beispielsweise das biblische Abendmahl einmal nicht in vollem Gange zeigen, wenn Jesus und seine Jünger noch bei Tische versammelt sind, sondern – die Situation fünf Minuten danach. Da ist Bewegung in die sonst so gravitätische Szenerie geraten. Man sieht gerade noch, wie einer aus dem Räume eilt, die Tafel wird derweil bereits abgeräumt und gesäubert.

Domenico Tiepolo hatte diese skurrile Idee anno 1743, als derlei Bilder Leuten von strenger Denkungsart noch als lästerlich gelten konnten. Jener Domenico war einer der begabten Söhne des ungleich berühmteren Spätbarock-Meisters Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770). Dem Venezianer und seinem straff organisierten Atelier, in dem Söhne und sonstige Schüler je nach Auftragslage eingesetzt wurden, ist … Weiterlesen

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Auf der Klippe zum Tod – Die Irland-Bilderzyklen von K. H. Hödicke in der Kunsthalle Wuppertal-Barmen

Von Bernd Berke

Wuppertal. Grenz-Erfahrungen haben den Maler K. H. Hödicke von jeher inspiriert. Als Berlin noch in zwei Hälften zerfallen war, hatte der renommierte Anreger der „Neuen Wilden“ ein Atelier in einer Stadtwüstenei direkt an der Mauer, so daß er in den Ostteil blicken konnte. Seit 1981 verbringt er jeden Sommer im geteilten Irland. Dort sind jene Bilderzyklen entstanden, die jetzt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum präsentiert.

Was gibt es in der einsamen zerklüfteten Gegend von Connemara im Nordwesten der Insel zu sehen? Nun, der Motivkanon ist auf eine Weise begrenzt, die das innere Erleben bereichert. Gerade in der faszinierenden Kargheit kann sich der Künstler, nicht abgelenkt durch grelle Vielfalt, um so intensiver mit den Nuancen des Sichtbaren und … Weiterlesen

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Zum Geist des Theaters gehört auch der Streit – Bochumer Ausstellung über Bühnenbilder von Gunilla Palmstierna-Weiss

Von Bernd Berke

Bochum. Schon mit 14 Jahren hat sie literarische Texte von Felix Timmermans aus dem Flämischen ins Schwedische übersetzt und als Buch publiziert. Zur gleichen Zeit betätigte sie sich als beachtliche Bildhauerin. Von der doppelten Liebe zur Literatur und zum Bildnerischen, die sich alsbald im Theater bündelte, ist diese Frau bis heute beseelt. Gunilla Palmstierna-Weiss, Witwe des berühmten Autors Peter Weiss, müßte es gar nicht betonen: „Ich bin keine Berufs-Witwe. Ich bin berufstätig.“

Jetzt stellt die Schwedin im Museum Bochum ihre bühnenbildnerischen Arbeiten aus. Zu sehen sind vor allem exakte Modelle – im Puppenstubenformat, freilich auf staunenswertem Kunstniveau. Frau Palmstierna-Weiss (Jahrgang 1928) ist selbstbewußt genug, um sich als Ko-Regisseurin solcher Größen wie Ingmar Bergman oder Peter Brook zu … Weiterlesen

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Der Zauberer zeigt, was hinter den Dingen leuchtet – Zeichnungen und Aquarelle von Paul Klee in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. Einige wenige Künstler sind über Zweifel ziemlich erhaben. Pablo Picasso zählt dazu – und gewiß auch Paul Klee. Wollte sich einer erdreisten, Klee herabzustufen, so würde sich dieser Jemand selbst disqualifizieren. Umso erstaunlicher, daß von solch einem Künstler wesentliche Werkteile noch nicht zusammenhängend gezeigt worden sind. Unglaublich gar, daß man noch viele verschollene Bilder aufspüren kann.

Die jetzt in Hamm eröffnete Ausstellung „Paul Klee – Reisen in den Süden“ birgt stille Sensationen. Denn die Klee-Expertin Frau Dr. Uta Gerlach, die 107 Aquarelle und Zeichnungen zusammengetragen hat, konnte 13 Arbeiten auftreiben, von denen man geglaubt hatte, sie seien auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Weitere 26 Werke werden entweder erstmals oder (nach Jahrzehnten im Depot) erneut öffentlich gezeigt.

