Archiv des Autors: Bernd Berke

Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.

Das beruhigende Gefühl in der Dunkelheit – Die asketischen Arbeiten des Rolf-Gunter Dienst in Wuppertal

Von Bernd Berke

Wuppertal. Lauter schwarze Bilder. Gut, daß wenigstens die Wände weiß sind. Denn ansonsten werden Besucher im Bürgersaal des Von der Heydt-Museums ringsum von Finsternis umfangen.

Doch Rolf-Gunter Dienst (55), der diese großformatigen düsteren Tafeln schuf, meint es nicht als Ausdruck der Bedrohung. Im Gegenteil: Er jedenfalls fühle sich im Dunkeln wohl, er fühle sich aufgehoben. Auch habe das Dunkel etwas „Egalitäres“ an sich, es mache alle und alles gleich.

Gedichte des irischen Nobelpreisträgers Seamus Heaney dienten als Inspiration zur dreizehnteiligen „Schwarzen Serie“, die erstmals das Atelier des Künstlers verläßt. In Heaneys Lyrik, so findet Rolf-Gunter Dienst, könne man die Dunkelheit oft mit Händen greifen. Zitat-Probe: „Aus schwarzem Rachen / Des Torfes zieht sich die scharfe Weide / … Weiterlesen

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Lockungen einer Nymphe – „Lolita“, Adrian Lynes Neuverfilmung von Nabokovs Skandalroman

Von Bernd Berke

Es ist Hochsommer, es ist heiß. Sie liegt bäuchlings und barfüßig im Gras, spielt gedankenverloren mit ihren langen Zöpfen und blättert in einem Buch. Hinter ihr plätschert ein Springbrunnen. Sprühende Wassertröpfchen haben ihr Kleid so durchnäßt, daß sich ihre erblühenden weiblichen Formen abzeichnen. Nur unschuldiger Liebreiz oder auch schon ein Hauch bewußter Verführung?

Vorsicht, vermintes Gelände! Das Mädchen auf der Wiese ist anfangs gerade mal zwölf Jahre alt und heißt Lolita. Die skandalumwitterte Figur aus Vladimir Nakobovs Roman von 1955 hat, rund 40 Jahre nach Stanley Kubricks Kinofassung, abermals einen Filmemacher inspiriert und wohl auch in gewisser Weise erregt. Diesmal ist es Adrian Lyne, der die Geschichte jenes Literaten mit dem Doppelnamen Humbert Humbert (Jeremy Irons mit … Weiterlesen

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Im Theater steckt der Teufel – Grabbes „Scherz, Satire, Ironie…“ als Essener Lokalposse

Von Bernd Berke

Essen. Was kann der Christian Dietrich Grabbe denn dafür, daß zum Saisonende das „Junge Theater Casa Nova“ in Essen geschlossen wird? Selbstverständlich nichts, denn der Mann hat von 1801 bis 1836 gelebt. Und jetzt?

Jetzt läßt das „Casa Nova“ (kleinste Spielstätte der Theater & Philharmonie GmbH) den Dichter aus Detmold flugs antreten, um die kulturpolitische Misere der Stadt Essen erbost zu kommentieren. Man spielt Grabbes Stück „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, und man modelt es – unter Verzicht auf tiefere Bedeutung – streckenweise zur Lokalposse um. Regisseur Peter Siefert hat grobkörnige kommunale Zutaten beigemischt.

Schrubb, schrubb, in der Hölle ist großer Hausputz. Also flüchtet der darob genervte Teufel zur Erde und stiftet hier Verwirrung – nicht … Weiterlesen

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Ein fast schon harmlos wüster Weltenzirkus – Wolfgang Trautwein inszeniert Georg Büchners „Woyzeck“ in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Beim Militär wird der mittellose Mann nach Belieben geschurigelt, die Medizin demütigt ihn mit schäbigen Experimenten, und die dralle Marie hintergeht ihn mit einem strammen Tambourmajor. Geld weg, Frau weg, Ehre weg – der traurigste Blues. Schulbuchhaft gesagt: Georg Büchners „Woyzeck“ ist eine der großen Leidensgestalten unserer Dramenliteratur.

Aufwühlender Stoff also, den sich Wolfgang Trautwein am Dortmunder Schauspiel vornimmt. Blatt- und astlose Baumstümpfe hängen hier vom dunklen Himmel herab, im Hintergrund leuchtet grob skizziertes Liniengeflecht nach Art eines ausweglosen Straßen-Labyrinths (Bühnenbild: Thomas Gruber). Eine abgetötete Welt. Stumme Figuren zeigen anfangs ein Transparent mit unverständlichen Wortfetzen. Eine Welt, gegen die man auch nicht protestieren kann, weil die Sprache zerstört ist.

Dann aber betritt jener Woyzeck (Jürgen Uter) … Weiterlesen

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Wer den Schattenbereich des Daseins erkundet – Javier Marías nahm in Dortmund den Nelly-Sachs-Preis entgegen

Von Bernd Berke

Dortmund. Bescheidenheit ist eine Zier: Javier Marías (46) gab dafür ein Beispiel, als er gestern den Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund entgegennahm. Ein wenig „peinlich“ sei ihm die hohe Auszeichnung, sagte der spanische Autor der versammelten Presse. Denn vor ihm hätten doch wichtigere Schriftsteller diesen Preis bekommen.