Paul Klee … Weiterlesen

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Sanfte Spiele des Lichts – Münster: Der Neo-Impressionist Paul Signac und sein Einfluß auf die Moderne

Von Bernd Berke

Münster. Der französische Maler Paul Signac (1863-1935) verfocht eine Theorie: Wenn der Künstler die Farben in lauter winzigen Punkten auf die Leinwand setze, so müsse der Betrachter später nur in der richtigen Entfernung vom Bild stehen. Dann würden sich alle Tönungen auf natürlich gemischte Weise zeigen. Die Sache hat nur zwei Haken: Signac selbst hielt sich in der Praxis nicht an seine These – und sie stimmt auch gar nicht.

Anno 1944 hat ein US-Physiologe das Dogma von der „optischen Mischung“ widerlegt. Doch das tut der opulenten Münsteraner Schau über den Neo-Impressionisten Paul Signac und die von ihm beeinflußten Künstler überhaupt keinen Abbruch, im Gegenteil. Denn Signac und die anderen setzten die Vorgaben eben nicht sklavisch um.… Weiterlesen

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Aus dem Würfel wächst das Bild der idealen Stadt – Messing-Werkgruppe von André Volten in Duisburg

Von Bernd Berke

Duisburg. Der Würfel ist ein stets gleichförmiges Ding mit ebenmäßigen Kantenlängen. Das gilt im Alltag. Doch wenn ein Künstler ins Würfel-Spiel eingreift, wird alles anders. Erst recht, wenn es sich um eine Größe wie den niederländischen Staatspreisträger André Volten (71) handelt.

Volten hat viele Zeichen im öffentlichen Raum der Städte gesetzt. Den Duisburgern bescherte er einen Stahlbrunnen, den der Volksmund „Waschmaschine“ getauft hat. Volten ist darüber nicht etwa verbittert: „Was einen Namen trägt, ist akzeptiert, ist lebendiger Besitz.“ Nun richtet ihm Duisburgs Lehmbruck-Museum bereits die zweite Retrospektive aus – eine Würdigung, die bisher nur ganz wenigen Künstlern zuteil wurde.

Als Material für seine Würfelkunst wählte Volten das sonst höchst selten verwendete Messing. Der fast bleischwere Stoff wirkt … Weiterlesen

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Aktion im Gefrierzustand – Fluxus-Kunst aus der Sammlung von René Block in Wuppertal

Von Bernd Berke

Wuppertal. Was ist „Fluxus“? In dem Begriff, der eine herrschende Kunstrichtung der 60er Jahre bezeichnet, steckt das lateinische Wort für „fließen“. Aha. Eine Kunst, die alles in Fluß hält? Doch der Künstler Robert Watts, der im Katalog der Wuppertaler Fluxus-Ausstellung zitiert wird, stiftet Verwirrung: „Das Wichtigste an Fluxus ist. daß niemand weiß, was es ist.“ Den Satz nimmt man amüsiert zur Kenntnis. Aber man kann sich nicht damit begnügen.

Rund 140 Arbeiten, darunter viele Relikte von Aktionen, versammelt die Schau in der Barmer Kunsthalle. Die Exponate stammen aus dem Fundus von René Block, der von 1964 bis 1979 mit seiner Berliner Galerie dem Fluxus aufhalf. Blocks Sammlung schlummert ansonsten in dänischen Lagerräumen, eine dauerhafte Heimstatt wird noch … Weiterlesen

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Bilder, die wie offene Wunden bluten – Der frühere Wiener Aktionist Adolf Frohner im Dortmunder Harenberg-Haus

Von Bernd Berke

Dortmund. Seltsam, einen „Wiener Aktionisten“ stellt man sich anders vor: Prof. Adolf Frohner war in den frühen 60er Jahren als „Mittäter“ dabei, als Otto Mühl, Hermann Nitsch & Co. mit wüsten Kunst-Exzessen schockierten. Wenn Frohner jetzt in Dortmund seine Bilder erläutert, ist von jener Wildheit, die zwecks psychischer Entgrenzung alle, aber auch wirklich alle Körpersäfte öffentlich fließen ließ, kaum ein Rinnsal zu ahnen.

Keineswegs mit messianischem Eifer, sondern mit milder Ironie spricht Frohner (62) heute über seine Kunst. Doch die hat es, auch wenn der Österreicher sich früh von den blutigen Ritualen der Aktionisten abgewandt hat, eben doch „in sich“. Wenn man jetzt etwa ins Tiefgeschoß des Harenberg City-Centers kommt, meint man, einem Blutbad beizuwohnen – nur … Weiterlesen

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Kunst ohne Hemmschwellen – Wie sich die Galerie Bengelsträter in Iserlohn etabliert

Von Bernd Berke

Iserlohn. Jutta Bengelsträter ist wohl das, was man im häßlichen Neudeutsch eine „Power-Frau“ nennt. Im März 1995 hat sie ihre Galerie in Iserlohn eröffnet, jetzt kann sie mit Heinz Mack schon eine Leitfigur der neueren Kunst präsentieren.

Dabei hat sich die heute 36-Jährige zuerst weitab vom Pfad der Kunst bewegt. Sie begann als Betriebssoziologin in Duisburg und steuerte auf eine Karriere im Management zu. Doch nebenher hatte sie ein paar Semester Kunst studiert. Und nach einer privaten Trennung zog sie mit Sohn Felix auf die Insel Borkum – der guten Luft wegen. Dort gab sie Malkurse, sie eröffnete eine Buchhandlung, arbeitete im Jugendzentrum.

Dann kam sie ins Sauerland, war als Kunstpädagogin im Drahtmuseum Altena und an der … Weiterlesen

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Gesichter gleichen der Musik – Kunsthalle Bielefeld zeigt Porträts aus dem Spätwerk von Henri Matisse

Von Bernd Berke

Bielefeld. Man mag es kaum glauben, daß ein Weltkünstler wie Henri Matisse (1869-1954) erst viermal mit größeren Ausstellungen in Deutschland vertreten war. Den Anfang machte (erst 1981) die Kunsthalle Bielefeld. Jetzt ist es wiederum dasselbe Haus, das mit einer bundesweit exklusiven Schau aufwartet.

Sie heißt im Original „Visages découverts“, was man etwa mit „enthüllte“ oder gar „entdeckte Gesichter“ übersetzen könnte. Entdeckung ist in keiner Hinsicht übertrieben: Fast die Hälfte der Bilder war noch nie in Deutschland zu sehen. Es handelt sich bei den rund 130 Zeichnungen und Graphiken (ergänzt um wenige Ölgemälde) samt und sonders um Porträts aus dem Spätwerk.

Die Summe des Künstlerlebens besteht in grandioser Einfachheit. Meist genügt Matisse eine berückend schlichte Linienführung, um ein … Weiterlesen

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Bilder sind wie Gespräche – Farbfeld-Malerei von Edgar Hofschen in zwei Lüdenscheider Ausstellungen

Von Bernd Berke

Lüdenscheid. Je abstrakter die Kunst geworden ist, desto weniger Menschen haben sie verstanden. Künstler aber wollen verstanden werden. Auch Edgar Hofschen, der jetzt zweifach in Lüdenscheid ausstellt, legt Wert darauf, daß seine gegenstandslosen Bilder „lesbar“ sind.

Auf den ersten Blick scheint es gar nicht so, als könne man hier etwas „lesen“. Wer allzu rasch durch die Städtische Galerie oder die Galerie Friebe eilt, wird eine Kollektion von monochromen (einfarbigen) Bildern wahrnehmen und sich damit selbst Langeweile bescheren. Wer aber länger bleibt, wird Kurzweil haben.