Bereits in seiner Dankesrede hatte der Autor des Bestsellers „Mein Herz so weiß“ einen ähnlich tiefen Ton angestimmt. Angesichts der bisherigen Träger des seit 1961 verliehenen Preises fühle er sich nur „wie eine Fußnote am Seitenende“. Das mochte ihm das Publikum denn doch nicht durchgehen lassen. Ein allgemeines „Ooooh“ schallte durch den Saal. Sollte gewiß heißen: Nun aber halblang…

Desto optimistischer preschte Dortmunds Oberbürgermeister Günter Samtlebe vor. Er schloß seine Ansprache … Weiterlesen

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Blut und Feuer malen – Werkschau in Wuppertal zeigt die Obsessionen des Rudolf Schlichter

Von Bernd Berke

Wuppertal. Ginge es nur nach dem Themenspektrum, dann hätte der Mann sofort bei einem knallharten Privatsender anfangen können: Allerlei Totschlag und Lustmorde hat er gemalt oder gezeichnet, erhängte Frauen, Transvestiten, Lesben und immer wieder Huren.

Doch die simple Freudenhaus-Szene genügte ihm nicht immer, manchmal mußte es schon ein spektakulärer „Überfall auf ein Bordell“ sein. Auch ein Bildtitel wie „Zusammenkunft von Fetischisten und manischen Flagellanten“ deutet auf grellen Effekt.

Der im württembergischen Calw geborene Maler Rudolf Schlichter (1890-1955), der jetzt mit einer umfassenden Werkschau in Wuppertal präsentiert wird, hat er eine ziemlich rigorose katholische Erziehung „genossen“. Besonderen Ausgleich suchte er schon als Kind in drastisch illustrierten Karl-May-Bänden und – auf Heiligenbildchen.

Begegnung auf dem sexuellen Markt

Indianergemetzel und … Weiterlesen

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Wenn selbst die Gangster diskutieren – Wim Wenders‘ Film „Am Ende der Gewalt“

Von Bernd Berke

Filmproduzent Mike Max sitzt vor seiner Traumvilla in Malibu – mit wundervollem Blick aufs Meer. Doch er nimmt nichts von all der Schönheit wahr. Er steht unter Streß, es gibt Finanzprobleme. Also hat sich Max mit technischen Apparaten umgeben, ja gepanzert: Handy, Laptop, Fax & Co. umzäunen ihn beängstigend eng.

Selbst Max‘ Trennung von seiner Frau Paige (diesmal ziemlich geziert: Andie MacDowell) erfolgt per Mobiltelefon. Gleichzeitig schießt ihm ein Kindheitsgefühl durch den Kopf: Immerzu hat er sich damals, im Kino wie in der Wirklichkeit, bedroht gefühlt. Und heute? Da ist seine technische Abschottung gegen die sinnliche Welt vielleicht schon ein früher Anfang der Gewalt, weil sie blind macht für Mensch und Natur.

Max (Bill Pullman) ist die … Weiterlesen

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Die Kunst braucht eine Seele – Ausstellung über Auguste Rodin und seine Wirkung im Marler „Glaskasten“

Von Bernd Berke

Marl. Das ist Gruppen-Dynamik im ganz elementaren Sinn: Umrundet man Auguste Rodins berühmte Skulptur „Die Bürger von Calais“ (1895), so ergeben sich immer wieder völlig neue, stets aber ausdrucksstarke Ansichten dieser sechs verzweifelten Menschen, die anno 1347 die Schlüssel der Stadt Calais an die englischen Belagerer abgeben mußten.

Von der einen Seite aus sieht man zum Beispiel ein veritables Gebirge von Körperteilen, von einer anderen – höchst filigran – das Spiel einzelner Muskeln.

Das grandiose Jahrhundert-Denkmal hat zahllose Bildhauer beeinflußt und ist jetzt erstmals in Deutschland zu sehen. Im Marler Skulpturenmuseum „Glaskasten“ wird einer von vier tonnenschweren Abgüssen gezeigt, die zu Rodins Lebzeiten entstanden sind. Auch weitere Schlüsselwerke des Franzosen gehören zur teuren Schau, die sich erst … Weiterlesen

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Von Weltwundern und zerbrochenen Eiern – Jan Hoet bringt Spitzenstücke aus Gent in den Kunstverein Schwerte

Von Bernd Berke

Schwerte. Dieser Kontakt erweist sich als wahrer Segen: Der Belgier Jan Hoet, 1992 Chef der Kasseler documenta, ist seit Jahren gern gesehener Freund und Gast beim Kunstverein in Schwerte. Nun arbeitet Hoet als Direktor des Genter „Museum van Hedendaagse Kunst“. Und er hat für Schwerte in die Genter Schatzkiste gegriffen.

Mit rund 20 Kunstwerken ergibt sich ein Querschnitt durch die famose Genfer Sammlung. Und wann hat man in Schwerte oder auch nur in der näheren Nachbarschaft schon mal einen echten Francis Bacon oder einen Magritte bewundern dürfen?

Wer jetzt freilich euphorisch in die Ausstellung stürmen will, wird erst einmal optisch gebremst: Eine Art Senkblei baumelt von der Decke herab und versperrt den direkten Weg. Die Vorrichtung markiert … Weiterlesen

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Rainer Fetting sieht in Willy Brandt den aufrechten Charaktermenschen

Von Bernd Berke

Dortmund. Ideale Ergänzung zur mit Spannung erwarteten Uraufführung der Willy-Brandt-Oper „Kniefall in Warschau“: Die WR präsentiert im Foyer des Dortmunder Opernhauses eine Ausstellung von Rainer Fetting.

Der Künstler hat sich bildnerisch intensiv mit dem 1992 verstorbenen Altbundeskanzler befaßt. Vor der ausverkauften Opern-Premiere (20 Uhr am kommenden Samstag) wird um 18 Uhr die Schau mit rund 80 Arbeiten eröffnet. Zu sehen ist auch eine kleinere Vorstudie zu jener Brandt-Skulptur, die den Eingangsbereich der SPD-Parteizentrale in Berlin beherrscht. Im Kleinformat wirkt Brandt beinahe ein wenig introvertiert oder zumindest sehr nachdenklich, während die größere Statue eher den Visionär zeigt.

Zur erlesenen Dortmunder Auswahl gehören auch malerische Arbeiten zum Themenkreis Brandt, außerdem einige Berlin- und Mauer-Bilder sowie originelle Variationen zu einem … Weiterlesen

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Die letzte Gala-Nacht der „TeleStars“

Von Bernd Berke

Im Recklinghäuser Süden scheint ein Nest zu sein, aus dem gelegentlich Fernsehprominenz schlüpft. Als am Samstag im Kölner Edelhotel „Maritim“ die begehrten „TeleStar“-Preise von ARD und ZDF verliehen wurden, gab es kraftvolles Lokalkolorit aus der Stadt der Ruhrfestspiele.

Fußballreporter Werner Hansch, zur allgemeinen Verblüffung Preisträger in der Sparte Information/Dokumentation (mit seinem wie gewohnt kernigen Bericht vom siegreichen Schalker UEFA-Cup-Finale), war in der weitläufigen Atriumhalle des Hotels mit einem TeleStar-Gewinner ganz anderen Zuschnitts ins Gespräch gekommen: Heinrich Breloer, Autor und Regisseur von „Das Todesspiel“, jenes bewegenden Dokumentar-Dramas über den „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977. Hansch: „Wir haben festgestellt, daß wir beide die Marienschule in Recklinghausen besucht haben – unter dem selben Rektor.“ Hört, hört! Vielleicht sollte man hoffnungsvollen … Weiterlesen

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„Königsberger Möpse“ und die Dichtkunst – Sprachpreis an Zyniker Harald Schmidt

Von Bernd Berke

Die ehrwürdige Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) feiert ihren neuen Preisträger: Der Mann habe außerordentliches Gespür für die „extensive Nutzung der unterschiedlichen sprachlichen Möglichkeiten“. Seine Texte zeugten von „geistiger Freiheit und politischer Widerborstigkeit“, er stehe in der Tradition von Dichtern wie Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern. Doch kein Belletrist wird hier gepriesen, sondern Harald Schmidt.

Der „Zyniker der Nation“ ist bekanntlich viermal in der Woche mit seiner Nacht-Show beim Privatsender SAT.1 im Programm. Er hat in diesem Jahr schon etliche Auszeichnungen kassiert: Ein Adolf-Grimme-Preis wurde ihm angetragen, und RTL beeilte sich, ihm einen „Goldenen Löwen“ zu verleihen. Im Vorübergehen nahm er eine „Bambi“-Figur mit, und am nächsten Wochenende könnte noch ein „TeleStar“ hinzukommen. Da mochte auch die … Weiterlesen

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Ist die Haut der Dinge schon die Botschaft? Ahlen präsentiert Italiens Top-Designer Alessandro Mendini als Maler

Von Bernd Berke

Ahlen. Sie ist vielleicht typisch deutsch – die strikte Trennlinie zwischen E- und U-Kultur, zwischen hochheiligem Ernst und Gebrauchswert. Die meisten Aussteller scheiden hierzulande streng die freie von der angewandten Kunst. In Ahlen will man jetzt diese Grenze überspringen, indem man das (bislang meist verborgen gebliebene) malerische Werk des italienischen Top-Designers Alessandro Mendini vorstellt.

Doch was heißt hier eigentlich Malerei? Ausstellungsmacher Peter Weiß hat den Begriff, ganz in Mendinis Sinn, sehr weitherzig ausgelegt. Für den 1931 geborenen Mailänder sind nämlich bereits in kreativer Absicht kolorierte Kannen oder Vasen keine Gebrauchsgegenstände, sondern just „Gemälde“. Auch die Farbe auf einem Haus, so findet er, sei nicht mehr Element der Architektur, sondern Malerei.

Man könnte den Verdacht hegen, daß hier … Weiterlesen

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Den schönen (oder schrecklichen) Kern der Dinge zeigen – heftig gemalte Landschafts-Großformate von Bernd Zimmer in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Der Maler Bernd Zimmer reist durch die ganze Welt. Mal ist er – abseits touristischer Pfade – in der Südsee zu finden, dann wieder zieht es ihn in die Wüste Sahara oder nach Indien. Kann sich ein Mensch, der so unstet unterwegs ist, künstlerisch über Jahre hinweg treu bleiben? Oder sucht er immer wieder rastlos den völligen Neuanfang?

Beides ist der Fall. Zimmer (48), der jetzt im Dortmunder Harenberg City-Center ausstellt, ist seit seiner Frühzeit im Zeichen der „Neuen Wilden“ (Anfang der 80er Jahre in Berlin) kaum je von seinem Hauptwege abgewichen. Immer noch bevorzugt er die heftige Malweise, die stark leuchtenden Farben, die großen Bildformate. Und doch, so sagt er, beginne er mit jedem Bilde … Weiterlesen

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Der Mensch geht unter, kein Trost ist in den Dingen – Becketts „Glückliche Tage“ (und „Glückliche Texte“) im Bochumer Schauspielhaus

Von Bernd Berke

Bochum. Ein Endspiel im Sport ist etwas halbwegs Erfreuliches, man könnte es gewinnen. Die Figuren in den Theater-Endspielen des ausgesprochenen Sportfans Samuel Beckett (1906-1989) haben jedoch von vornherein verloren, ja sie sind stets dem Verlöschen nah. So auch im Stück „Glückliche Tage“, das jetzt in Bochum Premiere hatte.

Vor die glücklichen Tage hatte Regisseur Dimiter Gotscheff freilich „Glückliche Texte“ gesetzt. Dieser erste Teil des Abends, gestaltet von neun Nachwuchskräften der Schauspielschule Bochum, speist sich aus dem ungeheuerlich ins Kraut schießenden Monolog des „Lucky“ in Becketts „Warten auf. Godot“, handelnd von der lachhaften Sinnlosigkeit allen Vernunft-Strebens. Die Worte, gerecht auf die Mitwirkenden verteilt, rattern hier nur noch als Rädchen einer besinnungslos rasenden Text-Maschine, welche wiederum die Körper antreibt.… Weiterlesen

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Der Blick aufs Meer und auf die Moderne – Portugiesische Malerei in der Frankfurter Schirn

Von Bernd Berke

Frankfurt. Wie finden künstlerischen Strömungen ihren Weg bis zum Rande des Kontinents? Dieser Frage widmet sich in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle die Ausstellung „Portugals Moderne – Kunst in der Zeit Fernando Pessoas“.