Das Werk wächst ganz allmählich

„Eigentlich müßte man so viel Zeit mitbringen, wie der Künstler zum Malen gebraucht hat“, meint – nicht ganz ernst – Uwe Obier, Leiter der Stadtgalerie. Das dürfte schwerfallen, … Weiterlesen

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Von vielen Strömungen mitgerissen – Plastische Arbeiten von Bernhard Hoetger im Ostwall-Museum

Von Bernd Berke

Dortmund. Es klingt nach vorsichtiger Distanzierung: Als „schillernde und irrlichternde Gestalt“ bezeichnet Museums-Chef Ingo Bartsch den Künstler, dessen Werke er nun ausstellt. Es geht um Bernhard Hoetger, 1874 im damals selbständigen Hörde (heute Teil von Dortmund) geboren, 1949 verarmt in der Schweiz gestorben.

30 Bildhauerarbeiten Hoetgers präsentiert nun das Ostwall-Museum. „Unverfängliche“ Exponate habe man für den straffen Querschnitt ausgewählt, betont Bartsch.

Gäbe es denn auch verfängliche? Im Grunde schon. Denn Hoetger war nicht nur – von 1934 bis zum Parteiausschluß 1938 – Mitglied der NSDAP, sondern suchte sich auch künstlerisch anzupassen. So entwarf er, in Zusammenarbeit mit einem SS-Architekten, gar ein „Deutsches Forum“ mit Hakenkreuz-Grundriß. Wahrlich kein Ruhmesblatt. Sarkasmus der Geschichte: Die NS-Presse lehnte die Pläne als … Weiterlesen

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Kunst-Spaziergang wie im dreidimensionalen Lexikon – Stockholms „Moderna Museet“ gastiert in Bonn

Von Bernd Berke

Bonn. Nein, es ist beileibe kein bloßer „Schwedenhappen“, den uns die Bundeskunsthalle serviert, sondern ein reichhaltiges Kunstmenü. Zum vierten Akt der Ausstellungs-Reihe „Die großen Sammlungen“ gastiert am Rhein diesmal das „Moderna Museet“ aus Stockholm. Die teilweise grandiose Kollektion ist derzeit heimatlos, weil das Stammhaus bis 1998 umgebaut wird. So viele Werke wie jetzt wird man dann nimmermehr abgeben.

Der Querschnitt durch die Moderne würde auch eine Reise in den Norden lohnen. Nun aber haben wir’s – bis Januar nächsten Jahres – ganz bequem. Von Picasso bis Mondrian, von Magritte bis Warhol wird alles in Bonn präsentiert, und zwar umfangreicher, als es bisher je in Stockholm möglich war. Zeichen der Bedeutsamkeit: Schwedens Königin Silvia kam eigens zur Bonner … Weiterlesen

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Als die Jungfrau Maria der alten Göttin Isis glich – Christliche Kunst der ägyptischen Kopten in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. Seien wir ehrlich: Archäologische Ausstellungen gleichen sich oft wie Zwillinge. Man sieht reihenweise Vitrinen mit Grabbeigaben, ein paar Zeugnisse der Alltagskultur, beispielsweise Münzen, Krüge, Vasen und Öllämpchen, dazu reichlich blendenden Schmuck. Das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm möchte mit „Ägypten – Schätze aus dem Wüstensand“ solcher Einheitsoptik entgehen.

Nimmt man nur das Titelwort „Ägypten“ wahr, hat man sich schon in die Irre führen lassen. Denn es geht nicht um Pharaonen oder Mumien und auch nicht um islamische Kultur, sondern um die Kunst der Kopten, der ägyptischen Christen.

Seit über 30 Jahren (damals in der Essener Villa Hügel) ist es die erste große deutsche Kopten-Ausstellung. Da haben sich die Hammer Veranstalter wohl gedacht: So trocken können wir den Laien … Weiterlesen

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Die Haut des Bildes mit dem Messer öffnen – Werkschau über Lucio Fontana in der Frankfurter Schirn

Von Bernd Berke

Frankfurt. Will ein Künstler berühmt werden, braucht er ein Markenzeichen. Bei Joseph Beuys waren es die Filzanzüge, bei Andy Warhol die Suppendosen, bei Georg Baselitz sind es kopfstehende Figuren. Und Lucio Fontana (1899.1968) ist eben der, der seine Bilder mit Messern aufgeschlitzt hat. Daß sich dahinter viel mehr verbirgt, erfährt man nun in einer Frankfurter Retrospektive.