In Portugal, soeben als Länderschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, haben sich Literaten wie Künstler wohl immer ein wenig vom übrigen Europa isoliert gefühlt. Der Blick des Landes ging stets vor allem aufs und übers Meer hinaus, nach Südamerika und Afrika.

Derweil entfaltete sich zu Beginn unseres Jahrhunderts in den Zentren Paris und Berlin die vielgestaltige Moderne, Und so bildeten just jene portugiesischen Künstler die Avantgarde, die sich in diesen beiden Metropolen umgetan hatten. Der Weltdichter Fernando Pessoa stand nicht nur literarisch … Weiterlesen

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Als die Rebellion noch ganz frisch war – Gespräch mit dem Autor F. C. Delius über seinen neuen Roman zur Studentenrevolte

Von Bernd Berke

Die Werkliste des Friedrich Christian Delius (54) ist lang. Das Spektrum reicht von herzhaften Attacken auf Konzerne („Unsere Siemens-Welt“, 1972) bis zum Romanzyklus über den „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977. In „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ (1994) schilderte Delius die Gefühle eines kleinen Jungen zur Zeit der Fußball-WM 1954. Sein neuer Roman „Amerikahaus und der Tanz um die Frauen“ (Rowohlt-Verlag) spielt 1966, im Vorfeld der 68er Studenten-Rebellion. Ein Gespräch mit F. C. Delius auf der Frankfurter Buchmesse:

Warum die Revolte der 60er Jahre als Romanthema? Aus Nostalgie?

F. C. Delius: Ich bin im Grunde kein „68er“, sondern ein „66er“. 1966 fing die enorme geistige und kulturelle Bewegung an und erweiterte sich dann aufs Gebiet der … Weiterlesen

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Von „Pooh’s Corner“ bis zur „Lindenstraße“ – Gespräch mit dem Autor und Übersetzer Harry Rowohlt

Von Bernd Berke

Mit seiner Nonsens-Kolumne „Pooh’s Corner“ in der „Zeit“ hat sich Harry Rowohlt (52) eine treue Fangemeinde erschrieben. Die Beiträge liegen in zwei Büchern gesammelt vor (beide im Haffmans-Verlag). Doch der Sohn des berühmten Verlagsgründers Ernst Rowohlt gilt auch als einer der besten Übersetzer aus dem Englischen. Er war es, der Frank McCourts Bestseller „Die Asche meiner Mutter“ ins Deutsche übertrug. Druckfrisch liegen Padgett Powells „Edisto“-Romane (Berlin-Verlag) vor. Ein Gespräch mit Harry Rowohlt auf der Frankfurter Buchmesse:

Herr Rowohlt, den McCourt-Roman haben die meisten Leser geradezu verschlungen. Was machen Sie besser als andere Übersetzer?

Harry Rowohlt: Tja, ich weiß nicht. Eine gute Voraussetzung ist, daß Autor und Übersetzer wesensverwandt sind. Frank McCourt hab ich mal in New York … Weiterlesen

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Die Druckware trotzt den Silberscheiben – Skeptische Töne zum Auftakt der 49. Frankfurter Buchmesse

Von Bernd Berke

Frankfurt. Probleme an allen Fronten des Buchmarktes: Die Umsätze wachsen bei weitem nicht mehr so üppig wie vor Jahresfrist. Die Europäische Kommission droht die für kleinere Verlage lebenswichtige Buchpreisbindung aufzuheben und damit den Lesestoff so zu behandeln wie jede beliebige andere Ware. Zudem bereiten das Hin und Her um die Rechtschreibreform sowie die immer schmalbrüstigeren Ankaufsetats öffentlicher Bibiliotheken Kopfzerbrechen – und das „Gespenst der Globalisierung“ erhebt gleichfalls sein schauriges Haupt.

Skeptische, ja stellenweise furchtsame Töne bestimmten gestern die Pressekonferenz zum Auftakt der 49. Frankfurter Buchmesse. Selbst das Geschäft mit elektronischen Publikationen, seit 1993 in die weltgrößte Bücherschau integriert, entwickelt sich nur im Kriechgang. Hatten Experten Anfang der 90er Jahre für die Jetztzeit einen satten Marktanteil von rund … Weiterlesen

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Man fühlt schon, wie der Winter naht – Tschechows „Kirschgarten“ im Theater Oberhausen

Von Bernd Berke

Oberhausen. „Unser Leben ist verdammt dumm“, denn: „Wir spielen uns voreinander auf.“ Anton Tschechows Drama „Der Kirschgarten“ enthält Sätze, von denen sich mancher ertappt fühlen müßte. In Oberhausen hat sich nun Thomas Goritzki (Regie) dem modernen Klassiker genähert.

Die Gutsbesitzerin Ranevskaja (Elenor Holder) kehrt, von Leben und Liebe enttäuscht, nach langen Jahren aus Frankreich ins ach so rückständige Rußland zurück. Doch auch dort ist nichts mehr so, wie es war. Ihr Verwalter Lopachin (Andrea Bettini), aufgewachsen noch als Sohn eines Leibeigenen, zieht inzwischen die geschäftlichen Fäden. Er stellt die Dame von Welt vor die Wahl: Entweder, die Ranevskaja lasse ihre überschuldeten Güter freiwillig parzellieren und stückweise an Sommerfrischler verkaufen, oder das Ganze müsse in einem Rutsch zwangsversteigert … Weiterlesen

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Lebensmuster im Pullover – Rosemarie Trockel stellt in ihrer Geburtsstadt Schwerte aus

Von Bernd Berke

Schwerte. Das schlichte Foto, aufgenommen bei einer Klassenfahrt im Jahre 1966, zeigt zwei Mitschülerinnen. Meist verschwinden solche Erinnerungen in alten Kartons oder Alben und werden selten hervorgekramt. Ganz anders bei einer Künstlerin wie Rosemarie Trockel. Da lagern sich im Laufe der Zeit immer mehr Gedanken und Assoziationen an –und aus einem solchen Foto wird eine ganze Bilderserie.

Mit der Ausstellung ,„Gudrun“ (so heißt eine der Schulfreundinnen auf besagtem Foto) kehrt die hoch gehandelte Rosemarie Trockel abermals an ihren Geburtsort Schwerte zurück. Es ist die dritte Ausstellung, die ihr der rührige Kunstverein ausrichtet. Bei der jüngsten documenta in Kassel erregten Frau Trockel und Carsten Höller Aufsehen mit einem „Haus für Schweine und Menschen“, in Schwerte präsentiert sie nun … Weiterlesen

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Keiner weiß, wo das Handy gerade klingelt – Hellmuth Karaseks listiges Buch über Mobiltelefone

Von Bernd Berke

Das Buch war fällig. Denn keine technische Errungenschaft hat den Alltag zuletzt so erobert wie das Mobiltelefon, sprich: das Handy. Also sollten wir die menschlichen und kulturellen Folgen des Gebrauchs bedenken. Genau das hat Hellmuth Karasek („Das Literarische Quartett“) getan.

„Hand in Handy“ heißt sein neues Buch. Der Titel klingt mit fortschreitender Lektüre gar nicht mehr rätselhaft. Karasek schildert besonders die Konsequenzen, die das mobile, ja tendenziell ortlose Gequatsche für unser Liebesleben hat. Statt wie früher Hand in Hand miteinander zu gehen, treffen viele Leute jetzt lieber – Hand in Handy – fernmündliche, möglichst unverbindliche Verabredungen (neudeutsch: Dates).

Das Fremdgehen wird leicht gemacht

Die Kunst des Fremdgehens hat laut Karasek mit dem Aufkommen des Handys (in Deutschland … Weiterlesen

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Endlich mehr Leben ins Museum holen – Pläne des neuen Bochumer Direktors Hans Günter Golinski

Von Bernd Berke

Bochum. Mit der Entscheidung für Hans Günter Golinski (43), der am 1. November neuer Direktor des Museums Bochum wird, hat die Stadt auf personelle Kontinuität gesetzt. Der Mann arbeitet seit immerhin acht Jahren im Hause. Doch er will einiges anders machen als sein bisheriger Chef Peter Spielmann.

„Wir werden in der ganzen Fachwelt als Ghetto für Ostkunst wahrgenommen“, klagte Golinski gestern. Das Museum brauche endlich ein zeitgemäßes Profil. Die Zeiten des „Kalten Krieges“, in denen es verdienstvoll war, vorwiegend Künstlern aus Osteuropa ein hiesiges Forum zu schaffen, seien vorbei. Das könne man heute in den Ursprungsländern besser.

Golinski will eine strenge Inventur der Bestände vornehmen und Lücken schließen. Damit sich die Bochumer mit der Sammlung identifizieren, sollen … Weiterlesen

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Aus kleinen Punkten entsteht die Welt – Kölner Wallraf-Richartz-Museum zeigt Werke der Pointillisten

Von Bernd Berke

Köln. Augenflimmern garantiert: Um unendlich viele kleine Punkte dreht sich jetzt alles im Wallraf-Richartz-Museum. Denn die Künstler des Pointillismus (von französisch „Le Point“ – der Punkt) haben ihre Bilderwelten just aus lauter Farb-Fleckchen erzeugt. Anreger dieses Stils war Georges Seurat. Er hatte sich im langweiligen Militärdienst Anfang der 1880er Jahre mit Physik-Büchern eingedeckt und aus der Lektüre weitreichende Schlüsse für die Malerei gezogen.

Die Farben, so befand Seurat, dürften nicht flächig und vermischt aufs Bild gelangen, sondern müßten – ewigen optischen Gesetzen folgend – in ihre Bestandteile zerlegt werden, in Punkte aus „reinen“ Farbwerten. Der sinnliche Gesamteindruck werde sich dann in der Wahrnehmung des Betrachters ergeben.

„Auf den Spuren von Georges Seurat“ heißt die Kölner Schau. Mal … Weiterlesen

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Gar hübsch schnurrt die Mechanik ab – Molières „Der eingebildet(e) Kranke“ am Westfälischen Landestheater

Von Bernd Berke

Castrop-Rauxel. Neue Stufe der Gesundheitsreform: Einfach nicht mehr zu den Ärzten gehen, sondern auf die Selbstheilungskräfte der Natur vertrauen. Behandlungen und Medikamente richten sowieso nur Schaden an.

Nein, nein, das ist kein neuer Sparvorschlag voll Minister Seehofer, sondern so legt es uns bereits der Dramatiker Jean Baptiste Molière (1622-1673) nahe. Sein Stück „Der eingebildet(e) Kranke“ hatte jetzt zum Saisonauftakt am Westfälisehen Landestheater (WLT) Premiere.

Man spielt die moderne Übersetzung von Tankred Dorst, und die setzt mit den Verbesserungen just schon beim Titel an: „Le malade imaginaire“ heißt nun auf Deutsch nicht mehr „Der eingebildete Kranke“, sondern „Der eingebildet Kranke“. Kein Arroganter also, der krank ist, sondern ein Mensch, der sich lediglich einbildet, krank zu sein.