Rund 160 Arbeiten versammelt die Schau in der Schirn-Kunsthalle. Die meist einfarbigen, oft schlohweißen Bilder, deren Kargheit eingangs der 50er Jahre den Drang zum Neubeginn signalisierte, hat Fontana mit Messern und Sticheln immer wieder anders bearbeitet. Breit gefächert sind die emotionalen und ästhetischen Varianten: Mal muß Fontana aggressiv zu Werke gegangen sein, dann spielerisch, ein andermal streng, mathematisch präzise – oder … Weiterlesen

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Bilder einer Schwangerschaft – Großformatige Serie von Norbert Tadeusz in Wuppertal

Von Bernd Berke

Wuppertal. Manchmal ist es schon erstaunlich, wie Künstler über ihre Arbeit sprechen: „Das Malen finde ich nicht so wichtig. Dieses ganze Hin- und Herschieben von Farbe interessiert mich nicht. Ich bin kein ,Malschwein‘. Mir geht es um Bilder.“ Wie meint Norbert Tadeusz das bloß?

Nun, am liebsten umginge er den Prozeß der Herstellung, weil der vielleicht schrundige Spuren auf der Bildfläche hinterläßt. Statt dessen möchte er Werke schaffen, die wirken „wie aus einem Guß, aber noch nicht erkaltet“; als seien sie nicht mühsam geschaffen, sondern gleich fertig vorhanden. Dabei tüftelt er doch an einem Bild oft mehrere Monate lang.

20 großformatige Gemälde des gebürtigen Dortmunders (Jahrgang 1940), der das Handwerk zunächst in seiner Heimatstadt bei Gustav Deppe … Weiterlesen

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Für jede Laune das passende Kleid – Ausstellung in Herne zeigt künstlerische Mode-Phantasien

Von Bernd Berke

Herne. Kleidet sich so die Dame von Welt? Zwei Plastiktrichter betonen barsch die Brustform; die Taille wird von Trinkstrohhalmen und ausgerissenen Autoscheibenwischern auch nicht gerade sanft umschmeichelt. Und auf dem Kopf trägt diese seltsame Frau einen umgestülpten Blumenkorb mit zwei angepappten roten Stöckelschuhen. So kann sie sich nirgendwo sehen lassen. Doch. Im Museum.

Denn die skurrile Dame ist ein Kunstwerk. „Haut und Hülle“ heißt ihre Ausstellungs-Station in Herne. Untertitel: „Künstler machen Kleidung“. Das beschriebene Wesen ist eine Skulptur von Achim Hundhausen (32) aus Bergisch-Gladbach. An anderen Puppen hat dieser Künstler erprobt, wie es wohl aussieht, wenn wir den sprichwörtlichen Gürtel mal ganz eng schnallen müssen – mit Phantasie-Kleidung aus Mülltüten und zerfetzten Kunststoffbechern.

Gleichsam als Ikone der … Weiterlesen

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Wenn das Lächeln gefriert – 31 chinesische Gegenwartskünstler in Bonn

Von Bernd Berke

Bonn. Künstler aus dem „Land des Lächelns“ zeigen die Zähne. Und das darf man wörtlich nehmen. Bemerkenswert, daß einige der 31 chinesischen Gegenwartskünstler, deren Bilder jetzt in Bonn gezeigt werden, das gleiche Thema aufgreifen: die traditionelle Erziehung zur dauerhaft guten Miene, mit der man klaglos und ohne Gesichtsverlust private (oder auch politische) Schande hinnehmen soll.

Doch auf diesen Gemälden ist das Lächeln gefroren, verzerrt zum Haifisch-Grinsen oder bizarr gesteigert zum zynischen Gelächter über die Zustände. Und noch ein Thema kehrt in auffallend vielen Bildern wieder: schwebende Menschen. Sind s erträumte Flüge in eine Ungewisse Zukunft? Und falls ja: Wunsch- oder Alpträume?

Kreuz und quer durch die Provinzen

Neun Wochen waren der Chef des Bonner Kunstmuseums, Prof. Dieter … Weiterlesen

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