Genug der … Weiterlesen

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Die Kunst strebt nach Unendlichkeit – Rolf Nolden und Norbert Kricke im Ahlener Museum

Von Bernd Berke

Ahlen. Viele Künstler hüllen sich in melancholisches Schweigen, wenn sie etwas über ihre Arbeit sagen sollen. Weil die Kunst für sich selbst sprechen soll. Vielleicht meinen sie auch, daß wir sie sowieso nicht verstehen. Es gibt aber auch solche, deren Rede in eigener Sache überfließt. Zu ihnen zählt Rolf Nolden, der jetzt vom Kunstmuseum Ahlen präsentiert wird.

Man muß sich die Situation vorstellen: Nolden hat die Ausstellung eigenhändig aufgebaut, rund 14 Tage lang. In dieser Phase war er nahezu allein mit den leeren Räumlichkeiten. Bis alles so war, wie er es wollte, hat er immer und immer wieder Feinabstimmungen von Form, Farbe und Material vorgenommen, hat Fluchtlinien, Perspektiven, Horizonte und Blickachsen neu ausgerichtet. Denn dasselbe Kunstwerk wirkt … Weiterlesen

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Auch das Theater braucht einen Libero – Gespräch mit dem WLT-Intendanten Harald F. Petermichl

Von Bernd Berke

Castrop-Rauxel. Das Westfälische Landestheater (WLT) behält seinen Sitz auf absehbare Zeit in Castrop-Rauxel. Von einem Umzug nach Iserlohn ist derzeit nicht mehr die Rede. Das – und einiges mehr – erfuhr die WR im Gespräch mit dem WLT-lntendanten Harald F. Petermichl (40).

Der gebürtige Bayer und bekennende Fußballfan arbeitet seit 1991 am WLT. Er ist nach dem Weggang seines Ko-Direktors Norbert Kronisch (der Intendant in Osnabrück wurde) alleiniger Leiter der Bühne. Petermichl steckt mitten in den Vorbereitungen zur Saison, die am 6. September mit „Der eingebildete Kranke“ beginnt.

Was ändert sich beim WLT, nachdem Sie Solo-Intendant geworden sind?

Harald F. Petermichl: Ich würde meine ganze bisherige, Arbeit in Frage stellen, wenn ich sagen würde: „Ab jetzt machen … Weiterlesen

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Zum Schluß bleibt noch die Altersmilde – Robert Gernhardts „Lichte Gedichte“

Von Bernd Berke

„Ist der Mensch nicht mehr im Bilde, / bleibt ihm noch die Altersmilde.“ Klingt fast nach Wilhelm Busch, ist aber von Robert Gernhardt.

Der Dichter (Jahrgang 1937), in den 60er Jahren Mitbegründer der „Neuen Frankfurter Schule“ subtil-parodistischen Humors, gilt längst als einer der wichtigen deutschen Schriftsteller dieser Zeit. In seinem neuen Lyrikband geht es denn auch um die allzeit großen Themen der Literatur – Liebe, Tod und Vergänglichkeit. Gernhardts nach wie vor sprungbereiter Witz hat eine tiefere Grundierung erhalten als ehedem.

Acht Kapitel hat das Buch. Es beginnt mit Lust- und Liebesdingen sowie elegischen Bemerkungen zur (schwindenden) Natur. Kunstsinnige Betrachtungen, Reise-und Alltags-Impressionen schließen sich an. Auch sportliche Momente eines Boris Becker, die erhabene Häßlichkeit eines Recklinghäuser Hotels … Weiterlesen

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Wer die Träume der Kindheit festhält… – Einzigartiges Museum der Jugendwerke in Halle/Westfalen

Von Bernd Berke

Halle/Westfalen. Als Hannah zarte drei Jahre alt war, kritzelte sie die zerbrechliche Gestalt eines kleinen Mädchens aufs Blatt. Es hat ein gesundes und ein ganz verschattetes, offenbar verletztes Auge. Viele Jahre später kannte man Hannah Höch als dadaistische Künstlerin. Nun zeichnete sie beispielsweise eine „Maschinenfrau“ mit metallischer Brust und – einem genau so verletzten Auge. Träume oder Besessenheiten aus der Kindheit festzuhalten – ein Kennzeichen des Genies?

Sinnliche Studien zu dieser Frage lassen sich im ostwestfälischen Idyll betreiben: Am schmucken Kirchplatz zu Halle (bei Bielefeld) erhebt sich ein 750 Jahre altes Haus mit wunderschön winkligen Räumen und knarrenden Stiegen, das ehedem Kloster und Gefängnis war. Heute beherbergt es das weltweit einzigartige, kürzlich zehn Jahre alt gewordene „Museum … Weiterlesen

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Ein Mann sucht seine Frauenformel – Matthias Polityckis „Weiberroman“

Von Bernd Berke

«Wie sollte man dermaßen viel Frau aushalten? Wo man doch erst 21 war und sich nach einem Mädchen sehnte“, seufzt Gregor Schattschneider. Jaja, da gibt es Unterschiede. Gerade weil Gregor, Held in Matthias Polityckis „Weiberroman“, ständig im Gefühls-Chaos steckt, hält er formal auf Ordnung im Seelen- und Hormon-Haushalt: Er stellt lauter Frauen-Hitlisten auf, und einmal tastet er sich gar zu einer „Frauenformel“ vor, gegen die Einsteins Relativitätstheorie oder Heisenbergs Weltformel Kinkerlitzchen sind.

Gregor in drei Lebensphasen: Anfang der 70er Jahre erleben wir seine Pubertätsnöte in Lengerich (Münsterland), gegen Ende der Dekade studiert er in Wien – und ausgangs der 80er Jahre begegnen wir dem Taugenichts, der mit 32 Jahren immer noch kein Examen zuwege gebracht hat, in … Weiterlesen

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Zutritt in ein Zauberland – Werkschau des 95-jährigen Woldemar Winkler in Hamm

Von Bernd Berke

Hamm. Es fällt „Diamantregen über Aschenputtels Goldschuh“, oder man begeht die „Muschelzeremonie unterm Baldachin“. Doch wenn man „Erinnerung in Schweigen vergräbt“, erschrickt man vielleicht vor den „Zerpeitschten Ausgeburten des Fieberreichs“. Die Bilder-Titel des Woldemar Winkler (95) hören sich an wie poetische Parolen für den Einlaß in ein Traum- und Zauberland. Solche Sphären lernt man jetzt im Hammer Gustav-Lübcke-Museum kennen.

Winkler, der aus der Nähe von Dresden stammt und seit 1949 bei Gütersloh lebt, war bereits in den frühen 1920er Jahren künstlerisch tätig – im gedanklichen Sog eines André Breton, der im Surrealistischen Manifest (1924) zum Aufspüren geheimer Entsprechungen zwischen entferntesten Dingen aufrief. Winkler orientierte sich zudem an Paul Klee und Wassilv Kandinsky. Sie forderten, daß die Kunst … Weiterlesen

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Kunst aus dem Geiste der Unordnung – „Gefährdetes Gleichgewicht“ in der Bochumer „Galerie m“

Von Bernd Berke

Bochum. Häuser und Straßen zerfließen, vom Himmel regnen Bäume herab. Natur und Zivilisation werden in einen Strudel hineingerissen. 1919 malte Chaim Soutine diese in völliger Auflösung begriffene „Landschaft bei Gagnes“. Das Bild ist wie ein erster Grundakkord zur Ausstellung in der renommierten Bochumer „Galerie m“: „Gefährdetes Gleichgewicht“.

Galerist Alexander von Berswordt-Wallrabe (54) spürt in hochkarätigen Werken aus eigenen Beständen und einigen Leihgaben einem allgemeinen Muster in der Kunst dieses Jahrhunderts nach: Der Ausstellungstitel meint verlorene Balance und Verunsicherung auf allen Ebenen, in vielfältigen Formen und vor allem: Verformungen.

Erlesen schon der Auftakt: Chaim Soutine und Lovis Corinth leiten gegenständlich zum Thema hin. Auch Edvard Munch („Zwei Menschen“) gehört noch in diese Abteilung. Er malte eine Szene abgrundtiefer … Weiterlesen

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Die reine Gegenwart genießen – „Ein kurzes Buch über die Liebe“ von Jochen Schimmang

Von Bernd Berke

Der Erzähler geht so gern durch Kölns urige Quartiere. Dermaßen ans Herz gewachsen ist ihm sein „Veedel“, daß er sogar „Touristen aus anderen Teilen der Stadt“ mißtrauisch beäugt. Manchmal sucht er Kinos und noch öfter Kneipen auf. Und da er langsam in die Jahre kommt, schaut immer sehnsüchtiger den jungen Frauen nach.

„Ein kurzes Buch über die Liebe“, immerhin 45 Kapitel und 316 Seiten lang, hat der Kölner Autor Jochen Schimmang geschrieben. Hauptperson ist ein nicht sehr erfolgreicher Schriftsteller. Der belauscht anfangs im Straßenlokal ein junges Paar, dessen Liebe zu erkalten beginnt. So darf es eben nicht kommen, sagt er sich.

Die Probe aufs eigene Exempel bleibt ihm nicht erspart: Denn bald begegnet dieser Literat der jungen … Weiterlesen

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„Verunglückte Spaziergänge“ und mehr von der Video-Künstlerin Katharina Wibmer im Marler „Glaskasten“

Von Bernd Berke

Marl. Betritt man die Ausstellungsräume im Untergeschoß des Marler Skulpturenmuseums „Glaskasten“, so findet man nahezu völlig leere Flächen vor. Auf der Fensterbank steht ein im Baumarkt gekaufter Gartenzwerg in bunter Reihe mit Hase, Frosch und Huhn – Kitsch aus Keramik. Ansonsten stapeln sich hie und da ein paar Videorecorder und Bildschirme. Öde und langweilig? Abwarten.

Denn wenn die Bildschirme erst einmal zu flimmern beginnen, kommt gespenstisches Leben in die Räume: Katharina Wibmer (31) aus Gräfelfing stellt hier aus. Im Vorjahr hat sie den 7. Marler Video-Kunstpreis bekommen, und es ist gute Tradition, daß der (ansonsten undotierten) Auszeichnung eine Würdigung im ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“ und eine Einzel-Präsentation im „Glaskasten“ folgen.

Im aus Ziegeln gemauerten Halbrund befinden sich fünf TV-Geräte, … Weiterlesen

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Der Abschied vom alten Plunder – „Wien um 1900″ im Wuppertaler Museum

Von Bernd Berke

Wuppertal. Auf kostbare Art wird man in dieser Ausstellung empfangen. Geht man die Treppe hinauf, schaut man schräg von unten auf ein Damenbildnis: In sattem Purpurrot leuchtet Hans Makarts Porträt der Dora Fournier-Gabillon. Ihr Kleid sieht sündhaft teuer aus. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man aber Risse im Gemälde. Der Künstler selbst hat wütend darauf eingedroschen, als ihn die Dargestellte nicht heiraten mochte.

Wie sich die Kunst. in „Wien um 1900″ (Ausstellungstitel) von solch opulenten Salonbildern zum ornamentalen Jugendstil und schließlich zum Expressionismus entwickelte, das kann man nun im Wuppertaler Von der Heydt-Museum studieren, in einer klug konzentrierten Schau mit Porträts und Interieurs, ergänzt durch kunstvoll gestaltete Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände jener Epoche.

Einmal mehr kann Wuppertal (in … Weiterlesen

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Sabbel, Babbel, Schnüß und Goschen – Nützlich und vergnüglich zugleich: Das neue „Wörterbuch deutscher Dialekte“

Von Bernd Berke

Deutschlands geographische Fläche ist vergleichsweise klein. Da sollten eigentlich alle Mitglieder der Sprachgemeinschaft einander leicht verstehen. Sollte man theoretisch meinen. Doch wir alle wissen, daß es ganz anders sein kann. Wenn ein Bayer oder Ostfriese so richtig in ihrem Dialekt loslegen, verstehen andere Landsleute fast nichts mehr. Ein wenig Abhilfe schafft vielleicht das neue „Wörterbuch deutscher Dialekte“.

Am interessantesten ist wohl der mittlere Teil des Buches. Hier findet man das, was die Fachleute eine Synopse nennen. Auf deutsch: eine direkte tabellarische Gegenüberstellung der Ausdrücke aus zehn deutschen Hauptdialekten (wobei das Westfälische dem Westniederdeutschen zugeschlagen wird). Insgesamt 292 hochdeutsche Stichwörter und ihre jeweiligen Dialekt-Ausformungen werden erfaßt.

Man glaubt es kaum, welche herrliche Vielfalt entsteht, wenn all diese Mundarten … Weiterlesen

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Schöne Sauferei des Nebels – Ein Buch gegen den Zeitgeist: Über den Zusammenhang von Tabak und Kultur

Von Bernd Berke

Wo findet man das sonst noch? Ein Buch, das sich eindeutig f ü r den Rauchgenuß erwärmt und dazu solche Sätze ins Feld führt: „Ich behandle das Leben als etwas Unangenehmes, über das man durch Rauchen hinwegkommen kann.“ Dies gestand einst der Dichter Robert Musil.

Ähnlich denken und fühlen die meisten Menschen, die in dem Buch vorkommen: „Auf leichten Flügeln ins Land der Phantasie – Tabak und Kultur“ heißt das Werk wider den Zeitgeist. Mit Freude an der Sache und anekdotischer Würze beschreibt der Autor Detlef Bluhm zunächst, wie Christoph Columbus das Kraut bei den Indianern vorfand und nach Europa brachte. Passendes Zitat vom Edel-Feuilletonisten Victor Auburtin: „Die Indianer haben das Tabakrauchen erfunden, welches die größte aller … Weiterlesen

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Wie der Mensch entschwindet – Die Leidens-Bilder des Tom Wood in Schloß Cappenberg

Von Bernd Berke

Selm-Cappenberg. Man fühlt sich seltsam verunsichert, wenn man die Bilder des Briten Tom Wood betrachtet. Genau das ist beabsichtigt.

Wood (Jahrgang 1955) spürt dem universellen Schmerz nach, der aus der fragilen Identität des Menschen herrührt. So jedenfalls beschreibt er selbst seinen künstlerischen Antrieb.

Eine der großformatigen Arbeiten, die jetzt als Deutschland-Premiere im Cappenberger Schloß gezeigt werden, ist in Los Angeles entstanden, und zwar kurz vor dem letzten größeren kalifornischen Erdbeben. Als Wood wieder daheim in Halifax (West Yorkshire / England) war und die schlimmen Nachrichten aus den USA vernahm, überarbeitete er das Bild. Ein einsamer Mensch wird jetzt geradezu von blauen Farbwogen überflutet; Sinnbild einer allzeit brüchigen, jederzeit bedrohten Existenz. „Corpus“ heißt die Ausstellung, und man denkt … Weiterlesen

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Warnung vor der „gelben Gefahr“ – Roman zur Übernahme Hongkongs durch China: „Kowloon Tong“ von Paul Theroux

Von Bernd Berke

Ab heute gehört die brodelnde Finanzmetropole Hongkong zur kommunistischen Volksrepublik China. Das historische Ereignis zwischen Bangen und Hoffen erschöpft sich nicht nur in Tagesnachrichten. Auch der Roman zum „Chinese takeaway“ liegt auf deutsch vor: „Kowloon Tong“ von Paul Theroux.

Theroux ist nicht irgendwer. Sein Buch „Mosquito Coast“ wurde 1986 von Peter Weir erfolgreich verfilmt, die Hauptrolle spielte Harrison Ford. Der Amerikaner Theroux, immer für einen Bestseller gut, zählt zu den großen Fernreisenden unter den Schriftstellern – ähnlich wie Cees Nooteboom oder der so früh verstorbene Bruce Chatwin. Auch in Hongkong kennt der weitläufige Mann sich bestens aus. Und so läßt er denn auch immer wieder Detailwissen über örtliche Gepflogenheiten einfließen, vorzugsweise über den Umgang mit Sex, Essen … Weiterlesen

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Dieses Leben, das die Menschen zermalmt – „Der Pianist“: Drei Erzählungen von Viktorija Tokarjewa

Von Bernd Berke

Will man erfahren, was entschlackter Stil ist, so sollte man die Erzählungen der Russin Viktorija Tokarjewa lesen. Mit ein paar prägnanten Skizzen-Strichen ist die Erzählsituation aufgebaut – und schon befindet man sich mittendrin.

Drei Erzählungen enthält ihr Band „Der Pianist“. In der Titel-Geschichte geht es um jenen Klaviervirtuosen Mesjazew, dessen Familienleben desolat verläuft. Nach einer Deutschlandtournee gerät er vollends in die Sinnkrise und kommt in ein Sanatorium. Dort lernt er die Vamp-Frau Ljulja kennen und (mitten im Schnee) körperlich lieben, wobei Eierlikör über ihren Pelzmantel rinnt – Bild einer Sinnlichkeit, die haltlos alles besudelt.

Eine verzehrende Sucht nach dem ganz anderen Leben bricht sich düster Bahn. Drang nach Freiheit und zugleich die Angst vor davor vereinen sich … Weiterlesen

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